Appell an EU:
Vertreibungsverbrechen auf Molukken nicht tatenlos zusehen! Armee an Übergriffen auf Christen beteiligt
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Bozen, Göttingen, 17.7.2000

Dringend hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Montag an die Europäische Union (EU) appelliert, die gewaltsame Vertreibung der christlichen Bevölkerung der Molukken nicht zuzulassen. "Nachdem der indonesische Verteidigungsminister Juwono Sudarsono zugegeben hat, dass Teile der indonesischen Armee die islamischen Extremistenunterstützten und sich auch direkt an den Übergriffen gegen Christen beteiligen, muss die EU endlich bei der indonesischen Regierung vorstellig werden und die Entsendung von UN-Blauhelmen durchsetzen", forderte der GfbV-Asienexperte Ulrich Delius in Göttingen. Wenn die Gewalteskalation auf den Gewürzinseln nicht schnellstens gestoppt werde, könnten innerhalb weniger Monate alle Christen von radikalen Muslimen vertrieben worden sein, warnte er.

Tausende von Flüchtlingen warteten bereits dringend auf eine Evakuierung von der Insel Ambon. Nach Augenzeugenberichten hätten Zehntausende Frauen, Kinder und ältere Menschen im bergigen Landesinneren Zuflucht gesucht, da auf dem See- oder Luftweg nur wenige Menschen die Insel verlassen könnten.

Innerhalb der vergangenen vier Tage habe es auf Ambon mindestens 28 Tote gegeben, berichtete Delius. Allein am Sonntag seien neun Menschen von Heckenschützen oder durch Moltow-Cocktails getötet worden. Mehr als hundert Häuser und eine Kirche gingen am Wochenende in Flammen auf.

Während der Kämpfe zwischen Muslimen und Christen würden Soldaten immer wieder Partei für die Muslime ergreifen, hatte Sudarsono in einem Interview mit der Jakarta Post am vergangenen Sonnabend eingeräumt. So hätten die Militärs nichts gegen die Verteilung von Waffen an Muslime unternommen, die in einem Container auf die Molukken gebracht worden seien. Erst am Sonntag hatte ein Fernsehteam von Associated Press indonesische Soldaten gefilmt, wie sie Seite an Seite mit radikalen Muslimen gegen Christen kämpften. Viele der muslimischen Milizionäre waren mit Schnellfeürwaffen aus Armeebeständen ausgerüstet.

Seit Januar 1999 wurden mehr als 4.000 Molukker getötet. Radikale Muslime riefen im Frühjahr 2000 zu einem "heiligen Krieg" gegen die christliche Bevölkerung der Gewürzinseln auf. Die indonesische Armee stoppte die Gewalteskalation nicht, obwohl am 27. Juni der Ausnahmezustand ausgerufen worden war. Mehr als ein Viertel der rund zwei Millionen Molukker ist inzwischen auf der Flucht.
 

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