Milosevic angeklagt: Hauptverantwortlich für Völkermord in Bosnien und Kosovo |
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Mit Genugtuung hat die Gesellschaft für bedrohte
Völker die Nachricht aufgenommen, dass das
internationale Kriegsverbrechertribunal in Den Haag gegen
den jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic
Anklage wegen Kriegsverbrechen erhoben hat. "Diese
Entscheidung war längst überfällig",
erklärte der Präsident der GfbV International,
Tilman Zülch, am Donnerstag in Göttingen. "Wir
haben bereits im Sommer 1992 die Konstituierung eines
Internationalen Tribunals, die Aburteilung der
Kriegsverbrecher um Milosevic sowie Ermittlungen gegen den
Serbenführer gefordert.
Während der Angriffskriege unter Milosevic gegen
Slowenien (1991), Kroatien (1991/92), Bosnien-Herzegowina
(1992 bis 1995) und gegen Kosovo (1998/99) hat die GfbV die
Politik der westlichen Gemeinschaft unaufhörlich
verurteilt: Immer wieder wurde neu verhandelt, Abmachungen
und Abkommen mit dem Hauptverantwortlichen für die auf
dem Balkan begangenen Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen
die Menschlichkeit und Genozide geschlossen.
Anfang der kommenden Woche wird die GfbV zwei umfangreiche Dokumentationen über die in Bosnien-Herzegowina und im Kosovo begangenen Genozide sowie Ergebnisse von Befragungen von Vertriebenen in mazedonischen und albanischen Lagern vorlegen. Neben den Völkermordverbrechen in Kroatien (Ostslawonien) wirft die GfbV Milosevic im einzelnen vor: Genozid in Bosnien-Herzegowina, Ermordung von 200.000 Zivilisten, in ganz grosser Mehrheit bosniakische Muslime, aber auch kroatische Bosnier, serbische Bosnier, muslimische Roma, gemischte Familien und Andere. Zahl der vergewaltigen Frauen etwa 30.000, in Lagern liquidierte Häftlinge mehrere Zehntausend (bis zu 30.000), Opfer des Bombardements von Sarajevo 11.000, sowie 60.000 Schwer- und Leichtverletzte, Opfer der Massenerschiessungen in Srebenica: 8.000 Männer zwischen 13 und 75 Jahren sowie einige Hundert verschwundene Frauen und Kinder.
Zur Menschenrechtsarbeit der GfbV in Sachen Recherchen
von Kriegsverbrechen des Slobodan Milosevic:
1991/92 Dokumentation des Angriffskrieges gegen
Kroatien.
Mai 1992 Gründung des Dokumentationszentrums zur
Erfassung von Kriegsverbrechen in Zenica/Zentralbosnien,
enge Kooperation mit der GfbV.
Juni 1992 Befragungen von bosnischen Vertriebenen in der
bosnisch/kroatischen Grenzregionen.
September 1992 GfbV-Kongress "Ethnische Säuberung",
Ergebnis: es liegt Genozid vor.
Sept./Okt. 1992 Befragung von ehemaligen bosnischen
KZ-Häftlingen in Karlovac.
November 1992 #bergabe einer Liste mit über tausend
Namen von Kriegsverbrechern und weit über 20.000
Opfern an Aussenminister Klaus Kinkel.
April 1993 #bergabe von umfangreichen Materialien
über Kriegsverbrechen an die
UN-Untersuchungskommission unter Bassiouni. In den
folgenden Jahren regelmässige Weitergabe von
Materialien an das Internationale Kriegsverbrechertribunal
in Den Haag. Juli 1993 Gemeinsame Anzeige mit dem
American-Jewish Congress in der "Zeit".
November 1993 Versammlung in der Gedenkstätte
Buchenwald mit Marek Edelman, letzter lebender Kommandeur
der Freiheitskämpfer des Warschaür Ghettos.
August 1995 Internationaler Kongress über den Genozid
in Bosnien, Schirmherrschaft Simon Wiesenthal,
Budnestagspräsidentin Rita Süssmuth,
Ministerpräsident Dr. Haris Silajdzic sowie Dr. Mirko
Pejanovic, Präsident des Serbischen Bürgerrates
Sarajevo. Teilnehmer 165 internationale Experten aus West-
und Osteuropa, Nordamerika und dem Nahen Osten. Der
Kongress bestätigt, dass nach der UN-Konvention zur
Bestrafung und Verhütung des Völkermordes Genozid
vorliegt und verurteilt den Weltsicherheitsrat, weil er
vier Jahre lang Genozid zugelassen habe.
August 1995 Recherchen in der von kroatischen Truppen
zurückeroberten Truppen der Krajina, Berichte
über Kriegsverbrechen an kroatischen Serben.
1988 bis 1999 Dokumentation von Menschenrechtsverletzungen
im Kosovo 1988 erster Menschenrechtsreport "Albaner im
Kosovo".
Seit Kriegsbeginn 1998 regelmässige Erfassung von
Kriegsverbrechen.
1999 Entsendung von Untersuchungsteams in mazedonische,
albanische und bosnische Lager für
Kosovo-Flüchtlinge.
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