|
EINLEITUNG
4.
April 2000: Nach 43 einsamen Tagen und 2.000 Seemeilen auf dem
Atlantik landet Rüdiger Nehberg, der 64-jährige
Aktivist der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV),
mit seinem 17 Meter langen Baumstamm in Fortaleza an der
Nordostküste Brasiliens. Auf dem 30 Quadratmeter
großen Segel seines ungewöhnlichen Gefährts steht
der Appell unserer Menschenrechtsorganisation an die
brasilianische Regierung: "500 Jahre Brasilien - Schützt die
Indianer - Respektiert ihre Landrechte - Erhaltet den Regenwald".
Begeistert wird Nehberg von den Vertretern indianischer
Organisationen, Mitarbeitern der GfbV sowie von zahlreichen
Journalisten und Schaulustigen empfangen.
Seine dritte
Atlantiküberquerung hat Rüdiger Nehberg etwa 10 Kilo
leichter und seinen Bart schneeweiß gemacht. "Ich bin
glücklich, dass es mir noch einmal gelungen ist. Doch das
Abenteuer war nicht Selbstzweck, sondern Auftakt zur neuen
Kampagne der GfbV", sagt er bei seiner Rückkehr. In diesem
Frühjahr wird in Brasilien der 500. Jahrestag der Ankunft
des portugiesischen Seefahrers Pedro Alvares Cabral gefeiert. Aus
diesem Anlass wollen wir über die schrecklichen Verbrechen
der europäischen Eroberer an den indianischen Ureinwohnern
informieren. Mit Projekten, die den Betroffenen unmittelbar
zugute kommen, engagieren wir uns für die Durchsetzung
indianischer Rechte.
Enorme Resonanz
in Brasilien
Brasilien hat sich
spätestens 1992 auf dem Umweltgipfel in Rio de Janeiro
international verpflichtet, den Bestand seiner Regenwälder
zu sichern und seine indianischen Völker zu schützen.
Deutschland und andere Industriestaaten haben die Demarkierung
indianischer Territorien im Amazonasgebiet mit
Millionenbeträgen gefördert. Doch brasilianische
Politiker, das Militär, Großgrundbesitzer, Neusiedler,
Holz- und Tourismusunternehmen haben Einsprüche gegen die
Demarkierungen erhoben und die Regierung auf ihre Seite gezogen.
Selbst die nationale Indianerbehörde FUNAI verteidigt oft
das Interesse der Mächtigen gegen dasjenige ihrer
Schutzbefohlenen. Nur ein Teil dieser Konflikte konnte zugunsten
der Indianer entschieden werden. Andere ziehen sich bis heute
weiter - vor Gerichten oder durch gewaltsame Übergriffe auf
die betroffenen Gemeinschaften.
Vor diesem
Hintergrund hat die Aktion Rüdiger Nehbergs hohe Wellen
geschlagen. Auch über die Pressekonferenz in der
Bundeshauptstadt Brasilia, bei der wir einen 60-seitigen Report
über die beklemmende Situation der Indianer vorlegten,
berichteten viele überregionale brasilianische Zeitungen,
Radio- und Fernsehstationen. Auf Zustimmung stießen unsere
Aktivitäten vor allem auch bei der Dachorganisation der
brasilianischen Indianer CAPOIB und beim katholischen
Indianer-Missionsrat CIMI: Von dem auf einen Sattelschlepper
montierten Baumstamm waren unsere Partner so fasziniert, dass sie
damit eine spontane Demonstrationsfahrt durch das
Regierungsviertel durchführten!
Sowohl der
Vorsitzende des brasilianischen Senats Magalhaes, wie der
Vorsitzende des Komitees für Menschenrechte im
Nationalparlament Pedro Wilson, wie auch Vertreter der sechsten
Kammer der Bundesanwaltschaft, die für
Indianerangelegenheiten zuständig ist, empfingen eine
Abordnung von Ureinwohnern und GfbV. Vor allem mit Letzteren
verlief das Gespräch sehr positiv: Wir vereinbarten die
Vermittlung eines Rechtshilfeprogramms bei
Landstreitigkeiten.
Auch in Zukunft
werden unsere Wachsamkeit und unser Einfallsreichtum gebraucht:
Noch immer dringen Großinvestoren, Goldgräber und
andere Glücksritter auf das Land der Indianer vor, drohen
gigantische Infrastrukturmaßnahmen ihre Lebensgrundlagen zu
zerstören. Andererseits haben der internationale Druck und
Pionierprojekte wie die Yanomami-Krankenstation von Christina
Haverkamp und Rüdiger Nehberg bereits Wirkung gezeigt: Die
brasilianische Regierung hat in diesem Jahr erstmals ein Programm
zur Gesundheitsversorgung von Amazonasindianern durch private
Hilfsorganisationen aufgelegt.
In Deutschland hat
Rüdiger Nehbergs wagemutige Überfahrt ein Rekordecho
von mehr als 600 Presse- und Rundfunkbeiträgen erzielt. Wenn
der 19 Tonnen schwere Baumstamm, von seinem Erbauer liebevoll
"THE TREE" genannt, demnächst per Frachtschiff
zurückkehrt, soll er mit Hilfe von Sponsoren auf der EXPO
2000 in Hannover sowie in anderen großen Städten
ausgestellt werden und so die neue Kampagne der GfbV für die
Indianer Brasiliens begleiten. Was wir uns im Einzelnen
vorgenommen haben und wie Sie uns dabei unterstützen
können, erfahren Sie in diesem Rundbrief.
GfbV bringt
Yanomami und Waiapi medizinische Hilfe
Fast
drei Jahre lang unterhalten wir im brasilianischen
Amazonasregenwald unsere Yanomami-Krankenstation. Dieses für
viele Indianer lebensrettende Projekt konnte nur durch
großzügige Spenden einzelner und das Engagement vieler
realisiert werden: So organisierten etwa Schüler Aktionen,
Flohmärkte, Konzerte oder Ausstellungen. Christina Haverkamp
und Rüdiger Nehberg hatten auf ihren Vorträgen
unermüdlich um Hilfe gebeten oder auf ihre Honorare
verzichtet. Insgesamt flossen 130.000 Mark in unser
Yanomami-Projekt. Allen Spendern danken wir hier noch einmal
herzlich.
Jetzt erreichte die
Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) eine sehr
erfreuliche Nachricht: "Die brasilianische Regierung hat
Nichtregierungsorganisationen Finanzmittel für die
medizinische Versorgung von Indianergemeinschaften zur
Verfügung gestellt", berichtete die
GfbV-Menschenrechtsaktivistin Christina Haverkamp Ende Januar
2000 aus Brasilien. "Wir können unsere Station nun an das
brasilianischen Hilfswerk Secoya übergeben." Secoya
genießt unser volles Vertrauen. Die Organisation wird sechs
Yanomami-Dörfer am Rio Marauia versorgen, darunter unsere
Station in Ixima.
Am 23. Februar 1997
hatte Christina Haverkamp die GfbV-Krankenstation an den
Yanomami-Häuptling Tozinho übergeben. Schon
während der sechsmonatigen Bauphase konnten 60 malariakranke
Indianer erfolgreich behandelt werden. Die Dorfbewohner hatten
bei der Errichtung des Gebäudes, in dem auch eine kleine
Schule untergebracht ist, tatkräftig mitgeholfen. Die
Französin Ana Ballester, die jahrelang unter den Indianern
gelebt und die Betreuung des GfbV-Projektes übernommen hat,
leistete vorbildliche Arbeit: Zwei von ihr angeleitete Yanomami
können inzwischen bei der Krankenversorgung mithelfen. Ana
wird in Ixima bleiben und nach dem Rechten
sehen.
Seit Anfang des
Jahres unterstützten wir zudem den Aufbau einer zweiten
Regenwald-Schule in dem Yanomami-Dorf Papiu Novo. Die Indianer
selbst wollen in ihrer eigenen Sprache sowie in Portugiesisch
Lesen und Schreiben lernen. Denn Sie wissen: Nur so können
sie ihre Interessen verteidigen. Sie haben keine andere
Alternative, die Konfrontation mit der westlichen Zivilisation
durchzustehen. Medizinisch betreut werden die Yanomami in Papiu
Novo von der Hilfsorganisation Medecins du
monde.
Rüdiger Nehberg
will den Waiapi-Indianern im Norden Brasiliens beim Aufbau eines
kleinen Gesundheitspostens helfen. Denn sechs ihrer Dörfer
sind von medizinischer Hilfe weitgehend abgeschnitten, klagten
die Indianer bei seinem Besuch im März. Die Grenzen ihres
Gebietes waren auch mit Mitteln aus Deutschland Mitte der 90-er
Jahre demarkiert worden. Die Jäger und Sammler sind jetzt
juristisch abgesichert gegen illegale Eindringlinge und
führen selbst Grenzkontrollen durch. In den 70-er Jahren war
dieses Volk vor allem durch eingeschleppte tödliche
Krankheiten auf nur noch 71 Angehörige
zusammengeschmolzen.
Heute gibt es wieder
mehrere hundert Waiapi. Sie haben ihre traditionelle Lebensweise
sowie ihr detailliertes Wissen über die Natur bewahren
können. Zur Jagd benutzen sie inzwischen neben Pfeil und
Bogen auch Gewehre. Um Munition oder Stoffe kaufen zu
können, waschen sie gelegentlich Gold in einfachen
Schürfpfannen ohne Zusatz von hochgiftigem Quecksilber zur
Goldtrennung. Die Erlöse reichen bei Weitem nicht für
eine Krankenstation.
GfbV
unterstützt Makuxí und Pataxó bei
Landrechtskonflikten
Bei unseren
Begegnungen in Brasilien im März 2000 sprachen sich alle
indianischen Repräsentanten für eine internationale
Einmischung in Landrechtskonflikte aus. Aus Erfahrung wissen sie,
wie sehr die brasilianische Regierung Imageverluste im Ausland
fürchtet. Deshalb wird die GfbV weiterhin eilige Protest-
und Appellkampagnen starten - so z.B. für die Gemeinschaften
der Makuxí und Pataxó, deren Fälle wir unten
vorstellen. Zugleich wollen wir neue Wege, indem wir ein
juristisches Austauschprogramm für aufgeschlossene
Mitglieder der brasilianischen Bundesanwaltschaft und
Rechtsanwälte der Ureinwohner vermitteln. Schließlich
wird die GfbV einen Rechtshilfefonds zur Unterstützung der
Indianer bei der Anerkennung ihrer Gemeinschaften und Territorien
initiieren.
Die etwa 9.500
Makuxí leben in dem 1,57 Millionen Hektar großen
Savannengebiet Raposa Serra do Sol im Bundesstaat Roraima. Sie
siedeln in 68 Malocas (Runddörfern) in enger Nachbarschaft
zu den Ingarika, Wapixama und Taurepang. Seit drei Jahrzehnten
soll ihr Territorium in seinem gesamten Umfang anerkannt werden.
Doch illegale Eindringlinge haben dort seit den 70-er Jahren zwei
Ortschaften und 178 Weiler errichtet. Sie haben fischreiche Seen
und Flussläufe sowie große Weideflächen für
ihre Viehherden eingezäunt.
Im Dezember 1998
unterzeichnete Staatspräsident Enrique Cardoso den Erlass
Nr. 820, der die Demarkierung von Raposa Serra do Sol einleiten
sollte. Doch Großgrundbesitzer, Neusiedler, Industrie und
sogar der Gouverneur von Roraima starteten einen Feldzug gegen
die Demarkierung bis hin zur Androhung physischer Gewalt.
Daraufhin entschied Justizminister Renan Calheiros, das für
die Makuxi vorgesehene Gebiet wieder zu
verkleinern.
Angesichts zahlloser
Proteste aus dem In- und Ausland - auch die deutsche Botschaft
hatte sich nach dem Stand der Dinge erkundigt - sagte die FUNAI
dem Indianerrat von Roraima im Dezember 1999 zu, die Unterschrift
des Präsidenten unter die Landvergabeurkunde innerhalb von
10 Tagen einzuholen. Nachdem abermals nichts geschah, blockierten
Makuxí Straßen durch ihr Territorium. Die
Landesregierung schickte Polizeitruppen, um ihre Proteste zu
unterbinden. Dagegen blieben die Sicherheitskräfte
untätig, als Pistoleiros am 4. März 2000 im Weiler
Ananáis ein Fahrzeug der Mission Servas do Espírito
Santo zerstörten und seine Insassen, zwei Ordensschwestern
und neun Ureinwohner zwangen, zu Fuss weiterzugehen. Auch der
Bischof von Roraima, Aldo Mongiano, hat mehrfach Morddrohungen
erhalten, weil er die Demarkierung von Raposa Serra do Sol
befürwortet.
Die
Pataxó Hã Hã Hãe im Bundesstaat Bahia
wurden schon mehrmals von Großgrundbesitzern vertrieben.
Ein Objekt des Streits sind Gebiete im Landkreis Pau von
insgesamt etwa 54.100 Hektar, die den Pataxó erstmals 1926
und erneut 1982 durch die Indianerbehörde FUNAI zugewiesen
worden waren. Immer wieder kehrten die Pataxó auf ihre
Ländereien zurück - um von Pistoleiros erneut verjagt
zu werden. Der Kampf um ihr Land hat bereits mehr als 30
führenden Persönlichkeiten dieser Ureinwohner das Leben
gekostet. Auch hier sieht die lokale Polizei gleichgültig zu
oder beteiligt sich an den Vertreibungen.
Glimpflich kamen auch
die Mörder des Pataxó Galdino Jesus dos Santos davon.
Im April 1997 war Dos Santos nach Brasilia gereist, um bei den
Behörden die Rückgabe einer 778 Hektar großen
Fazenda an sein Volk einzufordern. Des Nachts wurde der Indianer,
auf einer Parkbank liegend, von vier jungen Männern
angezündet. Er starb qualvoll. Vor Gericht wurde die
rassistische Tat 1998 nicht als Mord, sondern als
Körperverletzung eingestuft.
Bis heute
ungeklärt ist der Indianermissionsrat CIMI erhobene Vorwurf
gegen den Abgeordneten und Arzt Roland Lavigne, an den
Pataxó Hã-Hã-Hãe Genozid begangen zu
haben. Lavigne soll zwischen 1994 und 1998 mindestens 63 Frauen
der Pataxó Hã-Hã-Hãe sterilisiert
haben, ohne sie über die Tragweite des Eingriffes
aufgeklärt zu haben.
Seit dem 19. Dezember
1999 blockieren über 200 Angehörige der Pataxó
Hã Hã Hãe den Weiterbau am “Offenen
Museum der Entdeckung” in Coroa Vermelha, wo der Portugiese
Cabral vor 500 Jahren seine ersten Schritte auf indianischem
Boden tat. Im selben Landkreis, Cabrália, haben seither
etwa 100 Pataxó-Familien mehr als 1.500 Hektar Land
besetzt, das ihnen zugesprochen wurde.
Am 16. März 2000
erhielten die Pataxó Hã Hã Hãe eine
offizielle Anerkennung für ihren zähen Widerstand im
Landkreis Pau. Im brasilianischen Parlament wurde ihnen der
Menschenrechtspreis der Nationalen Bewegung für
Menschenrechte (MNHD) überreicht. Jetzt fordern die Indianer
von der Bundesregierung in Brasilia, die Konflikte um ihr Land
nach Recht und Gesetz zu beenden und die Mittel für die
Absicherung ihrer Ländereien zur Verfügung zu
stellen.
Die Tapeba ringen
um Anerkennung
Besonders stürmisch wurde Rüdiger
Nehberg bei seiner Ankunft in Fortaleza im Bundesstaat
Ceará von einer Gruppe Tapeba-Indianern
begrüßt. Im Gegenzug besuchten Nehberg und der
GfbV-Indianerexperte Theodor Rathgeber wenige Tage später
ein Tapeba-Dorf bei Caucaia sowie eine nahegelegene Siedlung der
Pitaguary. Die Ureinwohnergemeinschaften im Nordosten Brasiliens
- je nach Zählung 23 bis 36 mit ingesamt mindestens 40.000
Angehörigen - finden im Gegensatz zu den
Amazonasvölkern wenig Beachtung. Dabei haben auch sie einen
Teil ihrer traditionellen Kultur und Sozialordnung bis heute
bewahrt.
Die heute etwa 3.200
Tapeba leben auf 440 offiziell zugewiesenen Hektar Land. Der
Großteil der ca. 30.000 Hektar, auf die sie Anspruch haben,
wurde ihnen geraubt. Viele Tapeba, die sich aus Landwirtschaft
und Fischfang nicht mehr versorgen können, gehen betteln.
Der Tapeba-Sprecher Dourado wurde bereits vier Mal von
angeheuerten Revolverhelden mit dem Tode bedroht. Kein Wunder,
dass sich die Tapeba bisher noch kaum getraut haben, auf ihre
Anerkennung als Ureinwohner und die Klärung ihrer Landrechte
zu dringen.
Das soll sich jetzt ändern. Der Besuch der GfbV bei den Tapeba und Pitaguary hat brasilianische Medien zu einer positiven Berichterstattung veranlasst. Um die Anliegen seiner Gemeinschaft auch in Deutschland bekannt zu machen, luden wir Dourado zur Rückkehr von Rüdiger Nehberg nach Deutschland ein. Bei der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit sowie bei deutschen Firmen, die in Ceará aktiv sind, werben wir jetzt um organisatorische und juristische Unterstützung für die Tapeba und ihre indianischen Nachbarn. Bei seinem Besuch bei Misereor hat Dourado bereits eine Hilfszusage erhalten.
Guaraní-Kaiowá: dramatische
Selbstmordrate
Zu den
besonders gefährdeten indianischen Gemeinschaften Brasiliens
zählen die etwa Kaiowá im südlichen Bundesstaat
Mato Grosso do Sul, eine Untergruppe der Guaraní. Ihr Name
bedeutet "Herrscher der Wälder" und das waren die
Kaiowá noch vor etwa 200 Jahren. Doch von ihrem einst
riesigen Gebiet blieben ihnen nur einige hoffnungslos
übervölkerte Kleinstreservate, umschlossen von
Großgrundbesitz und Städten. Selbst diese Reservate
werden ihnen heute streitig gemacht.
Während der
Militärdiktatur in Brasilien (1964-1985) wurden die
Guaraní zur Arbeit in Köhlereien oder auf
Zuckerrohrplantagen gezwungen und teilweise mit Alkohol
"entlohnt". Während der Erntezeiten wurden junge indianische
Frauen fast schon systematisch vergewaltigt. Innerhalb weniger
Jahrzehnte lösten sich die meisten Gemeinschaften der
Kaiowá auf. Da ihre kleinen Landparzellen nicht
genügend hergaben, mussten sie sich von Abfällen am
Rande der Städte ernähren. Mit der Verelendung nahmen
nicht nur die Krankheiten zu. Seit 1987 haben sich mehr als 250
Kaiowá das Leben genommen.
Im Januar 1994
drohten ca. 140 meist jugendliche Kaiowá mit kollektiver
Selbsttötung, sollten sie von ihrem Reservat
Jaguapiré vertrieben werden. Obwohl das Territorium
bereits demarkiert war, vermochten zwei Großgrundbesitzer
bei der lokalen Justiz eine Räumungsverfügung zu
erwirken. Bis heute ist noch nicht entschieden, wem das Land
gehört.
Seit 1998 regiert in
Mato Grosso do Sul ein Gouverneur, der sensibler für die
Überlebensprobleme der Ureinwohner in seinem Bundesstaat
ist. Doch seine finanziellen Mittel bleiben knapp bemessen.
Deshalb hat sich die GfbV nach Absprache mit der
Indianer-Dachorganisation CAPOIB dazu entschlossen, Nothilfe
für die Kaiowá zu vermitteln. Durch eine Verbesserung
ihrer Lebensumstände werden die Indianer hoffentlich neuen
Mut fassen.
Das unternimmt die
GfbV für die Indianer Brasiliens
Seit den frühen
70-er Jahren setzt sich die GfbV für die Indianer Brasiliens
ein. Durch die Einladung von Delegationen, Pressekonferenzen,
öffentliche Aktionen und Protestkampagnen haben wir auf
Völkermord und Menschenrechtsverletzungen an den
Ureinwohnern, die Zerstörung der Regenwälder und akute
Landrechtskonflikte hingewiesen. Zusammen mit der zunehmend
besser organisierten indianischen Bürgerrechtsbewegung haben
wir erreicht, dass immerhin die schlimmsten Verbrechen gestoppt
wurden. Doch wenn wir das Überleben der indianischen
Gemeinschaften dauerhaft sichern wollen, dürfen wir die
Hände jetzt keinesfalls in den Schoß
legen.
· Nach dem
Vorbild der Krankenstation bei den Yanomami will GfbV-Aktivist
Rüdiger Nehberg einen kleinen Gesundsheitsposten bei den
Waiapi einrichten. Um in der deutschen Öffentlichkeit
weiterhin für die Rettung der Regenwälder und die
Ureinwohner Brasiliens zu werben, wird er den Baumstamm, mit dem
er den Atlantik überquert hat, u.a. auf der EXPO in Hannover
ausstellen.
· Auf Bitte
der Yanomami von Papiu Novo wird GfbV-Aktivistin Christina
Haverkamp im dem Dorf die Einrichtung einer kleinen Schule
betreuen. Der Unterricht in Portugiesisch sowie in ihrer eigenen
Sprache soll den Indianern helfen, sich in der brasilianischen
Gesellschaft zu behaupten.
· Zusammen mit
der Indianer-Dachorganisation CAPOIB wird die GfbV Nothilfe
für die verelendeten Guarani-Kaiowá im Bundesstaat
Mato Grosso do Sul organisieren. Damit wollen wir den
brasilianischen Staat drängen, seine Fürsorgepflicht
auch gegenüber dieser Ureinwohnergemeinschaft zu
erfüllen.
· Mit
dringenden Appellen an die brasilianischen Behörden wird die
GfbV Gemeinschaften wie die Makuxi und die Pataxo bei der
Durchsetzung ihrer Landrechte unterstützen. Für
engagierte Mitglieder der Bundesanwaltschaft und
Rechtsanwälte der Indianer wollen wir ein Austauschprogramm
mit deutschen Partnern vermitteln. Für akute
Landstreitigkeiten sowie für Verfahren zur Anerkennung
indianischer Gemeinschaften initiiert die GfbV einen
Rechtshilfefonds.
· Den
Tapeba-Indianern im Bundesstaat Ceará wollen wir helfen,
anerkannt zu werden. Deutsche Firmen und Institutionen, die in
ihrer Nähe tätig sind, werden wir um Unterstützung
bitten.
· Die
Protestmärsche der Indianer aus Anlass der 500-Jahr-Feiern
Brasiliens begleiten wir mit Öffentlichkeitsarbeit und laden
noch in diesem Jahr eine Delegation nach Deutschland
ein.
· Die GfbV
wird ein Buch des Indianer-Missionsrates CIMI, das 500 Jahre
Völkermord, Verfolgung und Unterdrückung der
Ureinwohner Brasiliens dokumentiert, bei einem deutschen Verlag
mit herausgeben.
|
|
|
|
Arára, Asheninka, Huniquim, Katukina do Acre, Manitenéri, Maxineri, Poyanáwa, Yaminawá, Yawanáwa, Makuráp, Apurinã, Katukína, Kulina, (Venezuela/Colombia) Amawáka (Peru), Kaxinawá (Peru) |
|
|
Jerinpancó, Karapotó, Kariri-Xocó, Tingui-Botó, Wassú, Xucurú-Karirí |
|
|
Galibí Marworno, Karipúna, Palikur, Waiãpi, Galibí (Guiana Francesa) |
|
|
Banavá-Jafí, Caixana, Corvana, Dení, Diahói, Himarimã, Hixkaryana, Issé, Jarawára, Juma, Kambéba, Kanamatí, Kanamari, Katawixi, Kokáma, Korubo, Marúbo, Matis, Mayorúna, Miranha, Múra, Múra-Pirahã, Nukuíni, Parintintín, Paumarí, Sateré Mawé, Taríana, Tenharín, Tikúna, Torá, Tshom-Djapá, Tukano, Wamiri, Yamamadí, Yabaána, Zuruahã, , Maku, Warekéna (Venezuela), Karafawyána Sakiribar, Apurinã, Katukína/ Kulina, (Venezuela/Colômbia), Makú (Colômbia), Baníwa (Colômbia/Venezuela), Baré (Venezuela), Katuena, Mawayana, Munduruku, Xeren, Vitotó (Peru), Atroarí, Yanomámi, Waiwai, Kaxarari. |
|
|
Aricobé, Gerén, Kaimbé, Kantaruré, Kirirí, Pankararé, Pankaru, Pataxó, Pataxó ha hã hãe, Xucurú-Kariri, Pankararú, Tuxá. |
|
|
Calabassa, Jenipapo Kanindé, Karirí, Paiaku, Pitaguari, Tapeba, Tabajara, Tremenbé. |
|
|
Tupiniquim, Guarani M' Biá. |
|
|
Tapuia, Avá- Canoeiro, Karajá. |
|
|
Canela, Guajá, Guajajára, Kokuiregatejê, Kreye, Krikatí, Urubu-Kaapor, Gavião. |
|
|
Apiaká, Arára do Aripuanã, Arará do Guariba, Awetí, Bakairí, Bororo, Enawenê-Nawê, Irántxe, Kalapálo, Kamayurá, Kuikúro, Matipú, Mehináku, Ofayé, Panará, Paresí, Rikbaktsa, Suyá, Tapirapé, Tapayuna Trumaí, Txikão, Umutína, Waurá, Xavante, Yawalapití, Kadiwéu, Jurúna, Kayabí, Kaypó, Cinta Larga, Zoró, Itogapúk, Nambikwára, Suruí, Karajá. |
|
|
Camba, Guató, Kadiwéu, Guarani-Nhandeva, Guarani- Kaiwá, Terena.Kaiwá, Terena. |
|
|
Kaxixó, Krenak, Maxakali, Xakriabá. |
|
|
Amanayé, Anambé, Apalaí Arára do Pará, Araweté, Asuriní do Trocará, Asuriní do Koatinemo, Kaxuyána, Parakanã, Suruí do Pará, Tiryó, Turiwára, Warikyána, Wayâna, Xipáya, Zo'é, Tembé, Karafawyána, Katuena, Mawayana, Munduruku, Xeren, Jurúna, Kayabí, Kayapó, Gavião, Waiwai, Karajá, Kuruáya. |
|
|
Potiguára |
|
|
Guarani - Nhandeva, Guarani M' Biá, Kaingáng, Xetá. |
|
|
Atikum, Fulniô, Kambiwá, Kapinawá, Truká, Xukurú, Pankararú, Tuxá |
|
|
Guarani-M 'Biá |
|
|
Kaingáng |
|
|
Aikaná, Ajuru, Akuntsu, Arará, Arikapú, Arikém, Aruá, Awakê, Gavião, Jabutí, Kanoê, Karipúna do Guaporé, Karitiána, Koaia, Mekém, Pakaánova Paumelenho, Tuparí, Uarí, Urueuwauwau, Urubu, Urupá, Cinta-Larga, Zoró, Itogapúk, Nambikwára, Suruí, Sirionó (Bolívia), Kaxarari, Makurap, Sakiribar. |
|
|
Ingarikó, Makuxí, Mayongóng, Taulipáng, Wapixána, Atroarí, Yanomámi, Waiwai |
|
|
Xokléng, Guarani-M' Biá, Kaingáng |
|
|
Guarani- Nhandeva, Guarani M'Biá, Kaingáng, Terena. |
|
|
Xocó |
|
|
Apinayé, Javaé, Krahô, Xambioá, Xerente, Avá Canoeiro, Karajá. |
|
|
|
|
Copyright - Suchmaschine - URL: www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/brasilien.html |
WebDesign & Info: M. di
Vieste
|