Mauretanien:
Menschenrechtler
prangern Sklaverei an |
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Bozen, Göttingen,
Hannover, 20.7.2000
Zum Nationentag Mauretaniens
bei der EXPO am kommenden Montag (24. Juli 2000) hat die Gesellschaft für
bedrohte Völker (GfbV) gemeinsam mit der mauretanischen Menschenrechtsorganisation
"SOS Sklaven" kritisiert, dass es in dem nordwestafrikanischen Staat noch
immer Sklaverei gibt. "Vor allem in den ländlichen Gebieten werden
noch immer tausende Angehörige der schwarzen Bevölkerungsgruppe
der Haratin in völliger Abhängigkeit gehalten", berichete der
Afrika-Experte der GfbV, Ulrich Delius, am Donnerstag. Es sei ein Skandal,
dass die Sklaverei-Frage im Mauretanien des 21. Jahrhunderts noch immer
tabuisiert und "SOS Sklaven" die offizielle Zulassung verweigert werde.
Auf der EXPO in Hannover die Zukunft dieses Landes festlich zu feiern,
müsse auch bedeuten, die Sklaverei zu ächten und entschieden
gegen sie vorzugehen, forderte er.
Obwohl die Sklaverei in Mauretanien
durch die französischen Kolonia-herren vor 95 Jahren offiziell abgeschafft
worden sei, habe "SOS Sklaven" noch im vergangenen Jahr zahlreiche Fälle
von Sklaverei recherchiert und den Betroffenen Rechtsbeistand geleistet.
Die Behörden deckten die schweren Menschenrechtsverletzungen sowie
die Diskriminierung der Haratin. Auf Betreiben ihrer früheren "Herren",
die ihre Sklaven auch nach der Freilassung noch als persönliches Eigentum
betrachteten, würden Haratin immer wieder von der Polizei festgenommen
und zu ihren "Besitzern" zurückgebracht. So sei die 13 Jahre alte
Sklavin Khaidour Mint Maissara auf der Flucht zu ihrer Großmutter
am 12. Februar 1999 von Polizisten aufgegriffen und trotz Protesten der
Großmutter wieder ihrem "Herren" überstellt worden. Der 18 Jahre
alte ehemalige Sklave Ousmane Ould Bilal sei am 23. März 1999 wegen
eines vermeintlichen versuchten Diebstahls zu Tode geprügelt worden.
Bis heute warteten die Angehörigen vergeblich auf eine Strafverfolgung
des einflussreichen Täters, der von den Behörden gedeckt werde.
Oftmals müssten auch
die wieder gefangenen Sklaven ohne Lohn arbeiten und hätten kaum Zugang
zu Schul- und Ausbildungsplätzen. Die meisten Haratin, die mehr als
40 Prozent der Bewohner Mauretaniens stellten, seien Analphabeten. Viele
seien verarmt, da sie Opfer gezielter Benachteiligung und Unterdrückung
seien.
Auch in Land- und Erbschaftsstreitigkeiten
würden die Behörden oder die Justiz oft zugunsten der Sklavenhalter
entscheiden. So seien am 7. Juni 2000 Haratin von Polizisten festgenommen
und misshandelt worden, als sie friedlich gegen den Raub ihres Landes in
der Umgebung des Ortes Brakna protestierten. Der Gouverneur der Region,
El Hassen Ould Maouloud, hatte die Land-Nutzungsrechte illegal vom ehemaligen
"Herren" der Haratin auf seinen Vetter übertragen lassen.
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