Appell zweier tschetschenischer Menschenrechtlerinnen und der GfbV an die europäischen Regierungen
Stoppt den Völkermord in Tschetschenien, helft den Flüchtlingen über den Winter!
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Bozen, Göttingen, 17.11.2000

GrosnyAm heutigen Freitag hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) zusammen mit zwei tschetschenischen Menschenrechtlerinnen bei einer Pressekonferenz in Berlin angesichts des hereinbrechenden strengen Winters vor einem Massensterben im Nordkaukasus gewarnt. Die europäischen Regierungen sollen endlich Druck auf die russische Regierung ausüben, damit die UNO-Resolution vom 25. April 2000 umgesetzt und das tschetschenische Kriegsgebiet für Hilfsorganisationen und internationale Beobachter geöffnet werde. "Trotz grausamster russischer Kriegs- und Völkermordverbrechen in Tschetschenien haben sie Sanktionen gegen Moskau verhindert. Wenn sie sich jetzt nicht wenigstens für die Versorgung der geflohenen und obdachlos gewordenen Zivilisten einsetzen, werden sie mitschuldig an jedem weiteren Opfer", erklärte die Osteuropa-Referentin der GfbV, Sarah Reinke.

"15.000 tschetschenische Kinder hat der Krieg zu Invaliden gemacht, 30.000 sind Voll- oder Halbwaisen. Es geht uns nicht mehr um den zukünftigen Status unseres Landes, zuerst muss das nackte überleben unseres Volkes gesichert werden. Tag und Nacht fallen im Süden Tschetscheniens Bomben. Ganze Dörfer und Städte werden "gesäubert", Zivilisten willkürlich gefangengenommen. Noch immer halten die russischen Sicherheitskräfte mehr als 8.000 meist junge Tschetschenen in sog. 'Filtrationslagern' fest", berichtet Lipkhan Bassajewa, tschetschenische Mitarbeiterin der russischen Menschenrechtsorganisation "Memorial". Zainap Gatschajewa von der "Union der Frauen des Nordkaukasus" ergänzt: "Die tschetschenischen Flüchtlinge leben in Inguschetien in Zelten, die nicht beheizt werden können, oder in ehemaligen Kuh- und Schweineställen. Nichts ist für den Winter vorbereitet. Epidemien wie Tuberkulose, Grippe und Hepatitis sind ausgebrochen. Wen die russischen Waffen nicht umgebracht haben, den bedrohen jetzt Hunger, Kälte und Krankheiten."

Die beiden Menschenrechtlerinnen arbeiten in Inguschetien und Tschetschenien unter schwersten Bedingungen. So wurde das Haus von Zainap Gatschajewa in diesem Jahr bereits fünf Mal vom russischen Geheimdienst FSB durchsucht. Sie leben in ständiger Furcht vor einer Verhaftung.

Liphan Basajeva und Zainap Gatschajewa sind am 23. November 2000 in Rom, Sitz des Euro-Parlaments, Sala delle Bandiere, Via Quattro Novembre, bei der Pressekonferenz über Tschetschenien (von der GfbV mitorganisiert) mit Emma Bonino, Stefano Citati (Reporter Sans Frontières), und den Journalisten Andrej Babitski, Irena Brezna, Sophie Shihab, Galina Ackerman, Bernard Henry Levy, Mylene Sauloy, Massimo Bordin, Romano Cagnoni und Patricia Franceschetti, Ettore Mo und den Vertretern der Organisationen: Andrej Mironov (Memorial), Lotte Leicht (Human Rights Watch), Olivier Dupuis (Transnational Radical Party) und unserem Mateo Taibon (GfbV).
 
Siehe auch unser Dossier "Tschetschenien: Russland begeht Kriegsverbrechen und Völkermord"

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