Isoliert lebende Ureinwohner im peruanischen Amazonas bedroht
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Bozen, Göttingen, 19.7.2000

Ein großangelegtes Holzeinschlagsprogramm der peruanischen Regierung bedroht das Überleben von isoliert lebenden Indianern im Gebiet Madre de Díos, im peruanischen Teil des Amazonas. Zwei große Holzfirmen, namens "Christian" und "Espinoza", sind zusammen mit Hunderten von Holzfällern bereits bis an die Grenzen des Gebietesvorgedrungen, das als Siedlungsgebiet der Nahua, Amahuacas und Mashco-Piros gilt. Neben der unausweichlichen Gewalt beim Aufeinanderprallen von Eindringlingen und lokaler Bevölkerung schleppen die Holzfäller typischerweise Krankheiten ein, gegen die die Ureinwohner keine körpereigenen Abwehrmittel besitzen.

Schon in den 80er Jahren unternahm der Erdölkonzern Shell sowie 1996 Mobil Versuche, Öl zu fördern; in einer der Regionen der Erde mit der höchsten biologischen Vielfalt. Mit teilweise fatalen Folgen für Mensch und Natur:Die Erdölexploration von Shell in den 80er Jahren führte zum Tod von über 50 Angehörigen der Nahua. Die ‚Yaminahua‘ starben an Keuchhusten und Lungenentzündungen, eingeschleppt durch Shell-Arbeiter und Holzfäller.

Die Ureinwohner der Region nehmen diese Bedrohung ihrer Existenz jedoch nicht widerspruchslos hin. Organisiert von der "Ureinwohnerföderation der Bewohner des Flusses Madre de Díos und seiner Zuflüsse", FENAMAD (Federación Nativa del Río Madre de Díos y Afluentes) haben am Dienstag, 18. Juli, mehrere Hundert Indianer die größte Stadt der Region, Maldonado, besetzt. Seit mehreren Tagen auf den Flüssen unterwegs, werden sie Maldonado nicht eher verlassen, bis die Regierung in Lima sich eindeutig zugunsten der Ureinwohner ausgesprochen hat; was eigentlich nichts anderes bedeuten würde, sich zur Einhaltung von Recht und Gesetz zu verpflichten.

In der Region Madre de Díos, im Südosten Perus, leben 19 indianische Gemeinschaften. Drei dieser Völker - die Nahua (oder Yora), die Amahuacas, die Mashco-Piros - leben relativ abgeschirmt von der Außenwelt. Die kriegerische Verteidigung ihrer letzten Refugien und die bislang wenig erschlossenen Ressourcen dieser Ländereien beschränkten den Kontakt zur Außenwelt auf ein Minimum. Dies bedeutet, dass sie ihren gesamten Lebensunterhalt – Jagen, Fischen und Sammeln – immer noch weitgehend im direkten Austausch mit Wald und Fluss bestreiten. Bricht ein Element durch äußere Störungen weg, gerät das gesamte komplexe System in Gefahr.

Erste Proteste im Jahr 1999 gegen die Lizenzvergabe an einheimische Holzfirmen, ebenfalls organisiert von der Dachorganisation FENAMAD, veranlassten die Regierung Fujimori, die Aufsicht über das Waldmanagement vom Landwirtschaftsministerium auf das staatliche Institut für natürliche Ressourcen zu übertragen. Besorgt um sein Image damals als Präsidentschaftskandidat, sollte Betroffenen, Menschenrechtsaktivisten und Umweltschützern ein neuer Blickwinkel signalisiert werden. Nachdem Fujimori sein Ziel zunächst erreicht hat, erneut Präsident zu werden, befürchtet FENAMAD allerdings einen Einbruch und eine Ausweitung der Einschlaglizenzen auf japanische Holzkonzerne.

Internationale Unterstützung für die Ureinwohner ist also dringend geboten. Die Gesellschaft für bedrohte Völker führt dazu eine Eilaktion durch. Wir bitten, jeden, dem die Probleme der indigenen Völker Amazoniens am Herzen liegen, folgenden Brief an den Präsidenten Fujimori zu schicken.
 
Carta Abierta

Señor Presidente de la República
Ing. Alberto Fujimori
Plaza de Armas - Lima - Perú

0051-1-4266770

Göttingen, el 18 de julio de 2000
Respetado Señor Presidente:
La Asociación para la Defensa de los Pueblos Amenazados quisiera manifestarle nuestra preocupación por la suerte que pueden correr los pueblos indígenas amazónicos Yora, Amahuaca y Mashco-Piro. Según nuestras informaciones, se trata de los últimos pueblos nómades de la amazonia peruana, cuya sobrevivencia depende de que gocen plenamente de sus derechos territoriales de acuerdo con las leyes; sobre todo de los artículos 2, 89 y 149 de la Constitución y del Convenio OIT No. 169, los artículos 13, 14, 18 y 19 ratificado por su gobierno.

Nos dirigimos a Usted, Señor Presidente, porque tememos que la vida de estos pueblos se encuentre en un inminente peligro debido a la incursión de madereros ilegales en sus territorios, trayendo violencia y contagiando a los Yora, Amahuaca y Mashco-Piro con enfermedades para las cuales estos pueblos no tienen ninguna defensa. Entendemos muy bién porque los representantes indígenas en estos días salen a las calles de la ciudad de Maldonado para llamar la atención reivindicando una protección mínima para su existencia como tal.

Respetado Señor Presidente, le rogamos que haga respetar la vida y el territorio de aquellos pueblos indígenas en aislamiento voluntario. Según nuestro entendimiento, los pueblos indígenas requieren que se les delimite sus territorios como lo prescribe la ley. Tienen todo el derecho a seguir viviendo en paz en sus territorios ancestrales. La defensa de la vida tiene que ser superior a los intereses de comercializar la madera.

Esperando su grata respuesta, nos despedimos atentamente,

Dr. Theodor Rathgeber, Asociación para la Defensa de los Pueblos Amenazados, Dpto. Pueblos Indígenas - e-mail: indigene@gfbv.de

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