Chinesische Regierung verletzt Religionsfreiheit
Gesellschaft für bedrohte Völker legt Menschenrechtsreport vor und fordert China-kritische Resolution vor Vereinten Nationen
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Bozen, Göttingen, Genf, 14.4.2000

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat der Volksrepublik China am Freitag vorgeworfen, die Religionsfreiheit der tibetischen Buddhisten, muslimischen Uiguren, Katholiken, Protestanten und Anhänger der Falun Gong-Sekte massiv zu verletzen. "Niemals seit der Kulturrevolution wurde das in der chinesischen Verfassung anerkannte Recht auf Glaubensfreiheit so willkürlich missachtet und verletzt wie im Jahre 1999", heißt es in einem heute veröffentlichten 32 Seiten umfassenden Report der Menschenrechtsorganisation zur Lage der Gläubigen in China. Dringend appellierte die GfbV an die Europäische Union, bei der entscheidenden Abstimmung über eine China-Resolution in der UN-Menschenrechtskommission in Genf am kommenden Dienstag den kritischen Resolutionsentwurf der USA zu unterstützen.
 Die verfassungsrechtlich zugesicherte Glaubensfreiheit würde durch immer neue Rechtsvorschriften systematisch ausgehöhlt, erklärte der GfbV-Asienexperte Ulrich Delius. Jede Ausübung von Religion unterliege strikter Überwachung. Glaubensgemeinschaften würden nur respektiert, solange sie "staatstreu" seien, der "sozialistischen Modernisierungspolitik" dienen und den absoluten Machtanspruch der Kommunistischen Partei nicht gefährden würden. Religionsgemeinschaften, die die Allmacht der Partei nicht anerkennen, würden auf brutalste Weise zerschlagen. Mit willkürlichen Verhaftungen, Folter, Berufsverboten, Schulverweisen für die Kinder würde Druck auf die Gläubigen ausgeübt, um ein Wohlverhalten zu erzwingen. So habe der Druck auf protestantische Hauskirchen und die Rom-treue Katholische Kirche 1999 nochmals deutlich zugenommen. "Wer nicht bereit ist, sich den staatstreuen offiziellen Kirchen anzuschließen, dem drohen zwangsweise Umerziehung, Einweisung in Arbeitslager oder Haftstrafen." In Ostturkestan (Xinjiang) gehe das Regime mit Massenhinrichtungen gegen muslimische Gläubige vor.

Religion werde zum Spielball chinesischer Machtpolitik, kritisierte die GfbV. Um in Tibet den Einfluss des Dalai Lama zu verringern, schrecke Peking bei der Gleichschaltung des tibetischen Buddhismus auch nicht vor Widersprüchen in seiner Religionspolitik zurück. So betreibe das Regime Kampagnen zur Verbreitung des Atheismus und lasse im gleichen Atemzug regimetreue Günstlinge zu Führern des Buddhismus küren. Der Fall des von Sicherheitskräften entführten 11.Panchen Lama zeige, dass sich Peking nicht nur in die religiösen Angelegenheiten der Tibeter einmische, sondern gezielt die Spaltung des tibetischen Buddhismus betreibe. Durch die brutale Repression seien viele oppositionelle Religionsgemeinschaften in ihrer Existenz bedroht.
 

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