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Bozen, Göttingen, 21. November 2014
Proteste der Elsipogtog-Mi'kmaq First Nation in New Brunswick, Canada.
Der kanadische Premierminister Stephen Harper soll endlich
eine nationale Untersuchungskommission einsetzen, um das wahre
Ausmaß der Verbrechen an indigenen Frauen in seinem Land zu
ermitteln. Dazu hat die Gesellschaft für bedrohte
Völker (GfbV) den Premierminister anlässlich des
Internationalen Tages zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen am
25. November aufgefordert. "Die kanadische Bundespolizei RCMP hat
in einem Bericht selbst festgestellt, dass fast 1.200 Frauen der
indianischen First Nations, der Inuit und Métis zwischen
1980 und 2012 vermisst gemeldet und mehr als 1.000 von ihnen
ermordet wurden", schrieb die Menschenrechtsorganisation an
Harper. "Eine unabhängige Untersuchung ist der einzige Weg,
ein ungeschöntes Bild über den Umgang der
Sicherheitskräfte mit dieser Opfergruppe zu erhalten und
eine tragfähige Grundlage für längst fällige
Reformen des Polizeiwesens zu schaffen." Den
Sicherheitskräften wird von den betroffenen Familien
systematischer Rassismus vorgeworfen. Harper weist diesen Vorwurf
weit von sich.
"Viele der Frauen sind Mütter, oft sind es aber auch sehr
junge Mädchen", berichtete die GfbV-Referentin für
indigene Völker, Yvonne Bangert am Freitag in
Göttingen. "Ihren Familien und ihrem ganzen Volk geht mit
ihnen ein Stück Zukunft verloren. Sie nennen diese Frauen
deshalb "stolen sisters" - "geraubte Schwestern"." Eine Bewegung
gleichen Namens dokumentiert in Kanada Schicksale, organisiert
Mahnwachen, fordert Aufklärung von Fällen, die zu den
Akten gelegt wurden. Dem kanadischen Staat wirft "Stolen Sisters"
vor, dass nach indigenen Frauen nicht so intensiv gesucht werde
wie nach Frauen anderer ethnischer Abstammung.
"Indigene Frauen werden oft als Prostituierte oder
Alkoholikerinnen abgestempelt und dadurch selbst für ihr
Schicksal verantwortlich gemacht", kritisierte Bangert. "Dabei
brauchen sie, die als Frauen und Ureinwohnerinnen doppelt
diskriminiert sind, dringend Hilfe, um ihre Lebensbedingungen zu
verbessern und der Armut zu entkommen."
11,3 Prozent aller offiziell gemeldeten Vermissten und 16 Prozent
der weiblichen Mordopfer in Kanada sind indigene Frauen. Dabei
machen sie nur 4,3 Prozent der Gesamtbevölkerung aus.
Während im Durchschnitt 83 Prozent der Vermisstenfälle
in Kanada aufgeklärt werden, sind es bei den Fällen mit
indigenen Opfern nur 53 Prozent. Die Täter stammen meist aus
dem persönlichen Umfeld der Opfer. Die GfbV geht davon aus,
dass weit mehr indigene Frauen verschwunden sind, missbraucht und
ermordet wurden als offiziell angegeben. Denn nicht alle Familien
geben Vermisstenanzeigen auf. Sie trauen der Polizei oft nicht.
Darüber hinaus differenzieren die Statistiken häufig
nicht nach ethnischer Zugehörigkeit eines Mordopfers.
Mitte August 2014 empörte der Fall der 15-jährigen Tina
Fontaine von der Sagkeeng First Nation ganz Kanada. Polizisten
und eine Sozialarbeiterin sprachen mehrfach mit ihr, als sie
bereits auf den Vermisstenlisten geführt wurde, brachten sie
aber nicht nach Hause. Dann wurde ein Müllsack mit ihrer
Leiche aus dem Red River in Manitoba gezogen.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2013/131122de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2008/080613de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2006/060124ade.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2005/051021ade.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-nord/lubicon.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-nord/indian-mv.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-nord/indian.html
| www.gfbv.it/3dossier/siberia/klima2006-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/siberia/artic2006-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/global-sozial.html
in www: http://de.wikipedia.org/wiki/First_Nations
| www.stolensisters.com |
www.amnesty.ca/sites/default/files/amr200032004enstolensisters.pdf
|
www.amnesty.ca/our-work/issues/indigenous-peoples/no-more-stolen-sisters
| www.pauktuutit.ca |
www.nativeyouthsexualhealth.com
| www.nwac.ca