China
Fünf
Jahre nach dem Massaker von Gulja: Chinas Repression gegen Muslime nimmt
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Bozen, Bern,
Göttingen, 4.2.2002
Anlässlich
des fünften Jahrestages des Massakers von Gulja im Nordwesten Chinas
vom 5. Februar 1997 zieht die Gesellschaft für bedrohte Völker
(GfbV) eine düstere Bilanz: Die Repressionen chinesischer Sicherheitskräfte
gegen die dort ansässigen muslimischen Uiguren sind seit dem 11. September
noch verschärft worden. "Peking führt Krieg gegen Muslime", erklärte
der Asienreferent der GfbV, Ulrich Delius, am Montag. Allein in der Provinzhauptstadt
Urumtschi seien im November und Dezember vergangenen Jahres 526 Uiguren
aus politischen Gründen verhaftet worden, nachdem dort 40.000 Soldaten
stationiert worden waren.
"Mit dem Kampf gegen den
Terror von Extremisten kann nicht gerechtfertigt werden, dass muslimische
Geistliche nun zur Teilnahme an Umerziehungskursen der Partei gezwungen
werden und dass muslimischen Schülern während des Ramadan im
November das Fasten verboten wurde", kritisierte Delius. Die Kommunistische
Partei in Hotan, einer der grössten Städte im Süden Ostturkistans,
habe am 5. Januar 2002 sogar zu einer "Säuberung" und "Reorganisation
der Schulen" aufgerufen.
Vor fünf Jahren waren
in Gulja am 5. Februar, dem Tag nach der Heiligen Nacht des Ramadan, schwere
Unruhen ausgebrochen, als Angehörige und Freunde die Freilassung Hunderter
junger muslimischer Gläubiger forderten, die beim gemeinsamen Gebet
verhaftet worden waren. Bis zu hundert Menschen wurden bei der blutigen
Niederschlagung der Proteste getötet, Hunderte wurden verletzt und
mindestens 4.000 Uiguren verhaftet. Zeitweilig befand sich in Gulja jeder
dritte uigurische Mann in Haft.
"Die Repression richtet sich
kollektiv gegen die uigurische Zivilbevölkerung", sagte der Vorsitzende
des Ostturkistanischen Nationalkongresses, Ever Can. In Gulja sei das von
chinesischen Behörden und Sicherheitskräften verbreitete Klima
der Gewalt noch unerträglicher geworden, ergänzte Delius. Die
dortige Provinzpräfektur habe in einem Erlass vom 3. Januar 2002 angeordnet,
dass islamische Feste, Hochzeiten und Beerdigungen besonders überwacht
und "feudale Riten" abgeschafft werden müssten. Aufgrund ihrer mutmasslichen
Beteiligungen an den Unruhen vor fünf Jahren seien mindestens 65 Uiguren
zum Tode verurteilt und hingerichtet worden. Zuletzt wurde am 15. Oktober
2001 an fünf Uiguren das Todesurteil vollstreckt, weil sie sich damals
an den öffentlichen Protesten beteiligt haben sollen. Viele "Geständnisse"
seien jedoch unter Folter erpresst worden. 97 Uiguren mussten langjährige
Freiheitsstrafen verbüssen. Chinesische Polizisten, die an der Niederschlagung
der Unruhen beteiligt waren, seien strafrechtlich nicht zur Verantwortung
gezogen worden.
Siehe
auch: