An die Bundesregierung Australiens
Außenminister Alexander Downer
Australische Regierung darf internationale Menschenrechtsstandards nicht länger ignorieren!
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Bozen, Göttingen, 30.8.2000

Sehr geehrter Herr Außenminister, mit großer Bestürzung hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), eine Menschenrechtsorganisation mit beratendem Status bei den Vereinten Nationen, zur Kenntnis genommen, dass Sie den Experten des UN-Komitees zur Verhütung von Rassendiskriminierung nur noch dann Missionen in ihrem Land gewähren wollen, wenn es dafür aus Ihrer Sicht "zwingende Gründe" gibt. Die Gesetzgebung Ihres Landes sei eine interne Angelegenheit Australiens, von Nichtregierungsorganisationen vorgebrachte Beschwerden vor der UNO seien gegenüber den amtlichen Informationen einer demokratisch gewählten Regierung nachrangig zu behandeln. Diesen Zungenschlag kennt man bislang nur von autoritären Regimes wie China, Nordkorea, Burma oder Jugoslawien. Wollen Sie sich wenige Wochen vor der Olympiade in so schlechte Gesellschaft begeben?

Wir sind über die selbstgerechte Haltung Ihrer Regierung v.a. gegenüber den Aborigines ernsthaft besorgt, insbesondere hinsichtlich der seit 1998 geltenden Gesetzgebung über Aborigine-Landrechten, der Strafgesetz-gebung gegenüber Aborigine-Angehörigen, die zwangsläufig zu Haftstrafen führt, und der Verweigerung einer auch nur symbolischen Entschuldigung gegenüber den als Kinder zwangsweise aus ihren Familien entfernten Ureinwohnern der "stolen generations". Wir appellieren an Sie und Ihre Regierung, die internationalen Standards, mit denen sie zur Lösung z.B. des Osttimorkonflikts beigetragen haben, auch auf die Lage der Menschen- und Minderheitenrechte im eigenen Land anzuwenden.

Der Generalbundesanwalt Ihres Landes, Dary Williams, stufte die Menschenrechtsverletzungen Austra-liens im Vergleich zu anderen Staaten als harmlos ein und empfahl den UN, sich den wirklich gravierenden Fällen zu widmen. Ein wirklich demokratischer Staat sollte Kritik an der eigenen Menschenrechts- und Minderheitenpolitik jedoch nicht mit Verweis auf vermeintlich größere Verbrechen anderer Staaten zurückweisen.  Australien sollte die Auseinandersetzung um die UN-Kritik beenden, indem Ihre Regierung den Aborigines endlich die Rechte gewährt, die international als Minimalstandard gelten.

Mit freundlichen Grüßen,

Dr. Andreas Selmeci, Stellv. Leiter der Menschenrechtsarbeit
Dr. Theodor Rathgeber, Abt. Indigene Völker
 

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