Im Schatten
der Hungerkatastrophe am Horn von Afrika sollen Nuba im Sudan vernichtet
werden
Einsatz von
Giftgas? |
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Bozen, Göttingen,
19.4.2000
Unbeachtet von der Öffentlichkeit
verstärkt das sudanesische Militärregime seinen Krieg gegen die
Zivilbevölkerung in den Nuba-Bergen. "Die etwa zwei Millionen Nuba
sollen im Schatten der Hungerkatastrophe am Horn von Afrika jetzt endgültig
vernichtet werden", warnte die Gesellschaft für bedrohte Völker
(GfbV) am Mittwoch. Den Krieg gegen die Nuba und die Südsudanesen
habe der Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen (UN), Gaspar Biro,
schon 1993 als Völkermord bezeichnet. Jetzt könnten dabei auch
Chemiewaffen eingesetzt werden wie im Juli 1999. Damals wurden die Dörfer
Lainya und Loka nach Angaben einiger von der Hilfsorganisation "Ärzte
ohne Grenzen" befragten Augenzeugen mit Giftgas bombardiert.
Obwohl die UN Bodenproben
entnehmen ließen, wurden die Resultate der Untersuchungen bis heute
nicht veröffentlicht. Um den Verdacht des Einsatzes dieser international
geächteten Waffen gegen die Bevölkerung auszuräumen, forderte
die GfbV die Europäische Union (EU) und ihre Mitgliedsstaaten dringend
dazu auf, die Vorwürfe jetzt zu überprüfen. An westliche
Ölkonzerne appellierte die Menschenrechtsorganisation erneut, sich
angesichts des Genozids aus dem Sudan zurückzuziehen. "Der katholische
Bischof Macram Max Gassis aus der Diözese El Obeid zeigte sich in
der vergangenen Woche davon überzeugt, dass Khartum einen weiteren
Versuch gestartet habe, die Vernichtung der Nuba zu vollenden", berichtete
die GfbV. Nach Angaben der Organisation Nuba Solidarity Abroad würden
in El Obeid in weißen Blechkontainern Chemiewaffen gelagert. Seit
März würden große Truppenverbände in der Garnisonsstadt
Kadugli zusammengezogen. Acht Divisionen seien dort bereits stationiert.
In vier Fronten gehe die sudanesische Armee gegen die Nuba vor. Nach Angaben
des UNHCR sei die Anzahl der Flüchtlinge aus dem Sudan in den ersten
Monaten des Jahres 2000 erschreckend angeschwollen. Mehr als 400 Flüchtlinge
erreichten wöchentlich Kenia, 900 seien im März in Uganda eingetroffen
und 5.500 in Äthiopien.
Auch in der unmittelbar angrenzenden
Ölregion im Norden des Südsudan spitze sich die Situation dramatisch
zu. In den vergangenen Tagen seien mindestens 105 Menschen ermordet und
26 junge Männer verstümmelt worden: Ihnen seien Hände oder
Füße abgehackt worden. "Die radikal-islamische Regierung des
Sudan setzt alles daran, die schwarzafrikanische Bevölkerung aus den
Gebieten um die Ölfelder zu vertreiben", kritistierte die GfbV. Während
Hilfsorganisationen der Zugang zu dem Gebiet verwehrt werde, hätten
Mitarbeiter internationaler Ölkonzerne freien Zugang. Die Gewinne
aus dem Ölgeschäft, an dem auch westliche Unternehmen beteiligt
sind, bringe viel Geld in die Kriegskasse. So könne Khartum den Völkermord
an den Nuba und Schwarzafrikanern vorantreiben. Erst in der vergangenen
Woche habe Präsident Al-Bashir Nach Angaben der sudanesischen Nachrichtenagentur
SUNA vom 16. April erklärt, die Zeit der Friedensgespräche sei
vorbei: "Jetzt lassen wir Gewehre und Bomben für uns sprechen."
Eine Publikation
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