Offener Brief an die
italienische Regierung
Europäische
Union soll China in der UN-Menschenrechtskommission verurteilen |
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Bozen, Göttingen,
Genf, 21.3.2000
Sehr geehrte Herren Minister,
mit der Hinrichtung von elf
Uiguren zum Auftakt der gestern in Genf beginnenden 56. Sitzung der UN-Menschenrechtskommission
hat die Volksrepublik China die Massenexekutionen von politischen Gefangenen
im Nordwesten Chinas verstärkt. Seit 1997 wurden mehr als 260 politische
Gefangene in der Provinz Xinjiang (Ostturkestan) zum Tode verurteilt. Die
meisten Urteile wurden vollstreckt. Auch in Tibet hält die Repression
weiter an. So wurden im vergangenen Jahr 115 Tibeter bei friedlichen Demonstrationen
willkürlich verhaftet. Sechs Tibeter starben in Haft an den Folgen
von Folter. Die massive Verfolgung der Falun Gong-Sekte sowie von Buddhisten,
Muslimen, Protestanten und Katholiken verletzt die in der chinesischen
Verfassung garantierte Freiheit der Religionsausübung.
Angesichts der neuen schweren
Menschenrechtsverletzungen an Uiguren und Tibetern appellieren wir an Sie,
sehr geehrter Herr Minister, sich in der Europäeischen Union (EU)
füer die Unterstützung einer China-kritischen Resolution einzusetzen,
die die USA in Genf einbringen wollen. Ein weiteres Stillschweigen der
EU zu den Menschenrechtsverletzungen in China würde die Glaubwürdigkeit
des europäischen Engagements für Menschenrechte in China stark
beschädigen. Auch wäre es ein falsches Signal an die Adresse
der chinesischen Regierung und würde Peking nur ermutigen, seine Politik
der Repression fortzuführen.
Die Volksrepublik China hat
grösstes Interesse daran, den in der UN-Menschenrechtskommission geäusserten
multilateralen Druck auf sein Regime zu verringern. Deshalb fördert
sie den bilateralen Meinungsaustausch und hat 1995 einen "kritischen Dialog"
mit der EU aufgenommen, der bislang jedoch nicht zu einer Verbesserung
der Lage der Menschenrechte beigetragen hat. Die jüngsten schweren
Menschenrechtsverletzungen und das Scheitern des Dialoges machen deutlich,
wie wichtig es ist, dass die EU erneut eine China-kritische Resolution
unterstützt. In den vergangenen drei Jahren hatte die EU ihren Verzicht
auf eine China-Resolution in Genf mit einer Verbesserung der Menschenrechtslage
begründet.
Eine Publikation
der Gesellschaft für bedrohte Völker. Weiterverbreitung bei Nennung
der Quelle erwünscht
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di Vieste