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Sonja Biserko wurde 1948 geboren, war als Diplomatin
Jugoslawiens in London und in Genf stationiert. 1991 trat sie wegen Milosevic
aus der KP aus. Sie leitete das Belgrader Helsinki-Komitee und war Mitglied
im "Belgader Kreis", einem renommierten Intellektuellenzirkel.
Sonja Biserko hat den Krieg im ehemaligen Jugoslawien
ungeschminkt als serbischen Aggressionskrieg bezeichnet. Laut Biserko planten
die serbischen Kriegsherrn die Vertreibung der Nicht-Serben. Die Massaker
waren Teil der ethnischen Säuberung. Für Biserko hat sich Milosevic,
sein Regime und die Armee eines Genozids und Völkermords schuldig
gemacht (in Kroatien und in Bosnien).
Biserko hat den Nato-Einsatz gegen Serbien begrüßt. Die serbische Verfolgung von "Terroristen" in Kosova hat laut Biserko den Westen gezwungen, den Konflikt endlich als eine Abfolge von Angriffs- und Eroberungskriegen zu benennen. Biserko wirft Milosevic im Kosova-Konflikt vor, die vollständige Vertreibung der Kosova-Albaner geplant zu haben.
Biserko richtet ihre Vorwürfe aber auch an die breite Mehrheit der serbischen Bevölkerung. Die Bevölkerung weigert sich, mit den Grausamkeiten, die in ihrem Namen im ehemaligen Jugoslawien geschehen sind, auseinanderzusetzen. Die Menschen in Serbien unterliegen einer umfassenden Selbstverleugnung, die in sich selbst gleichrangig ist mit dem Verbrechen, das vor den Augen der Welt stattfand.
Warum den Langer-Preis an Biserko? Zur Erklärung ihr Artikel über die "Entnazifierung", Demokratisierung und Internationalisierung Serbiens, erschienen in IWPR´S Balkan Crisis Report, Nr. 23:
Serbien weigert sich, sich der Politik der Vergangenheit
zu stellen, ganz zu schweigen von den Verbrechen, für die es in den
vergangen zehn Jahren verantwortlich ist. Milosevic ist der Hauptverantwortlich
für die vom Regime verursachte Katastrophe in Slowenien, Kroatien,
Bosnien und Kosova. Es folgt darin jedoch dem kollektiven Bewußtsein
eines großen Teils der serbische Elite und verlieh im Ausdruck. Ein
solches Serbien kann nicht ohne massive Unterstützung der internationalen
Gemeinschaft auf eine Integration in den "mainstream" der europäischen
Strukturen hoffen. Nach einem Jahrzehnt gescheiteter Balkanpolitik ist
es entscheidend, daß die Demokratien in den USA und Europa Langzeitvisionen
für die gesamte Region entwerfen. Sie muß beginnen mit der Entnazifierung
Serbiens. Ein Marshall-Plan und eine langfristig angelegte Struktur der
Sicherheitsorgane sind ebenfalls grundlegende Vorbedingungen für dauerhaften
Frieden und Stabilität.
Im Januar 97 hat Biserko und das Helsiniki-Komitee
einen Runden Tisch zum Thema Flüchtlinge in Belgrad organisiert. Die
Forderungen damals, auch heute noch aktuell:
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