Nur kalte Schulter für
Flüchtlinge?
80 Kurden in Bozen dem Zufall
und der Großzügigkeit der Caritas überlassen. Politik abwesend |
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Bozen, Göttingen, den
25. September 1999
Die Gesellschaft für bedrohte Völker
hat bereits des öfteren kritisiert, daß es für Flüchtlinge
in Südtirol keine Notunterkünfte und keine fachgerechte Betreuung
durch Ärzte und Psychologen gibt. Auch hatte sie einen Flüchtlingsbeauftragten
gefordert. Von politischer Seite wurde immer beschwichtigt, ein Flüchtlingsbeauftragter
wurde mit fadenscheinigen Argumenten abgelehnt. Daß die Situation
für ein ziviles und reiches Land beschämend ist, hat sich in
der letzten Nacht zum wiederholten Male gezeigt. 80 kurdische Flüchtlinge
sind in Bozen angekommen und mußten zum Teil im Bahnhofspark im Freien
übernachten. Erst vor wenigen Tagen hatte die Polizei eine größere
Gruppe von kurdischen Flüchtlingen in Bozen festgehalten, die versucht
hatten, in Güterwaggons nach Deutschland zu gelangen. Dank der Caritas
und verschiedener kirchlicher Organisationen wurden Kinder, Frauen und
alte Männer notdürftig versorgt. Auch die Bahnpolizei hat sich
von ihrer menschlichen Seite gezeigt.
Für die Gesellschaft für bedrohte
Völker ist es unverständlich, daß das Elend der Flüchtlinge
aussschließlich der Caritas aufgebürdet wird. Schon seit Jahren
ist Südtirol zu einer der wichtigsten Auswanderungsrouten für
Flüchtlinge geworden, die in Süditalien stranden und über
den Brenner ihre Verwandten in Deutschland zu erreichen versuchen. Deshalb
hat die GfbV immer wieder gemeinsam mit der Caritas, mit dem Kolpingwerk,
dem KVW und der OEW Flüchtlingsunterkünfte in Bozen und an den
Grenzübergängen gefordert. Die Politik hat aber nicht reagiert,
die Flüchtlinge sind weiterhin vom Idealismus einiger weniger abhängig.
Für die GfbV ist die Gleichgültigkeit gegenüber dem Elend
ein Zeichen von inakzeptablem Egoismus eines reichen Landes; sie fordert
die Politiker dazu auf, das vor den Wahlen gegebene Versprechen einer nach
christlichen Werten orientierten Politik endlich einzulösen.
Eine Publikation der Gesellschaft
für bedrohte Völker. Weiterverbreitung bei Nennung der Quelle
erwünscht
Una pubblicazione
dell'Associazione per i popoli minacciati. Si prega di citare la fonte
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M.
di Vieste