Rentierzüchtern, Fischern und Jägern in Sibirien droht schleichender Untergang |
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Vor dem schleichenden Untergang der Rentierzüchter,
Fischer und Jäger im hohen Norden Rußlands hat die Gesellschaft
für bedrohte Völker (GfbV) am Freitag in München gewarnt.
Während eines Pressegesprächs mit der Vizepräsidentin der
"Vereinigung der kleinen Völker des Nordens, Sibiriens und des Fernen
Ostens", Larisa Abrjutina vom Volk der Tschuktschen, kritisierte die Menschenrechtsorganisation
die Politik der russischen Regierung gegenüber den Ureinwohnern. Durch
den rücksichtlosen Abbau von Bodenschätzen, die Lagerung radioaktiver
Abfälle und giftiger Abfallprodukte aus dem Bergbau sowie die Einleitung
verschmutzten Brauchwassers in fischreiche Flüsse seien große
Gebiete der Ureinwohner (indigene Völker) verseucht.
Entschädigungslos werde den Tschuktschen, Itelmenen, Ewenen und anderen kleineren Gemeinschaften die Lebensgrundlage entzogen. Viele sähen sich gezwungen, ihre traditionelle Kultur aufzugeben. Im hohen Norden Rußlands leben 30 Ureinwohnergemeinschaften mit insgesamt etwa 200.000 Menschen. Immer wieder käme es zu Engpässen in der Versorgung mit Nahrungsmitteln und Energie. Aufgrund völlig unzureichender medizinischer Versorgung griffen Krankheiten wie Tuberkulose epidemieartig um sich. Die Lebenserwartung liege bei den Ureinwohnern 20 Jahre unter dem russischen Durchschnitt. Das statistische Sterbealter für Männer betrage nur 42 Jahre. Die Kindersterblichkeit sei um das 1,7fache erhöht. Die russische Regierung forderte die GfbV auf, die größte Not der Ureinwohner umgehend zu lindern und die Versorgung dieser Bürger im hohen Norden zukünftig sicherzustellen.
Bei Engpässen im kommenden Winter müßten
westliche Hilfsorganisationen rechtzeitig um Hilfe gebeten werden. Zudem
müsse Moskau das Recht der Ureinwohner auf ihr Land anerkennen, die
Betroffenen für die Zerstörung ihrer Jagd- und Fischgründe
sowie Weideflächen entschädigen
und zukünftig an den Gewinnen aus dem
Rohstoffabbau beteiligen. Schon bei der Planung neuer Projekte müßten
Wirtschaftsunternehmen die Organisationen der Ureinwohner als gleichberechtigte
Partner neben der russischen Regierung in ihre Projekte einbeziehen.
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