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"Slobodan verschwinde!" - Angehörige
von 17 Nationalitäten in der Provinz Wojwodina fordern Wiederherstellung
der Autonomie - Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) warnt
vor neuen Kriegsverbrechen
Die Gesellschaft für bedrohte Völker
(GfbV) appellierte heute Abend (Dienstag, den 21.09.1999, 18:45 Uhr) dringend
an die Bundesregierung, an die politischen Parteien, an Medien und an die
Öffentlichkeit, Solidarität mit der Bevölkerung der Wojwodina
zu ü
ben. Unter Führung der Sozialdemokratischen
Liga (LSV) und der Reformdemokratischen Partei der Wojwodina (RDSV), deren
Autonomie Milosevic 1989 zerstörte, demonstrieren in der ganzen Provinz,
u.a. in den Städten Novi Sad, Zrenjanin, Vrsac, Kikinda, Sremsk
a Mitrovica, Sombor und Subotica, heute Zehntausende
gegen das Regime Milosevic. Sie haben mit der Besetzung des Parlaments
der ehemaligen autonomen Region begonnen, von dem aus noch vor zehn Jahren
eine multikulturell-orientierte humane Politik gemacht w
urde. Lt. Telefongespräch mit den Oppositionsvertretern
um 19.10 Uhr haben die Polizeistreitkräfte von Milosevic die Stadt
Novi Sad mit 20 000 Demonstranten vollständig von der Außenwelt
isoliert. Oppositionsführer, u.a. der stellvertretende Vorsitzende
d
er Sozialdemokratischen Liga Bojan Kostrev,
wurden verhaftet.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker,
die sich seit 1991 kontinuierlich für die verschiedenen Opfergruppen
des Milosevic-Regimes und später auch des kroatischen Generals Tudjman
und der kosovo-albanischen UCK eingesetzt hat, warnt jetzt vor neuen
möglich
en Verbrechen gegen die Menschlichkeit. "Wir
weisen darauf hin", erklärte der GfbV-Vorsitzende und Präsident
der GfbV-International, Tilman Zülch, "dass fast die Hälfte der
Bevölkerung der Wojwodina aus Angehörigen von Minderheiten besteht."
(Serben 56,8
%; Ungarn 16,90 %; "Jugoslawen" 8,70 %; Kroaten
3, 70; Slowaken 3,20; Montenegriner 2,20; Rumänen 1,90 %; Roma 1,20;
Bunjevatzen 1,10 %; Schoken 1,10 %; Rutenen 0,90 %; Ukrainer 0,20 %; Mazedonier
0,90 %; Bosniaken 0,30 %; Albaner 0,10 %; weitere Gruppen:
Deutsche/Donauschwaben, Juden, Tschechen
u.a. (1,90 %). Gesamtbevölkerung nach der Volkszählung von 1991
: 2 014 000 ). Milosevic könnte sehr schnell versuchen, die Agressivität
seiner Paramilitärs, Polizei und Armee gegen die nichtserbische Bevölkerung
zu wenden. Große Teile der serbischen
Bevölkerung der Wojwodina pflegen traditionell Toleranz und demokratische
Traditionen, unterstützen die Demonstrationen und befinden sich ebenfalls
in der Gefahr, Opfer einer militärischen Intervention von Milosevic
z
u werden.
Die demokratische Bewegung der Wojwodina, die
von den meisten Minderheiten unterstützt wird, fordert die sofortige
Ausschreibung freier und demokratischer Wahlen in der Provinz, die Wiederherstellung
der Pressefreiheit und die Wiedereinsetzung eines Parla
ments sowie der autonomen Selbstverwaltung
der Wojwodina.
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