Milosevic angeklagt: Hauptverantwortlich für Völkermord in Bosnien und Kosovo

GfbV Logo
Bozen, den 27. Mai 1999

Mit Genugtuung hat die Gesellschaft für bedrohte Völker die Nachricht aufgenommen, dass das internationale Kriegsverbrechertribunal in Den Haag gegen den jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic Anklage wegen Kriegsverbrechen erhoben hat. "Diese Entscheidung war längst überfällig", erklärte der Präsident der GfbV International, Tilman Zülch, am Donnerstag in Göttingen. "Wir haben bereits im Sommer 1992 die Konstituierung eines Internationalen Tribunals, die Aburteilung der Kriegsverbrecher um Milosevic sowie Ermittlungen gegen den Serbenführer gefordert.

Während der Angriffskriege unter Milosevic gegen Slowenien (1991), Kroatien (1991/92), Bosnien-Herzegowina (1992 bis 1995) und gegen Kosovo (1998/99) hat die GfbV die Politik der westlichen Gemeinschaft unaufhörlich verurteilt: Immer wieder wurde neu verhandelt, Abmachungen und Abkommen mit dem Hauptverantwortlichen für die auf dem Balkan begangenen Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Genozide geschlossen.

Anfang der kommenden Woche wird die GfbV zwei umfangreiche Dokumentationen über die in Bosnien-Herzegowina und im Kosovo begangenen Genozide sowie Ergebnisse von Befragungen von Vertriebenen in mazedonischen und albanischen Lagern vorlegen. Neben den Völkermordverbrechen in Kroatien (Ostslawonien) wirft die GfbV Milosevic im einzelnen vor: Genozid in Bosnien-Herzegowina, Ermordung von 200.000 Zivilisten, in ganz grosser Mehrheit bosniakische Muslime, aber auch kroatische Bosnier, serbische Bosnier, muslimische Roma, gemischte Familien und Andere. Zahl der vergewaltigen Frauen etwa 30.000, in Lagern liquidierte Häftlinge mehrere Zehntausend (bis zu 30.000), Opfer des Bombardements von Sarajevo 11.000, sowie 60.000 Schwer- und Leichtverletzte, Opfer der Massenerschiessungen in Srebenica: 8.000 Männer zwischen 13 und 75 Jahren sowie einige Hundert verschwundene Frauen und Kinder.

Zur Menschenrechtsarbeit der GfbV in Sachen Recherchen von Kriegsverbrechen des Slobodan Milosevic:
1991/92 Dokumentation des Angriffskrieges gegen Kroatien.
Mai 1992 Gründung des Dokumentationszentrums zur Erfassung von Kriegsverbrechen in Zenica/Zentralbosnien, enge Kooperation mit der GfbV.
Juni 1992 Befragungen von bosnischen Vertriebenen in der bosnisch/kroatischen Grenzregionen.
September 1992 GfbV-Kongress "Ethnische Säuberung", Ergebnis: es liegt Genozid vor.
Sept./Okt. 1992 Befragung von ehemaligen bosnischen KZ-Häftlingen in Karlovac.
November 1992 #bergabe einer Liste mit über tausend Namen von Kriegsverbrechern und weit über 20.000 Opfern an Aussenminister Klaus Kinkel.
April 1993 #bergabe von umfangreichen Materialien über Kriegsverbrechen an die UN-Untersuchungskommission unter Bassiouni. In den folgenden Jahren regelmässige Weitergabe von Materialien an das Internationale Kriegsverbrechertribunal in Den Haag. Juli 1993 Gemeinsame Anzeige mit dem American-Jewish Congress in der "Zeit".
November 1993 Versammlung in der Gedenkstätte Buchenwald mit Marek Edelman, letzter lebender Kommandeur der Freiheitskämpfer des Warschaür Ghettos.
August 1995 Internationaler Kongress über den Genozid in Bosnien, Schirmherrschaft Simon Wiesenthal, Budnestagspräsidentin Rita Süssmuth, Ministerpräsident Dr. Haris Silajdzic sowie Dr. Mirko Pejanovic, Präsident des Serbischen Bürgerrates Sarajevo. Teilnehmer 165 internationale Experten aus West- und Osteuropa, Nordamerika und dem Nahen Osten. Der Kongress bestätigt, dass nach der UN-Konvention zur Bestrafung und Verhütung des Völkermordes Genozid vorliegt und verurteilt den Weltsicherheitsrat, weil er vier Jahre lang Genozid zugelassen habe.
August 1995 Recherchen in der von kroatischen Truppen zurückeroberten Truppen der Krajina, Berichte über Kriegsverbrechen an kroatischen Serben.
1988 bis 1999 Dokumentation von Menschenrechtsverletzungen im Kosovo 1988 erster Menschenrechtsreport "Albaner im Kosovo".
Seit Kriegsbeginn 1998 regelmässige Erfassung von Kriegsverbrechen.
1999 Entsendung von Untersuchungsteams in mazedonische, albanische und bosnische Lager für Kosovo-Flüchtlinge.


INDEX  * * HOME
Una pubblicazione dell'Associazione per i popoli minacciati. Si prega di citare la fonte / Eine Publikation der Gesellschaft für bedrohte Völker. Weiterverbreitung bei Nennung der Quelle erwünscht  ***  WebDesign: M. di Vieste