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Noch Mitte Juli hatten die Stolen Generations prominente Rückendeckung erhalten. Cathy Freeman, 400 m. Läuferin und Medaillenhoffnung Australiens an den Olympischen Spielen, übte harsche Kritik an der unversöhnlichen Haltung der Regierung. Diese weigert sich weiterhin, eine Entschuldigung für das an den Aborigines begangene Unrecht auszusprechen. Cathy Freeman weiss aus eigener Erfahrung, wie schmerzhaft und traumatisch es ist, von seinen kulturellen und familiären Wurzeln getrennt zu werden. Auch ihre Grossmutter gehörte zu den Opfern.
Richtungsweisender Prozess
gegen den australischen Staat
Viele Opfer verlangen von
der australischen Regierung nicht nur eine offizielle Entschuldigung, sondern
auch eine finanzielle Wiedergutmachung für das erlittene Unrecht.
Immerhin erfüllte Australien nach UNO-Konvention über die Verhütung
und Bestrafung des Völkermordes von 1948 den Tatbestand des Völkermordes.
Doch die Hoffnung der Opfer wurde heute vor dem Federal Court in Darwin
zerschlagen. In einem bahnbrechenden Prozess, der wegen des grossen öffentlichen
Interesses erstmals gleichzeitig in Fernsehen, Radio und über Internet
live übertragen wurde, wies Richter Maurice O'Loughlin die erste Klage
zweier Angehörigen der Stolen Generations gegen die australische Regierung
zurück.
Lorna Cubillo (62) und Peter Gunner (53) waren im Alter von sieben respektive sechs Jahren in der Nähe von Alice Springs ihren Familien entrissen und in staatliche Institutionen eingewiesen worden, in welchen sie Opfer von Misshandlungen wurden. Sie verlangten nun eine Wiedergutmachung für den Verlust ihrer Familie und ihrer Kultur. Richter O'Loughlin begründete im Fall von Peter Gunner sein negatives Urteil damit, dass ein Dokument existiert, auf welchem seine Mutter mit ihrem Daumenabdruck ihr Einverständnis zur Einweisung in ein Heim gegeben hatte. Für Lorna Cubillo waren nach Ansicht des Gerichts die Gründe, welche zur Überführung in eine staatliche Institution geführt hatten, nicht mehr eruierbar.
Ohne Entschuldigung keine
Versöhnung
Die australische Regierung
hatte während des Prozesses jede Verantwortung für die physischen
und psychischen Misshandlungen der KlägerInnen abgelehnt. Bisher hatte
vor allem die Angst vor Wiedergutmachungsforderungen eine Entschuldigung
der Regierung von John Howard verhindert. Allein im Northern Territory
sind weitere Klagen von 700 Angehörigen der Stolen Generations hängig.
Leider hat die australische
Regierung endgültig jede Chance versäumt, sich glaubwürdig
bei den Stolen Generations zu entschuldigen. Zwar ist nun für die
Regierung der Weg frei für eine kostenlose Entschuldigung, doch ist
es höchst zweifelhaft, ob eine solche noch aufrichtig und ehrlich
sein kann. Der Versöhnungsprozess ist jedenfalls mit dem heutigen
Urteil erneut ins Stocken gekommen.
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