Moskau muss Bombardierung von
Zivilisten stoppen
Keine Kredite für Russlands
Kriegskasse! |
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Berlin, Göttingen, Bozen,
den 6. Oktober 1999
Mit einer Mahnwache vor der Russischen Botschaft
in Berlin haben die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) und
die Deutsch-Kaukasische Gesellschaft am heutigen Mittwoch die russische
Regierung aufgefordert, die Bombardierung von Dörfern und Städten
in Tschetschenien sofort zu stoppen und einer neuen OSZE-Vermittlungsmission
zuzu-stimmen. Russland habe das Recht, sich gegen den Terror islamischer
Extremisten zu wehren, doch dürfe nicht das ganze tschetschenische
Volk in Kollektivhaftung genommen werden.
Von der deutschen Bundesregierung verlangten
die Menschenrechtler, sich beim Internationalen Währungsfonds (IWF)
dafür einzusetzen, dass der im Juli bewilligte 4,5-Milliarden-Dollar-Kredit
an Russland vorläufig noch zurückgehalten wird. "Alle Gelder
fließen sofort in Russlands Kriegskasse", erklärte ein Sprecher
der GfbV. Russlands Bombenan-griffe in Tschetschenien hätten allein
im September 100 Millionen US-Dollar gekostet. Der Westen dürfe keinen
dritten Genozid Russlands an den Tschetschenen in diesem Jahrhundert subventionieren.
Die russischen Truppen hätten 1994-1996
schätzungsweise 80.000 bis 100.000 Menschen getötet: rund 10
Prozent der tschetschenischen Bevölkerung. Der sowjetische Diktator
Josef Stalin hatte 1944 die Tschetschenen kollektiv deportieren lassen,
dabei war rund ein Viertel der Bevölkerung umgekommen. "Damit Sie
nicht sagen können, Sie hätten von nichts gewusst", überreichte
die GfbV den russischen Diplomaten mehrere internationale Abkommen, in
denen militärische Operationen gegen Zivilisten und die physische
Vernichtung nationaler Minderheiten geächtet sind, darunter die 4.
Genfer Konvention, die Haager Landkriegsordnung, die UN-Konvention gegen
den Völkermord, OSZE-Dokumente, u.a.m. Im Abschlussdokument des KSZE-Gipfels
in Helsinki 1992 hatte Russland u.a. erklärt: "Wir betonen, daß
die im Bereich der menschlichen Dimension der KSZE eingegangenen Verpflichtungen
(zur Wahrung der Menschenrechte) keine ausschließlich innere Angelegenheit
des betroffenen Staates darstellen."
Vor Russlands Bombenangriffen in Tschetschenien
sind nach Informationen der GfbV bisher mindestens 110.000 Zivilisten geflohen.
Jeden Tag flüchteten 6.000 bis 10.000 Menschen über die Grenze
nach Inguschetien, das selbst nur 300.000 Einwohner zähle. Dort werde
das Trinkwasser knapp. Neuankömmlinge müssten auf der Straße
schlafen. Die am Sonntag eingetroffene 80-Tonnen-Hilfslieferung des UN-Flüchtlingswerkes
UNHCR - nicht einmal 1 Kilo pro Kopf - könne die Not nicht lindern.
Die GfbV ist bei der Mahnwache vor der Russischen Botschaft am Mittwoch
bis 12.30 Uhr erreichbar unter folgenden Telefonnummern: Tel. 0177-780.63.02
(Frau Schilikowski) oder 0172/562.05.23 (Herr Zülch)
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