Claudia Pergher - OEW
Das Recht auf Wohnen (Das Recht auf Gesundheit)

Allgemeine Erklärung der Menschenrecht - Art. 25

"1. Jeder Mensch hat Anspruch auf eine Lebenshaltung, die ihm und seiner Familie Gesundheit und Wohlbefinden einschließlich Nahrung, Kleidung, Wohnung, ärztliche Betreuung und die notwendigen Leistungen der sozialen Fürsorge, gewährleistet; er hat das Recht auf Sicherheit im Falle von Arbeitslosigkeit, Krankheit, Invalidität, Verwitwung, Alter oder im Falle von anderweitigem Verlust seiner Unterhaltsmittel durch unverschuldete Umstände.

2. Mutter und Kind haben Anspruch auf besondere Hilfe und Unterstützung. Alle Kinder, eheliche und uneheliche, genießen den gleichen sozialen Schutz."

Atije: Eine Biographie
Atije wurde 1966 in Pec, Kosova (Jugoslawien) geboren, wuchs aber im Montenegro auf.

Sie stammt aus einer kinderreichen muslimischen Roma-Familie. Sie war gerade 18 Jahre alt, als sie bei einem Verkehrsunfall ihre Mutter verlor und zur selben Zeit ihr erstes Kind, ein Mädchen, zur Welt brachte. Atije, selbst junge Mutter und gleichzeitig älteste Tochter, war von da an für ihre Geschwister, so weit es möglich war, Mutterersatz; sie stillte für eine Weile neben ihrem Kind sogar den ganz kleinen Bruder. Sechs Jahre später starb der Vater und Atije fühlte sich trotz wachsender eigener Familie noch mehr für das Wohl ihrer Geschwister verantwortlich.

Anfang der 90er Jahre kam dann der Krieg und veränderte alles ... Atijes Mann, der aus Bosnien stammt und bis dahin gemeinsam mit Atijes Brüdern als Händler tätig gewesen war, wurde aufgefordert, als Soldat in den Kampf zu ziehen. Um dem zu entkommen und um das Leben der Kinder zu schützen, flohen er und Atije mit ihrer Familie 1992 nach Italien, zogen dann weiter nach Deutschland und kehrten nach einiger Zeit wieder zurück nach Italien. Sie fanden in der "Barackensiedlung" auf dem Ex-Vives-Gelände in Bozen Unterschlupf und lebten dort in einer selbstgezimmerten Hütte ohne Wasser, ohne WC, anfangs ohne Strom. Irgendwann schenkte ihnen jemand vom Volontariat einen Wohnwagen und es gelang ihnen, trotz der Armut, ein einfaches Zuhause für ihre Familie zu schaffen. 1994 gebar Atije in Bozen ihren jüngsten Sohn.

1996 gab es in der Siedlung dann ein verheerendes Feuer und ein Großteil der Unterkünfte brannte ab. Atije mußte mit ihrer Familie evakuiert werden. Zu Sommerbeginn desselben Jahres bekam sie auf einem offiziellen Siedlungsplatz in der Provinz Bozen einen Stellplatz für einen Wohnwagen zugewiesen. Seither lebt Atije dort alleine mit ihren Kindern in einem Wohnwagen, der viel zu klein ist für vier Heranwachsende und eine Erwachsene; es gibt kaum Platz für einen Tisch zum Hausaufgabenmachen oder zum Essen und es gibt keine Kochecke - die Speisen werden, so das Wetter es zuläßt, im Freien zubereitet. Wenn es länger regnet, ist nicht nur das Kochen schwierig, sondern ist vor allem das eindringende Wasser im Wohnwagen ein Problem - feuchte Schlafstellen, feuchte Kleider, feuchte Teppiche ... Atije ist oft ratlos. Sie träumt von einer Wohnung, einem trockenen, warmen Platz für sich und ihre Kinder. Doch Atije weiß, daß sie in ihrer Not auf die Hilfe von "außen" angewiesen ist, daß sie alleine kaum eine Chance hat, auf dem hiesigen Wohnungsmarkt eine Unterkunft zu finden.

"Es ist schade, daß ich keine Wohnung bekommen kann. Wir sind es einfach nicht gewohnt, so zu leben, aber wir haben keine andere Wahl. Was sollen wir bloß tun?

Als ich noch ein Kind war und bei meinen Eltern wohnte, da hatte ich gemeinsam mit meinen Schwestern ein Schlafzimmer und es gab auch Zimmer für meine Brüder. Wir haben immer in Häusern gewohnt, niemand von uns, weder mein Großvater noch mein Urgroßvater, hat jemals in einem Wohnwagen gewohnt. Bei uns gab es nur die Wohnwagen der Touristen, die in den Ferien ans Meer fuhren. Ansonsten lebte niemand in einem Wohnwagen.

Doch was können wir hier in Italien tun, wenn wir keine Wohnung bekommen? Es ist wirklich ein Jammer."

Außerdem möchte Atije eine Arbeit, ein regelmäßiges Einkommen haben. Sie hilft zwar bei Bekannten in der Stadt gelegentlich im Haushalt aus und sie bekommt von der öffentlichen Hand die monatlichen 418.000.- Lire, doch davon kann die Mutter mit ihren Kindern nicht leben. Eine fixe Arbeitsstelle hat sie bisher vergeblich gesucht. Sie ist auf Almosen angewiesen und so, wie andere zur Arbeit gehen, geht Atije zum Betteln auf die Straße; der Kreislauf, ohne Wohnung keine Arbeit - ohne Arbeit keine Wohnung, ist schwer zu durchbrechen. Solidarität findet Atije in einem, von ausländischen Frauen getragenen Verein, bei dem sie selbst seit längerer Zeit ehrenamtlich aktiv mitarbeitet. Ihre Kinder schickt sie in den Kindergarten und zur Schule - sie möchte, daß sie einmal bessere Chancen im Leben haben als sie selbst sie hatte bzw. hat. Sie wünscht sich, daß sie alle vier, wenn sie einmal erwachsen sind, eine Arbeit finden und ein eigenes Geld verdienen können. In ihre Kinder legt Atije ihre Hoffnungen, einzig in ihnen sieht sie mögliche Perspektiven für eine bessere Zukunft.

Und nach "Hause" zurückkehren? Im Land, aus dem Atije kommt, herrscht bittere Armut; zu verkaufen oder kaufen gibt es nichts mehr. Jetzt, da im unmittelbaren Grenzgebiet (Kosova) ein neuer Krieg entfacht ist, ist die Lage noch ernster. Dazu kommt, daß der Winter vor der Tür steht. Atije ist besorgt und hat Angst um ihre Leute dort in der ehemaligen Heimat. Zurück möchte sie nicht mehr.

Vom Wohnen

"Wohnen" ist eines der grundlegenden Bedürfnisse des Menschen. Es bedeutet weit mehr, als nur ein Dach über dem Kopf zu haben, das vor Wind und Wetter schützt. "Wohnen" ist umfassender; es meint beispielsweise die Möglichkeit des Individuums, der Familie oder einer Wohngemeinschaft, sich bei Bedarf in "die eigenen vier Wände" zurückziehen zu können, es meint die Sicherheit, auch in Zukunft ohne Angst vor Gewalt oder Vertreibung in der eigenen Unterkunft bleiben zu dürfen. "Wohnen" macht einen ganz wesentlichen Teil des menschlichen Lebens aus; in der Wohnung wird gekocht, wird gegessen, getrunken, geschlafen, der persönlichen Hygiene nachgegangen und werden viele weiteren Bedürfnisse gestillt. Die Wohnung ist gewissermaßen auch ein Raum der Selbstdarstellung, d.h. sie bringt etwas von der Identität der jeweiligen BewohnerInnen zum Ausdruck. Und möglicherweise ist die Wohnung der Ort, an dem ein Leben anfängt und mit dem Tod aufhört.

"Wohnen" hat möglicherweise etwas mit "Heimat" zu tun - auch in der Fremde; es geht um die Befriedigung von materiellen, geistigen und emotionalen Bedürfnissen, um die Unversehrtheit dieser drei Bereiche.

"Wohnen" ist in seiner Komplexität also ein gar nicht so einfaches Thema. Es beginnt schon bei den Definitionen: Wer definiert beispielsweise, was eine angemessene Unterkunft ist und was nicht? Wer entscheidet, wie lange Feuchtigkeit und Kälte in eine Wohnung eindringen müssen, bevor dieselbe als unbewohnbar erklärt wird? Wer legt fest, wie viele Personen sich in einer Wohnung drängen müssen, ehe von Überbelegung gesprochen wird? Maßstab kann letztendlich immer nur das in einen Gesamtkontext (Gesellschaft, Land, Klima) eingebettete subjektive Empfinden des Menschen, und zwar des betroffenen Menschen, sein - dies vielleicht ein Grundgedanke des Beitrages.

Wo das Recht verletzt wird

Für Millionen von Erwachsenen und Kindern auf der Welt sind die Voraussetzungen für ein menschenwürdiges Wohnen bzw. Leben nicht gegeben. Ihr Alltag ist geprägt von der ständigen Unsicherheit über die Zukunft, von Verzweiflung und häufig vom Kampf ums nackte Überleben. Menschenwürdiges Wohnen ist für sie ein unerfüllbarer Wunschtraum, bleibt es oft ein Leben lang.

Wohnungsnot hat viele Gesichter und kann die verschiedensten Ursachen haben; sie kann infolge eines plötzlichen, unerwarteten Ereignisses eintreten oder sich aus einem schleichenden Prozeß der Verelendung ergeben. Immer handelt es sich um eine existenzbedrohende Krise, die für die Betroffenen ein Dauerzustand bleiben kann, aus dem sie sich nicht mehr zu befreien vermögen.

Wasser, Luft und Licht

Wie Ernährung, Gesundheit und Bildung ausschlaggebend für die Lebensqualität des Menschen sind, so ist es auch die Wohnung. Von den hygienischen Qualitäten einer Wohnung hängt es im Wesentlichen ab, ob jemand gesund bleibt oder krank wird, d.h. es geht darum, ob einwandfreies Trinkwasser vorhanden ist, ob der Anschluß an öffentliche Leitungsnetze gegeben ist, ob öffentliche soziale Infrastrukturen und sanitäre Einrichtungen zugänglich sind. Sämtliche Faktoren können entscheidend sein für ein Leben in Wohlbefinden oder Krankheit, in Wohlstand oder Armut.

Wohnungsnot herrscht auch dort, wo mehrere Menschen in drangvoller Enge zusammengepfercht leben müssen. Da jedes Individuum seine Rückzugsmöglichkeiten braucht bzw. ein Bedürfnis nach Intimität hat, sind solche Situationen in der Regel eine Belastung für die einzelnen BewohnerInnen und sind Spannungen und Konflikte zwischen ihnen daher vorbestimmt. Dies gilt auch für Personen, die daran gewöhnt sind, ihre Zeit in einer Großfamilie oder in größeren Gruppen zu verbringen.

Besonders ImmigrantInnen sowie Sinti und Roma sind von solchen Nöten betroffen. Bei der Wohnungssuche auf dem freien Wohnungsmarkt haben sie es meist schwerer als andere bzw. sind sie oft benachteiligt, d.h. sie sind konfrontiert mit:

- Ablehnung durch VermieterInnen und HausbewohnerInnen

- Zurückweisung - vor allem, wenn es sich um Familien mit Kindern handelt

- Angebot von qualitativ minderwertigem Wohnraum

- mangelnder Instandsetzung der Wohnung durch die Vermieter

- schlechter Wohnlage (hohe Umweltbelastungen, Sanierungsgebiete)

- großer Entfernung vom Arbeitsplatz

- überhöhten Mietforderungen.

Es bleibt ihnen vielfach nichts anderes übrig, als auf kleinstem Raum in einer großen Gruppe - mit Familienangehörigen, Verwandten, Bekannten - zu leben und auszukommen.

Auf dem Bürgersteig, unter Brücken, in Waggons ...

Wohnungsnot in der krassesten Form schließlich heißt "Obdachlosigkeit". Dieser Begriff meint nicht nur das Fehlen einer Wohnmöglichkeit an sich, sondern in verschiedenem Ausmaß die Entbehrung all dessen, was mit einem eigenen Wohnraum verbunden ist - Schutz und Zuflucht, die Deckung fundamentaler Bedürfnisse, Privatsphäre. Akut obdachlose Menschen leben bzw. schlafen "auf der Straße", d.h. auf dem Bürgersteig, unter Brücken, unter Arkaden von Geschäftshäusern, in alten Zugwaggons, ebenso in Asylen, Notschlafstellen und Heimen. Hier gibt es keinen Ort mehr, an dem sich jemand vor neugierigen Blicken verbergen kann - alle Welt schaut zu, auch ohne Einladung. Obdachlosigkeit bedeutet für die Menschen, die davon betroffen sind, in der Regel extreme soziale Ausgrenzung und damit Verletzlichkeit.

Vor allem für Frauen ist das Leben auf der Straße schwer; sie sind, mehr als Männer, Gewalt und Kriminalität ausgesetzt. Dabei werden sie von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen; obdachlose Frauen leben mitten unter uns, doch vielfach im Verborgenen (allein in der Stadt Bozen schätzungsweise 30 Frauen).

Eine Untersuchung hat 1994 ergeben, daß es in Italien zwischen 150.000 und 220.000 obdachlose Menschen (eingewanderte MitbürgerInnen mitgerechnet) gibt. In Südtirol sind es etwa 0,8% der Gesamtbevölkerung, d.h. ca. 3.750 Personen, die von Obdachlosigkeit betroffen sind.

Unter Kartons, Plastikfolien, Bastmatten ...

So wie die Berichte über Hunderttausende von Obdachlosen in den Straßen dieser Erde von Wohnungselend und Menschenrechtsverletzungen sprechen, so auch die Bilder von endlosen, unüberschaubaren Bretterbuden- und Wellblechhüttenvierteln an den Rändern der Großstädte. Die Bedingungen, unter denen die BewohnerInnen der Elendsviertel leben bzw. überleben, sind aus der räumlichen Distanz heraus kaum vorstellbar; fehlende Nahrung, kaum ausreichende Wasser- und Energieversorgung, nicht einmal das Mindestmaß an hygienischen Einrichtungen führen zu Unterernährung, hoher Kindersterblichkeit und Seuchengefahr, während sich Kriminalität, Schwarzhandel, Jugendprostitution u.s.w. ausbreiten.

Es sind hauptsächlich die Großstädte der Länder im Süden, die seit über drei Jahrzehnten in einem bisher nie dagewesenen Ausmaß anwachsen. Verschiedene Ursachen, wie Dürreperioden, Mechanisierung der Landwirtschaft, Verelendung wegen sinkender Preise von Agrarprodukten, schlechte Entlohnung der LandarbeiterInnen, Glaube an wohlhabendes großstädtisches Leben u.a. bewegen immer mehr Menschen dazu, in die Stadt zu ziehen. Dort finden sie meist vorübergehend Unterschlupf bei Bekannten, die vor ihnen in die Stadt gekommen waren - vielfach in armseligen, ohnehin überfüllten Behausungen. Oft müssen sie sich selbst erst eine notdürftige Unterkunft aus Kartons, Plasitkfolien, Bastmatten oder einfachen Brettern errichten. Was sie nicht so schnell, wenn überhaupt finden, ist Arbeit und eine eigene Wohnung. Das Wohnungselend in den als "Slum", "Squatter", "Favela" und anders bezeichneten Siedlungen aber verschärft sich mit dem nicht abreißenden Strom der Zuwanderer und Zuwanderinnen immer drastischer. Versuche, dieses Wachstum in geordnete Bahnen zu lenken, haben sich als illusorisch erwiesen; eine geplante Stadtentwicklung ist damit längst nicht mehr möglich. Bis zum Jahr 2000 werden es schätzungsweise 3 Milliarden Menschen sein, die in den Städten dieser Erde wohnen werden.

Auf Bahnhöfen, in Markthallen, in der Kanalisation ...

Vor allem die weltweit zunehmende Landflucht der armen Landbevölkerung in die großen Städte bzw. die gravierenden Unterschiede zwischen Arm und Reich haben neben zahllosen Problemen ein besonders schwerwiegendes hervorgebracht bzw. verstärkt, nämlich jenes der "Straßenkinder". Weltweit leben etwa 100 Millionen Kinder "auf der Straße", davon ca. 40 Millionen in ganz Lateinamerika, 15 Millionen in den Städten der Vereinigten Staaten, ca. 2.000 in der Bundesrepublik Deutschland - die Zahlen steigen insgesamt beängstigend schnell an. Vor allem in den ehemaligen Ostblockstaaten nimmt das Phänomen rasant zu. Den Großteil der Kinder und Jugendlichen machen Jungen aus, ein Viertel bis zu einem Drittel aller sind Mädchen. Das Alter reicht von acht bis vierzehn Jahren, wobei zunehmend noch jüngere Kinder auf der "Straße" daheim sind.

Das Phänomen "Straßenkinder" ist ein äußerst vielschichtiges und die Übergänge zwischen den verschiedenen Formen des "Straßenkind-Daseins" sind fließend; es gibt Kinder, die tatsächlich auf der Straße leben und jene, die gewissermaßen von der Straße leben, aber gleichzeitig noch eine Bindung an ein Zuhause haben. Die Gründe, weshalb Kinder zu Straßenkindern werden, sind sehr unterschiedlich; ausschlaggebende Faktoren sind vielfach materielle Not, Vernachlässigung und Verwahrlosung. "Straßenkinder" überleben, indem sie betteln, stehlen, gelegentlich arbeiten oder der Prostitution nachgehen. Um den Hunger, die Kälte, die Angst ertragen zu können, betäuben sich viele von ihnen durch das Schnüffeln von Kleister, Petroleum oder Lack. Unterschlupf bzw. Wärme und Geborgenheit suchen sie auf Bahnhöfen, in Markthallen, in Hinterhöfen von Wohnblocks und in der Kanalisation. Beschützt werden diese Kinder von niemandem, im Gegenteil; oft sind sie den sogenannten Todesschwadronen ausgesetzt, welche von selbsternannten Ordnungshütern beauftragt sind, die Straßen "von den Banditen zu säubern". "Straßenkinder" haben keine Kindheit, doch sie haben Träume - sie träumen von einem Dach über dem Kopf, von einer Familie, von Freundschaft und Liebe, von Gesundheit und Ausbildung, von einer lebenswerten Zukunft.

In Nylonzelten, Baracken, nicht fertiggebauten Häusern ...

Nicht zuletzt trifft das Wohnungselend für kurz oder lang die Millionen von Menschen, die weltweit auf der Flucht sind. Die Meldungen über zahllose Flüchtende, die immer wieder an die Öffentlichkeit gelangen, beschreiben die Tragödie dieser Menschen und sprechen von groben Menschenrechtsverletzungen. Die Gründe, warum einzelne Menschen oder gesamte Völker auf der Flucht sind, manchmal ewig, sind hauptsächlich Verfolgung, bewaffnete Auseinandersetzung und Krieg sowie Probleme existentieller wirtschaftlicher Natur. Das Überleben in den Zufluchtsorten, d.h. in Flüchtlingslagern, in Elendsvierteln oder an der Peripherie der Städte - in Nylonzelten, Baracken, nicht fertiggebauten Häusern - ist meist vom allgemeinen Mangel gekennzeichnet (auch hier in Südtirol) bzw. spielt sich unter elenden Bedingungen ab. Zur unbeschreiblichen Wohnsituation hinzu kommen oft extreme kriegsbedingte Belastungen, Streß und Angst. Nur wenige der Flüchtlinge schaffen den Weg in ein sicheres Exil.

Was kann unternommen werden?

Das kapitalistische Weltsystem schafft immer neue Ungleichheiten - Privilegien einerseits, Benachteiligung andererseits - und bewirkt, daß die reichen Länder noch reicher und die armen Länder noch ärmer werden. Dabei handelt es sich nicht ausschließlich um Nord-Süd-Disparitäten; die Herausbildung krasser Ungleichheiten wird zunehmend gerade auch innerhalb der reichsten Gebiete bzw. Städte der Welt registriert - mitteleuropäische Städte nicht ausgenommen. Die Bankenviertel einiger Metropolen der Südhalbkugel können ohne weiteres mit denen von New York konkurrieren, während die Elendsviertel von New York mit Verhältnissen in der sogenannten "Dritten Welt" vergleichbar sind. Da wie dort wird das Wohnproblem im umfassenden Sinne die Menschheit zukünftig zunehmend dringlicher beschäftigen.

Nach Schätzungen der UNO gibt es auf der Welt etwa eine Milliarde Menschen, die nicht in einer menschenwürdigen Wohnung leben oder die obdachlos sind, die meisten von ihnen auf der südlichen Halbkugel der Erde.

Genaugenommen liegen jedoch kaum verläßliche Daten vor, weder über die Zahl von Häusern oder Hütten oder Räumen noch über die Qualität von Wohnraum allgemein. Selbst die "Menschen in Wohnungsnot" sind keine klar abgrenzbare Gruppe, tauchen in keiner Statistik auf. Wohl gibt es Versuche, den Wohnungsfehlbestand für einzelne Städte oder ganze Länder zu ermitteln, doch eignen sich solche Daten kaum als Basis für eine weltweite Hochrechnung.

Auch für Italien und Südtirol gibt es keine genauen Zahlen.

Doch was könnten Statistiken schon ausdrücken? Zählen müßte doch jeder einzelne Mensch mit seinem Recht auf ein Leben in Würde.

In Hinblick auf menschenwürdiges Wohnen setzt wirksame Hilfe ein ganzheitliches Verständnis vom "menschlichen Wohnen" voraus; es geht nicht allein oder vordergründig um die Produktion von Wohneinheiten, sondern eher darum, daß die Lebenszusammenhänge jener Menschen, die jetzt noch unter ungesunden, unsicheren und unwürdigen Bedingungen leben müssen, gestärkt werden. Mögliche Ansätze in diese Richtung könnten sein:

- zu beispielhaften Projekten und Strategien in der Wohnungspolitik anzuregen

- durch ein Mindestmaß an finanzieller und technischer Unterstützung von außen den

Menschen in Wohnungsnot zu eigenverantwortlicher Lösung ihrer Probleme zu verhelfen

- ausgehend vom eigenen Wohnraum die Unterkünfte anderer anzuschauen,

Vergleiche anzustellen, Unterschiede wahrzunehmen, sie möglicherweise zur Sprache

zu bringen.

- sich um die nächsten Mitmenschen, die sich in Wohnungsnot befinden, zu kümmern, auf

ihre Situation aufmerksam zu machen, die Ursachen zu hinterfragen und, wenn erforderlich,

dieselben bekanntzumachen.

Konkrete Beiträge können schließlich über die verschiedenen Organisationen und Einrichtungen, welche vordergründig für die Wahrung der Menschenrechte - unter anderem für das Recht auf Wohnen - eintreten, welche auch spezielle Projekte unterstützen und Erfahrung darin haben, geleistet werden (beispielsweise über die Caritas, die Organisation für Eine solidarische Welt, die Gesellschaft für bedrohte Völker u.a.).



Il diritto all'abitazione
(abstract del testo tedesco)
"Abitare" è un bisogno essenziale dell'uomo. Non significa solamente essere senza tetto e perciò non avere una protezione dal maltempo, ma ha un significato più ampio: comprende anche la possibilità dell'individuo, della famiglia o di una comunità di potersi ritirare tra le pareti domestiche e significa anche la sicurezza di poter restare nella propria dimora senza avere paura di dover subire violenza o di essere cacciati via. L'"abitare" è un aspetto fondamentale della vita umana; nell'abitazione viene preparato il cibo, si mangia, si beve, si dorme, ci si lava e si soddisfano tanti altri bisogni. L'abitazione in un certo senso è anche un luogo di autorappresentazione, esprime cioè qualcosa dell'identità dei suoi abitanti. E probabilmente l'abitazione è il luogo, dove una vita inizia e dove con la morte finisce.

"Abitare" nella sua complessità non è un tema facile. Chi definisce ad esempio, qual è un'abitazione adeguata e quale no? Chi decide, quanto freddo e umido devono esserci in un'abitazione per essere dichiarata inabitabile? Chi stabilisce, quante persone devono vivere in un'abitazione, prima che si parli di sovraffollamento?

Sta di fatto che per milioni di adulti e bambini del mondo le condizioni per abitare, per vivere in modo dignitoso non esistono. Per loro la via quotidiana è caratterizzata da una permanente incertezza sul futuro, da disperazione e spesso dalla lotta per la pura sopravvivenza. Abitare in modo dignitoso per loro rimane un desiderio, un sogno - spesso per tutta la vita.

La mancanza di abitazione ha molte facce e può avere molte cause diverse; può iniziare in seguito ad un avvenimento imprevisto, inaspettato o emergere da un lento processo di impoverimento. Sempre si tratta di una crisi che minaccia l'esistenza e che per molti può rimanere una condizione permanente, dalla quale non riescono più a liberarsi.

Il diritto all'abitazione viene violato, quando un uomo ad esempio
- è costretto a vivere senz'acqua pulita
- è costretto ad abitare in un posto sovraffollato
- è costretto a vivere senza tetto, cioè deve dormire e vivere sotto ponti, su marciapiedi ...
- è costretto ad abitare in abitazioni di cartone, fogli di plastica, stuoie di rafia ...
- è in fuga ed è costretto ad abitare in tende di nylon, in baracche, in case non finite e sempre nell'incertezza
- e quando bambini devono vivere sulla strada, cercando protezione e calore nelle stazioni ferroviarie, in capannoni ed in fognature.

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