25.11.1999 In einem Interview sagte der Menschenrechtler und
Duma-Abgeordnete Sergej Kowaljow: "Die befehlshabenden
Generäle suchen Revanche für den ersten Krieg. Doch
wichtiger ist etwas anderes: Die Armee will wieder zu einer
realen, geachteten Macht im Land werden. Der Krieg soll sie zur
politischen Kraft machen. Das ist eine gefährliche Tendenz.
In Tschetschenien herrscht heute militärische Willkür.
In den besetzten Gebieten agiert die Armee ohne politische
Kontrolle. Vor Ort entscheiden die Generäle. Ein
Völkermord ist dieser Krieg noch nicht. Mit der Zeit wird er
sich zum Partisanenkrieg wandeln, den die Armee nicht gewinnen
kann. Es sei denn, er wird zum Vernichtungskrieg. Die Konsequenz
daraus kann nur Völkermord sein."
Stern auf der homepage http://www.stern.de, 25.11.1999
29.11.1999 Sergej Kowaljow schreibt:
"Tschetschenien stirbt und braucht internationale Hilfe. Ich bin
tief überzeugt, dass dieses Land stirbt, Tschetschenien
zieht Russland mit in den Abgrund. Das heißt, auch Russland
braucht internationale Hilfe. Heute gibt es nur eine
Möglichkeit, solche Hilfe zu leisten: der Westen muss vollen
Druck auf beide Seiten des Konflikts ausüben. Ich werde mich
nicht wiederholen: der wichtigste Punkt ist, dass wenn sie
Russland helfen, wird Europa in seine eigene Zukunft
investieren."
Sergej Kowaljow, Central European Economic Review,
www.hro.org/war/50htm, 29.11.1999
8.12.1999 In Frankfurt verurteilt Bundesaußenminister
Fischer das russische Ultimatum an Grosnys Bevölkerung als
nicht hinnehmbaren "Akt der Barbarei". Er habe dem russischen
Außenminister Iwanow mitgeteilt, er erwarte eine
Rücknahme des Ultimatums und eine baldige Beendigung des
Krieges, gestand aber auch ein, dass die
Einflußmöglichkeiten des Westens auf diesen Konflikt
sehr begrenzt seien.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 9.12.99
9.12.1999 Aus dem Friedensappell der Internationalen
Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs (IPPNW) zum
Tag der Menschenrechte: "Die Kriegshandlungen zwischen den
russischen Truppen und den Kämpfern in Tschetschenien
erreichen das Ausmaß von Völkermord. Das Bombardement
von Städten und Dörfern der russischen Teilrepublik hat
bisher schon Tausende von Opfern unter der Zivilbevölkerung
gefordert. Nach Schätzungen humanitärer Organisationen
haben bislang bis zu 240.000 Flüchtlinge ihre Heimat
verlassen und in Inguschetien Zuflucht gefunden."
http://www.ippnw.de
16.12.1999 André
Glucksmann auf einer Konferenz in Moskau unter dem Titel
"Tschetschenien – die nicht gelernte Lektion": "Herr Putin,
Sie glauben, dass wir falsch informiert sind, aber das sind wir
nicht. Wir haben ihren Freund Boris Beresowski gehört, der
gesagt hat, es sei nicht bewiesen, wer die Häuser in Moskau
in die Luft gesprengt hat. Heute wissen wir zumindest, dass den
Reichstag in Berlin weder die Kommunisten noch die Juden
angezündet haben." Im Konferenzsaal der Nachrichtenagentur
Itar-Tass herrscht Schweigen. Das Ultimatum an die
Bevölkerung Grosnys sei beispiellos in der Geschichte
– mit zwei Ausnahmen, fährt Glucksmann fort: Hitlers
Ultimatum an Warschau und Pol Pots Ultimatum an Phnom Pen.
"Während ich spreche, sterben in Grosny friedliche
Menschen."
FAZ, 17.12.1999
17.1.2000 Der Migrations- und Flüchtlingspolitische Sprecher der Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen des Landtags von Nordrhein-Westfalen, Jamal Karsli, fasst seine Meinung zum Krieg in Tschetschenien zusammen und vergleicht Milosevic mit Putin: "Vom Balkan auf den Kaukasus: Das Kosovo des Jahres 2000 heißt Tschetschenien. Seit vielen Wochen mordet und zerstört der zweite russische Feldzug in der Teilrepublik. Tausende Tote und zerstörte Städte und Dörfer, allem voran eine bis auf die Grundmauern verwüstete Hauptstadt Grosny.
Hier ist es Grosny, im Kosovo war es Pristina. (...) Einen
signifikanten Unterschied dieser beiden Tragödien gibt es
jedoch: Milosevic wurde von einer internationalen Koalition
gestoppt. Die russische Regierung wird hingegen immer noch aus
der Perspektive der vergangenen Ost-West-Konfrontation
betrachtet."
Presseerklärung Jamal Karsli, 17.1.2000
31.1.2000 Lord Russell-Johnston, Präsident der
Parlamentarischen Versammlung des Europarats: "Was in
Tschetschenien passiert, ist ein Krieg. Ein grausamer, wilder
Krieg, für den die Zivilisten den höchsten Preis
zahlen. Ihm voraus ging eine Situation, die nicht akzeptabel war.
Die sozialen Strukturen waren zusammengebrochen,
Kriminalität nahm überhand, benachbarte Republiken
waren permanent den Angriffen bewaffneter Gruppen von Extremisten
ausgesetzt. Präsident Maschadow war entweder durch
tatsächliche direkte Verwicklung oder durch einen Mangel an
Autorität - das können wir nicht wissen - mit
dafür verantwortlich. Aber auf die Situation hätte
anders reagiert werden können und sollen. Man kann
Terrorismus nicht besiegen, indem man sich selbst wie ein
Terrorist aufführt."
Europarat in Relief Web, 31.1.2000 (http://www.reliefweb.int)
14.2.2000 Jelena Bonner schließt sich der Erkärung
des Amerikanischen Komitees für Tschetschenien an. In
Auszügen: "Die Verweigerung des Zugangs für
internationale Beobachter verleitet zu der Annahme, dass Russland
nicht nur Menschenrechtsverletzungen und Massentötungen zu
verbergen versucht, sondern auch anhaltende Verbrechen gegen die
Menschlichkeit sowie Genozid. Während der letzten sechs
Jahre ist die tschetschenische Bevölkerung fast halbiert
worden. Wenn die internationale Gemeinschaft die noch lebenden
Tschetschenen nicht beschützt, dann werden wir alle an der
Schuld für dieses Verbrechen gegen die Menschlichkeit
teilhaben."
http://www.wdn.com
23.2.2000 In Paris haben sich rund 5.000 Menschen versammelt,
um gegen die "ungestraften Verbrechen" russischer Truppen in
Tschetschenien zu protestieren. "Der Gulag unter freiem Himmel
ist eine Schande! Aber auch wir müssen uns schämen,
dass wir nichts dagegen getan haben, dass das neue Jahrhundert
mit Grosny begonnen hat. Ich hoffe, dass unsere Kinder uns nicht
vergeben werden," sagt André Glucksmann, der neben vielen
anderen französischen Intellektuellen zu dieser Kundgebung
aufgerufen hatte. Das Datum hatten sie gewählt, um an die
stalinistische Deportation der Tschetschenen im Jahre 1944 zu
erinnern, die am 23. Februar begann.
Le Monde, 25.2.2000
24.5.2000 In seiner Eröffnungsrede des
fünftägigen Kongresses des internationalen
Pen-Verbandes, forderte der Schriftsteller Günter Grass in
Moskau ein Ende des Tschetschenien-Krieges und verlangte eine
Untersuchungskommission der Vereinten Nationen. "Wir begegnen
einander in einem Land, in dem die Grossmacht Russland gegen das
kleine Volk der Tschetschenen Krieg führt, ohne Einsehen,
ohne Erbarmen." Grass zog Parallelen zum türkischen
Völkermord an den Armeniern im Ersten Weltkrieg, er sagte,
egal, ob George Orwell, Primo Levi, Imre Kertesz, Alexander
Solschenizyn, Thomas Mann oder Pablo Neruda, "zu allen Zeiten
waren es Schriftsteller, die Zeugnis abgelegt haben – auch
wenn sie meistens in den Wind gesprochen haben." Günter
Grass legte besonderen Wert auf die Wahrung der Presse- und
Meinungsfreiheit in Russland. Er sei gerade wegen des Krieges und
der Wiederkehr der Zensurversuche nach Russland gekommen "Die
russischen Schriftsteller brauchen die Solidarität ihrer
Kollegen."
Florian Hassel in der Südwest Presse, 24.5.2000
27.5.2000 In einem Interview mit der Berliner Zeitung sagt der
russische Lyriker, Romancier und Filmautor Jewgeni Jewtuschenko:
"Ich war einer von denen, die sich gleich am Anfang dieses
Tschetschenienkrieges gegen ihn ausgesprochen haben. Ich muss nur
einen Augenblick daran denken, dass dort auch Kinder umkommen,
dann weiß ich, wie meine Haltung dazu ist. Und wenn ich an
unsere Soldaten denke, junge Burschen, denen man vielleicht die
Köpfe abschneidet und diese auf irgendeinem Markt als
Trophäe ausstellt, dann weiß ich es auch. Ich war
gegen diesen Krieg in Tschetschenien und ich habe den Orden
für Völkerfreundschaft nicht angenommen. Man
müsste die Demagogie aus den gegenseitigen Beziehungen
eliminieren. Das wäre ein Anfang, wenn politische
Verhandlungen damit begännen, dass jede Seite ihre eigenen
Fehler erörtert."
Berliner Zeitung, 27.5.2000
24.2.2000 Der grüne Europaabgeordnete Daniel Cohn-Bendit
nannte Wladimir Putin wegen seines Vorgehens im Kaukasus einen
‚Mörder‘. Ein Volk werde massakriert, sagte Cohn
Bendit im französischen Fernsehen. Stalin habe die
Tschetschenen 1944 deportieren lassen, Putin bringe sie heute um.
Moskau sei dabei, eine‘ tschetschenische Taliban‘
hervorzubringen.
Financial Times Deutschland, 24.2.2000
26.2.2000 Der tschechische Präsident Vaclav Havel rief
die internationale Gemeinschaft dazu auf, gegen die russische
Kriegsführung im Kaukasus zu protestieren. Im tschechischen
Fernsehen nannte er das russische Vorgehen im Kaukasus das
‚Abschlachten einer Nation‘.
Neue Züricher Zeitung, 28.2.2000
23.3.2000 Internationaler Aufruf gegen den Krieg
in Tschetschenien, verfasst von André Glucksmann: "Grosny
geschleift, ohne dass ein Finger sich rührt. Dörfer
niedergebrannt, ohne dass ein Finger sich rührt. Verwundeten
den "Gnadenschuss" gegeben, ohne dass ein Finger sich rührt.
Körper gefoltert, Frauen und Männer vergewaltigt, ohne
dass ein Finger sich rührt. Das Volk zertreten, ohne dass
ein Finger sich rührt. Internationales Schweigen, in bester
Komplizenschaft(...)"
Zu den 200 Unterzeichnern gehören:
Timothy Garton Ash, Andrej Babizki, Wolf Biermann, Norbert
Blüm, Jelena Bonner, Daniel Cohn-Bendit, John le
Carré, Noam Chomsky, Umberto Eco, Bora Cosic, Günter
Grass, Elfriede Jelinek etc.
TAZ, 23.3.2000
17.2.2000 Russlands Menschenrechtsbeauftragter Oleg Mironow
sagt im Radio: "...die russischen Behörden machen Russland
zu einem Land, in dem die Menschenrechte und die Rechte eines
jeden Bürgers verletzt und unterdrückt werden."
War and Human Rights. 18. 2.2000 (http://www.hro.org/war/151.htm)
März 2000 Amnesty International erklärt: "Die
sichtbare Missachtung internationalen humanitären Rechts
durch die russischen Truppen und die diskriminierende Art und
Weise, in der es die Behörden in Moskau und anderswo auf
Tschetschenen abgesehen haben, legt die Vermutung nahe, dass die
Regierung unter dem Vorzeichen von "Verbrechens- und
Terrorismus-Bekämpfung" in eine Kampagne involviert war,
eine gesamte ethnische Gruppe zu bestrafen".
Amnesty International Report, March 2000. Concerns in Europe.
July-December 1999. http://www.amnesty.org/ailib/aipub/2000/EUR/40100100.htm
20.3.2000 Jelena Bonner schreibt in der Zeitung ‚Die
Welt‘: "Putin spricht von Gesetz und Ordnung, von
Pressefreiheit und demokratischen Wahlen. Doch seine Grammatik,
sein Gestus und seine Mimik, seine zweifellos vorhandene
Zielstrebigkeit sind für mich Ausdruck einer
Mentalität, die, über Generationen gemeißelt und
fortgepflanzt, zum Fundament des Zynismus der großen
Kohorte wurde – der Tscheka, und ihren Nachfolgern OGPU,
NKWD, KGB und FSB."
Die Welt, 20.3.2000
Chronik des Krieges in Tschetschenien
März 1999 Der Einmarsch russischer Truppen wird in Moskau
vorbereitet, so Verteidigungsminister Stepaschin in einen
Interview mit der Financial Times, 31.1.2000.
Die Vorbereitungen für die Invasion sind im Zeitraum Mai bis August weitergegangen. Ab Mai gab es wiederholt Raketenangriffe von russischer Seite.
7.8.1999 200 bis 500 Bewaffnete stürmten aus Tschetschenien nach Dagestan und besetzten mehrere Dörfer.
9.8.1999 Präsident Jelzin entlässt den bisherigen Premierminister Sergej Stepaschin und ernennt Wladimir Putin zu seinem Nachfolger.
10.8.1999 Ein Rat der islamischen Führer in Dagestan erklärte die Republik für unabhängig und rief dazu auf zu kämpfen, bis der letze Ungläubige aus der Republik vertrieben sei.
10.8.1999 Präsident Maschadow erklärt, dass er und seine Regierung nichts mit den Angriffen auf dagestanischem Gebiet zu tun haben.
15.8.1999 Maschadow ruft in Tschetschenien den Notstand aus.
16.8.1999 Tschetschenien mobilisiert seine Truppen, Reservisten und die Veteranen aus dem ersten Tschetschenienkrieg.
25. 8.1999 Die russischen Kräfte bombardieren seit zwei Wochen die dagestanische Bergregion. Sie kündigen an, sie hätten die Islamisten in Dagestan besiegt.
26.8.1999 Die russische Luftwaffe greift zwei tschetschenische Dörfer an, in die die tschetschenischen Kämpfer aus Dagestan geflüchtet sein sollen.
31.8.1999 In einem Moskauer Kaufhaus explodiert eine Bombe. Ein Mann stirbt.
3.9.1999 Der tschetschenische Vizepräsident Arsanow spricht sich für die friedliche Beilegung des Konfliktes aus.
4.9.1999 Das russische Innenministerium übergibt dem Verteidigungsministerium die volle Kontrolle über die Militäraktionen gegen die Islamisten in Dagestan. General Leutnant Troschew wird die Kommandantur über die vereinten Streitkräfte übertragen.
5.9.1999 Hunderte bewaffneter Tschetschenen überqueren die Grenze zwischen Tschetschenien und Dagestan. Sie kämpfen für die Kontrolle über vier Dörfer.
9.+13. 9.1999 In zwei Moskauer Wohnhäusern explodieren Sprengsätze. Insgesamt sterben über 260 Menschen.
11.9.1999 Die russischen Streitkräfte bombardieren tschetschenische Dörfer.
14.9.1999 Die tschetschenischen Kämpfer geben bekannt, dass sie sich vollkommen aus Dagestan zurückgezogen hätten.
15.9.1999 Premierminister Putin macht Tschetschenien für die Bombenanschläge in Russland verantwortlich.
16.9.1999 In Wolgodonsk wird ein Wohnhaus bombardiert, es sterben 17 Personen, mindestens 150 werden verletzt. Russische Politiker verdächtigen tschetschenische "Terroristen", diese Bomben gelegt zu haben.
17.9.1999 Tschetschenien bittet die internationale Gemeinschaft, die russische Aggression gegen Tschetschenien zu stoppen.
22.9.1999 Innenminister Zubow sagt, russische Truppen hätten Tschetschenien umstellt, in der Presse wird darüber spekuliert, wie viele Soldaten stationiert seien, die Zahlen reichen bis zu 50.000. Vorerst planen die Russen aber nicht, Bodentruppen nach Tschetschenien zu verlegen, sie fliegen statt dessen Luftangriffe auf die Republik. Die Moskauer Behörden beginnen, die nicht-russische Bevölkerung ihrer Stadt zu registrieren.
23.9.1999 Die russische Luftwaffe bombardiert den Flughafen Grosnys.
24.9.1999 Nach den russischen Luftangriffen sind Tausende besonders aus Grosny geflohen, etwa 5.000 Autos stauen sich an der Grenze zu Inguschetien.
25.9.1999 Russische Sprecher geben bekannt, dass die Luftwaffe 1700 Angriffe geflogen habe, es seien 150 militärische Einrichtungen, 30 Brücken, 80 Fahrzeuge, sechs Radiostationen und 250km Bergstraßen zerstört worden. Ende September stoßen immer wieder Bodentruppen nach Tschetschenien vor.
29.9.1999 Die inguschetische Regierung wendet sich hilfesuchend an den UNHCR, das Land sei mit der Flüchtlingswelle aus Tschetschenien überfordert.
30.9.1999 Entgegen vorheriger Aussagen gibt Putin nun zu, dass sich russische Bodentruppen schon in Tschetschenien befinden. Moskau erlaubt, dass der UNHCR mit Hilfslieferungen an die tschetschenischen Flüchtlinge in Inguschetien beginnt.
1.10.1999 Premierminister Putin erklärt, Maschadow sei nicht der legitime Präsident Tschetscheniens
1.10.1999 Maschadow bittet den georgischen Präsidenten Schewardnadse, zwischen Russland und Tschetschenien zu vermitteln, aber der russische Generalstab verweigert die Gespräche.
5.10.1999 Russische Bodentruppen haben ein Drittel Tschetscheniens, den Norden der Republik, besetzt. Maschadow ruft zu einem ‚Heiligen Krieg‘ gegen die Bundestruppen auf und erklärt, in seinem Land gelte das Kriegsrecht.
7.10.1999 Reuters zeigt Fernsehbilder von einem Bus mit Flüchtlingen, der offensichtlich am 5. Oktober von der russischen Luftwaffe getroffen worden war. Der EU-Kommissar Chris Patten gab seiner Sorge über die humanitären Konsequenzen des Krieges in Tschetschenien Ausdruck und forderte beide Kriegsparteien auf zu verhandeln.
11.10.1999 Es halten sich im Moment 155.000 tschetschenische Flüchtlinge allein in Inguschetien auf, 1500 sind in Georgien, heute haben nochmals 5.000 Tschetschenen ihre Heimat verlassen.
15.10.1999 Der Kommandeur der russischen Truppen in Tschetschenien erklärt, die erste Phase des Krieges, der Aufbau einer Sicherheitszone um Tschetschenien, sei erfolgreich abgeschlossen.
20.10.1999 Die russische Regierung veröffentlicht ihre Pläne zur Lösung der Krise in Tschetschenien: 1. Die tschetschenischen Militärkräfte sollen neutralisiert werden, 2. Alle tschetschenischen Kämpfer, die ihre Waffen niederlegen, sollen eine Amnestie bekommen, 3. Gespräche mit den Tschetschenen werden beginnen, wenn diese die radikalen tschetschenischen Kommandanten Chattab und Schamil Bassajew ausliefern.
21.10.1999 150 Zivilisten sterben auf dem Marktplatz in Grosny, als eine russische Rakete einschlägt. Es gibt noch in weiteren Teilen der tschetschenischen Hauptstadt Explosionen.
23.10.1999 Das russische Militär schließt die letzen Straßen, die aus Tschetschenien heraus führen. 180.000 Tschetschenen sind schon vor den Kämpfen geflüchtet.
26.10.1999 Russland gibt bekannt, dass "humanitäre Korridore" eingerichtet würden, um die Zivilbevölkerung abziehen zu lassen.
28.10.1999 Maschadow appelliert an den Papst, sich für die Tschetschenen einzusetzen, um einen Völkermord abzuwenden.
29.10.1999 Nach tschetschenischen Angaben kamen bei einem Bombeangriff auf einen deutlich mit dem Rot-Kreuz-Emblem gekennzeichneten Flüchtlingskonvoi 50 Menschen ums Leben, zwei von ihnen waren Mitarbeiter des Roten Kreuzes.
3.11.1999 Die Organisation der Soldatenmütter gibt bekannt, dass bis jetzt über 600 russische Soldaten in Tschetschenien umgekommen seien, diese Zahl liegt weit über den offiziell zugestanden 133 Gefallenen. Heute überquerten 1.300 Tschetschenen die inguschetische Grenze.
5.11.1999 Die russische Armee kontrolliert 40% des tschetschenischen Territoriums.
8.11.1999 Die USA bezichtigen Russland, die Genfer Konventionen gebrochen zu haben, indem sie absichtlich Zivilisten bombardiert hätten. Die ersten tschetschenischen Flüchtlinge werden nach Tschetschenien zurückgeführt. Sie sollen in dem von russischen Truppen kontrollierten Westteil der Republik angesiedelt werden.
9.11.1999 Die Partei Jabloko des demokratischen Oppositionellen Jawlinski schlägt eine 30 Tage lange Waffenruhe vor und tritt für Gespräche mit Maschadow ein.
10.11.1999 Angeblich planen die Russen in Tschetschenien den Einsatz von Chemiewaffen.
12.11.1999 Die russische Fahne wird über der zweitgrößten Stadt Tschetscheniens, Gudermes, gehisst.
17.11.1999 Auch die Stadt Bamut wird von den russischen Truppen eingenommen. Drei russische Hubschrauber sind in georgischen Luftraum eingedrungen und haben in der Nähe des Ortes Schatali Raketen abgefeuert.
18.11.1999 Der Ort Achkoi-Martan wird von den russischen Truppen besiegt. Nach tschetschenischen Angaben sollen in den letzen Tagen bei Raketenangriffen auf Grosny und Urus-Martan 170 Zivilisten gestorben sein
21.11.1999 Es erscheinen erste Berichte darüber, dass die russischen Truppen durch Folter von tschetschenischen Gefangenen erfahren wollen, wo sich tschetschenische Kämpfer befinden.
22.11.1999 Die Zahl der tschetschenischen Flüchtlinge übersteigt 222.0000, so russische Angaben.
26.11.1999 General Waleri Manilow kündigt die dritte und letzte Phase des Krieges gegen Tschetschenien an. Das Ziel dieser dritten Phase sei es, die "Banditenverbände" in den Bergen Tschetscheniens zu zerstören. Verteidigungsminister Sergejew schätzt, dass dieses Ziel in drei Monaten erreicht sein wird. Nach einer Umfrage von Itar Tass unterstützen 70% aller Russen den Krieg gegen Tschetschenien.
1.12.1999 Der russische Beauftragte für die Truppen im Kaukausus, Kazantsew, gibt bekannt, Grosny sei von allen Seiten von russischen Truppen umstellt.
5.12.1999 Russische Flugzeuge werfen über Grosny Flugblätter ab, die die Einwohner auffordern, die Stadt bis zum 11.12. zu verlassen, sonst würden sie behandelt, wie die "Banditen". Es wird davon ausgegangen, dass sich noch bis zu 50.000 Zivilisten in Grosny aufhalten.
7.12.1999 Der tschetschenische Präsident Maschadow bestätigt den Einsatz von Chemiewaffen von russischer Seite. Dabei seien 15 Personen ums Leben gekommen.
9.12.1999 Die russischen Kräfte nehmen die Stadt Urus-Martan ein.
14.12.1999 Putin droht dem Westen mit dem russischen Atompotential, Russland ließe sich keine Kritik gefallen, es hätte ein nukleares Schild. Seit Tagen toben in Grosny Straßenkämpfe um den Minutka-Platz im Innern der Stadt. Die Tschetschenen scheinen erfolgreiche Angriffe gestartet zu haben. Etwa 100 russische Soldaten sterben.
23.12.1999 Es gibt Berichte darüber, dass russische Soldaten auch Dörfer in dem russisch kontrollierten Teil Tschetscheniens angreifen.
25.12.1999 In einem letzten großen Angriff soll Grosny endgültig eingenommen werden. Doch die Tschetschen hatten vorher große Teile der Stadt vermint und setzen den russischen Truppen immer noch großen Widerstand entgegen.
31.12.1999 Präsident Jelzin tritt zurück, Ministerpräsident Putin übernimmt die Amtsgeschäfte bis zu den Neuwahlen innerhalb von 90 Tagen.
1.1.2000 Der amtierende Präsident Putin besucht am Neujahrstag seine Truppen in Tschetschenien, die Kämpfe gehen unterdessen weiter.
3.1.2000 Bei einem Angriff auf die russische Botschaft in Beirut sterben zwei Personen, sieben werden verletzt.
5.1.2000 Der tschetschenische Präsident Maschadow schlägt eine dreitägige Waffenruhe vor, die am 8. Januar beginnen soll. Maschadow schreibt, die Waffenruhe werde benötigt, weil die Luft über Grosny nach einem Angriff der Russen auf eine Chemiefabrik und nachdem die Russen Chemiewaffen eingesetzt hätten, undurchdringlich und vergiftet sei.
7.1.2000 Die russischen Kampfhandlungen in Grosny sollen ausgesetzt werden, damit Zivilisten die Stadt verlassen können, so der russische Militärstab. Gleichzeitig werden zwei der höchsten drei russischen Kommandanten ausgetauscht.
10.1.2000 Der tschetschenische Sprecher Udugow kündigt an, dass die Tschetschenen zu Guerilla- Taktiken übergehen werden.
11.1.2000 General Kazantsew kündigt an, dass alle tschetschenischen Männer zwischen 10 und 60 in Filtrationslagern überprüft werden sollen.
12.1.2000 Allen tschetschenischen Männern zwischen 10 und 60 wird verboten, das Land zu verlassen. Sie werden an der Flucht aus dem Kriegsgebiet gehindert.
19.1.2000 Der russische Generalleutnant Troschew gibt bekannt, es würde erwartet, dass der Krieg in Tschetschenien bis zum 26. Februar beendet sein wird.
23.1.2000 Der Radio Liberty Reporter Andrej Babizki wird von russischen Armeeangehörigen festgenommen. Das russische Militär gibt bis zum 28.1. nicht zu, dass Babizki in seiner Gewalt ist.
26.1.2000 Im Moment kämpfen nach offiziellen Angaben 93.000 russische Soldaten in Tschetschenien.
28.1.2000 UN-Generalsekretär Kofi Annan sagt: "Wir sind alle gegen Terrorismus und stimmen darin überein, dass Terroristen bekämpft werden müssen, aber die Maßnahmen gegen sie müssen angemessen sein und sich nicht gegen Zivilisten richten".
2.2.2000 Es ist immer noch unbekannt, wo sich der Radio Liberty Reporter Andrej Babizki aufhält, nachdem er für russische Soldaten eingetauscht wurde.
6.2.2000 Die russischen Truppen hissen die russische Flagge über Grosny. Die Fernsehbilder zeigen eine nach wochenlangen Kämpfen und Bombardierungen vollkommen zerstörte Stadt. Die Kämpfe gehen in der Wedeno Schlucht und in der Schlucht von Argun weiter.
7.2.2000 Die englische Zeitung "Independant"
veröffentlicht ein Geständnis eines russischen
Generlas. Er gibt an, der russische Geheimdienst FSB habe die
Bomben in den Moskauer Wohnhäusern gelegt, welche die
russische Regieurung zum Anlass nahm, um wieder in Tschetschenien
einzugreifen.
9.2.2000 Die russische Armeeführung gibt bekannt, die bis
jetzt eingesetzten 250 bis 500 kg schweren Bomben seien nicht
effektiv genug, es würden nun 1.500 kg schwere Bomben
eingesetzt.
10.2.2000 Human Rights Watch beschuldigt die russische Armee, in Grosny mindestens 38 Zivilisten willkürlich exekutiert zu haben.
11.2.2000 Russland feuert Scud-Raketen auf Itum Kale und wirft Vakuum-Bomben über dem Ort ab.
29.2.2000 Die russische Militärführung hat den Krieg im Kaukasus offiziell für beendet erklärt.
20.3.2000 Russland wird demnächst überschüssige Truppen aus Tschetschenien abziehen, so Putin.
26.3.2000 In Russland finden Präsidentschaftswahlen statt. Präsident Putin gewinnt im ersten Wahlgang mit 52, 94% der Stimmen. Erst im September 2000 wird festgestellt, dass die Wahlen von massivem Wahlbetrug geprägt waren.
31.3. -.4.4.2000 Mary Robinson besucht Russland und Tschetschenien. Sie spricht mit der russischen Führung über die Menschenrechtsverletzungen in Tschetschenien. Ihr wird der Zugang zu bestimmten Teilen des Landes untersagt.
6.4.2000 Nach Vorwürfen massiver Menschenrechtsverletzungen in Tschetschenien sagt Russland drei Fachleuten des Europarates den ständigen Zugang zu der Kaukasus-Republik zu.
8.4.2000 Russland droht Angriffe auf sogenannte Rebellenlager in Afghanistan an.
13.4.2000 Außenminister Iwanow gibt bekannt, dass Moskau in direkten Verhandlungen mit Tschetschenien steht.
9.5.2000 Tschetschenien soll unter die Direktverwaltung Moskaus gestellt werden.
19.5.2000 Präsident Putin hat Russland in sieben Verwaltungseinheiten aufgeteilt, diese sollen von sieben Generalgouverneuren geführt werden, von denen nur zwei nicht eine militärische oder geheimdienstliche Laufbahn hinter sich haben.
29.5.2000 Putin verspricht, dass den Vorwürfen, die russischen Truppen hätten Kriegsverbrechen in Tschetschenien begangen, nachgegangen werde.
7.6.2000 General Troschew fordert die russischen Politiker auf, den Krieg in Tschetschenien zu beenden.
13.6.2000 Präsident Putin ernennt den ehemaligen Weggefährten Maschadows und das geistliche Oberhaupt Tschetscheniens, Kadyrow, zum pro-russischen Verwaltungschef Tschetscheniens.
13.6.2000 Zum dritten Mal verübt ein Tschetschene ein Selbstmordattentat. Dabei sterben sechs russische Soldaten. Unterdessen wird der ehemalige Kampfgefährte Maschadows, Kadyrow, beauftragt, die pro-russische Verwaltung in Tschetschenien zu übernehmen. Machadow nennt Kadyrow deshalb einen Verräter.
24.6.2000 General Troschew erklärt den Krieg in Tschetschenien für beendet.
27.8.2000 Zum ersten Mal seit Beginn des Krieges greifen die Kampfhandlungen zwischen Russen und Tschetschenen auf die Nachbarrepublik Inguschetien über.
11.8.2000 Ein Bombenanschlag während des Feierabendverkehrs an der beliebten U-Bahn-Station Puschkinplatz tötet elf Menschen. Moskaus Bürgermeister Luschkow lenkt den Verdacht sofort auf Tschetschenen
12.8.2000 Das russische Atom U-Boot, die Kursk, mit 118 Mann Besatzung sinkt, alle 118 sterben.
27.8.2000 Der russische Fernsehturm Ostankino brennt ab. Insgesamt sterben vier Menschen. Der Turm, einst Zeichen für die technischen Errungenschaften und Leistunge der Sowjetunion, wird nun allgemein als Symbol für den maroden Zustand Russlands angesehen.
22.9.2000 Nachdem Bewaffente in einem Kurort am Schwarzen Meer sieben Geiseln genommen hatten und als Gegenleistung die Freilassung aller Tschetschenen aus russischen Gefängnissen gefordert. Nach einigen Stunden wurden die Geiseln jedoch wieder frei gelassen und später hieß es, diese Geiselnahme sei möglicherweise nur gefakt gewesen.
25.9.2000 Bundeskanzler Schröder besuchte seinen Amtskollegen Putin in Moskau. Es ging um die Verbesserung der deutsch-russischen Beziehungen und die Wahlen in Jugoslawien.
6.10.2000 Bei drei Bombenanschlägen in Südrussland sind mindestens zwei Menschen getötet und 14 weitere verletzt worden. Die Moskauer Regierung hielt sich zunächst mit Verdächtingung von Tschetschenen zurück.
25.10.2000 86 Angehörige der Streitkräfte und deren Familienangehörige kamen bei einem Flugzeugabsturz in der Nähe der georgischen Stadt Batumi ums Leben.
26.10.2000 Human Rights Watch veröffentlichte einen Report unter dem Titel "Willkommen in der Hölle", in dem Folter, Vergewaltigung und andere Misshandlungen in den sogenannten Filtrationslagern in Tschetschnien dokumentiert werden.
30.10.2000 Der russische Präsident Putin befindet sich auf einem EU-Russland-Gipfel in Paris. Dort wird über neue Energieabkommen gesprochen. Gleichzeitig demonstrieren in Paris Menschenrechtler gegen den andauernden Krieg in Tschetschenien.