Appell an neu ernannten US-Vermittler im
Sudan:
Bombenkrieg gegen Frauen und Kinder
stoppen!
Memorandum über Bombardierung ziviler Ziele im
Sudan vorgelegt |
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Bozen, Göttingen,
7.9.2001
Die Gesellschaft für bedrohte
Völker (GfbV) hat am Freitag an den neu ernannten
US-Sonderbeauftragten für den Sudan, John Danforth,
appelliert, sich für einen sofortigen Stopp der
Bombardements von Krankenhäusern und Schulen im
Südsudan und in den Nuba-Bergen durch die sudanesische
Luftwaffe einzusetzen. Der frühere US-Senator aus Missouri
war am Donnerstag von Präsident George Bush zum
Sonderbeauftragten für die Vermittlung eines Friedens im
Sudan ernannt worden. Mit dem Bombenterror gegen Zivilisten
verletze die sudanesische Regierung grundlegendste Bestimmungen
des humanitären Völkerrechts zum Schutz der
Zivilbevölkerung in bewaffneten Konflikten, erklärte
die GfbV in ihrem am Freitag veröffentlichten 16-seitigen
Memorandum "Bombenkrieg verschärft Hungersnot im Sudan. Die
Luftangriffe verschärften die Hungersnot, da humanitäre
Einrichtungen gezielt zerstört würden und
internationale Hilfsorganisationen ihr Personal abziehen
müssten. Erst am 3. September seien bei einem Angriff der
sudanesischen Luftwaffe auf das Dorf Mura Hatiha (Provinz
Equatoria) sechs Menschen - unter ihnen drei Kinder -
getötet worden. Bei dem Bombardement sei auch die
katholische Kirche des Ortes zerstört worden.
Seit Januar 1996 seien mindestens 367 Luftangriffe auf
Krankenhäuser, Schulen, Nahrungsmittelverteilungszentren,
Kirchen und Marktplätze geflogen worden, wird in dem
GfbV-Memorandum bilanziert. Zwischen Januar und September
2001 seien 88 Bombardierungen ziviler Ziele registriert worden.
Im Jahr 2000 seien insgesamt 152 Luftangriffe geflogen worden.
Mit dem Bombenterror solle die Zivilbevölkerung
eingeschüchtert und aus ihren Siedlungsgebieten vertrieben
werden. Besonders dramatisch sei die Lage in den im Nordsudan
gelegenen Nuba Bergen, warnte die GfbV. Nach der gezielten
Bombardierung aller Flugfelder könne in vielen Gebieten die
notleidende Zivilbevölkerung nicht mehr mit Hilfsgütern
versorgt werden. Allein in den Nuba Bergen seien 80.000 Menschen
auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen.
Der Bombenterror gegen die Zivilbevölkerung verstoße
gegen sechs internationale Konventionen und Protokolle und
führe die internationale Hilfe für den Sudan ad
absurdum, kritisierte die Menschenrechtsorganisation. So
würden Kliniken, die mit internationalen Hilfsgeldern
errichtet wurden, innerhalb weniger Sekunden gezielt dem Erdboden
gleichgemacht. Konsequent setze die sudanesische Führung mit
diesem Luftkrieg ihre Politik des Völkermordes im
Südsudan und in den Nuba-Bergen fort, dem in den letzten 18
Jahren mindestens 2,5 Millionen Menschen zum Opfer gefallen
seien.
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auch: