Eröffnung
Asien-Pazifik-Wochen 2001, Berlin
Kein Handel
mit China ohne Menschenrechte!
Menschenrechtler
warnen vor Gewalteskalation! |
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Bozen, Göttingen,
17.9.2001
Aus Protest gegen einen
unkritischen Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen zu China haben Mitglieder
der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) gemeinsam mit Tibetern
während der Eröffnung der Asien-Pazifik-Wochen 2001 in Berlin
eine überdimensionale Münze aus Holz über lebensgroße
Figuren aus Pappe gerollt. "Die Wirtschaft darf nicht über Leichen
gehen. Wenn Menschenrechte hintan gestellt werden, wird eine Gewalteskalation
bewusst in Kauf genommen", warnte der GfbV-Asienexperte Ulrich Delius während
der Menschenrechtsaktion am Montag in Berlin. "Wer
in Tibet oder in Xinjiang, dem Siedlungsgebiet der Uiguren im Nordwesten
Chinas, investiert, trägt Mitverantwortung: Nicht internationaler
Terrorismus, sondern die gezielte Plünderung von Rohstoffen gegen
den Willen dieser unterdrückten Völker lässt eine Spirale
der Gewalt entstehen." Mit besonderer Sorge
verfolge die GfbV die jüngsten Pläne der Öl-Konzerne Shell
und Esso, sich am Bau einer Erdgaspipeline von Xinjiang nach Schanghai
zu beteiligen. Dadurch könnten gewaltbereite Uiguren verstärkt
Zulauf erhalten.
Obwohl die Repression der
chinesischen Sicherheitskräfte gegen Tibeter, Uiguren und Falun Gong-Anhänger
ständig zunehme, werde in Berlin mit einem europäisch-chinesischen
Wirtschaftskongress und einer Fachtagung über die umstrittene Industrialisierung
Tibets und Xinjiangs für ein größeres europäisches
Engagement in der chinesischen Wirtschaft geworben, kritisierte Delius.
Das sei unverantwortlich, denn die Menschenrechtslage in China sei schlimmer
als je zuvor. Mindestens 158 Falun Gong-Anhänger seien seit Juli 1999
in Polizeistationen, Gefängnissen und Arbeitslagern eines gewaltsamen
Todes gestorben. Die chinesische Staats- und Parteiführung lasse die
Glaubensgemeinschaft systematisch zerschlagen. Mehr als 1.800 Menschen
seien seit April 2001 im Rahmen einer Kampagne zur Bekämpfung der
Kriminalität in China hingerichtet worden. In der Volksrepublik würden
mehr Menschen von Staats wegen exekutiert als in allen anderen Ländern
der Welt zusammen. Auch muslimische Uiguren, die sich für die Erhaltung
ihrer traditionellen Kultur und Religion in Xinjiang einsetzen, würden
hingerichtet.
In Tibet seien mehr als 12.300
buddhistische Nonnen und Mönche seit 1996 aus ihren Klöstern
vertrieben worden. Im Rahmen einer Umerziehungskampagne der Behörden
würden alle Nonnen und Mönche gezwungen, sich schriftlich von
ihrem religiösen und weltlichen Oberhaupt, dem Dalai Lama, zu distanzieren.
Mit besonderer Besorgnis verfolge die GfbV die Ausweisung von 6.600 Nonnen
und Mönchen seit Juni 2001 aus dem Buddhistischen Institut Serthar
(Provinz Sichuan), einem der wichtigsten Zentren des tibetischen Buddhismus.
Die Vertreibung dauere noch an, doch seien bereits mehr als 1.000 Häuser
der Nonnen und Mönche auf Anordnung der Behörden niedergerissen
worden.
Siehe
auch: