Appell an Karlspreisträger Clinton: 
Lassen Sie den indianischen Bürgerrechtler Leonard Peltier frei!
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Bozen, Aachen, 2.6.2000

Mit einer phantasievollen Menschenrechtsaktion hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) während der Karlspreisverleihung am Freitag an US-Präsident Bill Clinton appelliert, den indianischen Bürgerrechtler Leonard Peltier zu begnadigen. "Seit fast 24 Jahren unschuldig in Haft – Lassen Sie Peltier endlich frei!" stand auf dem Transparent der Menschenrechtler, die zum Teil Häftlingskleidung und Fußfesseln trugen. "Bill Clinton wurde für die Wahrung der Menschenrechte und der Freiheit ausgezeichnet", zitierte der GfbV-Mitarbeiter Theodor Rathgeber während der Aktion in Aachen aus dem Text der Karlspreis-Urkunde. "Zeigen Sie, dass Sie dieser Auszeichnung würdig sind! Machen Sie das Unrecht der Vergangenheit wenigstens zum Teil wieder gut und geben Sie diesem schwer kranken Indianer die Freiheit zurück!"
Leonard Peltier

Wegen angeblichen Mordes an zwei FBI-Agenten war Peltier 1977 nach einigen Monaten Untersuchungshaft zu zweimal lebenslänglicher Haft verurteilt worden. Obwohl der ermittelnde Generalstaatsanwalt in einem Berufungsverfahren 1986 einräumen musste, dass niemand wisse, wer die beiden Agenten bei dem Schusswechsel zwischen FBI und Mitgliedern des American Indian Movement im Pine Ridge Reservat (US-Bundesstaat Süd Dakota) 1975 getötet hat, wurde das Urteil nicht aufgehoben. Folgenlos blieb auch der Widerruf einer vermeintlichen Augenzeugin, die vom FBI zur Falschaussage gedrängt worden war. Eine Begnadigung durch den Präsidenten ist für den heute 55 Jahre alten Gefangenen die einzige Chance frei zu kommen, denn nach US-amerikanischem Recht sind alle Möglichkeiten der Wiederaufnahme seines Verfahrens ausgeschöpft.

Seit einem Schlaganfall ist Peltier auf einem Auge fast erblindet. Er leidet zudem unter Diabetes. Seit Jahren setzen sich indianische Stammesräte, zahlreiche Menschenrechtler aus aller Welt, Kirchenorganisationen und Politiker für die Freilassung des Bürgerrechtlers ein. Auf Initiative der GfbV verwandten sich 1996 neben dem damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker auch mehr als 70 Abgeordnete des Deutschen Bundestages für Peltier, unter ihnen der heutige Außenminister Joschka Fischer, Verteidigungsminister Rudolf Scharping, Justizministerin Herta Däubler-Gmelin, die Ministerin für Bildung und Forschung Edelgard Bulmahn, Otto Graf Lambsdorff und Gregor Gysi.
 

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