Machtkampf im Sudan
Appell an Europäische Union: Dialog mit Militärdiktator aussetzen!
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Bozen, Göttingen, 13.12.1999

Die Gesellschaft für bedrohte Völker hat am Montag an die Außenminister der Europäischen Union (EU) appelliert, den Mitte November 1999 wiederaufgenommenen Dialog mit dem Sudan unverzüglich auszusetzen, nachdem Sudans Staatspräsident General Omar Hassan el Beshir in der Nacht zum Montag das Parlament aufgelöst und den Ausnahmezustand verhängt hatte. "Nach der Offensive des Charmes des fundamentalistischen muslimischen Regimes in Europa zeigt die Militärdiktatur nun ihr wahres Gesicht," erklärte der Sudan-Experte der GfbV, Ulrich Delius. "Menschenrechte und parlamentarische Demokratie bleiben Fremdwörter im Sudan. Der Militärdiktator betreibt nicht nur im Südsudan und in den Nuba-Bergen eine Politik des Völkermordes, der mindestens 60.000 Südsudanesen allein 1998 zum Opfer gefallen sind. Auch in der Hauptstadt ist der Beshir nicht zu einer Teilung der Macht und zur Beachtung grundlegender demokratischer Spielregeln bereit," kritisierte Delius. Der sudanesische Präsident entwerte damit nicht nur die im April 1998 verabschiedete Verfassung, sondern mache auch deutlich, wie wenig glaubwürdig die angekündigte Demokratisierung des Sudan sei.

Die EU habe erst am 13. November 1999 den seit 1996 aufgrund schwerer Menschenrechtsverletzungen unterbrochenen Dialog mit dem Sudan wiederaufgenommen. Beide Seiten hätten sich damals darauf verständigt, alle drei Monate zusammenzutreffen, um sich über die Fortschritte in bei der Durchsetzung der Menschenrechte und bei der Suche nach einer Friedenslösung im Südsudan auszutauschen. Insbesondere Frankreich dränge auf einen Ausbau der Beziehungen der EU zum Sudan.

Der Machtkampf zwischen Staatspräsident General Beshir und dem Parlamentssprecher und radikal-muslimischen Vordenker des Regimes, Hassan el Turabi, sei bereits vor Wochen entbrannt. Systematisch habe sich Turabi bemüht, seine Machtposition als "starker Mann" des Regimes zu festigen. Mitte Oktober 1999 habe er Beshir aus den Führungspositionen der regierenden Nationalen Kongress-Partei herausgedrängt. Mit der Verhängung des Ausnahmezustandes und der Auflösung des Partlaments versuche der Diktator, eine Einschränkung seiner Machtbefugnisse durch neue Verfassungsbestimmungen zu verhindern.
 

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