Ein Jahr nach dem Referendum in Ostitmor:
Indonesische Verbrechen bleiben ungesühnt - Flüchtlinge werden eingeschüchtert
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Bozen, Göttingen, 28.8.2000

Zum Jahrestag des Unabhängigkeits-Referendums am kommenden Mittwoch hat die "Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) International" ein UN-Tribunal gefordert, um die Verantwortlichen für die schweren Menschenrechtsverletzungen in Osttimor endlich zur Rechenschaft zu ziehen. Die Menschenrechtsorganisation appellierte an die Europäische Union (EU), sofort einen Sonderfonds für weitere Ermittlungen wegen schwerer Verbrechen gegen die Menschlichkeit und zur Vorbereitung eines UN-Tribunals einzurichten. "Nur ein unabhängiges internationales Verfahren gewährleistet, dass die hochrangigen indonesischen Militärs, die für die Vertreibung von 500.000 Osttimoresen und die Ermordung tausender unbewaffneter Zivilisten verantwortlich sind, auch tatsächlich angemessen bestraft werden," erklärte der Sprecher der GfbV-International Andreas Selmeci. "Blauäugig hat die EU den Zusicherungen der indone-sischen Regierung vertraut, den Militärs werde in Indonesien ein fairer Prozess gemacht. Doch spätestens mit der Verabschiedung einer umstrittenen Verfassungsergänzung im indonesischen Parlament am 18. August wurde deutlich, dass der Staatsapparat nicht willens ist, massivste Menschenrechtsverletzungen zu ahnden," erklärte Selmeci. Die Verfassungsänderung sehe vor, dass niemand gemäß Gesetzen zur Rechenschaft gezogen werden könne, die zur Tatzeit noch nicht existierten. Begriffe wie Völkermord, Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen kommen im indonesischen Strafrecht nicht vor. Rechtsanwälte verdächtigter Armeeoffiziere kündigten bereits an, sie würden sich auf die Verfassungsänderung berufen, um eine Rechtsverfolgung ihrer Mandanten zu verhindern.

Jede weitere Hilfe der EU für Indonesien müsse davon abhängig gemacht werden, dass alle rückkehrwilligen Flüchtlinge zügig repatriiert werden und jede Unterstützung für pro-indonesische Milizen in Ost- und Westtimor unverzüglich unterbunden wird, forderte die GfbV. Noch immer warteten 80.000 Flüchtlinge im indonesischen Westtimor auf ihre Rückführung, die von pro-indonesischen Milizen systematisch behindert werde. "Indonesien muss endlich etwas tun gegen die Schreckensherrschaft der Milizen in den Lagern, die Osttimoresen als Geiseln genommen haben und immer häufiger auch Mitarbeiter von internationalen Hilfsorganisationen und den UN angreifen," verlangte Selmeci.  Schon zum zweiten Mal innerhalb von 12 Monaten erlebten die UN in Osttimor ein Debakel, da sie weder die versprochene Rückführung der Flüchtlinge durchsetzen würden, noch neuerliche gewaltsame Übergriffe pro-indonesischer Milizen in Ost-timor verhindern würden. Spezialeinheiten der indonesischen Armee würden die Milizionäre mit modernen Waffen ausrüsten, um den jungen im Aufbau befindlichen Staat Osttimor zu destabilisieren.
 

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