OFFENER BRIEF
An die Abgeordneten des Südtiroler Landtages
|
|
Rigoberta Menchù hat am eigenen Leib Rassismus und Genozid erfahren. Ihre Verwandten wurden von den Killerkommandos des guatemaltekischen Militärs ermordet. Auch deshalb, weil sie Angehörige indigener Volksgruppen waren. Die guatemaltekische Führungsschicht, vielfach die weiße Elite, führt seit Jahrzehnten einen Ausrottungskrieg gegen die indigenen Völker. Während des sogenannten "Bürgerkrieges" in den 80er Jahren ermordeten Soldaten, Polizisten und paramilitärische Einheiten mehr als 150.000 Angehörige indigener Völker, weitere 50.000 Menschen gelten als verschollen, mehr als eine Million Menschen wurden vertrieben.
Die Mörder werden trotz
der Forderungen der eingesetzten Wahrheitskommission für ihre Mordtaten
nicht belangt. Die versprochene Landreform (70 Prozent der Anbauflächen
sind in den Händen von nur zwei Prozent der Bevölkerung) wird
verhindert, genauso die Anerkennung der Mehrsprachigkeit der indigenen
Völker. Wir bitten Sie deshalb, die Forderungen der Friedensnobelpreisträgerin
und Goodwill-Botschafterin der Unesco, Rigoberta Menchù, zu unterstützen:
* Fordern Sie die italienische
Regierung auf, die ILO-Konvention 169 zum Schutz indigener Völker
zu ratifizieren. Eine Forderung auch des internationalen Klimabündnisses,
das Mitte Mai in Bozen seine 10. Jahrestagung abgehalten hatte.
* Drängen Sie die italienische
Regierung, sich für die von der UN-Arbeitsgruppe indigener Völker
ausgearbeiteten Deklaration indigener Rechte bei der UNO zu engagieren.
* Appellieren Sie an die
italienischen EU-Parlamentarier, italienischen Vertreter in der EU-Kommission
und an die italienischen Mitglieder der EU-Ratspräsidentschaft, sich
auch im Rahmen der EU für indigene Rechte einzusetzen (Schaffung einer
Koordinationsstelle indigene Völker in der Eu; Aufnahme indigener
Rechte in EU-Verträge) zu engagieren.
* Protestieren Sie gegen
die italienische Regierung, daß sie die geplante EU-Konvention zur
Biodiversität verhindert hat. Die italienische Regierung hat diese
Konvention mit der Begründung abgelehnt, daß es in der EU keine
indigene Völker gibt.
Schreiben und faxen (00502/2214537)
Sie an den guatemaltekischen Präsidenten und fordern Sie die Bestrafung
der Mörder, die ungehinderte Rückkehr der Flüchtlinge, die
Rückgabe und rechtliche Sicherung indigener Territorien sowie die
voller Anerkennung der indianischen Kultur und Sprachen. Das ist Solidarität,
die hilft.
|