OFFENER BRIEF AN
MINISTERPRÄSIDENT MASSIMO D’ALEMA 

Bozen, am 07.04.1999


Kosova-Vertriebene sofort aufnehmen!
Jede Stunde zählt, um Menschenleben zu retten!

Die EU hat sich dafür ausgesprochen, 100.000 Vertriebene aus Kosova aufzunehmen. Völlig unverständlich ist für uns, daß sich die Republik Italien dagegen ausspricht. Wir fordern Sie nachdrücklich auf, sofort mit dem Ausfliegen der Vertriebenen zu beginnen. Veranlassen Sie, daß die Aufnahme in Italien sofort begonnen und nicht durch den üblichen Behördenweg unnötig verzögert wird. Die italienischen Hilfsflugzeuge müssen auf dem Rückflug schon jetzt die Kranken und Verletzten unter den Vertriebenen nach Italien bringen.

Unser Mitarbeiter Thomas Benedikter befindet sich derzeit in Kukes (Albanien) und berichtet uns über die dramatische und sich von Stunde zu Stunde verschlimmernde Lage. An den Grenzen Mazedoniens hoffen über 50.000 Kosovaris auf Rettung vor ihren Verfolgern. Mazedoniens Regierung hat sich unter dem Vorwand, den Flüchtlingsstrom kontrollieren zu wollen, für die unmenschliche Maßnahme der Grenzschließung entschieden. Gleichzeitig behindert Mazedonien die Hilfsorganisationen. Die Regierung in Skopje macht sich dadurch zum Handlanger des Milosevic-Regimes.

Wir erinnern daran, daß auch im Spätsommer und Herbst 1992 die europäischen Regierungen die Aufnahme von bosnischen Flüchtlingen aus den serbischen Lagern Omarska, Trnopolje, Keraterm und Manjaca hinauszögerten. Tausende Häftlinge wurden daraufhin ermordet oder verschwanden. Mehr als eine Million Kosovaris sind auf der Flucht. Die aggressive Kriegsführung von Milosevic in Kosova fordert viele Menschenleben von Kosovaris und auch von Serben. 1998 wurden 2.000 Kosovaris getötet, 450 Dörfer zerstört. Zehn Jahre lang hatte die pazifistische Bewegung der Kosovaris von Ibrahim Rugova gewaltfreien Widerstand geleistet. In dieser Zeit verloren Hunderttausende infolge der von Belgrad betriebenen Apartheidpolitik ihren Arbeitsplatz, 400.000 mußten ihre Heimat verlassen. Vergeblich hat Rugova und seine Demokratische Liga (LDK) auf die Solidarität der Europäer gesetzt. Zeigen Sie jetzt größere Solidarität und lassen Sie Kranke und Verletzte zuerst nach Italien bringen.


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Una pubblicazione dell'Associazione per i popoli minacciati. Si prega di citare la fonte / Eine Publikation der Gesellschaft für bedrohte Völker. Weiterverbreitung bei Nennung der Quelle erwünscht  **  WebDesign: M. di Vieste