Forderungen der österreichischen
Volksgruppen
Volksgruppenpolitik der neuen Bundesregierung zeigt
Assimilationstendendenzen |
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Wien, am 16.02.2000
In einer - vor allem
auch international - sehr gut besuchten Pressekonferenz
präsentierte heute das Österreichische
Volksgruppenzentrum seine Forderungen für eine effektive
Volksgruppenpolitik. Die österreichischen Volksgruppen seien
an den Rand der Assimilation gedrängt und auch das
Regierungsprogramm weise in eine ewiggestrige Richtung,
verlauteten die Vertreter des Österreichischen
Volksgruppenzentrums.
Der Präsident
des österreichischen Volksgruppenzentrums, Mag. Marjan Pipp
stellte fest, dass "mit der Festlegung des Volksgruppenschutzes
auf den Rechtsstandard in Kärnten ist die Fortschreibung der
Assimilationspolitik ein Teil des Regierungsprogramms von
ÖVP und FPÖ. An Bundeskanzler Schüssel ergeht die
klare Aufforderung, eine Trendwende zu einem zeitgerechten
Grundrechtskatalog für die österreichischen
Volksgruppen herbeizuführen."
"Die kritische
Vorgangsweise der EU-Institutionen, insbesondere der Kommission,
ist rechtens und in den Art. 6 und 7 des EU-Vertrages, in Art. 13
des Amsterdamer Vertrages, und auch in der Kopenhagener
Erklärung festgelegt. Es besteht ein Recht der EU-Kommission
auf Hütung und Wahrung, welches Recht von den
Nationalstaaten an die Gemeinschaft in Fragen der Menschenrechte
und Volksgruppenrechte übertragen wurde. Österreich
steht unter Beobachtung und werden Taten, sprich
Gesetzesmaßnahmen zugunsten der österreichischen
Volksgruppen die einzig akzeptable österreichische Antwort
auf die kritische Situation sein." erklärte der Obmann des
österreichischen EU-Komitees für Minderheitenfragen,
Karel Smolle und ergänzte "dies unbeschadet dessen, dass
manche europäische Staaten auch selber noch
diesbezüglich große Hausaufgaben zu erledigen
haben."
Der Vertreter der
österreichischen Roma, Rudolf Sarközi ging auf die nach
wie vor benachteiligte Situation der Roma in Österreich ein
und forderte "die verstärkte Förderung dieser immer
noch am Rande der Gesellschaft in Österreich existierenden
Volksgruppe", in Richtung EU-Parlament verlangte er "die
Beschlussfassung eines Roma-Memorandums, vor allem in Hinblick
auf die EU-Erweiterung und die katastrophale Lage der Roma in
diesen Ländern".
Die Forderungen des
Österreichischen Volksgruppenzentrums lauten
konkret:
- Neukodifizierung
des österreichischen Volksgruppenrechtes bzw. Änderung
des Art. 19 Staatsgrundgesetz, insbesondere die
verfassungsrechtliche Gleichstellung aller autochthonen
Volksgruppen in Österreich und das Verbandsklagerecht
für repräsentative
Volksgruppenorganisationen;
- Aufstellung der im
österreichischen Staatsvertrag von 1955 gewährleisteten
zweisprachigen topographischen Aufschriften in allen autochthonen
Siedlungsgebieten der österreichischen
Volksgruppen;
- Schaffung bzw.
Förderung des zweisprachigen Bildungssystems für die
österreichischen Volksgruppen vom Kindergarten bis zur
Matura einschließlich einer entsprechenden Ausbildung des
Lehr-, Erziehungs- und Kindergartenpersonals; die Leiter dieser
zweisprachigen Bildungseinrichtungen haben eine
Befähigungsprüfung auch in der entsprechenden
Volksgruppensprache nachzuweisen;
- Errichtung des
internationalen Volksgruppengymnasiums Wien;
- Errichtung des
Oberstufenrealgymnasiums an der tschechischen Komensky-Schule in
Wien;
- Umsetzung der
Zweisprachigkeit (Formulare, Ansprechpersonen) in der
Verwaltung;
- Einführung
und Ausbau der muttersprachlichen Fernseh- und Radiosendungen im
Rahmen des ORF;
- finanzielle
Absicherung der muttersprachlichen Privatradioprogramme und der
Printmedien der österreichischen
Volksgruppen;
- Substanzielle
Erhöhung der Volksgruppenförderung vor allem für
kleinere Volksgruppen und Festlegung verbindlicher Richtlinien
für die Volksgruppenförderung unter Einbeziehung der
Volksgruppenvertreter.
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Termin: heute, am 16.
Feber 2000 um 18.30 Uhr im Roma-Dokumentationszentrum, 1190 Wien,
Devrientgasse 1, gemeinsame Podiumsdiskussion des
EU-Migrantenforums und des Österreichischen
Volksgruppenzentrums zum Thema: Die Regierungserklärung aus
Sicht der MigrantInnen und der Volksgruppen mit den
TeilnehmerInnen: Univ.-Prof. Dr. Ruth Wodak (Linguistin,
„Plattform Universität und Demokratie“), Andrea
Eckhart (Stv. Geschäftsführerin des Wiener
Integrationsfonds), Mag. Michael Bubik (Geschäftsführer
des evangelischen Flüchtlingsdienstes), Mag. Marjan Pipp
(Präsident des Österreichischen Volksgruppenzentrums),
Rudolf Sarközi (Obmann des Kulturvereins
österreichischer Roma), Staatssekretär Franz Morak
(angefragt), unter der Leitung von Dr. Eugene Sensenig-Dabbous
(GenderLink Diversity Centre).
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Rückfragen:
Hubert Mikel
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