Offener
Brief an das Genoa Social Forum
G8
Respekt
für Indigene Völker! |
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Bozen, Göttingen,
Wien, Luxemburg, Bern, 5.7.2001
Liebe
Freundinnen, liebe Freunde,
wir nehmen Euren geplanten
Protest gegen den G 8 in Genua zum Anlaß, auf die Vergessenen hinzuweisen.
Die Globalisierungsgegner haben zurecht verhindert, dass das MAI-Abkommen
Wirklichkeit wurde. Leider wirkt sich der MAI-Geist schon lange auf die
Länder im Süden der Erde aus. Am stärksten leiden darunter
die schwächsten Bevölkerungsgruppen, darunter die indigenen Völker.
Multinationale
Konzerne aus Europa und Nord-Amerika plündern gemeinsam mit den Staaten
der Dritten Welt ungeniert die Heimat der indigenen Völker. Der rabiate
Bodenschatz-Kolonialismus der globalisierten Wirtschaft verdrängt
die Eingeborenen-Völker. Die nördliche Welt im Verbund mit den
Staaten der Dritten Welt trifft schwere Verantwortung: Noch heute sind
die Wirtschaftssysteme der der westlichen Länder – wirtschaftlich
und politisch – an dem Vernichtungsprozess beteiligt. Die Ausbeutung und
Plünderung der Ressourcen hat inzwischen auch die letzten Rückzugsgebiete
der indigenen Völker erreicht – die Regenwälder, die Steppen,
Wüsten und Berggebiete, die Eismeere, die letzten Inseln im Pazifik.
Die indigenen Völker
brauchen Eure Solidarität und Eure Stimme beim G 8.
Als eine von der UNO anerkannte
NGO unterstützen wir immer die indigenen Anliegen im UN-wirtschafts-
und Sozialbeirat (Ecosoc) und bei den Sitzungen der Menschenrechtskommission
in Genf.
Unterstützt auch Ihr
diese Anliegen:
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Organisationen indigener Völker
drängen auf die Ratifizierung der ILO-Konvention zum Schutz indigener
Völker,
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Vertreter indigener Völker
haben in mühseliger Kleinarbeit einen UN-Entwurf über die Rechte
der indigenen Völker ausgearbeitet. Dieser Entwurf sollte endlich
von der Vollversammlung ohne weitere Abstriche genehmigt und als Ergänzung
der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte angenommen werden.
-
Das Europäische Parlament
hat die EU-Kommission und den Rat aufgefordert, in den EU-Verträgen
Menschenrechtsklauseln einzufügen. Die Rechte indigener Völker
sollen nach Vorstellungen des Parlaments einen besonderen Schutz in Form
einer solchen Klausel erhalten. Weder der Rat noch die Kommission haben
die Forderung aufgegriffen.
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Die Weltbank hat sich mit ihrer
Richtlinie 0D 4.20 dazu verpflichtet, Anliegen indigener Völker zu
berücksichtigen. Funktionäre der Weltbank und die betroffenen
Staaten verhinderten bisher erfolgreich die Umsetzung der erwähnten
Richtlinie.
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Eine Aufwertung und eine Neu-Bestimmung
der UNO ist nur dann sinnvoll, wenn dort auch indigene und Minderheitenvölker
Sitz und Stimme erhalten. Das gilt für alle übrigen internationalen
Organisationen genauso. Die ständige Ausgrenzung eines Teils des Weltbevölkerung
ist die Fortsetzung des Kanonenboot-Kolonialismus des 18. Jahrhunderts.
Als Menschenrechtsorganisation
für bedrohte Völker bitten wir das Genoa Social Forum, auch diese
Anliegen zu vertreten – zugunsten der Vergessenen und Stimmlosen.
Siehe auch www.gfbv.it/2c-stampa/01-2/010627de.html
- www.gfbv.it/3dossier/seattle.html.
Eine
Publikation der Gesellschaft für bedrohte Völker. Weiterverbreitung
bei Nennung der Quelle erwünscht
Una
pubblicazione dell'Associazione per i popoli minacciati. Si prega di citare
la fonte.
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URL: www.gfbv.it/2c-stampa/01-2/010705de.html
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