Indonesien will humanitäre Hilfe einstellen: 100.000 Flüchtlinge aus Osttimor vom Hungertod bedroht
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Bozen, Göttingen, 29.3.2000

Rund 100.000 osttimoresischen Flüchtlingen und Deportierten droht nach Informationen der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) im indonesischen Westtimor der Hungertod. Dringend appellierte die Menschenrechtsorganisation deshalb am Mittwoch an die Bundesregierung und die Europäische Union, die humanitäre Hilfe für diese Flüchtlinge zu verstärken, um eine Tragödie zu verhindern. "Die indonesischen Behörden wollen am 31. März jegliche Hilfeleistung einstellen", berichtete der Asienreferent der GfbV, Ulrich Delius, "obwohl in den letzten sechs Monaten aufgrund der unzureichenden humanitären Versorgung bereits mehr als 530 Flüchtlinge in Westtimor gestorben sind. Jedes vierte Kind in den Flüchtlingslagern ist laut UNICEF unterernährt."

Die indonesische Regierung müsse auch unter Druck gesetzt werden, den Terror pro-indonesischer Milizen in den Flüchtlingslagern endlich wirksam zu unterbinden, forderte Delius. So behinderten Milizionäre noch immer die Versorgung in einzelnen Lagern und verbreiteten gezielt Gräuelberichte über die Lage in Osttimor, um eine Rückkehr der Menschen in ihre Heimat zu verhindern. "Die Flüchtlinge müssen sich frei von Furcht vor Repressalien entscheiden können, ob sie nach Osttimor zurückkehren oder in Indonesien bleiben wollen." Jede humanitäre Hilfe aus Europa müsse an diese Bedingung geknüpft werden. Hilfsorganisationen gingen von rund 50.000 Rückkehrwilligen aus.

Ihnen drohe nun die zwangsweise Ansiedlung in Indonesien. Nach dem Willen der indonesischen Regierung sollen alle Flüchtlinge, die Westtimor bis Freitag nicht verlassen haben, nach Osttimor abgeschoben oder innerhalb Indonesiens umgesiedelt werden. Der stellvertretende Gouverneur Westtimors, Johanes Pake Pani, zeigte sich kürzlich zuversichtlich, dass sich mindestens 75.000 Flüchtlinge zur Umsiedlung im Rahmen des staatlichen Transmigrationsprogrammes bereit erklären würden.

Die indonesische Regierung hatte die Einstellung der Hilfe am 9. März 2000 angekündigt und mit der angespannten Haushaltslage begründet. Mit der Einstellung der humanitären Versorgung verletze die indonesische Regierung ihre Fürsorgepflicht, die gegenüber diesen Flüchtlingen besonders groß sei. Sie seien Opfer einer von der indonesischen Regierung betriebenen Terror- und Vertreibungskampagne geworden, kritisierte die Menschenrechtsorganisation.
 

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