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Tschetschenien
"Unzurechnungsfähig"
Aufruf zur Unterstützung tschetschenischer Vergewaltigungsopfer nach skandalösem Gutachten in Russland
Gesellschaft für bedrohte Völker Logo
Bozen, Göttingen, 31.5.2002

Nach dem skandalösen Gutachten im zweijährigen Gerichtsverfahren gegen einen russischen Offizier hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Freitag, dem 31.05.02 zur Unterstützung tschetschenischer Vergewaltigungsopfer aufgerufen. Ein psychologisches Gutachten hatte Juri Budanow, angeklagt wegen Vergewaltigung und Mord an der 18-jährigen Tschetschenin Elsa Kungajewa, Mitte Mai für unzurechnungsfähig erklärt. "Dieses Gutachten hat fatale Signalwirkung für alle tschetschenischen Vergewaltigungsopfer, für deren Leid nun kaum mehr jemand zur Verantwortung gezogen werden wird", kritisierte der GfbV-Generalsekretär Tilman Zülch. "So wird nicht nur ein Kriegsverbrecher in Schutz genommen. Auch die ungeheuerlichen Taten Hunderter anderer Vergewaltiger werden heruntergespielt." Budanow ist der einzige höhere Militärangehörige, der sich öffentlich vor einem Gericht verantworten musste. Bis heute vergewaltigen und morden Angehörige der verschiedenen Truppeneinheiten in Tschetschenien. Ihre überlebenden schwer traumatisierten Opfer erhalten so gut wie keine Hilfe. Unter dem Stichwort "Elsa" will die GfbV jetzt für die Finanzierung ärztlicher und psychologischer Betreuung in einer mobilen Gesundheitsstation sammeln.

Russische Panzer in TscetschenienDie erfahrene tschetschenische Menschenrechtlerin Zainap Gaschajewa hat die Organisation für das Projekt übernommen, teilte die GfbV mit. In der Gesundheitsstation sollen auch Informationen und Augenzeugenberichte über Kriegsverbrechen zusammengetragen werden.

Elsa Kungajewa war in einer Nacht im März 2000 in ihrem Heimatort Tengi-Tschujewa von Juri Budanow verschleppt worden. Obduktionsberichten zufolgte wurde die junge Frau brutal vergewaltigt und von dem Offizier eigenhändig erwürgt. "Der Prozess hatte nur einen Zweck - das Scheusal und den Mörder Budanow reinzuwaschen. Vor dem Gerichtsgebäude standen Menschen mit widerlichen Plakaten: Freiheit für den Helden Russlands! Das zeigt, wie krank unsere Gesellschaft ist, kränker als Budanow selbst", kommentierte der bekannte russische Menschenrechtler und Duma-Abgeordnete Sergej Kowaljow. Die Eltern des Opfers mussten nach Inguschetien fliehen, da sie von Budanows Kameraden massiv bedroht wurden. Sie leben völlig verarmt in einem Zeltlager und kommen außer für ihre eigenen vier Kinder noch für zwei Waisen von getöteten Familienangehörigen auf. Der Vater hat Tuberkulose.

Spenden für die Gesundheitsstation werden gesammelt unter dem Stichwort "Elsa" auf dem humanitären Konto der GfbV; Ktn.: 0007400201, BLZ: 20010020 bei der Postbank Hamburg.


Siehe auch:
Linkwww.gfbv.it/2c-stampa/02-1/020416ade.htmlLinkwww.gfbv.it/2c-stampa/02-1/020208de.html
Linkwww.gfbv.it/2c-stampa/02-1/020122de.htmlLinkwww.gfbv.it/2c-stampa/01-3/010913de.html
Linkwww.gfbv.it/2c-stampa/01-2/010731de.htmlLinkwww.gfbv.it/3dossier/cecenia/010613cecenia.html
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