|
|
Bozen, Göttingen, den
6. August 1999
|
Anläßlich des internationalen
Tags der indigenen Völker (9. August) hat
die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) an die Italienische
Regierung appelliert, den Ureinwohnern zu helfen und ihre Forderung nach
einem eigenen UN-Gremium zu unterstützen. "Die Repräsentanten
der Indigenen wollen endlich ernst genommen werden und ihre Rechte auf
internationaler Ebene verbindlich einfordern können", erklärte
die GfbV. Italien solle sich ein Beispiel an Dänemark nehmen, das
die Einrichtung eines sogenannten Permanenten Forums für die Ureinwohner
auf höchster UN-Ebene unterstützt. Bei den Vereinten Nationen
gebe es bis heute keine Instanz, die beispielweise Klagen über Menschenrechtsverletzungen
und Vertragsbrüche entgegennimmt oder Verfahren zur Entschädigung
der von ihrem Land vertriebenen Ureinwohner anstrengt, kritisierte die
GfbV. Regierungen von Staaten, in denen indigene Völker leben, könnten
noch immer nicht zur Verantwortung gezogen werden. So blieben die indigenen
Völker auf die Fürsprache von Nichtregierungsorganisationen und
auf den öffentlichen Druck der Medien angewiesen.
Die Situation der weltweit noch rund 300 Millionen Ureinwohner sei erschütternd, erklärte die GfbV. Nach wie vor werde ihnen im Namen von Entwicklung und Fortschritt Land geraubt, etwa wenn die dort lagernden Bodenschätze abgebaut, Edelhölzer geschlagen werden sollen oder Großgrundbesitzer ihre Flächen ausdehnen wollen. Für gigantische Stauseen in Brasilien, Chile, Indien oder Kanada würden ganze Ureinwohnergemeinschaften vertrieben. Vielerorts werde auch die Umwelt der indigenen Völker rücksichtslos verseucht. So würde den Tschuktschen, Itelmenen und Ewenen im hohen Norden Russlands durch die Lagerung radioaktiver Abfälle, giftigen Abraums aus dem Bergbau und durch die Einleitung verschmutzten Brauchwassers in früher fischreiche Seen und Flüsse die Lebensgrundlage entzogen. Der Tag der indigenen Völker wurde 1994 von den Vereinten Nationen proklamiert, um an die erste Sitzung der "Arbeitsgruppe Indigene Bevölkerungen" (United Nations Working Group on Indigenous Populations, UNWGIP) zu erinnern. Sie trat am 9. August 1982 zum ersten Mal in Genf zusammen.
Zu den etwa 5.000 verschiedenen indigenen Völkern
zählen die rund 70 Millionen Adivasi in Indien genau so wie die Indianer
in Amerika, die Tuareg in den Sahara-Staaten, die Pygmäen im zentralafrikanischen
Regenwald, die Penan in Malaysia, die Bergvölker in Bangladesch und
Burma, die Ainu in Japan, die Maori in Neuseeland, die Aborigines in Australien,
die Inuit (Eskimos) der Arkits oder die Saami (Lappen) in Skandinavien
und auf der russischen Kola-Halbinsel.
|
|