Von Angelika Gerstacker, Ulrich Delius, Rebecca Sommer
Göttingen, July 2006
INHALT
1. Eine Menschenrechts-Tragödie spitzt sich
zu
Tausende Hmong wagen sich nicht aus dem Dschungel |
Überlebende schwer traumatisiert | Berichterstattung
unerwünscht | Hmong in Laos seit Jahrzehnten diskriminiert |
Laos verletzt humanitäres Völkerrecht
2. Hmong-Flüchtlinge berichten
Zur Methodik der Datenerhebung | Die sechs Focus-Gruppen |
Angehörige der älteren Generation | Schwer
traumatisiert: Kinder und Jugendliche | Glaubwürdigkeit der
Zeugenaussagen
3. Zusammenfassung der Zeugenaussagen
Angriffe auf Dörfer | Dreißig Jahre lang Angriffen
und Not ausgesetzt | "Wir verteidigen nur unser Leben" | Einsatz
chemischer Waffen | Hunger | Frauen leiden besonders |
Verstümmelungen | Verrat und Betrug der Regierung von Lao |
Traumatisiert
4. Wir flehen euch an: Rettet unser Leben! Stimmen
der Hmong
5. Zeugenaussagen aus dem Bericht "Report on 1100
Hmong Lao" von Rebecca Sommer
SHONGMA VANG | VANGZE HER | NAO YIA VUE | BLIAPAO XANGXU | TZENG
LOR | SHOUA VUE | CHUEKONG VANG | Video-Interview mit PA XIONG |
Video-Interview mit WAMENG THAO
6. Forderungen
7. Pressespiegel
In den letzten Monaten und insbesondere seit
Mai 2006 haben die Hilferufe, die die internationale
Öffentlichkeit aus dem Dschungel von Laos erreichen,
dramatisch zugenommen: Laotische und vietnamesische
Militäreinheiten führen gezielte Großoffensiven
durch, um sämtliche Hmong-Gruppen aufzuspüren, die sich
im Regenwald der Sperrzone Xaysomboun versteckt halten. Die
Militärs betrachten diese Gruppen, die zum
überwiegenden Teil aus unbewaffneten, völlig
verängstigten Frauen und Kindern bestehen, als
"Widerstandskämpfer", obwohl es seit Jahren keinerlei
Anzeichen für bewaffneten Widerstand mehr gibt. Die letzte
Großoffensive fand im Juli 2006 statt - dabei wurden drei
in den Wäldern vermutete Hmong-Gruppen gezielt von
Militärs eingekesselt. Eine der Gruppen teilte der
Filmemacherin und GfbV-Repräsentantin Rebecca Sommer
über Satellitentelefon mit, dass 66 ihrer Mitglieder dabei
getötet worden seien.
Seit vielen Jahren wiederholen sich Berichte über
furchtbare Massaker, die an Hmong-Gruppen verübt werden, die
sich im Dschungel der Xaisomboun Sonderzone versteckt halten. Das
gesamte Ausmaß der menschenrechtlichen und humanitären
Tragödie der in den Wäldern untergetauchten Hmong wurde
von der Weltöffentlichkeit jedoch bis heute nicht
wahrgenommen. Grund dafür ist vor allem, dass die laotischen
Behörden das Gebiet, in dem sich die meisten Hmong versteckt
halten, zum Sperrgebiet für Ausländer erklärt
haben und nur wenige Nachrichten aus den Krisengebieten nach
außen dringen konnten. Eines der jüngsten Massaker an
unbewaffneten Hmong fand am 6. April 2006 nahe der laotischen
Stadt Vang Vieng statt. Dabei wurden mindestens 26 Frauen und
Kinder- darunter 12 Kinder unter 10 Jahren - von Soldaten
niedergemetzelt. Vier weitere Personen wurden verletzt und
fünf Babys verhungerten, weil sie nach dem Tod ihrer
Mütter nicht mehr gestillt werden konnten. Die unbewaffneten
Hmong waren massakriert worden, als sie außerhalb ihres
Verstecks auf der Suche nach Nahrung waren [ 1 ].
Ein weiteres Massaker, über das glaubwürdige Berichte
vorliegen, fand am 19. Mai 2004 in der Region Xaisomboun statt,
als fünf unbewaffnete Hmong-Jugendliche, die sich auf
Nahrungssuche befanden, von Soldaten aufgegriffen wurden. Die
vier Mädchen im Alter zwischen 14 und 16 Jahren wurden
vergewaltigt, bevor sie ermordet wurden. Auch ihr 15 Jahre alter
Bruder wurde getötet. Die Opfer wurden aus kürzester
Entfernung verstümmelt. Die laotische Regierung stritt jede
Verantwortung regulärer Soldaten für diese
Menschenrechtsverletzungen ab. Ins Ausland geschmuggelte
Filmaufnahmen belegen jedoch die Verstümmelungen der
Jugendlichen. Die wenigen schwer traumatisierten
Flüchtlinge, die sich nach Thailand flüchten konnten,
berichten von Tausenden Soldaten, die in den letzten Monaten die
verbotene Sonderzone überfluteten und buchstäblich Jagd
auf die versteckten Hmong-Gruppen machten. Dabei werden in der
Regel zuerst Kampflugzeuge und Hubschrauber eingesetzt, um die
Gruppen aus der Luft zu lokalisieren und sie mit chemischen
Waffen und Granaten anzugreifen. In vielen Fällen folgen ein
paar Tage später Angriffe durch Bodentruppen, die ohne
jegliche Vorwarnung schweres Artilleriefeuer auf die fliehenden
Menschen eröffnen.
Laut
Zeugenaussagen von nach Thailand geflüchteten Hmong kam es
aufgrund der massiven Militärpräsenz in der Region
wiederholt zu grausamen Folterungen, Verstümmelungen und
Vergewaltigungen an gefangen genommenen Hmong, die danach
ausnahmslos getötet wurden. Die furchtbare Gewalt machte
auch vor Kindern nicht Halt: Hmong-Flüchtlinge berichten von
Fällen, in denen Babys gegen Bäume geschlagen wurden
und Kindern von vietnamesischen Soldaten der Bauch aufgeschlitzt
wurde, sodass die Gedärme heraushingen. Die Kinder starben
langsam und qualvoll, teilweise bei vollem Bewusstsein,
während ihre verzweifelten Eltern versuchten, die
heraushängenden Gedärme wieder in die Körper zu
stopfen - ohne über medizinische Hilfsmittel zu
verfügen und somit ohne jede Aussicht auf Erfolg.
Filmmaterial, das solche Gräueltaten belegt, wurde erst vor
kurzem aus der verbotenen Sonderzone herausgeschmuggelt, und an
die UN-Representantin der GfbV Rebecca Sommer weitergeleitet.
Tausende Hmong wagen sich nicht aus dem
Dschungel
Mehrere Tausend noch versteckt in den Wäldern lebende Hmong
vegetieren dort unter katastrophalen Bedingungen dahin. Es fehlt
am Allernotwendigsten, nicht nur an Nahrungsmitteln, sondern auch
an Medikamenten. Wunden können nicht verbunden werden, oft
müssen Körperteile amputiert werden, weil Wunden nicht
ordnungsgemäß versorgt wurden. Der Anführer einer
ursprünglich großen Hmong-Gemeinschaft berichtete
bereits im Jahr 2003 über ein eingeschmuggeltes
Solar-Satelliten-Telefon einem Journalisten des Time Asia
Magazine (Time Magazine, 28.4.2003) detailliert über von ihm
registrierte Verletzungen von Angehörigen seiner Gruppe. Als
er 1975 begonnen hatte, den Gesundheitszustand seiner
Gemeinschaft zu erfassen, gehörten ihr noch 7.000 Personen
an. In den Folgejahren teilte sie sich in mehrere kleinere
Gruppen, die ständig von Versteck zu Versteck zogen. 2003
lebten in diesen Gruppen nur noch 800 Menschen, darunter 56
Waisenkinder, 40 Witwen und 11 Witwer. 30 Prozent von ihnen
litten unter den Folgen von Schussverletzungen. Er selbst hatte
seine linke Hand bei einer Amputation im Regenwald im Jahr 1974
verloren. Die dramatisch hohe Zahl an Verletzungen in dieser
einen Hmong-Gruppe zeigt beispielhaft wie schlecht es um die
Gesundheitsversorgung der im Dschungel versteckten Hmong steht.
Zum aktuellen Zeitpunkt (im Sommer 2006) soll die Gruppe nur noch
300 - 500 Menschen umfassen, wie der Anführer seinem in den
USA lebenden Bruder über Solar-Satelliten-Telefon
berichtete. Die genaue Zahl kann nicht mehr erfasst werden, da
die vier Untergruppen aufgrund der Umzingelung durch Soldaten
nicht miteinander kommunizieren können.
Angehörige der Hmong, die im Vertrauen auf
eine von der laotischen Regierung versprochenen Amnestie ihre
Verstecke freiwillig aufgeben, müssen befürchten
verhaftet und interniert zu werden: Als sich im Juni 2005 eine
Gruppe von 171 in den Wäldern lebenden Hmong den
Behörden ergab, erwartete sie statt der versprochenen
Amnestie die Internierung in einem Konzentrationslager in der
Provinz Xieng Khouang. Die verzweifelten Menschen hatten nach 30
Jahren im Dschungel-Versteck aufgegeben, weil sie keinerlei
Überlebenschancen mehr sahen. "Wir sind umzingelt, wir
werden andauernd angegriffen... Wir können nicht auf
Nahrungssuche gehen, wir verhungern", erklärte einer ihrer
Führer. "Wenn wir bis zum Ende dieses Monats oder bis zum
nächsten Monat warten, werden unsere Frauen und Kinder alle
gestorben sein, entweder durch die Angriffe der Soldaten, oder
weil es uns nicht möglich ist auf Nahrungssuche zu gehen, um
sie zu ernähren". Augenzeugen berichteten: "Wir sahen alte
Leute, die von jüngeren Menschen auf dem Rücken
getragen wurden. Wir sahen kleine Kinder, die verängstigt
und traumatisiert waren. Alle trugen heruntergekommene Kleidung,
viele waren schmutzig... Sie warteten nur noch auf Hilfe... Es
war das Traurigste, was ich je in meinem Leben gesehen habe."
UN-Vertretern, die diese Gruppe erwartet und Nahrungshilfe
bereitgestellt hatten, wurde der Zugang zu den halb verhungerten
Menschen untersagt. Vier US-Staatsbürger, die Filmaufnahmen
der Vorgänge gemacht hatten, wurden festgenommen und 48
Stunden lang verhört. Einer von ihnen, ein US-Bürger
laotischer Abstammung, wurde länger festgehalten. Die
anderen wurden nach zwei Tagen entlassen und in die USA
abgeschoben. Ihr Filmmaterial wurde von den laotischen
Behörden vernichtet.
Am 6. Oktober 2005 kamen weitere 242 Hmong in der Provinz
Bolikhamxay aus ihrem Dschungel-Versteck und ergaben sich den
Behörden. Sowohl ihr Verbleib als auch der von rund 600
Hmong, die sich im Jahr 2004 zur Aufgabe entschlossen hatten, ist
bis heute ungeklärt. Anlass zu besonders großer Sorge
gibt auch das Schicksal einer Gruppe von 26
Hmong-Flüchtlingen - davon laut Angaben vom "Lao Human
Rights Council" 20 Mädchen im Alter von 12 bis 16 Jahren -
die im Dezember 2005 zwangsweise aus Thailand nach Laos
rückgeführt wurden. Die Gesellschaft für bedrohte
Völker (GfbV) erhielt Berichte, dass die Mädchen bis
zum Zeitpunkt dieses Berichtes in verschiedenen Gefängnissen
und Militärcamps ohne Kontakt zur Außenwelt
festgehalten werden und dass sie schwer misshandelt und
vergewaltigt wurden. Die männlichen Mitglieder der Gruppe
sollen in ein entlegenes Gefängnis im Norden des Landes
gebracht worden sein - Berichten zufolge wurden zwei Jungen zu
Tode geprügelt.
Überlebende schwer traumatisiert
Insbesondere Kinder und Jugendliche leiden enorm unter
Mangelernährung und der ständigen Flucht, auf der sich
viele Hmong-Gruppen im Regenwald befinden. Viele leiden an
schweren Traumata, nachdem sie jahrelang in ständiger
Todesangst gelebt hatten und oft den Tod naher Angehöriger
miterleben mussten. So hörte der heute 13 Jahre alte Yeng
Houa zu sprechen auf, als im August 2002 ein
Mörsergeschoß einen Meter neben seiner Familie
einschlug, als gerade das Abendessen vorbereitet wurde. Seine
Eltern wurden getötet, er selbst erlitt 18
Mörser-Splitterwunden an seinem Bein. Sein Kiefer wurde
gebrochen und eine Wunde am Oberschenkel infizierte sich.
Berichterstattung unerwünscht
Nur selten dringen Berichte über die massiven
Menschenrechtsverletzungen an den Hmong und ihre humanitäre
Tragödie nach außen. Dies ist unter anderem Folge des
drakonischen Vorgehens der laotischen Behörden gegen
ausländische Journalisten, die sich trotz der offiziellen
Verbote Zugang zur "verbotenen Zone" verschaffen konnten. So
wurden am 4. Juni 2003 zwei europäische Journalisten,
Thierry Falise und Vincent Reynaud mit ihrem amerikanischer
Übersetzer laotischer Abstammung, Naw Karl Mua, vier
weiteren laotischen Begleitern der Journalisten festgenommen und
vor Gericht gestellt. In einem gerade zweistündigen Prozess
wurden die beiden Europäer wegen nicht vorhandener
Journalisten-Visa und "Beihilfe zum Mord" zu jeweils 15 Jahren
Haft verurteilt. Ausländische Medien-Vertreter waren bei dem
Prozess nicht zugelassen. Drei der inhaftierten Laoten
müssen Haftstrafen von 12, 15 und 20 Jahren
verbüßen. Nach Berichten von Augenzeugen wurden sie
gefoltert.
Angesichts massiver internationaler Proteste wurden die
verurteilten Europäer innerhalb einer Woche nach dem
Schauprozess freigelassen und ausgewiesen. Reynaud zeigte sich
erschüttert über das Ausmaß der humanitären
Tragödie der Hmong: "Das erste, was wir sahen, als wir das
von den Hmong kontrollierte Gebiet erreichten, waren alte Frauen
auf der Suche nach Nahrung und vor Unterernährung sterbende
Kinder. Sie benötigen dringend Hilfe." (IPS, 17.7.2005) Mehr
Glück hatte Andrew Perrin vom "Time Asia Magazine", der
nicht aufgegriffen wurde und sich nach seiner Rückkehr aus
Laos entsetzt über das Ausmaß der "humanitären
Tragödie" äußerte (BBC, 30.6.2003). Sein im April
2003 veröffentlichter Beitrag im "Time Magazine" ist einen
der wenigen Zeitzeugenberichte der letzten Jahre über die
entsetzliche Lage in den von Hmong bewohnten Gebieten. Der
Journalist machte in seinem Beitrag auch deutlich, dass
angesichts der katastrophalen humanitären Krise sich die
Situation der Hmong immer mehr zuspitze und die Bereitschaft der
Hmong wachse, ihre Verstecke aufzugeben und die wenigen Waffen,
die ihnen noch geblieben sind niederzulegen. Doch noch
zögern viele Hmong vor diesem Schritt aus Angst vor
Misshandlung und Ermordung und weil sie kein Vertrauen in das
Amnestieangebot der Regierung haben.
Ruhi Hamid, eine junge BBC-Korrespondentin, die vor einigen
Jahren den beschwerlichen und gefährlichen Weg durch die
Frontlinien der laotischen Truppen wagte, um mehr über den
Alltag der Hmong zu erfahren, wurde von ihnen begeistert
aufgenommen, denn sie war die erste Europäerin, die nach 30
Jahren zu ihnen kam. Ihr aufrüttelnder Film schuf machte
diesen vergessenen Konflikt zum ersten Mal seit jahren wieder
öffentlich. Bis heute ist Ruhi Hamid das Schicksal der Hmong
im Dschungel von Laos ein großes Anliegen. Sie versicherte
gegenüber der GfbV: "Das ist eine humanitäre Krise",
versicherte sie unlängst der GfbV, "und die Welt muss sie
endlich zur Kenntnis nehmen! Diese Menschen sind keine Rebellen
oder Widerstandskämpfer! Hier geht es um verzweifelte Frauen
und Kinder und ein paar Männer, die versuchen ihre Familien
zu verteidigen. Sie haben keine Munition und die wenigen Waffen,
die sie besitzen, sind alt und rostig. Wenn nicht bald Hilfe
seitens der internationalen Gemeinschaft kommt, haben sie keine
Chance zu überleben."
Hmong in Laos seit Jahrzehnten
diskriminiert
Die Hmong sind eines der größten indigenen
Völker im Vierländereck zwischen Thailand, Laos,
Vietnam und China. Allein in China leben neun Millionen Hmong,
die sich dort allerdings Miao nennen. Im Vielvölkerstaat
Laos stellen sie eine der größten ethnischen Gruppen
unter der Bevölkerung des Berglandes, die rund 60 Prozent
der Gesamtbevölkerung ausmacht. Rund acht Prozent der 5,3
Millionen Einwohner der Demokratischen Volksrepublik Laos sind
Hmong. Zwar bekleiden einzelne Hmong hohe Staatsämter in dem
sozialistischen Staat, doch der Status dieser Volksgruppe ist
spätestens seit der Machtergreifung der kommunistischen
Pathet Lao und der Ausrufung der Demokratischen Volksrepublik im
Jahr 1975 äußerst schwierig. Ursache dafür ist
vor allem die Tatsache, dass Hmong seit 1960 systematisch vom
US-Geheimdienst CIA angeworben wurden, um gegen den Pathet Lao zu
kämpfen und seine Machtergreifung zu verhindern. Bis zu
40.000 Hmong standen zeitweise im Sold der USA. Die Hmong
bezahlten einen hohen Preis für diese Partnerschaft:
Mindestens 30.000 von ihnen wurden in den bis Mitte der 70er
Jahre andauernden bewaffneten Auseinandersetzungen mit dem Pathet
Lao getötet - rund ein Zehntel der damaligen
Hmong-Bevölkerung in Laos.
Nach der endgültigen Machtergreifung des Pathet Lao
flüchteten bis zu 300.000 Hmong aus Laos. Hunderttausende
leben heute in den USA im Exil. Ähnlich wie die USA im
Vietnam-Krieg setzten auch das laotische und vietnamesische
Militär seit 1976 immer wieder chemische und biologische
Waffen gegen die Hmong ein, die riesige Waldgebiete vernichteten.
So wollte man ihre letzten Verstecke ausfindig machen und
jeglichen allfällig vorhandenen Widerstand zerschlagen. Bis
heute flüchten Tausende Hmong in das benachbarte Thailand,
weil sie in Laos um ihr Leben fürchten müssen oder sich
massiv benachteiligt fühlen. Unter anderem leiden zahlreiche
laotische Hmong unter großflächigen
Umsiedlungsprojekten im Zusammenhang mit dem massiven Ausbau der
Nutzung der Wasserkraft und dem Bau neuer Staudämme. Wer
für Demokratisierung und die Rechte der Hmong eintritt,
riskiert in Laos sein Leben. Zahlreiche Hmong wurden in den
letzten Jahren in unfairen Gerichtsverfahren zu jahrelangen
Haftstrafen verurteilt.
Laos verletzt humanitäres
Völkerrecht
Bereits 1980 hat Laos das 2. Zusatzprotokoll zu den vier Genfer
Konventionen ratifiziert, das sich auf nationale bewaffnete
Konflikte bezieht. Als Vertragsstaat ist Laos somit nicht nur
verpflichtet, keine Angriffe auf zivile Gruppen oder
Zivilpersonen zu unternehmen, sondern all jenen Schutz zu
gewährleisten, die nicht an Kampfhandlungen beteiligt sind
bzw. ihre Waffen niedergelegt haben. Laos ist überdies
Vertragsstaat des "Internationalen Übereinkommens zur
Beseitigung jeder Form von Rassendiskriminierung" (ICERD) und ist
somit verpflichtet, keinerlei Diskriminierung aufgrund der
Zugehörigkeit zu einer ethnischen Gruppe zu tolerieren oder
zu unterstützen.
Auch das "Internationale Übereinkommen über die Rechte
des Kindes" wurde von Laos unterzeichnet, demzufolge
Vertragsstaaten "in größtmöglichem Umfang das
Überleben und die Entwicklung des Kindes gewährleisten
müssen" (Artikel 6) und Kinder nicht gegen den Willen ihrer
Eltern von ihnen getrennt werden dürfen, wenn diese Trennung
nicht zum Wohl des Kindes notwendig ist". Zahlreichen
übereinstimmenden Zeugenaussagen zufolge hat Laos die
Menschenrechte von Hmong-Kindern, die sich mit ihren
Angehörigen im Dschungel versteckt hielten, keineswegs
geschützt und gefördert. Vielmehr ist die laotische
Armee für den Hungertod zahlreicher Kinder sowie furchtbare
Massaker und Folterungen an wehrlosen Kindern verantwortlich. Bis
zum heutigen Tag befinden sich zahlreiche Hmong-Kinder in
laotischer Haft - ohne Kontakt zu ihren Familien und zur
Außenwelt, in größter Gefahr, schweren
Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt zu werden.
Rebecca Sommer, eine unabhängige Dokumentar-Filmemacherin, Präsidentin der Indigenen-Organisation "Earth Peoples" sowie UN-Repräsentantin der Gesellschaft für Bedrohte Völker in den USA, verbrachte im Herbst 2005 drei Monate in Südost-Asien, um Berichte von schweren Menschenrechtsverletzungen an Angehörigen indigener Völker zu recherchieren bzw. schriftlich und filmerisch zu dokumentieren, darunter an den Hmong in Laos. In der Folge fasste sie die Ergebnisse ihrer persönlichen Recherche sowie damit übereinstimmende aktuelle Berichte von in den USA angesiedelten Hmong-Organisationen und Vertretern der Hmong zu einem 92-seitigen Bericht [ 2 ] zusammen. Dieser Bericht will die Weltöffentlichkeit über die überaus verzweifelt die Lage der im Dschungel von Laos versteckten Hmong sowie der Flüchtlinge in thailändischen Flüchtlingslagern ist. Diesen Flüchtlingen droht die Zwangsrückführung nach Laos, wo sie mit ihnen schwerste Menschenrechtsverletzungen rechnen müssen.
Zur Methodik der Datenerhebung
Frau Sommer führte zahlreiche Interviews mit
Hmong-Flüchtlingen im thailändischen
Flüchtlingslager "White Water" in Ban Huay Nam Khao/
Phetchabun Khao Kho, die sie auch auf Video dokumentierte. Dabei
konzentrierte sie sich auf ca. 1100 Hmong-Flüchtlinge aus
Laos, die 2004 oder später nach Thailand gekommen waren.
Diese Flüchtlinge hatten sich vor ihrer Flucht in sechs
unterschiedlichen Gebieten in den drei Provinzen Xieng Khouang,
Bolikhamsay und Vientiane von Laos versteckt gehalten, die in der
für Ausländer gesperrten Xaysomboun Sonderzone
liegen.
Die sechs Focus-Gruppen
Phu Bia: 42 Familien - 203 Einzelpersonen
Phu Ba: 3 Familien - 14 Einnzelpersonen
Choua Hlau-Choua Dai: 32 Familien - 161 Einzelpersonen
Phalai: 103 Familien - 539 Einzelpersonen
Phukongkhao: 3 Familien - 20 Einzelpersonen
Bolikhamxay: 21 Familien - 96 Einzelpersonen
Alle Flüchtlinge wurden um schriftliche Zeugenaussagen
über ihre Erlebnisse gebeten. Da viele Hmong weder lesen
noch schreiben können, beauftragten sie elf Personen damit,
die mündlichen Aussagen niederzuschreiben und ihnen dann
nochmals vorzulesen. Abschließend setzten die Zeugen ihre
Unterschrift oder ihren Fingerabdruck unter den Text. Am 21.
Oktober 2005 fand ein "Runder Tisch" mit Vertretern verschiedener
Nichtregierungsorganisationen statt, die im Flüchtlingslager
arbeiten. Dabei wurde deutlich, wie wenig die nicht
Hmong-sprechenden NGO-Vertreter über das Schicksal jener
Hmong Bescheid wussten, die aus den im Dschungel gelegenen
Konfliktzonen geflüchtet waren. Mitglieder von "Ärzte
ohne Grenzen" drückten dabei ihre große Sorge
bezüglich der Nahrungsmittelknappheit im Lager aus.
Angehörige der älteren
Generation
Unter den Flüchtlingen gibt es nur relativ wenige
Angehörige der älteren Generation. Die meisten von
ihnen bestätigten, dass sie in den 1960er Jahren von der CIA
rekrutiert worden waren und die USA während des
Vietnam-Krieges in unterschiedlichen Militäroperationen
unterstützt hätten. Andere Angehörige der
älteren Generation geben an, immer nur Zivilisten und Bauern
gewesen zu sein, aber sich 1975 aus Angst vor Verfolgung, oder
auch zu einem späteren Zeitpunkt dennoch versteckt zu haben,
weil ihre Dörfer ohne Warnung angegriffen worden waren. Der
jüngste diesbezüglich angegebene Fluchtzeitpunkt betraf
das Jahr 2003.
Schwer traumatisiert: Kinder und
Jugendliche
Die sechs befragten Gruppen bestehen in erster Linie aus Kindern
und Jugendlichen, von denen die meisten im Dschungel geboren
wurden und deren Eltern oder Großeltern während des
Vietnam-Krieges von der CIA rekrutiert worden waren. Die meisten
von ihnen berichten, dass ihre Eltern und Verwandten aus Rache
dafür durch die Laos PDR (Laos People's Democratic Republic
/ Volksrepublik Laos) umgebracht worden wären, oft viele
Jahre nach Ende des Krieges. Andere Jugendliche und Kinder aus
den Fokusgruppen hatten in Dörfern in der Nähe von
Verstecken der Hmong gelebt, bis Militärs diese Dörfer
bedrohten oder angriffen. Dann waren sie mit ihren Eltern oder
anderen Verwandten in den Dschungel geflohen, wo sie sich
versteckten. Auch ganz kleine Flüchtlingskinder
erzählten davon, wie schrecklich ihr Leben vor der Flucht
gewesen sei, wie sie unter den wiederholten Angriffen bewaffneter
Militäreinheiten gelitten hätten und wie schmerzhaft es
gewesen sei zu erleben, wie der Kreis ihrer nahen
Angehörigen immer kleiner und kleiner wurde.
Gleichgültig, ob sie in einem Dorf oder inmitten des
Dschungels geboren worden waren, berichteten sehr viele Kinder
vom Verlust der Eltern, Geschwister und anderer
Familienangehöriger, die ihnen besonders nahe gestanden
hatten. Waisenkinder werden üblicherweise von
Blutsverwandten oder Angehörigen desselben Klans
aufgenommen, mit denen sie in kleinen Gruppen zusammenleben. Die
Zersplitterung in kleinere Gruppe erfolgt laut Aussage der
Flüchtlinge aus Sicherheitsgründen, und weil es so gut
wie unmöglich ist, für größere Gruppen
genügend Nahrung zu finden. Während der Interviews
beschrieben die jungen Menschen ihre Erfahrungen ohne Ausnahme
als extrem traumatisch. Sie drückten großen Schmerz
darüber aus, wie sehr sie ihre Familienmitglieder vermissen
und um sie trauern. Besonders traumatisiert erschienen
Waisenkinder, die mit großer Wahrscheinlichkeit den
gewaltsamen Tod ihrer Eltern miterlebt hatten und, als sie
endlich in Sicherheit gebracht werden konnten, aus "praktischen
Gründen" von ihren Geschwistern getrennt worden waren.
Glaubwürdigkeit der Zeugenaussagen
In den zahlreichen persönlichen Interviews und
Video-Aufnahmen, die Rebecca Sommer mit den Angehörigen der
sechs verschiedener Fokusgruppen durchführte, wurden ihr von
sehr ähnlichen Erfahrungen und Schicksalen berichtet. Immer
wieder bestätigten Kinder die Berichte von erwachsenen
Gruppen-Angehörigen. Ausnahmslos alle interviewten
Jugendlichen und Erwachsenen berichtete davon, Verwandte,
Freunde, Kinder oder Ehegatten durch Angriffe des Laotischen oder
Vietnamesischen Militärs verloren zu haben. In manchen
Fällen wurden Fotografien oder Dokumente im Zusammenhang mit
den Toten vorgelegt, in anderen verwiesen die Interviewpartner
auf eigene Wunden oder Verletzungen, auf das Fehlen von
Körperteilen oder Behinderungen wie Blindheit, um den
Wahrheitsgehalt ihrer Erzählungen zu unterstreichen. Die
meisten Berichte wurden von anderen Mitgliedern der Gruppe
bestätigt. Viele der bei den Interviews Anwesenden
fühlten offensichtlich mit der jeweils interviewten Person
mit - immer wieder kam es vor laufender Kamera zu emotionalen
Zusammenbrüchen.
Angriffe auf Dörfer
Mehren Zeugenaussagen zufolge lebten zahlreiche Mitglieder der
sechs Fokusgruppen bis 2003 in ihren traditionellen Dörfern.
Sie hatten niemals an irgendwelchen "Rebellen-Aktivitäten"
teilgenommen oder sie unterstützt. Von einem Tag auf den
anderen wurden sie unter Bewachung gestellt,
Einschüchterungen ausgesetzt oder verfolgt, fürchteten
gewaltsame Übergriffe, willkürliche Verhaftung oder
sogar Folter. Schließlich wurden sie gezwungen ihre
Dörfer zu verlassen.
Dorfbewohner, die beschuldigt wurden, mit den im betroffenen
Gebiet versteckten Hmong in Kontakt zu sein, berichteten mit
wenigen Abweichungen immer dieselbe Geschichte. Die Militärs
schüchterten sie ein, bedrohten sie mit Gefangenschaft oder
versuchten, sie mit Gewalt dazu zu bringen, sie zu den Verstecken
der Hmong zu führen. Blieb dies ohne Erfolg, weil die
Dorfbewohner die Verstecke gar nicht kannten oder niemanden in
Lebensgefahr bringen wollten, eskalierte die Gewalt bis hin zu
extrem gewalttätigen und destruktiven Formen, die eine klare
Verletzung des Völkerrechts darstellen. In manchen
Fällen töteten Soldaten willkürlich Dorfbewohner.
In anderen ermordeten sie als erste die
Führungspersönlichkeiten des jeweiligen Dorfes,
woraufhin andere Bewohner und oftmals das gesamte Dorf voller
Angst um ihr eigenes Leben in den Dschungel flohen und ihren
gesamten Besitz zurückließen. Vielfach trafen die
Geflohenen schließlich auf eine andere Gruppe, die bereits
versteckt lebte und schlossen sich ihr an, in anderen bildeten
sie kleine unabhängige Gruppen.
Dreißig Jahre lang Angriffen und Not
ausgesetzt
Die Berichte der interviewten Flüchtlinge weisen zahlreiche
Gemeinsamkeiten auf: Viele hatten sich im Dschungel versteckt
seit dem Zeitpunkt, als das Pathet Lao
[ 3 ] 1975 an die Macht kam, andere wurden
im Dschungel geboren und hatten dort ihr gesamtes bisheriges
Leben immer auf der Flucht verbracht und eine dritte Gruppe war
erst vor relativ kurzer Zeit durch wiederholte militärische
Übergriffe und überraschende Angriffe dazu gezwungen
worden, ihre Dörfer und ihre landwirtschaftlichen
Anbaugebiete zu verlassen. Sie alle sind vor Militärs
geflohen und haben schließlich in großen oder kleinen
Gruppen in Dschungel- Verstecken zueinander gefunden.
Alle Mitglieder der sechs "Fokusgruppen" gaben an, dass sie
wiederholt brutalen Angriffen durch bewaffnete
Militäreinheiten ausgesetzt waren, die für viele von
ihnen schon 1975 begannen, und dass die Laos PDR bis heute
unermüdlich Hmong-Verstecke ausforscht und enttarnt. Alle
wurden unzählige Male von Militäreinheiten aus ihren
Verstecken vertrieben, die Gewehre, Artilleriefeuer und sogar
chemische Waffen einsetzten. In zahlreichen Fällen scheinen
Vietnamesen an den Militäreinsätzen beteiligt gewesen
zu sein. Die Flüchtlinge berichteten, dass seit einigen
Jahren immer mehr Militäreinheiten in die Gebiete
eindringen, in denen die Hmong ihre Verstecke haben, und dass die
Versuche, die Hmong-Verstecke ausfindig zu machen und zu
eliminieren, immer aggressiver werden. Die Luftüberwachung
wurde derartig massiv verstärkt, dass es den Hmong nicht
mehr möglich ist, stabile Unterkünfte zu bauen, das
Unterholz in der Umgebung ihrer Hütten zu entfernen oder
Feuer zu machen, aus Angst, dass der aufsteigende Rauch sie
verraten könnte. Sind sie erst einmal aus der Luft entdeckt
worden, dauert es normalerweise nicht mehr lang, bis Bodentruppen
ihr Versteck umzingeln und sie von allen Seiten ohne Warnung
angreifen. In vielen Fällen versprühen Flugzeuge
giftige Chemikalien über ihrem Versteck-Platz und seiner
Umgebung.
Ausnahmslos alle Erwachsenen und die große Mehrheit der
kleinen Kinder bezeugten, dass sie solche
Überraschungsangriffe durch laotische Militäreinheiten
selbst erlebt haben. Bodentruppen umzingelten ihre Gruppen oder
Versteck-Plätze und feuerten ohne Warnung auf sie. Sie
berichteten, dass in vielen Fällen Mitglieder ihrer Gruppe
oder Familie bei diesen Angriffen getötet wurden - zumeist
als sie sich in ihren aus Blättern bestehenden Hütten
befanden oder draußen nach Wurzeln gruben. Nach einer
Attacke verbrannten die Militärs in der Regel die
Hütten und den Besitz der Hmong und zerstörten alles
oder sie nahmen den "Versteck-Platz" in Besitz und machten daraus
ein Militärlager. Alle schilderten detailgenau Trauma und
Stress solcher Blitzangriffe, berichteten, wie Menschen auf der
Flucht vor den Gewehrsalven davonliefen und dabei verzweifelt
versuchten, ihre Kinder oder Ehepartner zu finden; wie sie sich
abmühten Babys und Kleinkinder mitzunehmen, die noch nicht
laufen konnten, und sie in Sicherheit zu bringen; und wie sie
dann selbst um ihr Leben rannten und oft jeden Kontakt mit ihren
Angehörigen verloren. Oft dauerte es Wochen, bis
Familienmitglieder einander wieder fanden. Viele Kinder wurden
später tot gefunden, weil sie ohne die Hilfe von
Erwachsenen, die sie ernähren und sich um sie kümmern,
nicht überleben konnten. Den Zeugen zufolge wurde seitens
der laotischen Behörden niemals ein ernstzunehmender Versuch
unternommen, den Konflikt friedlich zu lösen. Wann immer
eine Hmong-Gruppe aufgespürt wird, erfolgt ein Angriff -
ohne jede Vorwarnung und ohne den Menschen auch nur die kleinste
Chance auf Kapitulation zu geben.
Für die Hmong ist diese Situation unerträglich -
ständig versteckt und auf der Flucht sein zu müssen,
unentwegt bereit sich zu verteidigen, ständig Hunger zu
leiden und immer mehr Familien- und Gruppenmitglieder zu
verlieren. Alle Berichte bestätigen, dass das nackte
Überleben in den bergigen Gebieten der Xaysomboun Sperrzone
extrem schwierig ist: Immer mehr Straßen und permanente
militärische Basislager werden in der einstmals abgelegene
Landschaft errichtet. Die Serie willkürlicher Angriffe und
Morde findet kein Ende. Es gibt keine sicheren Gebiete, um
Pflanzungen und Ernten zu ermöglichen. Demzufolge herrscht
lebensbedrohlicher Mangel an Nahrung. Die Hmong leben in
ständiger Todesangst. Ihre Lage ist verzweifelt.
"Wir verteidigen nur unser Leben"
Alle Befragten betonten, dass sie niemals den bewaffneten
Konflikt mit der laotischen Regierung gesucht haben. Nur eine
einzige Gruppe - die aus Bolikhamsay stammt - gab offen zu, dass
sie Präventivschläge verübt hätte um sich zu
verteidigen, als Militäreinheiten in bedrohlicher Nähe
(weniger als ungefähr einen Kilometer entfernt) Basislager
errichteten. Flüchtlinge aus Bolikhamsay glauben auch, dass
Mitglieder ihrer Gruppe, die noch in Laos leben, sich aktiv
verteidigen, weil sie keine Alternative haben. Mitglieder der
anderen Gruppen gaben an, dass sie sich so gut sie konnten
verteidigt hätten, als sie angegriffen wurden, aber kaum
Munition gehabt hätten und nur wenige
funktionstüchtigen Waffen. In manchen Fällen hatten sie
gerade sechs oder sieben Kugeln, die in Richtung der Soldaten
abgefeuert wurden, um sie von einem Angriff abzuhalten. Einem
wirklichen Kampf hätten die Hmong nicht standhalten
können. Üblicherweise wurden einige Mitglieder jeder
Gruppe mit der Rolle der "Verteidigung" beauftragt und hatten die
Aufgabe, die wenigen vorhandenen Kugeln abzufeuern um Zeit zu
gewinnen, in der alle anderen versuchten ihr Leben zu retten.
Einsatz chemischer Waffen
Viele Flüchtlinge berichteten über den Einsatz
chemischer Waffen. Die versprühten Chemikalien wurden
unterschiedlich beschrieben - als gelblich, gräulich oder
von dunkler Farbe. Berichten zufolge führen sie zu
Durchfall, dem Verlust der Zähne, Bauchschmerzen und
Blindheit. Manche Opfer schwellen Berichten zu Folge grotesk an
und sterben einen langsamen, sehr schmerzhaften Tod - manchmal
zieht sich der Todeskampf bis zu einem Monat hin. Die
Flüchtlinge berichteten auch davon, dass nach dem Einsatz
der Chemikalien an Pflanzen und im Wasser Rückstände
zurückgeblieben seien: Menschen, die solcher Art verseuchte
Pflanzen oder Wasser zu sich nehmen, werden ernsthaft krank und
sterben manchmal daran. Häufig seien in dem Gebiet, in dem
die Chemikalien eingesetzt wurden, tote oder kranke Tiere
gefunden worden.
Hunger
Die interviewten Hmong-Flüchtlinge berichteten, dass sie in
immerwährender Angst, Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung
lebten, dass sie immer hungrig waren und stets fluchtbereit sein
mussten. Alle Befragten überlebten ausschließlich
durch das Sammeln wilder Wurzeln und Pflanzen, manche über
einen Zeitraum von dreißig Jahren.
Frauen leiden besonders
Die meisten weiblichen Hmong-Flüchtlinge sprachen offen
über Frauen-spezifische Themen. In ihrer Kultur sind es die
Frauen, die auf den Feldern arbeiten. Sie sind dafür
zuständig, die Familie mit Nahrung, Medizin aus Pflanzen und
Wasser zu versorgen. Daher sind es meist die Frauen, die den
Dschungel auf der Suche nach Nahrung und Wasser durchstreifen.
Sie haben große Angst, dabei von Soldaten entdeckt und
ermordet zu werden. Noch mehr fürchten sie Vergewaltigungen.
Sie berichten, dass viele Frauen und Kinder, die von Soldaten
gefangen genommen wurden, später tot aufgefunden wurden;
allem Anschein hatten vor ihrem Tod Massenvergewaltigungen und
Folter stattgefunden.
Alle Frauen erzählten, dass sie ihre Babys und Kleinkinder
durch dichtes, dorniges Dschungel-Unterholz tragen mussten, wenn
sie auf der Suche nach Nahrung lange Distanzen zurücklegten.
Für schwangere Frauen, die auch kleine Kinder auf dem Arm
tragen mussten, war es immer ganz besonders schwierig,
Militärangriffen zu entkommen. Vermutlich deshalb werden bei
den Angriffen besonders viele Frauen und Kinder getötet.
Wieder und wieder wurde erzählt, dass zahlreiche Neugeborene
sterben, weil ihre halbverhungerten Mütter nicht genug Milch
haben, um sie am Leben zu erhalten. Viele Frauen sind so
geschwächt, dass sie kurz nach der Geburt ihrer Kinder
sterben und ihre Babys mit in den Tod nehmen. Viele der
interviewten Flüchtlingsfrauen brachen in Tränen aus
und zeigten tiefen Schmerz über ihre an Hunger gestorbenen
Kinder und Babys.
Verstümmelungen
Manche Flüchtlinge berichteten, dass verstümmelte
Leichen von Frauen und Männern im Dschungel gefunden wurden.
Die Körper von Frauen und Mädchen wiesen meist Zeichen
von Vergewaltigungen auf; viele Opfer hatten gebrochene Arme,
Beine, Finger und verstümmelte Gesichter, klare Anzeichen
dafür, dass sie gefoltert wurden bis sie starben oder bis
sie endlich exekutiert wurden. Einzelne Befragte berichteten,
dass sie Frauen ihrer Gruppe gefunden hatten, deren Körper
mit Bambusstöcken durchstoßen worden waren. Manchmal
waren Sexualorgane abgetrennt und die Körper in
erniedrigende Stellungen gebracht worden. Insbesondere diese
Praxis hatte in den sechs befragten Gruppen Furcht und Schrecken
hervorgerufen. Diejenigen, die so zugerichtete Leichen gesehen
hatten, berichteten, dass sie am Fundort auch klare Hinweise auf
die Anwesenheit von Militärs bemerkt hätten:
Zigarettenstummel, Packungen von Nahrungsmitteln, die für
Soldaten bestimmt waren, und Spuren von Kampfstiefeln, die zu
Militärlagern führten, wenn man ihnen nachging.
Verrat und Betrug der Regierung von
Laos
In den 1980 und 90er Jahren gab die Regierung der Demokratischen
Volksrepublik Laos vor, einen Dialog mit den im Dschungel
versteckten Hmong einleiten zu wollen. Sprecher der sechs
befragten Gruppen berichteten über Erlebnisse aus dieser
Zeit, die wesentlich dazu beitrugen, dass viele Hmong ihre
Dschungel-Verstecke bis heute nicht aufgeben wollen. Die
laotischen Behörden ließen damals Flugblätter
abwerfen oder schickten Boten, um die Hmong aus ihren Verstecken
zu locken, um sich mit ihnen für eine "Diskussion in
Sicherheit" zu treffen. Stets versprachen sie gute Absichten und
einen Waffenstillstand. Wenn die Hmong-Führer darauf
vertrauten und tatsächlich aus dem Dschungel kamen,
erwartete sie statt der versprochenen "Diskussion in Sicherheit"
Verhaftung und Gefangenschaft, wenn nicht sofortige
Exekution.
Ein Zeuge, der angab, bei einem solchen Zusammentreffen dabei
gewesen zu sein, erzählte, er sei schwer gefoltert und bis
zur Bewusstlosigkeit geschlagen worden - er sei nur knapp dem Tod
entgangen. Als er aufgewacht sei, habe neben ihm sein toter
Gefährte gelegen. Er selbst sei gefesselt und drei Tage lang
in der heißen Sonne liegengelassen worden, ohne Nahrung und
Wasser. Danach habe er acht Jahre im Gefängnis verbracht. Er
bezeugte, dass er die Exekution mehrerer Personen beobachtet
habe, sowohl während des Treffens als auch später im
Gefängnis. Der Verbleib zahlreicher weiterer Personen, die
an dem Treffen teilgenommen hatten, ist bis heute ungeklärt.
Ihre Angehörigen gehen von ihrem Tod aus. Es gibt immer
wieder Versuche, Menschen so einzuschüchtern, dass sie
andere versteckte Hmong verraten. Viele berichteten, dass sie bei
ihrer Freilassung nach vielen Jahren Haft von den laotischen
Behörden aufgefordert wurden, sie zum Versteck ihrer Gruppe
zu führen oder die Gruppe irgendwie aus dem Dschungel zu
locken. Wenn sie nicht kooperierten, wurde ihnen neuerliche
Inhaftierung angedroht.
Traumatisiert
Rebecca Sommer berichtet, dass alle Flüchtlinge schwere
psychische Wunden davon getragen haben. Alle haben miterlebt wie
ihnen liebe Menschen sterben mussten, alle haben extreme, lang
anhaltende Gewalt und die allgegenwärtige Bedrohung durch
Auslöschung erlitten. Insbesondere Kinder können oft
nicht schlafen. Sie haben vor dem Einschlafen Angst oder werden
von immer wiederkehrenden Albträumen aus dem Schlaf
gerissen, in denen der Horror vergangener Erlebnisse wiederkehrt.
Einige Kinder zeigen klare Stress-Symptome und gestörtes
Verhalten. Viele Flüchtlinge scheinen an Depressionen zu
leiden und brechen häufig in Tränen aus, an denen ganz
tiefer ungelöster Schmerz sichtbar wird.
Stimmen der Hmong
Satelliten-Anruf
Anrufer: Tong Pao Yang
Ort: Phu Ban, Norden von Vang Vieng, Laos
Emfänger der Nachricht: Baua Xang Yang, USA
Datum: 14. April 2006
Zeitpunkt: 5.00 morgens
Auszüge des Satelliten-Anrufs:
"Es war ungefähr eine Kompanie, Laoten und Vietnamesen, die
uns am 6. April angriffen, um ungefähr 9 Uhr vormittags....
Sie setzten moderne Artillerie ein.
Es war ein schwerer Angriff. Sie haben 26 Menschen getötet.
Vier von uns sind verwundet. Fünf Babys sind an Hunger
gestorben, weil ihre Mütter getötet wurden. Dieser
brutale Angriff hat ihren Tod verschuldet. Bitte notieren sie
ihre Namen der Toten:
1. Wang Chai Her - männlich - 40 Jahre
2. Lou Her (Kong Meng Yang) - weiblich - 30 Jahre
3. Doua Thao (Chao Her Thao) - weiblich - 30 Jahre
4. Choua Thao - weiblich - 40 Jahre
5. Bao Thao - weiblich - 32 Jahre
6. Za Thao - weiblich - 34 Jahre
7. Voa Thao - weiblich - 30 Jahre
8. Ma Her - weiblich - 13 Jahre
9. Ger Her - weiblich - 12 Jahre
10. Chue Her - weiblich - 7 Jahre
11. Bao Her - weiblich - 30 Jahre
12. Bee Yang - weiblich - 9 Jahre
13. Lou Her - weiblich - 6 Jahre
14. Zang Tha - weiblich - 8 Jahre
15. Blong Tha - männlich - 12 Jahre
16. Cheng Her - männlich - 6 Jahre
17. Mai Zoua Her - weiblich - 30 Jahre
18. Ying Thao - männlich - 16 Jahre
19. Mao Her - weiblich - 8 Jahre
20. Cha Bee Thao - männlich - 7 Jahre
21. Kai Thao - männlich - 4 Jahre
22. Vue Thao - männlich - 3 Jahre
23. Lee Thao - weiblich - 2 Jahre
24. Koua Yang - männlich - 15 Jahre
25. Cher Yang - männlich - 7 Jahre
26. Phia Lee - männlich - 1 Jahre
Verwundet wurden:
Cha Pha Yang, männlich
Lang Her, weiblich
Lou Her, weiblich
Ker Thao, männlich
Folgende Babys starben, weil sie von ihren getöteten
Müttern nicht mehr gestillt werden konnten:
Baoher, weiblich, 4 Monate
Thaothao, männlich, 1 Monat, 2 Tage
Chuefang, weiblich, 1 Monat, 4 Tage
Thaocha, männlich, 1 Monat
Kaher, weiblich, 1 Monat 5 Tage
Zeugenaussage von SHONGMA VANG:
"Mein Name ist Shongma Vang, ich bin 27 Jahre alt und vom Volk
der Hmong. Ich wurde in Chaoua Dai in Laos geboren und habe dort
als Zivilist und Bauer gelebt. Ich gebe hiermit ... Folgendes zu
Protokoll: Am 30. März 1997 haben laotische Soldaten mein
Dorf angegriffen. Ich war Zeuge wie meine Mutter und meine
Schwester von ihnen erschossen wurden. Auch ich wurde durch
Geschoße verwundet. Meine vierjährige Schwester Khang
wurde durch mehrere Schüsse schwer verletzt. Wir konnten uns
in den nahe gelegenen Dschungel retten. Ich beobachtete wie die
Soldaten zurückkamen und nochmals auf meine kleine Schwester
schossen, die halbtot am Boden lag. Als die Soldaten endlich fort
waren, kümmerten wir uns um meine kleine Schwester, die so
viele Schüsse überlebt hatte, und mein Onkel und mein
Vater begruben die Leichen meiner Mutter und meiner älteren
Schwester.
Nach dem Angriff beschloss unsere Gemeinschaft, sich in kleine
Gruppen aufzuteilen und das Dorf, das Land und die Tiere
aufzugeben, um uns in den Tiefen des Dschungels zu verstecken.
Dort trafen wir im Laufe der Zeit viele Familien, die sich wie
wir dort versteckt hielten. Jede hatte eine andere Geschichte zu
erzählen, aber alle hatten plötzliche Gewalt und Morde
durch die laotischen Soldaten erlebt, und alle hatten sich aus
Angst um ihr Leben versteckt. Ein Jahr später, 1998, fanden
die laotischen Soldaten unser Versteck, in dem 15 Familien lebten
und umzingelten uns. Sie waren so viele, dass wir ihre genaue
Zahl nicht abschätzen konnten. Sie schossen auf die
erwachsenen Männer. Alle konnten entkommen, niemand wurde
getötet oder verwundet.
Wir verließen unsere versteckte Sieldung und marschierten
einen Tag lang um einen neuen Platz zu finden, während die
laotischen Soldaten eine Militärbasis in unserer
aufgegebenen Siedlung errichteten. Im neuen Versteck blieben wir
etwa 2 Jahre lang, aber wir wagten es nicht Feuer zu machen,
Häuser zu bauen oder Pflanzungen anzulegen. Wir konnten
keine Grundlagen für ein ordentliches Leben schaffen, weil
wir immer Angst hatten, dann von den Militärhubschraubern
aufgespürt zu werden. Wir waren immer sehr vorsichtig und
unser Leben war voller Stress und Angst. Wir ernährten uns
durch das Sammeln von Nahrung und das Ausgraben von Wurzeln, wir
konnten nichts anpflanzen und nicht jagen, weil wir weder
Werkzeug noch Gewehre hatten. 2001 sahen die 15 versteckten
Familien und ich zwei Hubschrauber, die über uns Kreise
zogen. Dann kam der erste herunter und gab Schüsse auf uns
ab, während der zweite uns aus der Luft weiter beobachtete.
Sobald der erste keine Munition mehr hatte, kam der zweite
herunter und schoss auf uns. Niemand wurde verletzt, weil wir uns
alle unter Bäume flüchteten. Danach entschieden wir,
dass wir auch an diesem Platz nicht mehr sicher waren und
marschierten einen Tag lang zu einem neuen Versteck im Gebiet
Tong Peng. (...) 2003 zogen wir zu drei anderen versteckt
lebenden Hmong-Familien in der PamTukong-Gegend, wo der Boden
fruchtbarer war.
Von 2003 - 2004 begannen wir uns sicherer zu fühlen, weil
schon seit fast vier Jahren niemandem etwas passiert war. Wir
wurden weniger vorsichtig und begannen mit dem Bau fester
Häuser. Wir rodeten Land rund um die Häuser, um Felder
anzulegen und begannen ein normales Leben als Bauern. 2004
entdeckten Militärhubschrauber unsere Rodungen und das Dorf
aus der Luft, aber sie griffen uns nicht an. Drei Tage
später erschien eine große Gruppe Fußsoldaten
und begann sofort - ohne Warnung oder Dialog - die Häuser,
die dem Wald am nächsten lagen, zu beschießen. Dazu
gehörte das Haus unserer Familie: Mein Bruder und mein
Vater, die im Haus waren, wurden getötet. Wir beschlossen
erneut unser Dorf zu verlassen und alle 18 Familien
flüchteten sich wieder in Dschungel-Verstekke, während
das Militär unser aufgegebenes Dorf als Militärbasis
nutzte. Als wir auf der Suche nach einem neuen Versteck waren,
sichtete uns ein Hubschrauber und nahm uns unter Beschuss. Ich
kehrte noch dreimal zu unserer alten Siedlung zurück, weil
ich die Leichen meines Vaters und meines Onkels holen wollte.
Daher konnte ich sehen, dass immer mehr Soldaten und Munition im
Lager eintrafen, auch zwei weitere Hubschrauber.
Unsere 18 Familien beratschlagten miteinander und kamen zu dem
Schluss, dass wir nirgendwohin gehen konnten: Immer würden
die laotischen Soldaten versuchen uns zu finden und zu
töten...(...). Wir begriffen, dass wir niemals ein normales
Leben in Sicherheit und Frieden führen könnten und dass
wir keinerlei Zugang zu irgendeinem Rechtssystem hatten, dass es
keine Hilfe aus dieser lebensbedrohlichen Situation für uns
gab. Unser Überleben war ständig bedroht und es war
völlig unmöglich, Nahrung anzubauen und zu ernten. Wir
beschlossen daher, unsere 18 Familien in kleinere Einheiten
aufzulösen und nach Thailand zu fliehen. Ich, meine kleinste
Schwester, die jetzt 12 Jahre alt ist, meine Frau und 2
Brüder brauchten ungefähr einen Monat, um über den
Mekong River nach Thailand zu kommen. Hier leben wir jetzt im
Flüchtlingslager von Phetchabun, in ständiger Angst,
dass wir nach Laos deportiert werden. Wir würden ganz
dringend den UN-Flüchtlings-Status benötigen. Ich
bekräftige mit meiner Unterschrift, dass ich ein Zivilist
bin, niemals ein Gewehr besessen habe, um einen anderen Menschen
zu töten oder auch nur auf ihn zu schießen, und dass
ich die volle Wahrheit gesagt habe."
Zeugenaussage von VANGZE HER:
"2002 intensivierte die laotische Regierung ihre Suche nach uns
enorm. Überall wurden Militärlager errichtet, in den
Bergen und Tälern, wo sie Hmong-Verstecke vermuteten, waren
Artillerieschüsse zu hören. Hubschrauber waren im
Einsatz, um Bomben und Geschoße abzuwerfen, auch
Metallnägel wurden abgeworfen, und eine gelbe chemische
Substanz auf uns herunter gesprüht. Sie haben sogar
Landminen und Granaten in der ganzen Region verteilt und uns
daran gehindert, Nahrung zu suchen. Während dieser ganzen
Zeit sind bei den Hmong Gruppen, die unser Gebiet bewohnten,
zahlreiche Menschen verhungert und durch Angriffe der
Militärs mit Waffen oder Chemikalien verletzt oder
getötet worden. Wir hatten viele Diskussionen und standen
dauernd unter Stress. Kinder wollten ohne Eltern fortgehen,
Ehemänner ohne ihre Familie, um eine bessere
Überlebenschance zu haben als wenn sie in
größeren Gruppen lebten. Kinder wurden zu Waisen und
Eltern kinderlos. Es war für uns die schwierigste Zeit, die
wir versteckt im Dschungel verbrachten."
Zeugenaussage von NAO YIA VUE:
"Ich, Nao Yia Vue, 56 Jahre alt, verheiratet, aus dem Volk der
Hmong, geboren und früher wohnhaft in Yathong, Laos,
gehörte während des Vietnam-Krieges der CIA der USA an.
Nach dem Krieg 1975, verließ der Hmong-Führer Vang
Pao, der während des Krieges General gewesen war, das Land
und wir blieben zurück, nachdem wir versucht hatten ihm zu
folgen und über die Hin Her Brücke zu fliehen. In Hin
Her massakrierte das laotische Militär einen großen
Teil der fliehenden Hmong-Bevölkerung, die versuchte,
über die Grenze nach Thailand zu gelangen (...). Die Hmong,
die nicht fliehen konnten, mussten zurück. Wir gingen alle
in unsere alten Dörfer zurück. Währenddessen
sandte die laotische Regierung immer mehr Soldaten in unser
Gebiet, um uns zu jagen. Frauen, Kinder und viele Zivilisten
beschlossen, die Dörfer zu verlassen und sich im Dschungel
zu verstecken. (...)
Später verteilte die laotische Regierung Flugblätter
und forderte unserer Vertreter Vang Chue Ki zu einem Treffen mit
Regierungsvertretern auf. Nachdem wir die Flugblätter
erhalten hatten, ging ich selbst mit 35 Hmong-Sprechern am 24.
November 1993 nach Meuang in der Cha Sysomboune Sonderzone (...).
Die Generale Phueas, Khamoua, Xaoubun Tha, Khamxee und ihre
Soldaten warteten ruhig bis wir alle am Treffpunkt versammelt
waren. Dann verhafteten sie uns, ohne jede Vorwarnung. Sie
richteten die Gewehrläufe auf unsere Köpfe und
forderten, dass wir uns zu Boden werfen sollten. Zwei Stunden
später hörte ich Gewehrschüsse aus der Richtung,
wo der Rest unserer Gruppe im Dschungel versteckt auf uns
wartete. Ich erhielt Fußtritte, wurde mit Gewehren
geschlagen und gefoltert, bis ich ohnmächtig wurde. Als ich
wieder zu Bewusstsein kam, lag neben mir ein Hmong namens
Kiobounma, der Mitglied unserer Delegation gewesen war - man
hatte ihn tot geschlagen. Ich wurde weiter gefoltert (...) und
drei Tage lang ohne Wasser in der Sonne liegen gelassen.
Später wurde ich ins Gefängnis von Phouhong in
Vientiane gebracht (...). Fünf Jahre später, am 10.
November 1998, wurde ich freigelassen und begann im Dorf Phaxam
in Vientiane ein normales ziviles Leben zu führen. Am 16.
Mai 2003 sandten laotische Regierungsvertreter eine Frau zu mir,
die mir den Auftrag überbrachte, meine frühere Gruppe
und meinen Vater zu kontaktieren, der ein spiritueller
Führer ist und sich bis zum heutigen Tag im Dschungel
versteckt hält. Wenn ich diesem Auftrag nicht nachkäme,
sagte sie mir, würden die Regierungsvertreter dafür
sorgen, dass ich für mindestens weitere 30 Jahre im
Gefängnis verschwinde. Ich antwortete, dass ich nicht dazu
bereit sei. (...).
Am 4. Juli 2003 beobachtete meine Ehefrau, dass diese Frau, Lee
Her, die Druck auf mich ausgeübt hatte, damit ich meinen
Vater und seine im Dschungel versteckte Gruppe kontaktiere,
selbst verhaftet und ins Gefängnis gebracht wurde. (...) Das
Dorf Meuang Feaung, in dem ich später lebte, wurde offen von
hochrangigen 4-Sterne Khamoi Behördenvertretern
überwacht - und insgeheim von Geheimdienst-Agenten, von
denen wir aber wussten, dass sie Agenten waren. Auch die Hmong,
die nach wie vor im Dschungel versteckt lebten, wurden
überwacht und häufig getötet. Wir fanden so viele
tote Hmong im Dschungel - alle waren Militärwaffen
erschossen worden. Am 28. Juni 2004 umstellten laotische
Regierungsvertreter mein Haus, aber glücklicherweise war ich
mit meinem Sohn draußen bei der Pflanzung. Am nächsten
Morgen informierten mich mein Bruder Ge und meine Frau auf meinem
Feld darüber, was am Vortag geschehen war und dass sie mich
namentlich gesucht hätten. Sie sagten meiner Frau, dass sie
für mich einen "Auftrag" hätten, und durchsuchten das
ganze Haus, als sie hörten, dass ich nicht zuhause war.
Meine Frau schickte sie in dann in die falsche Richtung, um
weiter nach mir zu suchen. Mein Sohn und ich beschlossen, uns im
Dschungel zu verstecken. (...) Am 9. Juli 2004 beschlossen wir
aus Laos zu fliehen und in Thailand Schutz zu suchen, wo wir am
15. Juli 2004 in Phetchabun eintrafen."
Zeugenaussage von BLIAPAO XANGXU:
"Im Oktober 1990 flog ungefähr zur Mittagszeit ein
Hubschrauber über unsere versteckte Siedlung, drehte drei
Runden und verschwand wieder. Wir sahen wie gelblicher Regen
niederfiel, auf die Erde, das Wasser, die Pflanzen, die
Baumspitzen, auf alles. Der Körper meiner 60-jährigen
Großmutter schwoll an, nachdem sie Wildpflanzen gesammelt
und gegessen hatte. Die Haut bekam dunkle Flecken und fühlte
sich ganz anders an, die Haut wurde ganz weich und schälte
sich leicht. Es dauerte einen ganzen Monat voller Schmerzen, bis
sie endlich starb. Drei Jahre später, 1993, beschossen
ungefähr 200 Soldaten der Bodentruppen das Versteck unserer
zwölf Familien und töteten drei Personen, die sich in
ihren Hütten aufhielten. Die Schüsse kamen aus der
Ferne. Wir flohen in den Wald. Die Soldaten blieben einige Tage
in unseren Hütten und zogen dann wieder ab. Wir kamen
zurück, um unsere Toten zu begraben. (...)
Im November 2002 kamen der Bruder meiner Ehefrau und seine
Ehefrau (die Namen werden in der Original- Aussage genannt, d.
Übers.) von ihrer Suche nach Pflanzen und Wurzeln nicht
zurück. Wir suchten nach ihnen, bis wir ihre Leichen
ungefähr 10 Meter entfernt von dem Loch, wo sie nach Wurzeln
gegraben hatten, fanden. Sie waren von den laotischen Soldaten
nackt auf den Rücken gelegt worden, das Gesicht nach oben,
die Hand des toten Ehemanns auf der Brust seiner toten Frau. Der
Penis des toten Mannes war abgeschnitten und in den Mund seiner
toten Frau gesteckt worden. Wir waren zutiefst schockiert und
entsetzt, verletzt und voller Angst, nachdem wir die Toten
begraben hatten. Wir zogen uns eilig in unsere versteckte
Siedlung in Phoua Xeng zurück. (...)"
Zeugenaussage von TZENG LOR
"Ich wurde geboren, als sich meine Familie im Dschungel versteckt
hielt. Als ich noch sehr klein war, tötete der Pathet Lao
meinen Vater. Meinen Verwandten war es nicht möglich, seine
Leiche für ein ordentliches Begräbnis zu bergen. Als
ich 5 Jahre alt war, verhungerte meine Mutter und ich blieb als
Waise zurück. Ich lebte mit meinem Onkel Yia Vue im
Dschungel. 1993 schickte das Pathet Lao Nhia Yang zu meinem
Onkel, um ihn aus seinem Dschungel-Versteck zu locken. Er sollte
glauben, dass sie friedliche Absichten hatten. Mein Onkel glaubte
ihm, aber er wurde von über 30 Pathet Lao Soldaten empfangen
und gefangen genommen. Das war am 24. November 1993. Er wurde
brutal geschlagen und erlitt einen Schädelbruch. Acht andere
Personen, die ihn in gutem Glauben zu diesem Treffen begleitet
hatten, wurden getötet. (...)"
Zeugenaussage von SHOUA VUE
"1975 versteckten sich mein Vater und meine Mutter im Dschungel.
Ich wurde dort geboren. 1982 wurden meine Eltern vom Pathet Lao
getötet. Ich war noch sehr klein als sie starben. Ich wurde
von meiner Gruppe adoptiert und lebte mit den Hmong Familien, die
sich auch versteckt hielten. Das Pathet Lao griff uns jedes Jahr
an. Wir mussten unser Versteck dauernd ändern und waren
ständig auf der Flucht. Im Januar 2003 griff uns das
Militär des Pathet Lao mit Hubschraubern an. Sie warfen
Bomben ab mit chemischen Stoffen, die zu Blindheit führen,
zum Anschwellen des Körpers, oder dazu, dass man
plötzlich seine Arme und Beine nicht mehr bewegen konnte.
Wir liefen alle auseinander und verteilten uns im Dschungel."
Zeugenaussage von CHUEKONG VANG
"Manchmal schießen wir auf sie mit unseren Gewehren - um
den Soldaten Angst einzujagen. Manchmal rettet das unser Leben
und die Soldaten kommen nicht näher. (...). Wir hatten
einige wenige, sehr alte Gewehre, die wir verwendeten um die
Soldaten von uns wegzuscheuchen, damit sie sich
zurückziehen. Ich habe keine Ahnung ob das gute oder
schlechte Menschen sind. Alles was ich sagen kann, dass sie ganz
plötzlich vor uns auftauchen und dass wir von ihnen
erschossen werden. Wir wissen nicht ob sie von der Regierung
geschickt werden oder ob die Soldaten von selbst kommen. Wir, die
wir versteckt im Dschungel leben, wissen so etwas nicht. Es ist
wahr. Wir hatten Gewehre. Aber wir hatten nicht genug Munition.
Wir verwenden die Gewehre und schießen ganz, ganz wenige
Kugeln ab. Wir müssen den Soldaten Angst einjagen, mit
diesen wenigen Schüssen, damit sie unseren Familien nicht
näher kommen. Das ist alles. (...)"
Video-Interview mit PA XIONG
"Ich komme aus Laos, mein Dorf ist Nam Chia, im Gebiet von Phu
Bia. Es bricht mir das Herz, dass alle meine Verwandten
getötet werden. Wir sind verfolgt und gefoltert worden. Was
für eine verwirrende Welt! Alle meine Verwandten aus Phu Bia
sind ermordet worden. Das laotische Militär hat meine
Eltern, meine Onkel und meinen Bruder getötet. Sie wurden
wir Tiere abgeschlachtet, sie starben nicht wie Menschen. Ich
suche jetzt in diesem neuen Land Schutz, aber mein Herz ist
gebrochen - ich habe all meine Leute verloren. Die laotischen
Behörden jagen uns weiter, wo immer wir uns verstecken, bis
in die Tiefen des Dschungels.
Es war schwer in so großer Not zu leben, ohne jede
Unterstützung, nachdem meine Verwandten alle getötet
worden waren. Die ganze Zeit zu fliehen und lange Strecken ohne
Schuhe durch den dornigen Dschungel zurückzulegen. Riesige
Gebiete nach Nahrung für unsere Kinder zu durchsuchen und
von den wenigen wilden Wurzeln und Pflanzen kaum überleben
zu können. Wir haben alles gegessen was wir finden konnten:
wilde Kartoffel, Wurzeln, Pflanzen. Wie ist es möglich, dass
wir zum Ziel so großer Gewalt geworden sind? Ich wurde im
Dschungel geboren und verstehe das moderne Leben in der Stadt
nicht. Ich bin nie zur Schule gegangen. In diesem Land hat jeder
Erziehung genossen, das Leben in dieser Gesellschaft scheint
wunderbar zu sein. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich
Menschen ein Auto fahren sehen, ich wusste nicht was das ist, bis
es mir jemand erklärte. Es ist alles so verwirrend für
mich. Ich wurde im Dschungel geboren und habe mich mein ganzes
Leben lang von Wurzeln ernährt. Dank den NGOs, die uns Reis
geben, müssen wir in diesem Lager nicht verhungern. Ich habe
den Geschmack von Reis zum ersten Mal in meinem Leben hier
erlebt.
Ich werde unter keinen Umständen nach Laos
zurückgehen. Wenn Laos ein gutes Land wäre, wären
wir nicht hier. Wenn wir zur Rückkehr gezwungen werden,
werden sie uns töten... Wir werden nicht zurückgehen.
Das laotische Militär jagt und tötet unsere Leute wie
Tiere. Wir haben so große Angst. Wir werden nicht
zurückgehen. Meine Mutter und mein Vater haben nichts
Falsches getan. Sie waren nur einfache Bauern und zogen ihre
Kinder auf. Meine Eltern sind nie zur Schule gegangen, sie
arbeiteten hart und hatten ein einfaches Bauernleben. Dann kam
die laotische Regierung und erschoss sie, einfach so. Als das
Militär auf unser Dorf schoss, flohen wir alle in den
Dschungel, in alle Richtungen. Ich habe nicht gesehen wie meine
Eltern gestorben sind. Das laotische Militär tötete
drei meiner Familienangehörigen. Sie schnitten meinen Bruder
Kou in Stücke wie einen Hund, bevor sie ihn begruben. (...).
Wir finden unsere Frauen, vergewaltigt und ermordet, ihre
Sexualorgane wurden in Stücke geschnitten und in ihren Mund
gesteckt. Diese furchtbaren Folterpraktiken versetzten uns in so
großen Schrecken, dass wir Laos verlassen haben und nach
Thailand flüchteten, weil wir Angst haben, ebenso
schrecklich gefoltert zu werden. (...) Wir sind menschliche
Wesen, warum bringen sie so großes Leid über uns,
warum werden wir getötet und gefoltert? Bitte informiert die
Entscheidungsträger, dass wir Hunger leiden, hier im
Flüchtlingslager. Es ist sehr schwer hier zu überleben
(...)."
Video-Interview mit WAMENG THAO
"(...) Ich, Wameng Thao, kann mit den Laoten nicht
kommunizieren, auch wenn ich am verhungern bin. Ich verstehe kein
einziges Wort Lao. Ich wurde im tiefen Dschungel geboren und bin
dort aufgewachsen. Meine Brüder Leexeng, Nhialue wurden
gemeinsam mit Hao und Nhao von laotischen Soldaten getötet.
Es ist so traurig, zu diesem Zeitpunkt geboren worden zu sein und
dass ich keine andere Sprache spreche. Ich kann weder lesen noch
schreiben, ich kann noch nicht einmal den Kalender lesen oder
richtig von eins bis zehn zählen.... Ich bin sehr traurig
und niedergeschlagen. (...) Was die chemischen Waffen betrifft,
die sie auf uns gesprüht haben, und ihre Opfer: Am meisten
betroffen waren die Kinder im Dschungel. Zwei der betroffenen
Kinder waren meine eigenen. Sie sind beide gestorben. Pheng starb
hier im Flüchtlingslager an den Folgen der Chemikalien, es
gibt dafür Zeugen. Mein erstes Kind starb im Dschungel von
Laos.
Ich habe in Laos gelebt, aber ich kenne den Namen der
Plätze und Dörfer in Laos nicht. Als wir in diesem Land
und in diesem Lager ankamen, nannte uns die thailändische
Regierung "illegale Einwanderer aus Laos". Mit uns hat niemand
geredet, nur mit der Leitung des Flüchtlingslagers, die
nichts über uns Hmong aus dem Dschungel oder über
unsere Situation weiß. Die Leiter des
Flüchtlingslagers wissen gar nicht, wo die Dschungel-Hmong
sind und um was es bei ihnen geht. Meine Eltern leben noch immer
im Dschungel. Wenn Sie mir nicht glauben, kommen Sie bitte und
ich bringe Sie hin, damit sie es selber sehen können. Wenn
im Dschungel keine Menschen leben, können Sie mir den Kopf
abschlagen. Ich habe Respekt vor Ihnen. Bitte sprechen Sie
über unser Thema und helfen Sie unser Leben zu retten. Damit
meine Eltern, die noch im Dschungel sind, und ich eine Chance
haben, wieder zusammenzukommen."
Die Massenflucht von Hmong nach Thailand und die
humanitäre Tragödie der im Dschungel versteckten Hmong
kann nur beendet werden, wenn die Regierung der Volksrepublik
Laos die - von ihr bis jetzt strikt geleugneten -
Menschenrechtsverletzungen gegen die Hmong in der für
Ausländer gesperrten Konfliktzone einstellt und ihre
gegenüber den Hmong wiederholt geäußerten
Friedensangebote in die Tat umsetzt.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker fordert die
Regierung der Demokratischen Volksrepublik Laos auf, -
unverzüglich eine unabhängige Untersuchung des
Massakers vom 6. April 2006 einzuleiten. Dabei wurden nahe der
Stadt Vang Vieng mindestens 26 Frauen und Kinder der Hmong -
darunter 12 Kinder unter 10 Jahren - von militärischen
Einheiten umgebracht;
- das Schicksal jener 26 Hmong-Flüchtlinge aufzuklären,
die im Dezember 2005 zwangsweise aus Thailand nach Laos
rückgeführt und dort in Haft genommen wurden. Unter
ihnen befinden sich mindestens 20 Kinder im Alter von 12 - 16
Jahren - sie müssen unverzüglich freigelassen und
wieder zu ihren Familien zurückgebracht werden;
- allen zivilen Angehörigen der Hmong, die ihre
Dschungel-Verstecke nach so langer Leidenszeit freiwillig
aufgeben, endlich ein Leben in Menschenwürde und Sicherheit
zu gewährleisten und sie dabei aktiv zu
unterstützen;
- die massiven Menschenrechtsverletzungen gegenüber den
Hmong, die schwere Verstöße gegen internationale
Menschenrechtsnormen darstellen, unverzüglich zu
beenden;
- all jene zur Rechenschaft zu ziehen, die für schwerste
Menschenrechtsverletzungen gegenüber den Hmong, insbesondere
illegale Hinrichtungen und Folterungen, verantwortlich
sind;
- alle Militäreinheiten und möglicherweise mit ihrem
Einverständnis agierende Einheiten des vietnamesischen
Militärs strikt anzuweisen, im Umgang mit Hmong-Zivilisten,
insbesondere der im Dschungel versteckten Hmong- Gruppen, die
großteils aus Frauen und Kindern bestehen, geltende
Menschenrechtsnormen wie die Genfer Konventionen und die
UN-Kinderrechtskonvention unbedingt einzuhalten;
- gegenüber Hmong-Gruppen, die ihre Dschungel-Verstecke
freiwillig aufgeben, humanitäres Menschenrecht zu
respektieren;
- die zwangsweise Umsiedlung von Hmong aus den von ihnen
traditionell bewohnten Hochlandgebieten einzustellen;
- alle Personen, die aufgrund ihrer friedlich
geäußerten politischen Meinung bzw. der
Zugehörigkeit zu einer ethnischen Gruppe wie den Hmong
inhaftiert wurden, unverzüglich freizulassen;
- unabhängigen Berichterstattern, Vertretern
internationaler Institutionen wie der UN sowie Vertretern
internationaler Nichtregierungsorganisationen und
humanitärer Hilfsorganisationen ungehinderten Zugang nach
Laos und in die derzeit gesperrten Konfliktzone zu
ermöglichen;
- das Recht von Hmong die verdächtigt werden, Gewalt
angewendet oder befürwortet zu haben, auf ein faires
Verfahren nach internationalen Menschenrechtsstandards zu
respektieren.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker fordert die
Regierung der Sozialistischen Republik Vietnam auf,
- die massiven Menschenrechtsverletzungen, die von
vietnamesischen Soldaten an im Dschungel von Laos versteckten
Hmong verübt werden, unverzüglich zu beenden, und jene,
die sich solcher Menschenrechtsverstöße in der
Vergangenheit schuldig gemacht haben, dafür zur
Verantwortung zu ziehen.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker fordert die
Regierung von Thailand auf,
- den in Laos akut bedrohten Hmong Flüchtlingen ein
offizielles Bleiberecht in Thailand einzuräumen;
- UN-Vertretern und insbesondere dem UNHCR Zugang zum
Flüchtlingslager in Petchabun zu gewähren;
- zu gewährleisten, dass die Flüchtlinge in Petchabun
die dringend benötigte Nahrungsmittelhilfe erhalten
können.
Die internationale Gemeinschaft hat es allzu lang versäumt,
der menschenrechtlichen bzw. humanitären Tragödie der
Hmong Aufmerksamkeit zu schenken und den bedrängten Menschen
im Dschungel von Laos und in den Flüchtlingslagern von
Thailand Hilfe zu leisten.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker fordert die
internationale Gemeinschaft auf,
- auf die Regierungen von Laos und Vietnam einzuwirken, die
schweren Menschenrechtsverletzungen an den im Dschungel von Laos
versteckten Hmong-Gruppen unverzüglich zu beenden;
- auf die Regierung von Laos einzuwirken, den Angehörigen
der Hmong, die ihre Dschungelverstecke verlassen, endlich ein
Leben in Menschenwürde und Sicherheit zu gewährleisten
und entsprechende Bemühungen der laotischen Regierung aktiv
zu unterstützen;
- auf die Regierung von Thailand einzuwirken, den in Laos akut
bedrohten Hmong Flüchtlingen ein offizielles Bleiberecht in
Thailand einzuräumen, UN-Vertretern Zugang zum
Flüchtlingslager in Petchabun zu gewähren und die
nötige Nahrungsmittelhilfe zu ermöglichen;
- Das UNHCR muss in Ausübung seines Mandates im
Flüchtlingslager von Petchabun aktiv Untersuchungen
anstellen, welchen Flüchtlingen offiziell
Flüchtlingsstatus und der damit verbundene Schutz
zuzuerkennen ist;
- Die massiven Menschenrechtsverletzungen an den Hmong in Laos
müssen vor entsprechenden internationalen Gremien wie
insbesondere dem neuen UN-Menschenrechtsrat so schnell wie
möglich zum Thema gemacht und verurteilt werden.
- Der UN-Menschenrechtsrat muss eine Untersuchungskommission
nach Laos entsenden, um die Vorwürfe bezüglich
möglichen Völkermordes an den im Regenwald versteckten
Hmong in Laos zu überprüfen, effiziente Schritte
dagegen einzuleiten und sicherzustellen, dass die dafür
Verantwortlichen dafür zur Rechenschaft gezogen werden.
Pressespiegel
Side event on the Hmong Lao, at the United Nations WGIP: www.unpo.org/article.php?id=5095
Huntington News:
www.huntingtonnews.net/columns/060904-kinchen-comment.html |
www.huntingtonnews.net/national/060902-staff-hmong.html |
www.huntingtonnews.net/national/060708-staff-laos.html
IHT ThaiDay - Manager Online:
www.ihtthaiday.com/IHT/ViewNews.aspx?NewsID=9490000110708
VOA News - Laos Denies Attacks on Hmongs: www.voanews.com/lao/2006-09-01-voa3.cfm
VientianeTimes.com: www.vientianetimes.com/Headlines.html
| www.vientianetimes.com/Headlines_0708082006.html
Film proof of Hmong genocide, The Age:
www.theage.com.au/news/world/film-proof-of-hmong-genocide-says-activist/2006/08/30/1156816967987.html
Web Board: www.inlao.net/Forums/WBBlog.aspx?tp=1668
IWGIA - Asia: www.iwgia.org/sw8129.asp
UNPO Monitor:
www.unpo.org/UNWGIP/UNWGIPMonitor02August2006-Day-3.pdf
Cleburne News:
www.cleburnenews.com/opinion/2006/cn-guest-0727-0
6g31l4215.htm
Hmong Minnesota Radio: www.hmongminnesotaradio.com/vt.php
Bangkok's Independent Newspaper:
www.nationmultimedia.com/2006/08/31/pda/regional_30012397.html
CRIN - Child Rights Information Network: www.crin.org/resources/infodetail.asp?id=9697
MND:
http://mensnewsdaily.com/2006/08/30/laos-denies-attacks-on-hmong-as-activists-report-abuses-in-laos-thailand/
31 Hmong Refugees Not Deported:
http://kinchendavid.wordpress.com/2006/08/19/31-hmong-refugees-not-deported-abandoned-at-laos-border/
Democracy Project: www.democracy-project.com/archives/002693.html
GfbV: www.gfbv.ch/archiv/newsletter/newsletter265.html
| www.gfbv.ch/pdf/0806Hmongreport.pdf
| www.gfbv.de/pressemit.php?id=614
Earth Peoples: www.earthpeoples.org
Switzerland Arts & Entertainment News:
www.einnews.com/switzerland/newsfeed-switzerland-arts
Global News Blog, Southeast Asia: http://globalnewsblog.com/wp/?p=30480
doCip - Statements PFII 2005 / 2006 / IPACC and Africa Caucus
Statement on Militarization in Indigenous ...: www.docip.org/pfii2005/statements.html
/ www.docip.org/Permanent%20Forum/Statements.html
/
www.docip.org/WGIP06/OCR%20Scans%20Day%20III%20Completedocattach.doc
Notes