Kein Blut
für Öl im Südsudan!
EUROPÄISCHE
FIRMEN WERDEN MITSCHULDIG AN SYSTEMATISCHER VERTREIBUNG DER ZIVILBEVÖLKERUNG |
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Bozen, Göttingen,
22.3.2000
Europäische Firmen beteiligen
sich nach Recherchen der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV)
an der Ölförderung im Südsudan und tragen so zur Verschärfung
des Krieges gegen die schwarzafrikanische Bevölkerung bei. In ihrem
neuesten Menschenrechtsreport "Kein Blut für Öl im Südsudan",
der am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Frankfurt vorgestellt wurde,
weist die GfbV nach, dass das sudanesische Regime die im Fördergebiet
ansässige Zivilbevölkerung planmässig vertreiben lässt.
Dort leben die überwiegend christlichen Völker der Dinka und
Nuer. Ihre Dörfer werden überfallen, Menschen getötet, Frauen
vergewaltigt, Hütten niedergebrannt. Ansiedlungen werden bombardiert
und von Kampfhubschraubern aus mit Maschinengewehren beschossen. Bis zu
400.000 Südsudanesen seien durch die Vertreibungen von einer Hungersnot
bedroht, schätzt das Welternährungsprogramm WFP.
"Wir fordern vor allem die
schwedische Lundin Oil AB und die Österreichische Mineralölverwaltung
OMV dringend dazu auf, ihre Aktivitäten im Südsudan umgehend
einzustellen und keine Förderkonzessionen mehr zu erwerben", erklärte
die GfbV, "sonst werden sie mitschuldig am Völkermord an den Südsudanesen,
dem bisher 2,5 Millionen Menschen zum Opfer gefallen sind." Im Ölfördergebiet
stehen sich Regierungstruppen und Einheiten der südsudanesischen Befreiungsbewegung
SPLA gegenüber. Nach Aussagen des nordsudanesischen Chefideologen
Hassan Al-Turabi von der Nationalen Islamischen Front NIF sollen die Einnahmen
aus dem Ölgeschäft in die Rüstungsproduktion und den Waffenkauf
fliessen, warnte die GfbV. Etwa die Hälfte des Staatshaushaltes, eine
Million US-Dollar pro Tag, werde für den Krieg im Südsudan ausgegeben.
Das Ölgeschäft könne etwa 400 Millionen Dollar jährlich
einbringen und diene so der Stabilisierung des radikal-islamischen Militärregimes
in Khartum. Dieses hat den Genozid an den Südsudanesen 1992 zum "Heiligen
Krieg" erklärt. Das gesamte Ölvorkommen im Südsudan wird
auf 800 Millionen bis zu drei Milliarden Barrel Rohöl geschätzt
(ein Barrel sind etwa 159 Liter).
Anlässlich des für
den 27.3.2000 anberaumten Gesprächs zwischen Vertretern der Europäischen
Union (EU) und der sudanesischen Regierung in Khartum forderte die GfbV
den Präsidenten der EU-Kommission, Romano Prodi, dringend auf, die
Menschenrechtssituation im südsudanesischen Ölfördergebiet
zum Prüfstein jeglicher Beziehungen zum Sudan zu machen. Die EU müsse
die europäischen Unternehmen zum Rückzug bewegen. "Während
das Engagement der kanadischen Fördergesellschaft Talisman im Südsudan
von den Regierungen der USA und Kanadas scharf kritisiert wurde, blieben
Probebohrungen, der Bau von Förderanlagen und Strassen durch Lundin
Oil und OMV bisher weitgehend unbeachtet", kritisierte die GfbV.
"Doch die Menschenrechte
dürfen dem Profit nicht geopfert werden."
Eine Publikation
der Gesellschaft für bedrohte Völker. Weiterverbreitung bei Nennung
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di Vieste