Vor fünf Jahren verschleppt: GfbV startet Kampagne für elf Jahre alten Tibeter
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Bozen, Göttingen, 16.5.2000

Vor fünf Jahren wurde der heute elf Jahre alte Panchen Lama zusammen mit seinen Eltern von chinesischen Sicherheitskräften am 17. Mai 1995 aus Tibet verschleppt. Um das Schicksal dieses bei seiner Entführung erst sechs Jahre alten "jüngsten politischen Gefangenen der Welt" endlich aufzuklären, hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) Kinder und Eltern dazu aufgerufen, kein Spielzeug "Made in China" mehr zu kaufen.

"Mit dem Verzicht auf Spielzeug aus China können wir ein Zeichen für die Menschenrechte in Tibet setzen", erklärte der GfbV-Asienexperte, Ulrich Delius am Dienstag in Göttingen.  Der Boykott solle so lange aufrecht erhalten werden, bis Gedhun Choekyi Nyima freigelassen werde. Er wird an einem unbekannten Ort festgehalten. Mit der Entführung reagierten die chinesischen Behörden auf die Anerkennung des Jungen als 11. Panchen Lama durch den Dalai Lama. Der Sechsjährige war am 14. Mai 1995 vom Dalai Lama als zweitwichtigster religiöser Führer der tibetischen Buddhisten anerkannt worden.

Nur sieben Monate nach der Entführung hat das atheistische Regime am 8. Dezember 1995 den heute zehn Jahre alten, aus einer linientreuen sozialistischen Familie stammenden Gyaincain Norbu zum 11. Panchen Lama erklärt. Der Dalai Lama verweigert ihm bis heute die Anerkennung.

Nach zahllosen internationalen Protesten hatte die chinesische Regierung am 28. Mai 1996 schließlich eingestanden, dass sich der entführte Junge mit seinen Eltern in ihrem Gewahrsam an einem geheim gehaltenen Ort befinden. "Wir sind außerordentlich besorgt über das Schicksal des entführten Jungen", erklärte Delius. Erst im November 1999 hatte ein Nachrichtendienst unter Berufung auf Polizeiquellen in der Provinz Gansu vom mutmaßlichen Tod des Verschleppten berichtet. Der Leichnam eines verstorbenen Kindes, das große Ähnlichkeit mit dem Verschwundenen gehabt habe, sei unter großem Polizeischutz zu einem Krematorium transportiert worden. Die chinesischen Behörden dementierten zwar den Tod des hohen religiösen Würdenträgers, weigern sich aber ungeachtet zahlreicher Appelle der Vereinten Nationen, verschiedenster Politiker und Regierungen aus aller Welt, ein Zusammentreffen des Jungen und seiner Angehörigen mit unabhängigen Beobachtern zu erlauben.
 

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