Nach dem Unglück am Cermis:
Schluss mit den NATO-Tiefflügen im Gebiet der Innu in Labrador!
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Bozen, 17.8. 2000
Bestürzung machte sich in Italien und in der Welt breit, als im Februar 1998 ein US-Kampfjet die Tragseile der Cermisseilbahn durchtrennte und 20 Urlauber in den Tod stürzten. Italien hat daraufhin die Uebungsflüge in Bodennähe vorübergehend eingestellt. Dieses Verantwortungsbewußtsein fehlt aber gänzlich wenn es sich um die Innu-Indianer in Labrador handelt, die unter den bodennahen Uebungsflügen der NATO-Kampfflugzeuge zu leiden haben. Die italienische Luftwaffe hat 1999 mit anderen vier Staaten eine zehnjährigen Ausbildung im kanadischen Luftstützpunkt Goose Bay in Labrador (Neufundland) begonnen.
Innu-Frau

Angaben der NATO nach, bringt das Benutzungsrecht der Basis für ausländische Streitkräfte der kanadischen Regierung beinahe 100 Millionen Dollar im Jahr ein. Im Juni 1999 hat das Volk der Innu die italienische Regierung über den legalen Disput zwischen Kanada und der Nation Innu in Bezug auf das Gebiet Labrador informiert. Die italienische Regierung, wie im Übrigen auch alle anderen NATO-Staaten, hat aber beschlossen, dieses Problem zu ignorieren. Die Angelegenheit wird zudem in allen offiziellen Stellungnahmen der NATO minimiert.

Die menschlichen und ökologischen Schäden der Tiefflüge sind tiefgreifend: Der gewaltige und betäubende Krach läßt die Menschen erstarren, er disorientiert sie und terrorisiert Kinder und schwangere Frauen. Ätlere Menschen haben das Gefühl, ihr Herz würde aufhören zu schlagen. Die Folgen für die Tierwelt sind ebenfalls verheerend: Die Abgase der Flugzeuge legen sich auf den Gewässern nieder und vergiften somit die Fischbestände, während der Lärm die nistenden Wasservögel verschreckt, die ihre Nester verlassen und ihre Brut sterben lassen. Die Folgen dieser Flüge wurden in einer Zuchtfarm für Füchse in New Brunswick eingehend verdeutlicht: Nach einem Übungsflug eines Jets CF5 haben die Fuchsmütter aus einer Panik-Reaktion heraus ihre Welpen getötet und aufgefressen, schwangere Füchsinnen haben auf der Stelle den Fetus abortiert. Der Züchter erhielt dafür eine Entschädigung, nicht so das Volk der Innu.

Die Tragödie der Innu begann als britisch Neufundland von anada annektiert wurde. 1949 wurde dieses halbnomadische Volk, das bishin frei den Caribù-Herden folgte, in Reservate gezwungen, in denen man den Menschen ärmlichste Bewohnungen, in denen sanitäre Einrichtungen gänzlich fehlten, zuteilte. Die Kinder wurden in Schulen gezwungen, in denen ihnen unter körperlichen Strafen verboten wurde, die eigene Sprache zu sprechen. 1993 starb eine Gruppe von Kindern beim Brand ihrer Hütten. Den Großteil des Jahres in elende Siedlungen verbannt, können die Innus ihre Identität nur im angestammten Land wiederfinden, wo sie ihre tradizionelle Lebensweise fortführen können. Obwohl der Kampf um Landrechte und gegen Tiefflüge immer gewaltlos war, werden die friedlichen Proteste von der kanadischen Polizei mit Gewalt unterdrückt.

Die kanadische Regierung hört nicht auf ihre indigenen Völker. Die NATO-Staaten, darunter auch Italien, angeblich vom Unglück am Cermis tief betroffen, setzten iher Tiefflüge über den Köpfen und Hütten der Innus fort. Indessen leiden und sterben die Innus aus Labrador, ihr Leben und ihre Identität wird ihnen mit jedem dahindonnernden Jet genommen. Wann wird sich die Welt auch darüber entrüsten?

Siehe auch Dossier (auf Italienisch) "Quando l’indignazione è un lusso. Continuano i voli radenti della NATO sul territorio Innu in Labrador"

Quelle: Cultural Survival Quarterly
 

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