Zum Beginn
zweitägiger Friedensgespräche zwischen der Regierung
Sri Lankas und der tamilischen Freiheitsbewegung Liberation
Tigers of Tamil Eelam (LTTE) in Berlin hat die Gesellschaft
für bedrohte Völker (GfbV) am Donnerstag die LTTE
aufgefordert, einen Aktionsplan für die
Rückführung von mehr als 700 Kindersoldaten in ihre
Familien vorzulegen. An die Regierung Sri Lankas appellierte die
Menschenrechtsorganisation, unverzüglich mehrere hundert
politische Gefangene freizulassen, die ohne Gerichtsverfahren
wegen mutmaßlicher Unterstützung der Freiheitsbewegung
festgehalten würden. Geständnisse dürften nicht
länger unter Folter erpresst werden und auch die
Vergewaltigungen Inhaftierter müssten endlich gestoppt
werden, forderten die Menschenrechtler. "Solange mordende
Polizisten, Soldaten und Gefängniswärter straflos
bleiben, wird es keinen Frieden für Sri Lanka geben", warnte
der GfbV- Asienreferent Ulrich Delius.
Seit Jahren kritisieren Menschenrechtsorganisationen den Einsatz
von rund 3.000 Kindersoldaten, die oft nicht älter als 12
Jahre seien, durch die LTTE. "Die Tamil Tigers hatten in den
vergangenen Wochen mehrfach zugesichert, keine Kindersoldaten
mehr zu rekrutieren und einzusetzen. Doch nach Informationen des
Kinderhilfswerkes UNICEF stehen noch immer 730 Kinder und
Jugendliche unter Waffen der LTTE", so Delius. "Wir appellieren
eindringlich an die Freiheitsbewegung, Zentren für die
Rückführung der Kinder in ihre Familien einzurichten,
in denen sie Schulunterricht erhalten und über ihre Rechte
informiert werden. Die Kinder brauchen außerdem dringend
psychologische Hilfe sowie Unterstützung bei ihrer
Reintegration in die Gesellschaft."
Menschenrechtsfragen sollen im Zentrum dieser fünften von
Norwegen vermittelten Verhandlungsrunde stehen, die auf Einladung
der deutschen Bundesregierung am 7.und 8. Februar in Berlin
stattfindet. Am 22. Februar 2002 hatten die Regierung Sri Lankas
und die LTTE einen Waffenstillstand unterzeichnet, nachdem mehr
als 65.000 Menschen in 20 Jahren Bürgerkrieg getötet
und 1,6 Millionen zu Flüchtlingen im eigenen Land geworden
waren. In den Verhandlungen seit September 2002 hatte die
für die Rechte der diskriminierten tamilischen Minderheit
kämpfende LTTE ihre Forderung nach einem unabhängigen
Tamilen-Staat fallengelassen und sich mit der Regierung auf den
Aufbau eines föderalen Staatssystems geeinigt.