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Bozen, Göttingen, den
31. August 1999
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Menschenrechtsorganisationen wie die GfbV, die bereits Anfang 1976 die grauenhaften Verbrechen in Osttimor dokumentierten und öffentlich zu machen suchten, fühlten sich zwei Jahrzehnte lang allein gelassen. Sie stießen auf sehr wenig Echo, so dass Proteste gegen den Genozid meist ungehört verhallten. Erst die Verleihung des Friedensnobelpreises an den osttimoresischen Bischof Belo und José Ramos Horta führte zu einem deutlichen Medieninteresse. Der nicht weniger mutige osttimoresische Bischof de Costa Lopez starb verbittert und einsam im portugiesischen Exil, nachdem er vom Vatikan wegen seines wiederholten friedlichen Widerstandes gegen das Völkermordverbrechen abberufen worden war.
Die GfbV erinnert an die Mitverantwortung westlicher Regierungen für die Ausrottung von einem Drittel der Bevölkerung Osttimors. Einen Tag vor dem indonesischen Überfalls auf Osttimor ermutigten der amerikanische Außenminister Henry Kissinger und Präsident Henry Ford den indonesischen Diktator Suharto am 6. Dezember 1975, schnell zu intervenieren. Australien erkannte die Annexion Osttimors durch Indonesien an, obwohl indonesische Truppen schon am 20. Oktober 1975 fünf australische Fernsehjournalisten und am Tag des Überfalls, den 7. Dezember 1975, den australischen freien Journalisten Roger East ermordet hatten.
Bereits einen Monat nach dem indonesischen
Überfall - im Januar 1976 - legitimierte die deutsche Regierung unter
Helmut Kohl und Hans-Dietrich Genscher den indonesischen Überfall
in der Vollversammlung der Vereinten Nationen durch Stimmenthaltung, obwohl
inzwischen bekannt war, dass bis zu diesem Zeitpunkt schon 60.000 Timoresen,
darunter 20.000 Osttimorchinesen, ermordet worden waren.
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