Appell an Außenminister Dini:
Verhindern Sie ein zweites Osttimor in Westpapua!
Entsenden Sie Menschenrechtsbeobachter!
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Bozen, 1.12.2000

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat am Freitag in einem Fax an Außenminister Lamberto Dini vor einem Blutbad in Westpapua im Osten Indonesiens gewarnt. "Das Drama von Osttimor kann sich wiederholen, wenn die internationale Staatengemeinschaft nicht schnell handelt," warnte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius. Der indonesische Sicherheitsminister Susilo Yudhoyono habe bereits angekündigt, am morgigen Jahrestag der Ausrufung eines unabhängigen Papua-Staates mit aller Härte gegen die Unabhängigkeitsbewegung vorzugehen. "Auch sind neue Auseinandersetzungen zwischen pro-indonesischen Milizen und Papua zu befürchten," erklärte Delius. Seit Anfang Oktober seien bereits mehr als 40 Menschen durch politisch motivierte Gewalttaten zu Tode gekommen. Die Menschenrechtsorganisation appellierte an Dini, sich für eine sofortige Freilassung inhaftierter Papua-Führer einzusetzen, da ihre Festnahme die Gewalt nur weiter eskalieren lasse. Die GfbV bedauerte, dass die europäische Regierungen trotz zahlloser Appelle nichts unternommen haben, um rechtzeitig den Konflikt zu verhüten.

Nun müsse zumindest eine weitere Eskalation der Gewalt verhindert werden. Angesichts der wachsenden Repression der indonesischen Sicherheitskräfte appellierte die GfbV an den Minister, sich für die Entsendung von Beobachtern der EU-Botschaften nach Westpapua einzusetzen. Auch müsse Indonesien dringend Unterstützung beim Aufbau einer unabhängigen Justiz angeboten werden, um die Willkürherrschaft des Militärs und paramilitärischer Gruppen zu beenden.

Die indonesischen Behörden hatten am Mittwoch die beiden Papua-Führer Theys Eluay und Thaha Al Hamid unter dem Vorwurf des Landesverrates festgenommen. Weitere bedeutende Vertreter der Papua-Völker würden nach Auskunft des Polizeichefs der Provinz, Brigadegeneral Syvanus Yulian Wenas von den Sicherheitskräften noch gesucht.  Anhänger  der Verhafteten hätten bereits mit Übergriffen auf indonesische Siedler gedroht, sollten die Festgenommenen nicht sofort freigelassen werden. Die Festnahmen seien Teil einer Einschüchterungskampagne der indonesischen Sicherheitskräfte, die heute mit einem spektakulären Aufmarsch hunderter Soldaten und Polizisten in den Straßen der Provinzhauptstadt Jayapura fortgesetzt worden sei. Verstärkt würden die Sicherheitskräfte von rund 7.000 pro-indonesischen Milizionären, die wie in Osttimor mit direkter Unterstützung von Polizei und Armee die Bevölkerung einschüchtern würden.

Seit fast 40 Jahren ringen die rund zwei Millionen Papua-Ureinwohner um die Unabhängigkeit Westpapuas. Menschenrechtsorganisationen gehen davon aus, dass seit dem Ende der niederländischen Kolonialherrschaft 150.000 Papua Völkermordverbrechen Indonesiens zum Opfer fielen.
 
Siehe auch: Terror in Osttimor

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