Gesellschaft für bedrohte Völker warnt vor Eskalation ethnischer Konflikte im Pazifik
GfbV Logo
Bozen, 7.6.2000

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat am Mittwoch vor einer dramatischen Verschärfung ethnischer Konflikte im Südwestpazifik gewarnt. "Der Pazifik ist schon lange kein Meer des Friedens mehr", sagte der GfbV-Asienexperte Ulrich Delius. "Die internationale Staatengemeinschaft muss den dort schon seit Jahrzehnten andauernden ethnischen Konflikten endlich mehr Beachtung schenken, um schwere Menschenrechtsverletzungen und eine Destabilisierung des Gebietes zu verhindern." Die Geiselnahmen demokratisch gewählter Premierminister auf den Salomonen und den Fidschi-Inseln zeigten, dass für viele Ureinwohner die ethnische Zugehörigkeit und die Sicherung ihrer Rechte noch immer wichtiger sei als der Respekt vor der parlamentarischen Demokratie.

Auf den Salomonen habe es seit Dezember 1998 immer wieder Kämpfe zwischen der Bevölkerung der Hauptinsel Guadalcanal und Zuwanderern von der Nachbarinsel Malaita gegeben, berichtete die GfbV. Mindestens 60 Menschen seien dabei getötet worden. Mit dem Bombardement einer Schule durch die "Malaita Adler" hätten die Kämpfe am Mittwoch einen neuen traurigen Höhepunkt erreicht. Diese Miliz habe mit der Geiselnahme von Premierminister Bartholomew Ulufa'alu gegen die gewaltsame Vertreibung der Malaitaner von der Insel prostestieren und ihre Forderung nach angemessener Entschädigung der Flüchtlinge unterstreichen wollen.

In den vergangenen Monaten seien 32.000 Malaitaner von der bewaffneten Miliz der ursprünglichen Bewohner Guadalcanals, den "Isatabu Freiheitskämpfern", vertrieben worden. Diese beschuldigen die Malaitaner des Landraubes sowie der Kontrolle des Handels und des öffentlichen Dienstes. Malaitaner ließen sich seit dem Zweiten Weltkrieg zunehmend auf Guadalcanal nieder.

Auch auf den Fidschi-Inseln sei ein ethnischer Konflikt Hintergrund der Geiselnahme, erklärte die GfbV. Die Ureinwohner, die rund 50 Prozent der Bevölkerung stellten, fühlten sich von den im Wirtschaftsleben dominierenden Einwanderern aus Indien benachteiligt und hätten daher gegen Premierminister Mahendra Chaudry geputscht. Der ehemalige Gewerkschaftsführer sei der erste Premierminister indischer Abstammung des Inselstaates. Viele Ureinwohner würden ihm vorwerfen, die Landrechtsgesetzgebung zugunsten der indischen Einwanderer zu verändern.

Schon 1987 habe ein Militärputsch verhindert, dass ein Premierminister indischer Herkunkft die Macht übernahm. Damals hätten tausende Inder aus Furcht vor einem Apartheidregime der Ureinwohner von Fidschi das Land verlassen. Nun drohe erneut ein Exodus der Inder und ein Zusammenbruch der Wirtschaft, wenn das Ausland nicht vermittle.
 

INDEX
HOME
Eine Publikation der Gesellschaft für bedrohte Völker. Weiterverbreitung bei Nennung der Quelle erwünscht
Una pubblicazione dell'Associazione per i popoli minacciati. Si prega di citare la fonte @@@ WebDesign: M. di Vieste