OFFENER BRIEF
An den Bund deutscher Nordschleswiger

An den Leiter des deutschen Minderheitenbüros Siegfried Matlok
Die GfbV-Südtirol ist solidarisch mit der deutschen Sprachgruppe in Dänemark

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Bozen, 20.3.2000

Sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herrn,

Als Menschenrechtsorganisation für Minderheiten bedauert die Gesellschaft für bedrohte Völker/Sektion Südtirol die "anti-deutsche" Kampagne mehrerer dänischer Zeitungen. Während Dänemark gemeinsam mit den übrigen EU-Staaten die Regierungsbeteiligung der Freiheitlichen in Österreich zurecht kritisiert, breitet sich in Dänemark eine feindliche Stimmung gegen die deutsche Sprachminderheit und gegen die Arbeitsimmigranten aus. Haider scheint überall zu sein.

Die dänischen Ausländerfeinde kaschieren ihren Rassismus mit Attacken gegen die deutsche Minderheit, der sie die kollektive Kollaboration mit den Nazis vorwerfen. Hier zeigt sich wieder, wie wichtig es besonders für deutsche Minderheiten ist, sich eindeutig vom Nazismus zu distanzieren. So wie Österreich es versäumt hat, die eigene NS-Vergangenheit aufzuarbeiten, haben auch deutschsprachige Minderheiten sich kaum mit ihrem Engagement für das "Dritte Reich" beschäftigt. Das rächt sich immer wieder.

Davon profitieren in Dänemark die dänische Nationalisten, die sich gegen die Umsetzung der Charta der Regional- und Minderheitensprachen des Europarates wehren. In dieser Auseinandersetzung, geschürt von einige Medien, ist die GfbV-Südtirol mit der deutschen Minderheit in Dänemark solidarisch. Es ist das gute Recht der deutschen Nordschleswiger, die politische Umsetzung der Charta zu verlangen.

Die GfbV-Südtirol stimmt dem SSW zu, der die von einigen Zeitungen losgetretene antideutsche Kampagne als eine peinliche Debatte bezeichnet hat. Die Minderheitenpolitik wird für andere Zwecke instrumentalisiert. Das ist eine Beleidigung für alle Menschen, die im Grenzgebiet friedlich zusammenleben.

Die dänische Sprachgruppe in Schleswig-Holstein genießt eine große Sympathie bei der Mehrheitsbevölkerung. Deshalb hat die GfbV-Südtirol in einem Offenen Brief an Ministerpräsidentin Heidi Simonis gefordert, die Landesregierung auch für den SSW zu öffnen. In diesem Sinne sollte die dänische Mehrheit in Nordschleswig der deutschen Minderheit entgegenkommen.

Das Kesseltreiben in Dänemark gegen die deutsche Sprachgruppe schadet dem guten Image. Immerhin hat Dänemark vor Jahren ein Signal gesetzt, als Grönland in seine autonome Zukunft entlassen wurde. Der gute Ruf Dänemarks ist gefährdet, wenn Medien erreichen, daß die Sprachencharta nur bruchstückhaft umgesetzt wird.
 

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