Offener
Brief an die Abgeordneten des Landtages, an die Mitglieder der Landesregierung
Mitbestimmung
für die neuen Südtiroler! |
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Bozen, 23.12.2000
Der Landtag hat sich vor einem
Jahr mehrheitlich für einen Landesplan für Flüchtlinge ausgesprochen.
Auf dem Dreier-Landtag plädierten die Abgeordneten für grenzüberschreitende
Flüchtlingseinrichtungen. Die Vertreter der Bürgerschaft haben
sich grundsätzlich für eine Flüchtlingspolitik ausgesprochen,
die verhindern soll, dass Mensch auf der Flucht menschenunwürdig dahinvegetieren
(am Bahnhof, am Bahnhofspark, unter den Brücken von Bozen, in Nylonverschlägen
im Ufergebüsch an der Talfer) müssen.
Der Geist dieser Beschlüsse
muss auch für die Roma gelten. Die Roma-Unterkünfte an der Autobahn
in Bozen-Süd sollten aufgelassen werden: Die menschenfeindliche Umwelt
an der Autobahnausfahrt ist für Unterkünfte nicht geeignet. Eine
Alternative tut not.
Erst im Sommer wurden Roma
aus Frankreich von mehreren Gemeinden kurzerhand verschickt. Es braucht
also solche Notunterkünfte auch in anderen Teilen des Landes, nicht
nur in Bozen.
Die GfbV hat Unterstaatssekretär
Gianclaudio Bressa darauf gedrängt, Flüchtlinge, Roma und auch
Angehörige der verschiedenen Einwanderergruppen anzuhören. Südtirols
Gesellschaft muss sich verstärkt dieser neuen Mitbürgern annehmen,
d.h. gezielte Maßnahmen zur Integration an Schulen (die es teilweise
bereits gibt), Schaffung von Wohnraum (Arbeitnehmer aus Nicht-EU-Ländern
zahlen Steuern) und Aus- und Weiterbildungsprogramme anbieten.
Das Land soll dem Beispiel
des Regierungskommissariats und der Gemeinde Bozen folgen und einen Beirat
für Flüchtlinge, Roma und Einwanderer einberufen. Diese Gruppe
der "neuen Südtiroler" (Zitat aus der SWZ) wächst kontinuierlich
an, ohne Chancen der Mitsprache und somit Mitbestimmung zu haben. Die -
nicht nur - sozialen Probleme dieser nicht homogenen Bevölkerungsgruppe
können auf Dauer das Zusammenleben in der Südtiroler Gesellschaft
belasten. Diese Menschen sollen gehört werden, sollen mitreden können,
sollen Teil der Gesellschaft werden. Ansonsten werden Ausgegrenzte und
Außenseiter zu einer Gefahr für die bereits konfliktaufgeladene
Südtiroler Gesellschaft.
Mit freundlichen Grüßen
Gesellschaft für bedrohte
Völker
Eine Publikation
der Gesellschaft für bedrohte Völker. Weiterverbreitung bei Nennung
der Quelle erwünscht
Una
pubblicazione dell'Associazione per i popoli minacciati. Si prega di citare
la fonte - WebDesign
M.
di Vieste