Neuer Schlag gegen türkisch-kurdische
Versöhnung: Türkei verbietet Demokratische
Volkspartei
Als "neuen Schlag gegen eine türkisch-kurdische Versöhnung" hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Dienstag das Verbot der Demokratischen Volkspartei DKP in der Türkei bezeichnet. "Die DKP hatte einen ihrer Schwerpunkte auf die friedliche Lösung der Kurdenfrage innerhalb der Grenzen der Türkei gelegt. Gerade wegen ihres gemäßigten Ansatzes hatte die Partei unter Türken wie Kurden viele Anhänger und vor allem in Südostanatolien gute Wahlchancen", erklärte die GfbV. Doch offensichtlich sei die Türkei auch nach der Verhaftung des PKK-Führers Abdullah Öcalan nicht bereit, die Kurdenfrage mit demokratischen Mitteln zu lösen. Seit 1983 wurden 15 Parteien in der Türkei verboten. Ende der vergangenen Woche hatten die Richter des türkischen Verfassungsgerichts mit fünf zu sechs Stimmen das Verbot gegen die DKP ausge-sprochen. Zur Begründung hieß es, im Parteiprogramm seien "Elemente vorhanden, die die Unteilbarkeit des Staates und die Einheit des Volkes in Frage stellen".
"Der Vorwurf, die DKP wolle die Einheit des türkischen Staates zerstören, ist absurd, und das jetzt verhängte Verbot ist entlarvend", erklärte die GfbV. "Offensichtlich soll jedem der Mund verboten werden, der die Rechte der ethnischen, sprachlichen und kulturellen Minderheiten in der Türkei auch nur erwähnt." Schon im September 1997 hatte die GfbV an den Europarat, das Europäische Parlament und alle westeuropäischen Regierungen appelliert, die DKP in Schutz zu nehmen.
Vorsitzender der
DKP ist der kurdische Rechtsanwalt und frühere
sozialdemokratische Wohnungsbauminister der Türkei,
Serafettin Elci. Der Vorsitzende der erst im Januar 1997
gegründeten jungen Partei hatte die
Menschenrechtsorganisation um Hilfe gebeten. Elci hatte
kurz zuvor gegen den Antrag der Generalstaatsanwaltschaft
auf Verbot der DKP Widerspruch eingelegt. Elci war der
erste Minister der Türkei, der mutig öffentlich
gesagt hatte, er sei Kurde. Nach dem Putsch 1980 wurde er
für dieses Bekenntnis von einem Militärgericht zu
einer Haftstrafe von 27 Monaten verurteilt. Die Strafe
wurde noch einmal verlängert, weil er während
seiner Ministerzeit angeblich nur Kurden eingestellt habe.
Elci verbrachte insgesamt 38 Monate im Gefängnis und
durfte sich deswegen zehn Jahre lang weder politisch
betätigen noch als Rechtsanwalt
arbeiten.
Una pubblicazione dell'Associazione per i popoli minacciati. Si prega di citare la fonte / Eine Publikation der Gesellschaft für bedrohte Völker. Weiterverbreitung bei Nennung der Quelle erwünscht ** WebDesign: M. di Vieste