UN-Menschenrechtskommission
tagt zu Osttimor
GfbV legt Stellungnahme vor:
Völkermordverbrechen in
Osttimor gehen weiter |
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Bozen, Göttingen, Genf,
den 23. September 1999
Die Gesellschaft für bedrohte Völker
International (GfbV) hat auf der Dringlichkeitssitzung der UN-Menschenrechtskommission
in Genf am Donnerstag eine Stellungnahme über die fortgesetzten Völkermordverbrechen
in Osttimor vorgelegt. "Obwohl erste UN-Friedenstruppen eingetroffen sind,
gehen die Übergriffe auf schutzlose osttimoresische Zivilisten sowie
auf Flüchtlinge in Lagern von Westtimor und in anderen Landesteilen
Indonesiens weiter", heißt es in dem GfbV-Papier. "Die indonesische
Regierung ist für die Verbrechen der pro-indonesischen Milizen mitverantwortlich,
denn ihre Armee kooperiert nach wie vor eng mit den Milizen." Deshalb unterstütze
die GfbV auch ausdrücklich den Vorschlag der UN-Hochkommissarin für
Menschenrechte, Mary Robinson, die sich für die Entsendung einer internationalen
Untersuchungskommission ausgesprochen hat. Nur aufgrund ihrer Ergebnisse
könne ein Kriegsverbrechertribunal eingesetzt werden, von dem Verantwortliche
für den Völkermord zurRechenschaft gezogen werden.
Belege für Völkermordverbrechen gebe
es schon jetzt sehr viele, unter anderem von der International Federation
for East Timor (IFET), mit der auch eine GfbV-Mitarbeiterin nach Osttimor
gefahren war. Wenige Tage vor der Volksabstimmung am 30. August hätten
die IFET-Beobachter den Funkverkehr zwischen der indonesischen Armee und
Milizionären auf Tonband aufgezeichnet. "Die Mitschnitte beweisen
eindeutig, dass die Armee den Terror der Milizen anordnete und lenkte."
Wochen vor dem Referendum hatte die GfbV eine Dokumentation über Verbrechen
an der osttimoresischen Zivilbevölkerung vorgelegt. Schon damals sei
die Zusammenarbeit von indonesischem Militär und Milizen nicht zu
übersehen gewesen. Eindringlich hatte die GfbV vor einer Eskalation
der Übergriffe gewarnt und die Entsendung von Friedenstruppen gefordert.
Deshalb sei die Erklärung von UN-Generalsekretär Kofi Annan vom
Sonntag, das Blutbad in Osttimor sein nicht vorhersehbar gewesen, eine
unglaubwürdige Begründung für die späte Reaktion der
internationalen Gemeinschaft.
Noch immer beteiligten sich Soldaten an Verbrechen.
So seien am Dienstag fünf Osttimoresen in Baucau von Soldaten des
indonesischen Battaillons 745 erschossen worden. Zur gleichen Zeit hätten
indonesische Milizionäre am Stadtrand von Dili einen niederländischen
Journalisten ermordet und andere Korrespondenten tätlich angegriffen.
Kurz bevor die ersten Blauhelme in Osttimor landeten, hätten Soldaten
am 18. September in Dare das Feuer auf Flüchtlinge eröffnet,
die vor der Kirche des Dorfes Zuflucht gesucht hatten. Eine betende Frau
sei durch einen gezielten Kopfschuss getötet worden. Ein australischer
Journalist habe am 16. September die Erstürmung der Residenz des osttimoresischen
Friedensnobelpreisträgers Bischof Belo beobachtet und bezeugt, dass
indonesische Offiziere Milizionäre aufforderten, die Flüchtlinge
auf dem Gelände anzugreifen, da sie für die Unabhängigkeit
seien. Erschütternd sei auch der Bericht einer Nonne gewesen, die
mitansehen musste, wie indonesische Soldaten und Polizisten gemeinsam mit
Milizionären ihr Kloster angriffen, in Brand steckten und die sich
darin aufhaltenden Flüchtlinge deportierten.
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