Dr. Josef Noldin, Salurn, Widerstandskämpfer für Südtirol. Geb. 1888, + 1929
„Ich will nicht Gnade, sondern Recht“
Josef Noldin - Vorkämpfer für die deutsche Schule Südtirols
Sein Leben, seine Zeit, sein Tagebuch auf Lipari

Das Südtiroler Unterland in den 20er Jahren. Mussolini hat den Landesteil dem Trentino angegliedert, faschistische Bürgermeister regieren mit Willkür, die deutsche Schule ist abgeschafft. Ein Rechtsanwalt im südlichsten Dorf Südtirols, Salurn, ergreift die Initiative.
Kaum aus sibirischer Gefangenschaft zurück organisiert Josef Noldin den Widerstand gegen die Diktatur mit. In seinem Haus laufen die Fäden der „Katakombenschule“ des Unterlands zusammen. Aber bald zieht das Regime den „Aufwiegler“ aus dem Verkehr: Konfinierung auf der Insel Lipari. Noldins Tagebuch aus den Jahren der Verbannung zeigt einen Menschen, der unerschütterlich an der Überzeugung festhält, dass das Recht siegen wird. Josef Noldin, gesundheitlich gebrochen aus den Jahren des Widerstands, stirbt 41-jährig im Dezember 1929. Sein Einsatz für die deutsche Schule des Unterlands bleibt unvergessen.
Das Buch, herausgegeben von Thomas Benedikter, enthält mehrere Beiträge über das Leben und die Zeit Josef Noldins. Der zweite Teil bringt den authentischen Text seines Tagebuchs auf Lipari. Der Erlös der Publikation fließt, ganz im Geist Josef Noldins, an ein Hilfsprojekt zur Unterstützung des Unterrichts in der Muttersprache, allerdings in einer Region, die in Sachen Minderheitenrechte eine ganz andere Entwicklung erfahren hat als Südtirol, nämlich Oberschlesien.

Unterstützung für einen Schulhausbau in Oberschlesien
Chocianowice, früher Kotschanowitz bzw. Keifernrode ist ein Dorf in der Gemeinde Oberwalden (polnisch:Lasowice Wielie) im Oppelner Schlesien. 1939 hatte Kiefernrode 2.015 Einwohner, 1969 nur mehr 915. Auf 940 beläuft sich die Einwohnerzahl heute. 800 Kiefernroder flüchteten im 2. Weltkrieg vor der herannahenden Roten Armee und wurden nach Kriegsende vertrieben. 140 Kiefernroder sind Spätaussiedler oder arbeiten zeitweise in Deutschland und in Südtirol (z.B. als Erntehelfer).

Dr. Josef Noldin, Salurn, Widerstandskämpfer für Südtirol. Geb. 1888, + 1929
Dr. Josef Noldin, Salurn,
Widerstandskämpfer für Südtirol.
Geb. 1888, + 1929.
Im Rahmen seiner Diplomarbeit an der Universität Innsbruck über die Volksgruppen in Mitteleuropa (die nun unter dem Titel „Minderheiten in Mitteleuropa“ als Buch erschienen ist) hat sich Norbert Sparer aus St. Pauls zu einer Feldforschung in Kiefernrode aufgehalten. Seine Hauptgesprächspartner waren: Paul Kostorz, Jahrgang 1936, ehemaliger Lehrer und Bankangestellter, der lediglich drei Jahre die deutsche Volksschule besuchen konnte; der spätere Unterricht fand in polnischer Sprache statt. Er ist Vorsitzender der Ortsgruppe Kiefernrode der „Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen in Oppelner Schlesien“.

Gerhard Wiecha, Ortsvorsteher und Gemeinderatsmitglied und einer von 38 Deutschen im insgesamt 84 Mitglieder umfassenden Bezirksrat in Oppeln. Gerhard Wiecha, Jahrgang 1940, absolvierte seine Schulausbildung ausschließlich in polnischer Sprache. Deutsch lernte er von seiner älteren Schwester.

Um den Umbau der baufälligen und viel zu kleinen Schule zu ermöglichen, entrichteten die Dorfbewohner freiwillig Abgaben und arbeiteten unbezahlt mit. Nach der Schulreform von 1999 ist eine Hauptschule mit neun Klassen vorgesehen, in der vorerst drei Stunden wöchentlich Deutsch gelehrt werden soll. In nächster Zeit soll der Deutschunterricht dann auf sechs Stunden erweitert werden. Die Fertigstellung der Schule würde zahlreiche Arbeitsplätze schaffen: zuerst den Bauhandwerkern, später den vielen Deutschlehrern, die bis zum heutigen Zeitpunkt aufgrund fehlender Stellen in andere Erwerbszweige oder nach Deutschland, Österreich und Südtirol abwandern.

Das Projekt ist jedoch gefährdet, nachdem die finanziellen Mittel bei weitem nicht reichen. In freundlichen Briefen, deren höflichen Stil man bei uns nicht mehr gewohnt ist, ersuchen die Kiefernroder nun um Spenden. Die „Sozial-Kulturelle Gesellschaft der Deutschen im Oppelner Schlesien“ und das Baukomitee haben dem Südtiroler Historiker Norbert Sparer die Vollmacht zur Führung eines Spendenkontos erteilt:
„Spenden-Konto Schlesien“, z.H. Von Dr. Norbert Sparer
Kontonr. 0301207202, ABI 08255, BLZ 58161, Raiffeisenkasse Überetsch, I-39050 St.Pauls
Der Erlös dieser Broschüre über Josef Noldin fließt diesem Projekt zugunsten des Deutsch-Unterrichts in Oberschlesien zu. Im voraus bedanken sich die Bewohner von Kiefernrode und der umliegenden Dörfer für die Solidarität.

Thomas Benedikter (Hg.), „Ich will nicht Gnade, sondern Recht“, Josef Noldin, Sein Leben, seine Zeit, sein Tagebuch auf Lipari, ATHESIA-Verlag Bozen, 2000, 80 Seiten, 14.000 Lire


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