Nach
Mord an Papua-Führer Theys Eluay, internationale Untersuchungskommission
gefordert
Warnung vor
Gewalteskalation! |
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Bozen, Göttingen,
12.11.2001
Nach
der Ermordung eines der wichtigsten Führer der Unabhängigkeitsbewegung
in Westpapua hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV)
am Montag vor einer Eskalation der Gewalt in der Provinz im Osten Indonesiens
gewarnt.
Der Vorsitzende des Papua
Präsidium Rates, Theys Eluay, war wenige Stunden nach seiner Entführung
am Sonntag mit Folterspuren am Körper tot aufgefunden worden. "Nur
eine rückhaltlose Aufklärung der Umstände dieses politisch
motivierten Mordes durch unabhängige internationale Experten und eine
Bestrafung der Verantwortlichen können ein erneutes Blutvergießen
verhindern", warnte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius. Es könne
nicht ausgeschlossen werden, dass indonesische Sicherheitskräfte unmittelbar
für den Mord veranwortlich sind. Die Polizei hatte im November 2000
die Kommandoaktion "Operasi Tuntas Matoa 2000" gestartet, um mit "präventiven
und repressiven" Aktionen vor allem gegen den Papua Präsidium Rat
vorzugehen und die Bewegung zu zerschlagen.
Bereits am 8. Juni 2000 hatten
Mitarbeiter des Innen- und Außenministeriums, des zivilen und militärischen
Geheimdienstes, der Polizei und Armee-Kommandeure bei einem Geheimtreffen
ein Strategiekonzept zur Zerschlagung der Unabhängigkeitsbewegung
verabschiedet. Sie waren übereingekommen, "schnelle" und "konkrete
Aktionen" zu veranlassen, um der "stetig zunehmenden Unterstützung
der Unabhängigkeitsbewegung zu begegnen", heißt es in einem
Schreiben der Gesprächsteilnehmer an das indonesische Innenministerium.
Die Operation sollte sowohl öffentliche als auch geheime Aktivitäten
umfassen. In ganz Westpapua wurde daraufhin die Polizeipräsenz deutlich
verstärkt.
Seitdem nutzten die Sicherheitskräfte
jeden Anlass, gewaltsam gegen die Urbevölkerung vorzugehen. Nach dem
tragischen Tod von fünf Polizisten hätten Bereitschaftspolizisten
im Juni 2001 in Wasior in der Region Manokwari Ureinwohner angegriffen,
die friedlich für die Wahrung ihrer Landrechte und gegen die Rodung
des Regenwaldes eintraten. Mehr als 5.000 Papua flüchteten vor den
mordenden, brandschatzenden und plündernden Polizisten. Mindestens
zehn Papua wurden erschossen, 92 festgenommen. Die meisten von ihnen wurden
in Polizeigewahrsam gefoltert.
Siehe
auch: