Hunderttausende Christen in Not
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Bozen, Göttingen, 23.12.1999

Während Europa das Weihnachtsfest feiere, würden die Menschenrechte hunderttausender Christen in aller Welt verletzt, warnte die Gesellschaft die Gesellschaft für bedrohte Völker (GFbV) am Donnerstag. Besonders besorgniserregend sei die Lage der im Osten Indonesiens lebenden Molukker, der in Westtimor festgehaltenen Osttimoresen und der südsudanesischen Flüchtlinge im Norden des Sudan.

Weitgehend unbeachtet von der Weltöffentlichkeit würden auf den Molukken muslimische Extremisten zum "Heiligen Krieg" gegen Christen aufrufen. Dutzende Kirchen und hunderte Häuser seien niedergebrannt worden. Die Provinzhauptstadt Ambon gleiche einem Trümmerhaufen. Mindestens 2.000 Menschen seien seit Januar 1999 bei schweren Auseinandersetzungen zwischen Muslimen und Christen getötet worden. 40.000 Menschen hätten auf benachbarten Inseln Zuflucht gesucht. "Auf den Molukken herrscht eigentlich kein Glaubenskrieg," erklärte Andreas Selmeci, der stellvertretende Leiter der Menschenrechtsarbeit der GfbV. "Jahrzehntelang haben christliche und muslimische Molukker friedlich zusammengelebt. Systematisch werden nun jedoch Spannungen von Zuwanderern aus anderen Regionen Indonesiens geschürt. Immer mehr Christen fühlen sich verfolgt, weil die Armee ihnen bei Ausschreitungen den Schutz verweigert und Partei für die Muslime ergreift. Es ist skandalös, dass die indonesische Regierung nicht Willens ist, den Schutz aller Bürger ungeachtet der Religion sicherzustellen".

Auch bei der geplanten Rückführung osttimoresischer Flüchtlinge aus Westtimor versage die indonesische Regierung, erklärte die GfbV. Mehr als 100.000 Christen lebten in den Flüchtlingslagern in Angst und Schrecken. Pro-indonesische Milizionäre schüchterten die Flüchtlinge systematisch ein, vergewaltigten Frauen und ließen mutmaßliche Unterstützer der Unabhängigkeit Osttimors verschwinden, um die Flüchtlinge an einer Rückkehr in ihre Heimat zu hindern. Die indonesischen Behörden dürften diesem Terror nicht länger untätig zuschauen, sondern müßten endlich Milizionären den Zutritt in die Lager der Osttimoresen verwehren, die heimkehren möchten.

Auch im Sudan drohen geflohenen Christen schwere Menschenrechtsverletzungen. So sollen 200.000 in der Hauptstadt Khartum lebende Bürgerkriegsflüchtlinge aus dem Südsudan zwangsweise umgesiedelt werden. Seit 1990 wurden bereits mehrere hunderttausend geflohene Südsudanesen in unzureichend ausgestattete und weiter von Khartum entfernte Lager deportiert. Mehrfach ließen die Behörden christliche Schulen und Kirchen in Flüchtlingslagern niedereißen. Erst am 20. Dezember wurden fünf Christen bei Protesten gegen die Schließung einer Schule im Vorort al-Takamul verletzt.
 

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