Neue Weltgerichtsbarkeit ist Chance für das nächste Jahrtausend
250 Millionen Tote: Das blutigste Jahrhundert der Menschheitsgeschichte geht zu Ende
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Bozen, Göttingen, 30.12.1999

Am Ende des blutigsten Jahrhunderts der Weltgeschichte, in dem 250 Millionen Menschen Kriegen und Voelkermord zum Opfer fielen, sieht die Gesellschaft fuer bedrohte Voelker (GfbV) Hoffnung fuer eine friedlichere Zukunft im 21. Jahrhundert. "Der  fortschreitende Aufbau eines Weltgerichtshofs zur Ahndung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit ist ein Silberstreifen am Horizont und eine Ermutigung fuer die Menschenrechtsarbeit", erklaerte der GfbV-Vorsitzende Tilman Zuelch am Donnerstag. 1999 haben erstmals internationale Interventionen Massenvertreibungen und voelkermordartige Verbrechen im Kosovo und Osttimor beendet.

Tribunale der Vereinten Nationen zu Ruanda und Bosnien bestraften Kriegsverbrecher. Deutsche Gerichte urteilten nach Weltrecht und zogen serbische Taeter wegen Beteiligung an Voelkermord zur Verantwortung. Chiles Diktator Pinochet soll vor ein spanisches Gericht gestellt werden. "Diese Entwicklungen belohnen auch die Menschenrechtsarbeit der GfbV, die von Anfang an mit dem Tribunal in Den Haag zusammengearbeitet hat und bis heute Recherchen in Bosnien und dem Kosovo durchfuehrt", sagte Zuelch.

Die GfbV erinnerte daran, dass im Ersten Weltkrieg zehn Millionen und im Zweiten Weltkrieg rund 50 Millionen Menschen getoetet wurden, darunter sechs Millionen Juden und 200.000 Sinti und Roma. Sie wurden in den Gaskammern der Nationalsozialisten vernichtet. 100 Millionen Menschen wurden Opfer kommunistischer Systeme in der UdSSR, China, Kambodscha, Afghanistan u.a. 15 Millionen Deutsche wurden nach 1945 vertrieben, zwei bis drei Millionen kamen dabei ums Leben. Mindestens 50 Millionen Menschen wurden in ueber 200 Kriegen und Buergerkriegen, oft von Genozid und Kriegsverbrechen begleitet, getoetet. Mindestens 50 Millionen Tote forderten die Kolonialkriege und Verbrechen gegen die Menschlichkeit waehrend der Entkolonialisierung.

"Das Schweigen der Bundesregierung zu den russischen Kriegsverbrechen in Tschetschenien ist ein schwerer Rueckfall in die Unmenschlichkeit des 20. Jahrhunderts", kritisierte Zuelch. "Mit der Vernichtung der Stadt Grosny in Tschetschenien fuehrt die russische Regierung die endlose Kette der Voelkermorde an ethnischen und religioesen Minderheiten und Ureinwohnergemeinschaften fort." Es begann mit dem Voelkermord an den armenischen und aramaeischen Christen in der Tuerkei, der Massendeportation der ionischen Griechen und den Massakern an den Balkanmuslimen. Waehrend des von Hitler an den Juden begangenen Holocausts liess Stalin 48 ethnische Gruppen, darunter Tschetschenen, Inguschen, Krimtataren, Kalmuecken und Wolgadeutsche, nach Zentralasien deportieren. Hunderttausende von ihnen wurden vernichtet.

Seit Ende des Zweiten Weltkrieges wurden Amazonas- und Maya-Indianer, Biafraner, Chittagong-Bergvoelker, Bengalen, Tibeter, Kurden und Aramaeer/Assyrer, Eritreer, Suedsudanesen, Hutu und Tutsi, Afghanen, Papua und Osttimoresen Opfer von Genozid und Massenmord. Seit 1991 wurde Voelkermord auch wieder in Europa begangen - in Ostslawonien, Bosnien, Kosovo und Tschetschenien.

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