Rentierzüchtern, Fischern und Jägern in Sibirien droht schleichender Untergang
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Bozen, den 12. Juli 1999


Vor dem schleichenden Untergang der Rentierzüchter, Fischer und Jäger im hohen Norden Rußlands hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Freitag in München gewarnt. Während eines Pressegesprächs mit der Vizepräsidentin der "Vereinigung der kleinen Völker des Nordens, Sibiriens und des Fernen Ostens", Larisa Abrjutina vom Volk der Tschuktschen, kritisierte die Menschenrechtsorganisation die Politik der russischen Regierung gegenüber den Ureinwohnern. Durch den rücksichtlosen Abbau von Bodenschätzen, die Lagerung radioaktiver Abfälle und giftiger Abfallprodukte aus dem Bergbau sowie die Einleitung verschmutzten Brauchwassers in fischreiche Flüsse seien große Gebiete der Ureinwohner (indigene Völker) verseucht.

Entschädigungslos werde den Tschuktschen, Itelmenen, Ewenen und anderen kleineren Gemeinschaften die Lebensgrundlage entzogen. Viele sähen sich gezwungen, ihre traditionelle Kultur aufzugeben. Im hohen Norden Rußlands leben 30 Ureinwohnergemeinschaften mit insgesamt etwa 200.000 Menschen. Immer wieder käme es zu Engpässen in der Versorgung mit Nahrungsmitteln und Energie. Aufgrund völlig unzureichender medizinischer Versorgung griffen Krankheiten wie Tuberkulose epidemieartig um sich. Die Lebenserwartung liege bei den Ureinwohnern 20 Jahre unter dem russischen Durchschnitt. Das statistische Sterbealter für Männer betrage nur 42 Jahre. Die Kindersterblichkeit sei um das 1,7fache erhöht. Die russische Regierung forderte die GfbV auf, die größte Not der Ureinwohner umgehend zu lindern und die Versorgung dieser Bürger im hohen Norden zukünftig sicherzustellen.

Bei Engpässen im kommenden Winter müßten westliche Hilfsorganisationen rechtzeitig um Hilfe gebeten werden. Zudem müsse Moskau das Recht der Ureinwohner auf ihr Land anerkennen, die Betroffenen für die Zerstörung ihrer Jagd- und Fischgründe sowie Weideflächen entschädigen
und zukünftig an den Gewinnen aus dem Rohstoffabbau beteiligen. Schon bei der Planung neuer Projekte müßten Wirtschaftsunternehmen die Organisationen der Ureinwohner als gleichberechtigte Partner neben der russischen Regierung in ihre Projekte einbeziehen.
 

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