ARKAN - DER BÖSE GEIST MILOSEVICS VOLLSTRECKER DES GENOZIDS
TAUSENDE SEINER KILLER SIND NOCH AUF FREIEM FUSS
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Bozen, 17.1.2000

Als bösen Geist Milosevics bezeichnete die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) den vorgestern ermordeten bedeutendsten Anführer der in Ostslawonien, Bosnien-Herzegowina und später im Kosovo eingesetzen paramilitärischen Garden, Zeljko Raznjatovic, genannt Arkan. Der ehemalige, in Westeuropa aktive berüchtigte, serbische Kriminelle erfüllte vor allem die Aufgabe, die Ergebnisse des serbischen Angriffkrieges im Norden, Osten und Westen Bosniens unumkehrbar zu machen. Durch planmässigen Terror - Misshandlungen, Folterungen sowie massenweise Vergewaltigungen und Morde - haben seine Einheiten die überlebende nichtserbische Bevölkerung aus dem Lande gejagt und somit die „ethnische Säuberung“ als Massenvertreibung durchgesetzt. Durch planmässige Ausplünderung und Zerstörung des Eigentums vor allem der bosnischen Muslime konnte Arkan die Lebensleistung von grossen Teilen der bosnischen Bevölkerung zerstören.

Bis heute wird den von Arkans Truppen Vertriebenen die Rückkehr in ihre Heimatorte verwehrt. Jedes der Totenbücher der bosnischen Städte, Exilgemeinschaften entlang der , weist heute erschreckende Zahlen Ermordeter auf. Das Internationale Tribunal bezeichnet diese „ethnische Säuberung“ als Völkermord. Tausende seiner Anhänger bilden heute mafiöse Strukturen in Serbien und Bosnien-Herzegowina. Die GfbV weist darauf hin, dass eine echte Demokratisierung in diesen Ländern ohne Ausschaltung dieser mit Raub und Kriegsverbrechen behafteten Männer nicht möglich sein wird.  Sie fordert das Internationale Kriegsverbrechertribunal in Den Haag auf, nach der Anklage gegen Arkan, endlich auch gegen seine mehrere tausend Mittäter zu ermitteln.

Hintergrunddokumentation zu den Kriegsverbrechen von Zeljko Raznjatovic, genannt "Arkan"

Nach verschiedenen Berichten wurden etwa 200 Kosovo-Albaner von paramilitärischen Einheiten getötet und deren Leichen vor dem staatlichen Krankenhaus in Pristina aufgetürmt. Der Gesellschaft für bedrohte Völker liegen Informationen aus dem Kosovo über den Einsatz der von Zeljko Raznjatovic (genannt "Arkan") geführten paramilitärischen Einheiten, der sogenannten "Tiger", vor. Albanische Mitarbeiter der GfbV sind in ständigem Telefonkontakt mit dem Kosovo. Sowohl in dieser mehrheitlich albanischen Region als auch im benachbarten Sandzak herrscht panische Angst unter Teilen der Bevölkerung. Paramilitärische Einheiten sollen sich inzwischen in verschiedenen Städten beider Regionen befinden. Der Bundesvorsitzende der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), Tilman Zülch, warnte am Sonntag nachmittag in Göttingen vor der realen Gefahr der Wiederholung des Bosnischen Genozids im Kosovo.

Die paramilitärische Formation der "Tiger" wurde im Frühjahr 1991 auf Geheiß von Slobodan Milosevic in einem Kasernenkomplex nordwestlich von Belgrad (Übernahme des Zentrums für militärische Ausbildung des serbischen Innenministeriums und Mobilisierung von Hunderten von Anhängern des FC "Roter Stern" Belgrad durch "Arkan") ins Leben gerufen. Ihr Anführer war der international von Interpol gesuchte Kriminelle "Arkan", der seinen Reichtum zunächst Raubüberfällen in Westeuropa und seiner Tätigkeit im Waffen- und Benzinschmuggel verdankte. "Arkan" war in den 70er Jahren für mehrere Morde und Raubüberfälle in Italien (Mailand, 1.02.74), Schweden (Stockholm, Apil 1974) und Belgien (Brüssel 1975, dort 4 Jahre Haft) verantwortlich und wurde von einem kroatischen Gericht des 21fachen Mordes angeklagt (29.11.1990). Ebenfalls in den 70er Jahren war er für den gefürchteten Geheimdienst UDBA des kommunistischen Jugoslawien tätig.

Die von "Arkan" kommandierte paramilitärische Einheit, "die Tiger", waren in 28 Distrikten Bosnien - Herzegovinas und Kroatiens an Massentötungen, Vergewaltigungen, Mißhandlungen und Folterungen sowie Deportationen beteiligt. "Die Tiger" waren mit Panzern, Artillerie, sogenannten Sniper-Gewehren und Maschinengewehren bewaffnet. Sie unterstehen dem serbischen Geheimdienst. In 11 Distrikten operierten sie gemeinsam mit der jugoslawischen Volksarmee. In mindestens 3 bosnischen Distrikten - in Bijeljina (etwa 800 Ermordete), Brcko (zwischen 3.000 und 6.000) und Zvornik (bis zu 2.000) - leitete "Arkan" persönlich die Operationen. Mit Erlaubnis der serbischen Behörden konnte er regelmäßig geplündertes Gut aus Bosnien - Herzegovina nach Serbien transportieren. Die Regierung Milosevic übergab dem Führer der "Tiger" die Kontrolle von staatlichen Tankstellen zum Schmuggeln von Treibstoff nach Bosnien. Heute ist er Besitzer des Fußballvereins FK Obilic Belgrad.

Besondere Spezialität "Arkans" war die Liqudierung bosniakischer Intelektueller und sonstiger Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Er war an der Einrichtung von Internierungs- und Konzentrationslagern in Bosnien beteiligt. Primäres Motiv "Arkans" war nach einem internen Papier der Jugoslawischen Volksarmee (JNA) "nicht der Kampf gegen den Feind, sondern der Raub von Privateigentum und die unmenschliche Behandlung von Bürgern". 1996 beteiligte sich Arkan mit der neugegründeten Partei der Serbischen Einheit an den bosnischen Wahlen und erhielt 225.000 US-Dollar von der OSZE. "Die Tiger" beteiligten sich z.B. an Massakern in Prijedor (Mai 1992, Opferzahl bis zu 20.000), in Sanski Most (etwa 700 Ermordete in den Dörfern Krasulja und Hrustovi, Massengräber 1997 geöffnet), in Rogatica (Totenbuch der Stadt enthält 1.400 Namen) sowie in Visegrad an der Drina (Hunderte Opfer).

Quellen:
Ludwig-Boltzmann-Institut für Menschenrechte Wien
Beiträge der Nachrichtenmagazine Focus, Spiegel, Stern
Bassiouni-Report, Chikago/Genf
Die italienische Zeitung Diario (Alberto Nerazzini). 

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