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Das Südtiroler
Unterland in den 20er Jahren. Mussolini hat den Landesteil dem
Trentino angegliedert, faschistische Bürgermeister regieren
mit Willkür, die deutsche Schule ist abgeschafft. Ein
Rechtsanwalt im südlichsten Dorf Südtirols, Salurn,
ergreift die Initiative.
Kaum aus sibirischer
Gefangenschaft zurück organisiert Josef Noldin den
Widerstand gegen die Diktatur mit. In seinem Haus laufen die
Fäden der „Katakombenschule“ des Unterlands
zusammen. Aber bald zieht das Regime den „Aufwiegler“
aus dem Verkehr: Konfinierung auf der Insel Lipari. Noldins
Tagebuch aus den Jahren der Verbannung zeigt einen Menschen, der
unerschütterlich an der Überzeugung festhält, dass
das Recht siegen wird. Josef Noldin, gesundheitlich gebrochen aus
den Jahren des Widerstands, stirbt 41-jährig im Dezember
1929. Sein Einsatz für die deutsche Schule des Unterlands
bleibt unvergessen.
Das Buch,
herausgegeben von Thomas Benedikter, enthält mehrere
Beiträge über das Leben und die Zeit Josef Noldins. Der
zweite Teil bringt den authentischen Text seines Tagebuchs auf
Lipari. Der Erlös der Publikation fließt, ganz im
Geist Josef Noldins, an ein Hilfsprojekt zur Unterstützung
des Unterrichts in der Muttersprache, allerdings in einer Region,
die in Sachen Minderheitenrechte eine ganz andere Entwicklung
erfahren hat als Südtirol, nämlich
Oberschlesien.
Unterstützung für einen Schulhausbau in
Oberschlesien
Chocianowice,
früher Kotschanowitz bzw. Keifernrode ist ein Dorf in der
Gemeinde Oberwalden (polnisch:Lasowice Wielie) im Oppelner
Schlesien. 1939 hatte Kiefernrode 2.015 Einwohner, 1969 nur mehr
915. Auf 940 beläuft sich die Einwohnerzahl heute. 800
Kiefernroder flüchteten im 2. Weltkrieg vor der
herannahenden Roten Armee und wurden nach Kriegsende vertrieben.
140 Kiefernroder sind Spätaussiedler oder arbeiten zeitweise
in Deutschland und in Südtirol (z.B. als
Erntehelfer).
Dr. Josef Noldin, Salurn, Widerstandskämpfer für Südtirol. Geb. 1888, + 1929. |
Im Rahmen seiner Diplomarbeit an der Universität Innsbruck über die Volksgruppen in Mitteleuropa (die nun unter dem Titel „Minderheiten in Mitteleuropa“ als Buch erschienen ist) hat sich Norbert Sparer aus St. Pauls zu einer Feldforschung in Kiefernrode aufgehalten. Seine Hauptgesprächspartner waren: Paul Kostorz, Jahrgang 1936, ehemaliger Lehrer und Bankangestellter, der lediglich drei Jahre die deutsche Volksschule besuchen konnte; der spätere Unterricht fand in polnischer Sprache statt. Er ist Vorsitzender der Ortsgruppe Kiefernrode der „Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen in Oppelner Schlesien“. |
Gerhard Wiecha, Ortsvorsteher und Gemeinderatsmitglied und einer von 38 Deutschen im insgesamt 84 Mitglieder umfassenden Bezirksrat in Oppeln. Gerhard Wiecha, Jahrgang 1940, absolvierte seine Schulausbildung ausschließlich in polnischer Sprache. Deutsch lernte er von seiner älteren Schwester.
Um den Umbau der baufälligen und viel zu kleinen Schule zu ermöglichen, entrichteten die Dorfbewohner freiwillig Abgaben und arbeiteten unbezahlt mit. Nach der Schulreform von 1999 ist eine Hauptschule mit neun Klassen vorgesehen, in der vorerst drei Stunden wöchentlich Deutsch gelehrt werden soll. In nächster Zeit soll der Deutschunterricht dann auf sechs Stunden erweitert werden. Die Fertigstellung der Schule würde zahlreiche Arbeitsplätze schaffen: zuerst den Bauhandwerkern, später den vielen Deutschlehrern, die bis zum heutigen Zeitpunkt aufgrund fehlender Stellen in andere Erwerbszweige oder nach Deutschland, Österreich und Südtirol abwandern.
Das Projekt ist
jedoch gefährdet, nachdem die finanziellen Mittel bei weitem
nicht reichen. In freundlichen Briefen, deren höflichen Stil
man bei uns nicht mehr gewohnt ist, ersuchen die Kiefernroder nun
um Spenden. Die „Sozial-Kulturelle Gesellschaft der
Deutschen im Oppelner Schlesien“ und das Baukomitee haben
dem Südtiroler Historiker Norbert Sparer die Vollmacht zur
Führung eines Spendenkontos erteilt:
„Spenden-Konto
Schlesien“, z.H. Von Dr. Norbert Sparer
Kontonr. 0301207202,
ABI 08255, BLZ 58161, Raiffeisenkasse Überetsch, I-39050
St.Pauls
Der Erlös dieser
Broschüre über Josef Noldin fließt diesem Projekt
zugunsten des Deutsch-Unterrichts in Oberschlesien zu. Im voraus
bedanken sich die Bewohner von Kiefernrode und der umliegenden
Dörfer für die Solidarität.
Thomas
Benedikter (Hg.), „Ich will nicht Gnade, sondern
Recht“, Josef Noldin, Sein Leben, seine Zeit, sein Tagebuch
auf Lipari, ATHESIA-Verlag Bozen, 2000, 80 Seiten, 14.000
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