INDEX
Teil I
Teil II
Teil III
Organisationen
Yanomami

Die Wächter der Wälder
"Unsere Zukunft ist eure Zukunft"

Eine Unterrichtseinheit über indigene Völker, Klimabündnis und wir, Mai 2000

Gesellschaft für bedrohte Völker - Südtirol
Landesamt für Luft und Lärm, Autonome Provinz Bozen
Pädagogisches Institut Bozen

INHALT

Teil I
Land unter Wasser | Dighe e genocidio: Vajont | Wer sind die Indigenen? | Dekade der indigenen Völker | Die UN schulden uns eine Erklärung | Indigene Völker und die UNO | Wird es wärmer? | Der Treibhauseffekt | Landdemarkation zum Schutz des Regenwalds | Das Haus von Accìon Ecologica bei Lago Agrio - Ecuador | Amazonien | Zerstörung von Lebensraum und Kultur der indianischen Völker | Urwälder der Erde | Die grüne Schatzkammer | Die Indianer Südamerikas | Die Yanomami | Die Kolonialisierung des Amazonasgebiets | Goldsucherinvasion in Malaria | Die Indianerpolitik Brasiliens | Das Massaker von Haximu | "Sie sehen sie als Tiere, nicht als Menschen" | Die unheile Welt von Glücksrittern, Indianern und Soldaten |

obenLand unter Wasser
Die Vinschger Erfahrungen mit dem "nationalen Interesse"

Der Malser Bürgermeister, Josef Noggler, Sprecher des Vinschgauer Stromkonsortiums, wird vehement, wenn es um die Wasserrechte und um die Stromgewinnung geht. Die Vinschger haben eifersüchtig ihr verbrieftes Recht auf Wasser verteidigt - das Wasser in diesem trockenen Landesteil garantiert das wirtschaftliche Überleben. Im oberen Vinschgau wollen deshalb die Gemeinden die Kontrolle über das Wasser behalten, auch gegen die Pläne der Landesregierung, über die Energiegesellschaft SEL die Strom-Konzerne Enel und Edison zu beerben.
Noggler begründet das Vinschgauer Mißtrauen mit den gemachten Erfahrungen - vor einem halben Jahrhundert wurden 500 Hektar Land samt dem Gauner Dorf von den gestauten Fluten überschwemmt. Der Montecatini-Konzern ließ das Land unter Wasser setzen. Ermöglicht hat dies ein königliches Dekret 1943, laut dem der Bau des Wasserkraftwerkes "der wirtschaftlichen Selbständigkeit und der nationalen Verteidigung Italiens dienen soll", erinnert Johann Prenner in seiner Arbeit "Erinnerungen an Alt-Reschen". Im Vorwort schreibt Johann Patscheider, Fraktionsvorsteher von Reschen:" Es ist schon bald ein halbes Jahrhundert her, als im oberen Vinschgau durch den Bau eines Stausees die Heimat vieler Menschen und mit ihr wertvolles Kulturgut für immer verloren ging. (...) Heute gibt es immer weniger Zeugen dieser Zeit. Es besteht die Gefahr, daß dieses schreckliche Ereignis bald ad acta gelegt wird. (...) Besonders schmerzhafte Erinnerungen mag dieses Werk bei all jenen wecken, die ihr Hab und Gut verloren haben und in einer fremden Welt eine neue Heimat suchen mußten".
Der Grauner Kirchtum, gebaut im 14. Jahrhundert, ist das bauliche Überbleibsel von Reschen. Die Häuser des alten Dorfes wurden gesprengt, bevor die gesamte Tahlsohle zwischen St. Valentin auf der Haide bis nach Reschen unter Wasser gesetzt wurde. Mehr als 70 Familien - die im Wasser alles verloren hatten - mußten Graun verlassen, 16 Familien Reschen. "Umgesiedelt" wurden auch die Begrabenen des Grauner Friedhofs. Jene Grauner, die bleiben konnten, fanden kurzfristig am Talanfang von Langtaufers in Baracken Unterkunft. Die von den Fluten verschonten Bürger von Reschen gründeten das neue Reschen in der "Kloan-Tauf" im "Bsäimta".
1939 wollten zwar ein Großteil der Grauner und der Bewohner von Reschen freiwillig durch ihre "Option" für NS-Deutschland abwandern, zehn Jahre später vertrieben die Fluten die Dörfler. Verbittert schreibt Prenn in seinen "Erinnerungen an Alt-Reschen": "Diejenigen Bewohner beider Dörfer, die abwandern mußten, weil sie alles verloren hatten, sahen einer düsteren Zukunft entgegen, vor allem deshalb, weil die Ablösung der Liegenschaften und die Entschädigung in Form eines Neuankaufs irgendwo und irgendwann bei weitem noch nicht abgeschlossen war und nur schleppend vorankam. Alles in allem, die Ablöse und Durchführung der Entschädigungen konnte in ihrer Abwicklung mit dem Steigen des Wassers keineswegs Schritt halten".
Die hartnäckige Haltung heute der Vinschger im Kampf um Wasserrechte und die Stromautonomie ist angesichts dieser Geschichte verständlich. Die Gemeinden wollen ihren Stausee und die Stromproduktion kontrollieren. Sie fürchten sich davor, übergangen zu werden. Ähnliche Motive bewegten auch die Grundbesitzer auf der Malser Haide, die sich energisch gegen ein Wasserkraftwerk des Bonifizierungskonsoritums Vinschgau zur Wehr setzen.
Die Geschichte des Stausees am Reschen beginnt mit der italienischen Annexion Südtirols. "Für die Annexion hatte neben strategisch-militärischen Gründen auch die Ausbeutung der wirtschaftlichen Resourcen - Holz und Wasserkraft - eine Rolle gespielt," heißt es im Kapitel "Entheimatung" (von O. Kiem, H. Mock & A. Zendron) im Ausstellungskatalog "Option, Heimat, Opzioni" des Tiroler Geschichtsvereins. Bis Ende der 30er Jahre wurden Kraftwerke in Marling, Brixen, Pfitsch, Gröden, Waidbruck und Kardaun gebaut. Das Kardauner Kraftwerk war 1929 das größte Europas.
Schon 1920 bemühten sich Konzerne um entsprechende Konzessionen aus Rom, um den Reschen- und den Graunersee zu stauen. Geplant war damals eine fünf Meter hohe Staumauer. Aber erst 1939 schaffte es Montecatini. Auf der Gemeindetafel von Graun informierte Montecatini die Bevölkerung über die Pläne - der See sollte auf 22 Meter gestaut werden. Da die Bürger von der italienischen Projektankündigung keine Notiz nahmen "und nachdem nach acht Tagen die gesetzlich vorgeschriebene Frist für einen Rekurs verstrichen war" (J. Prenn - Erinnerungen an Alt-Reschen), machte sich Montecatini an die Verwirklichung. 1947 zogen Arbeiter in St. Valentin auf der Haide die Staumauer hoch, 1950 waren die Arbeiten abgeschlossen.
Die Proteste der Grauner und deren Kundgebungen fanden bei Montecatini kein Gehör, die Eingabe beim zuständigen Ministerium in Rom genausowenig. Der Grauner Pfarrer Alfred Rieper versuchte den Rest zu retten - in der mit einer Staumauer abgeschlossenen Talsohle staute sich bereits das Wasser. Pfarrer Rieper verlangte den Bau von Häusern, drängte auf Entschädigungen, auf eine Aussicht auf eine Alternative.
David gegen Goliath, in diesem Fall war die Niederlage für David nicht mehr aufzuhalten. Die Industrien in Norditalien drängten auf Strom, genauso ein Schweizer Konzern, der mit vielen Franken Projekte von Montecatini vorfinanzierte. Johann Prenn: "Wer sollte es da der betroffenen Bevölkerung von Graun und Reschen verargen, wenn ihr die volkswirtschaftlichen Notwendigkeiten kein genügender Trost waren, um sich über das eigene Unglück mit Gelassenheit hinwegzusetzen? Darum kann man bestimmt nicht erwarten, daß die Menschen damals aus Begeisterung über den Bau eines solches Werkes, das angeblich für das Allgemeinwohl, vor allem aber für das Gedeihen kapitalistischer Gesellschaften Italiens und der Schweiz entstehen soll, ihre sieben Sachen packen und (...) auswandern sollten, da sie ja aus dem Bau dieses Werkes keinerlei Nutzen zu erwarten hatten".
Die, die auswandern mußten, fanden eine neue Heimat irgendwo in Südtirol, auch in Nordtirol und im Trentino. Die, die bleiben konnten, leben inzwischen mit dem See und hoffen, irgendwann den See zurückzubekommen. Johann Prenn: "Die Jahre zogen ins Land und die Wochen in Sachen Seestauung begannen sich zu glätten. Die Menschen haben sich allmählich an den Zustand gewöhnt. Die Zeit vermag ja Wunden zu heilen. Man kann zwar vergessen, aber damit sind die nun einmal geschaffenen Tatsachen auch nicht aus der Welt geschaffen".

Von: Wolfgang Mayr; aus: "Erinnerungen an Alt-Reschen" von Johann Prenn



obenDighe e genocidio
Il caso Vajont: una calamità artificiale
DIGA FUNESTA,
PER NEGLIGENZA E SETE D’ORO
ALTRUI
PERSI LA VITA, CHE INSEPOLTA RESTA
Lapide presso la diga in memoria di uno dei dispersi del Vajont
Una valle alpina
Da occhi diversi la stessa realtà può essere osservata con intenzioni diverse. La valle del Vajont, come si presentava intorno al 1950, ne costituisce un esempio.
Agli occhi dei dirigenti e dei tecnici della potente S.A.D.E., società monopolista dell’elettricità nell’Italia nord-orientale, essa costituiva un colossale affare. Si trattava di una stretta, ripida vallata delle Prealpi Carniche, ricca di acque e tributaria della valle del fiume Piave, da cui la separavano un forte dislivello ed una strettissima gola; in posizione strategica nell’ambito del progetto, allora in fase di realizzazione, della captazione di tutte le acque del bacino a fini idroelettrici. La posizione ideale per realizzare una colossale diga, fra le più grandi realizzate sino ad allora, e per produrre un’enorme quantità di energia.
Nulla pareva ostacolare questo ambizioso disegno. Non la politica, favorevole alla produzione idroelettrica, necessaria alla nascente industria nelle zone di pianura (e del resto assai “sensibile” alle richieste dei potenti azionisti della S.A.D.E., ex-fascisti passati armi e bagagli al nuovo potere della Democrazia Cristiana); non la geologia, secondo quanto andavano sostenendo i reputati “luminari” sul libro paga della società. L’unico, trascurabile ostacolo era rappresentato dagli abitanti della valle che sarebbe stata sommersa una volta costruita la diga.
Proviamo ora a considerare gli stessi luoghi da un altro punto di vista. Erto e Casso, due villaggi a distanza di pochi chilometri, riuniti nello stesso Comune, entrambi arroccati sul ripido pendio a solatio: i vicoli stretti, coi muri di sasso ed i tetti di una particolare pietra locale, che si trova già sfaldata nella misura giusta per sostituire le tegole: genere costoso, e quindi “di lusso”.
Due paesi accomunati, oltre che dalla vicinanza, anche dall’isolamento, dalle stesse, magre risorse e dal medesimo stile di vita, grazie al quale, a prezzo di notevoli stenti, gli abitanti potevano sostentarsi.
Il versante destro della vallata, magro e sassoso, benché esposto a mezzogiorno, non permetteva certo una produzione agricola sufficiente. Maggiori erano le possibilità offerte dal versante sinistro, meno ripido e più fertile, benché in ombra nei mesi invernali. La distanza ed il dislivello da superare, tuttavia, non permettevano di recarsi agevolmente da un lato all’altro della valle più volte al giorno, per le operazioni necessarie all’agricoltura ed alla cura del bestiame.
Da tempo immemorabile, quindi, le famiglie ertocassane disponevano generalmente di due abitazioni, costruite a prezzo di grandi sacrifici: una invernale, negli abitati sul versante soleggiato, ed una estiva nel lato più fertile della valle, ove l’intera famiglia si trasferiva per vari mesi con i propri animali. Non si trattava di un lusso, o di una forma di “villeggiatura”, ma di una necessità, essenziale per la sopravvivenza in quei luoghi.
Ma neanche questo bastava: per centinaia e centinaia di ertocassani, uomini e donne, il prodotto dei campi e dell’allevamento non bastava che per pochi mesi. Per integrare questo magro reddito, non restava che la via, praticata da secoli, dell’emigrazione. La specialità degli ertocassani, sebbene vi fossero anche emigranti di altro mestiere, era quella del commercio ambulante. Mestoli, piatti, ed altri utensili in legno, e le tipiche scarpe di pezza, prodotti in casa con le povere risorse locali, costituivano i generi di esportazione, venduti al minuto nelle regioni vicine, in tutto il Nord Italia ed anche all’estero, da uomini e soprattutto da donne che, a prezzo di incredibili stenti, si portavano a venderli, generalmente a piedi, di mercato in mercato e di paese in paese; e ciò per generazioni. Tanto più attaccati al proprio piccolo mondo quanto più lontano erano costretti ad emigrare, i valligiani del Vajont portavano per i luoghi natii una fortissima affezione.
Ciò che divideva Ertani e Cassani, oltre al “normale” spirito campanilistico caratteristico di tutte le zone montane, erano la lingua e la storia. Gli Ertani parlavano un linguaggio proprio, ricco di suoni e di vocaboli peculiari, che ha suscitato un notevole interesse tra gli studiosi di linguistica, sollevando interrogativi storici e lunghe discussioni per la somiglianza col Ladino delle Dolomiti, piuttosto che con il Ladino del Friuli. A Casso, invece, l’ultimo paese del Friuli prima del confine con il Veneto, si parlava un dialetto veneto alpino. Questo fatto pareva confermare l’idea degli Ertani di essere i primi abitanti della valle: primato non solo di onore, che in altri tempi aveva scatenato lunghissime liti, relative a concretissimi e vitali interessi.
Oggetto del contendere era la “comugna”: la terra collettiva inalienabile, aperta al pascolo ed al legnatico, che qui, come in genere nelle zone alpine, costituiva gran parte del territorio. Fin dai tempi della Repubblica di Venezia le due comunità si erano scontrate per il possesso di questa preziosa risorsa. Il fondo dei “Proveditori sopra beni communali” presso l’Archivio di Stato di Venezia conserva tuttora, come chi scrive ha potuto verificare, un’ingente documentazione su quelle lunghissime liti. Base della sussistenza economica, e luogo d’identificazione collettiva, le terre comuni di Erto e Casso rimasero contese per secoli.

Come si costruisce una catastrofe
E proprio dalle “comugne” cominciò la rovina. Con un decreto (non esente da dubbi sotto il profilo giuridico), il Commissario agli usi civici di Venezia, il magistrato cui è affidata la tutela di simili terre, protette da un particolare vincolo di inalienabilità anche dal vigente diritto italiano, autorizzava la cessione di 88 ettari delle “comugne” di Casso alla società S.A.D.E.
Si trattava dell’area destinata alla costruzione della diga, e del primo nucleo di terre destinate alla sommersione. Il decreto fu poi confermato, in data 2 febbraio 1950, dall’autorizzazione del Ministro per l’Agricoltura, il futuro presidente della Repubblica Segni.
La storia degli anni seguenti è una storia di violenza e di soprusi, di espropri di case e di terre a prezzi ridicoli, di occupazioni di fatto realizzate dalla S.A.D.E. senza reazioni delle autorità alle giuste proteste degli abitanti; di autorità che “si fidano” delle relazioni di famosi geologi (sul libro paga della S.A.D.E.: la scienza raramente è neutrale), piuttosto che delle preoccupazioni degli abitanti, convinti, e per la conoscenza dei luoghi, e per la memoria storica di grandi frane avvenute nei secoli passati, che l’immensa pressione delle acque del costruendo bacino avrebbe potuto rendere instabili i fianchi della vallata. Indifferente alle proteste, la S.A.D.E. continuò l’opera, aumentando addirittura l’altezza della diga dai progettati 200 ad oltre 260 metri, moltiplicando così la capienza del bacino e la pressione dell’acqua sui fianchi delle montagne. Le relazioni preoccupate di altri geologi che avevano segnalato l’instabilità dei versanti della valle, commissionate anch’esse dalla S.A.D.E., furono accuratamente celate.
Per “controllare” ed eventualmente reprimere le proteste degli ertocassani, che si erano organizzati in un Comitato per difendere la propria valle ed il proprio futuro, fu stabilita ad Erto una stazione dei Carabinieri.
Per comprendere meglio ciò che accadde va considerato che, oltre agli ottimi rapporti con politici ed amministratori, la S.A.D.E. poteva anche vantare il controllo del “Gazzettino”, il giornale più letto in Veneto e Friuli. In tutta la vicenda la stampa, come del resto la politica e l’amministrazione, non svolse certo un ruolo imparziale. Minimizzando i rischi dell’opera, magnificando gli aspetti ingegneristici ed il “progresso” che la diga avrebbe portato, diffamando sistematicamente chi si opponeva con tutte le sue forze alla realizzazione del progetto, anche i mezzi di comunicazione contribuirono alla “costruzione della catastrofe”.
Unica eccezione, il quotidiano comunista “Unità”, che fin dall’inizio prese le parti degli ertocassani. Non senza rischi: la giornalista Tina Merlin, che dalle colonne di quel giornale aveva denunciato il rischio di una colossale frana dai fianchi del monte Toch, sulla sinistra della valle, fu denunciata per “procurato allarme a mezzo stampa”, e solo dopo un lungo processo poté provare la propria “innocenza”!
I segni premonitori della catastrofe furono volutamente ignorati. Dai fianchi del monte Toch, al momento delle prime prove d’invaso, si staccò una notevole frana. I progettisti, in previsione di un’ulteriore, grande smottamento costruirono un canale per scolmare le acque del lago, che la frana stessa avrebbe potuto dividere in due. Non passò per la testa a nessuno (almeno a nessuno dei tecnici) che una frana di tali dimensioni avrebbe potuto sollevare un’onda di piena nel lago, tale da mettere in pericolo non solo il centro di Erto, ma anche i paesi a valle della diga. I lavori nella valle del Vajont proseguirono senza soste, anche quando, a seguito della nazionalizzazione degli impianti idroelettrici, impianti e personale passarono dalla S.A.D.E. al nuovo ente E.N.E.L.
Con ciò lo Stato italiano entrò a pieno titolo fra i responsabili della sciagura: non solo, come prima, per la compiacente mancata sorveglianza; ma come responsabile diretto della catastrofe.
I boati e le scosse, avvertiti dai valligiani sempre più frequentemente, furono attribuiti dalle autorità a “fenomeni di origine sismica”.
La notte del 9 ottobre 1963, prima ancora che fossero ultimate le prove d’invaso, il monte Toch, minato dalle infiltrazioni delle acque del bacino, franò nel lago.
In pochi istanti una massa di rocce di oltre trecento milioni di metri cubi, vasta oltre duecento ettari ed alta più di duecento metri, scivolò per un fronte lungo chilometri sugli strati rocciosi sottostanti, e trascinò con sé boschi, pascoli, case, stalle, persone ed animali; dividendo in due il lago, e seppellendo le case presso la diga con tutti i loro abitanti.
Cacciata a forza dal lago, l’acqua del bacino si sollevò in due mostruose ondate. La prima inghiottì in pochi secondi la parte bassa di Erto, le borgate di Spesse e San Martino, e numerose case sparse, con tutti i loro abitanti.
La seconda lambì il centro di Casso, scavalcò la diga e precipitò, centinaia di metri più in basso, sulla valle del Piave. In cinque minuti il florido centro di Longarone, e le frazioni di Pirago, Codissago, Dogna e Provagna furono sepolti da un muro d’acqua alto più di settanta metri. In pochi istanti di quei paesi non rimase pietra su pietra.
La diga, risparmiata dalla frana, rimase intatta, come si può vedere tuttora.
Le vittime della sciagura, sommando morti e dispersi dei vari Comuni interessati (in primo luogo Longarone, Erto e Casso, Castellavazzo), furono più di 2.100 (le stime, in ogni caso, variano di qualche decina: i cadaveri si trovavano dispersi da Termine di Cadore, vari chilometri a monte di Longarone, fino al mare Adriatico).

Dopo il genocidio, la deportazione
Il calvario dei sopravvissuti non finì con il disastro. La stampa si affannò, anche se con magri risultati, ad attribuire la catastrofe ad un “imprevedibile evento naturale”.
Non fu dello stesso parere la magistratura. Tuttavia il lungo processo penale ai responsabili del disastro (svoltosi in primo grado all’Aquila, perché si ritenne che i superstiti potessero “turbare” il giudizio nella naturale sede di Belluno) si concluse con una sola condanna a dieci anni, di cui uno solo fu realmente scontato.
Occorsero lunghissimi anni di battaglie giudiziarie perché i sopravvissuti, gli emigranti che avevano perso tutto, ed i parenti delle vittime ottenessero un risarcimento. Molti, esasperati dalla lunga attesa, accettarono svantaggiose transazioni.
Mentre la ricostruzione di Longarone (per la verità dopo un’iniziale stagione di proteste dei sopravvissuti, esasperati dalla lentezza degli interventi) procedette in modo relativamente spedito (oggi Longarone è una cittadina con grandi, forse sovradimensionate, infrastrutture; anche se quella che la abita è in gran parte altra gente, giunta dopo la sciagura), il destino di Ertani e Cassani, anche dopo il disastro contro cui molti di essi avevano lottato con tutte le proprie forze, fu assai difficile.
Ertani e Cassani furono sgomberati a forza dalle loro case l’11 ottobre 1963, due giorni dopo la catastrofe. Le stesse autorità che avevano ignorato i segnali di allarme prima della sciagura, ora evacuavano la popolazione a disastro avvenuto.
A sostenere l’evacuazione, stranamente, le autorità comunali. Atteggiamento sospetto, secondo molti abitanti. La S.A.D.E., ora divenuta E.N.E.L., cercava ancora di sfruttare il bacino, a costo di allontanare la popolazione. Alcuni abitanti tornarono clandestinamente al paese, a recuperare i propri morti, nonostante alle loro case, con beffarda ironia, fosse stata “tagliata” la corrente elettrica. Il disegno del “trasferimento”, tuttavia, andò avanti. Per gli sfollati fu costruito un nuovo paese nella pianura friulana, battezzato Vajont. Molti, specialmente coloro i quali avevano perso la casa o il lavoro, accettarono di abitarvi. Un secondo gruppo di famiglie fu stanziato nella “Nuova Erto” presso Ponte nelle Alpi. Altri emigrarono altrove (qualcuno anche in Provincia di Bolzano).
Sul trasferimento di queste persone si giocarono molte speculazioni. Fra il personale comunale vi fu chi fece incetta delle licenze commerciali dei sinistrati, che secondo una normativa accuratamente tenuta nascosta agli interessati, si potevano trasferire in altre località.
I fondi per la ricostruzione, e le provvidenze economiche per chi nel disastro aveva perso anche il lavoro, furono così in buona parte dirottati in una zona diversa da quella sinistrata. Il nuovo comune di Vajont, tuttavia, fu dotato di un territorio piccolissimo. Le fabbriche ed i posti di lavoro promessi agli sfollati furono così installati in territorio di altre amministrazioni, sotto il controllo altrui. Per molti abitanti di Vajont non restò che un posto in fonderia, malsano e malpagato.
La comunità fu così smembrata. Un terzo gruppo decise di rimanere ad Erto, battendosi con successo per lo svuotamento del lago. Dopo ben dieci anni costoro ebbero riconosciuto il diritto ad un’abitazione in zona sicura, a monte del vecchio centro danneggiato dalle acque del bacino.
A distanza di trentasei anni dalla frana, in una valle dalla morfologia sconvolta, anche Erto è rinato, grazie ad un pugno di “irriducibili” che non vollero abbandonare la propria terra. Casso, invece, il cui centro storico fu risparmiato dalla sciagura, è oggi un paese fantasma: quasi tutte le sue famiglie accettarono il trasferimento.
Nel disastro i Cassani non persero le case, ma il territorio. I loro beni migliori, le loro terre collettive e private, erano sulle pendici del Toch. La perdita dei beni distrusse quella comunità.

Stefano Barbacetto, Letteratura: Tina Merlin, Sulla pelle viva. Come si costruisce una catastrofe: il caso Vajont, Cierre 1997



obenWer sind die Indigenen?
Ureinwohner, Eingeborene, Hüter der Erde?

Indigene Völker haben ein Kriterienraster entwickelt - so der,,Weltrat der indigenen Völker" (World Council of lndigenous Peoples) -, um ihren Anspruch auf eine eigene ldentität historisch zu untermauern. Angehörige indigener Völker sind Menschen, die in Ländern mit unterschiedlichen ethnischen Gruppierungen leben und als Nachkommen der ersten Siedler gelten. Sie wurden später von anderen unterworfen, kolonisiert und von ihren ursprünglichen Siedlungsräumen teilweise vertrieben. lhre Kulturen - und damit auch Formen der Selbstregierung - wurden zerstört oder in eine gesellschaftliche Minderheiten- oder Randposition gedrängt.
Gleichwohl weisen indigene Völker Restbestände einer eigenen Kultur - einschließlich Formen der politischen und sozialen Organisation - auf, verfügen über eine eigene Sprache, eigene Religion(en) und eigene Vorstellungen über ihre Zukunft und Entwicklung. Das gilt z.B. für den Umgang mit der Natur, der meist ökologisch angepaßt und schonend ist, und der die Existenz zukünftiger Generationen nicht gefährdet oder gar zerstört.
Indigene Völker leben am Rande der Entscheidungsprozesse. In Brasilien äußert sich dies etwa in den Unterschieden bei der durchschnittlichen Lebenserwartung. Laut Statistik lebt ein nicht-indianischer Staatsbürger Brasiliens 67 Jahre, bei lndianern beträgt die Lebenserwartung nur 46 Jahre.
Ein weiteres zentrales Kriterium ist schließlich die sogenannte Selbstidentifikation: Betroffene wie etwa die Saami in Nordeuropa entscheiden selbst, ob sie sich entsprechend den genannten Merkmalen als ,,indigen" bezeichnen wollen oder nicht. Völker wie die Kurden im Nahen Osten oder die Tibeter tun dies nicht und werden daher auch nicht zu den Indigenen gezählt.
Viele Begriffe für indigene Völker wie Eingeborene, Urvölker, Jäger- Sammler-Völker oder Naturvölker erfassen zwar einen Teil dessen, was ihre ldentität ausmacht. Einige Begriffe sind jedoch im Sprachgebrauch abwertend, historisch vorbelastet oder nicht ausreichend. So legt die Bezeichnung Jäger-Sammler- oder Naturvölker eine primitiv-einfache Form der Naturverarbeitung nahe. Zum einen haben nicht alle indigenen Völker ihren Nahrungserwerb durch solche Tätigkeiten bestritten. Zum zweiten haben indigene Völker ausgeklügelte Produktionssysteme, die nicht zu unseren Vorstellungen vom einfachen Leben passen: die,,schwimmenden Gärten" (,,Chinampas") im heutigen Mexiko, Terrassen und Bewässerung im Hochland der Anden, Überschwemmungsvorsorge an der Atlantikküste im heutigen Kolumbien, eine weise abgestimmte Waldnutzung und Sammelwirtschaft bei den Adivasi in lndien.
Aktuelle Schätzungen gehen von 250 bis 300 Millionen Ureinwohnern aus, die sich auf ungefähr 5000 unterschiedliche Völker in 76 Staaten und alle Kontinente verteilen (4% der Erdbevölkerung auf 10 bis 15% der Landfläche). Den größten Anteil stellen die Adivasi lndiens und indigene Völker in China mit jeweils zwischen 70 und 80 Millionen, gefolgt von den Ureinwohnern Amerikas, die knapp über 40 Millionen zählen. Die Tuareg in den Sahara-Staaten gehören ebenso dazu wie Pygmäen im zentralafrikanischen Regenwald, Penan in Malaysia, Bergvölker in Bangladesh und Burma, Ainu in Japan, sibirische Völker in Rußland, Maori in Neuseeland, Aborigines in Australien, Bewohner der pazifischen lnseln, lnuit in Alaska, Kanada, Grönland und der Ex-GUS und Saami in Nordeuropa. In den Regenwäldern werden ca. 50 Mio. Angehörige von ca. 1000 indigenen Völkern vermutet.

Von: Theo Rathgeber, GfbV-Deutschland



obenDekade der indigenen Völker
Lebenszeichen einer anderen Welt

Millionen Ureinwohner warten auf ein Zeichen aus den Industriestaaten, die mit verantwortlich sind für den Rohstoff-Raubbau auf indigenem Land. Die Folge des Raubbaus ist die Zerstörung der Lebenswelten der indigenen Völker. Die Ureinwohner beginnen sich aber gegen die Enteignung ihrer Heimat zu wehren. Sie haben sich weltweit organisiert, um ihre Land- und die Menschenrechte einzufordern. Sie fordern, daß ihre Staaten in der noch laufenden UNO-Dekade indigener Völker (1994-2004) die ILO-Konvention 169 zum Schutz der indigenen Völker ratifizieren. Diese Konvention der Internationalen Arbeitsorganisation ILO (ein UNO-Gremium) sichert die Landrechte. Seit 1982 arbeiten Vertreter indigener Völker an der UN-Arbeitsgrupe für indigene Bevölkerungen mit. Ziel dieser Arbeitsgruppe (ist Teil der Unterkommission zur Verhütung von Diskriminierung und zum Schutz der Minderheiten der UN-Menschenrechtskommission) ist die Ausarbeitung einer Erklärung über die Rechte indigener Völker als Zusatz der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte.

Eine neue Partnerschaft für die Verlierer der Geschichte
Die indigenen Völker sind die Verlierer der Geschichte. Sie wurden und werden von in- und ausländischen Invasoren um ihr angestammtes Land und ihre Lebenswelten gebracht. Dies ist nicht nur Geschichte sondern auch brutale Gegenwart. Von der Arktis bis Feuerland, von Skandinavien bis Südafrika, von Sibirien bis zu den Philippinen, von Japan bis nach Australien ringen die indigenen Völker um Überleben und Eigenständigkeit.
Menschenrechtsgruppen unterstützen die indigenen Völker, eine neue Partnerschaft entsteht mit dem Ziel:

Das internationale Klimabündnis
"Ein Bündnis zu schließen bedeutet, daß unterschiedliche Ideologien und Kulturen, die einem gleichen Problem gegenüberstehen, sich zusammenschließen. In Europa ist es das Klima, bei uns ist es das Problem der Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes, unseres Landes. Hier gibt es Berührungspunkte, denn die Umwelt ist ein gemeinsames Anliegen, an dem wir an verschiedenen Stellen der Erde gemeinsam arbeiten können. Und es gibt eine Voraussetzung, die respektiert wird: ein Bündnis wird zwischen Gleichberechtigten geschlossen, keiner geht über den anderen hinweg, sondern man steht sich ebenbürtig gegenüber", so bewertete Evaristo Nugkuag, der ehemalige Vorsitzender der Coica (Koordination der Indianerorganisationen des Amazonasbeckens) das vor zehn Jahren gegründete neue Nord-Süd-Bündnis zwischen westeuropäischen Städten und Gemeinden sowie der Coica.
"Der beste Schutz der Amazonas-Biosphäre ist der Schutz von Land, das von indigenen Völkern als ihre Heimat bezeichnet wird, und die Förderung von eigenen Modellen für das Leben in dieser Biosphäre und für die Nutzung der Ressourcen" heißt es in einem Papier der Coica. Die Coica fordert die Anerkennung und Verteidigung indianischer Landrechte.
Die Coica wendet sich gegen die Politik der Schuldenerlässe für Länder der Dritten Welt, wenn diese dafür die Regenwälder mit der Errichtung von Naturparks schützen. Statt "Schulden gegen Natur" schlagen die Indianerorganisationen einen Tausch "Schulden gegen Land" vor. Die Coica wurde 1984 zur Verteidigung der Rechte der Amazonasvölker gegründet. Mitglieder sind die indianischen Amazonas-Organisationen, die 400 Völker und eine Million Menschen in den fünf Anrainerstaaten vertreten: Von: Wolfgang Mayr, GfbV-Südtirol


obenDie UN schulden uns eine Erklärung
Die indigenen Völker fordern verbindlichen Schutz ihrer Rechte

(...) Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte war und ist eine Antwort auf vielfache Verletzungen der Menschenwürde, die bis heute in allen Teilen der Welt anhalten. Als international geltendes Instrument stellte diese Erklärung einen enormen Fortschritt für die Geltung und den Respekt vor den unveräußerlichen Menschenrechten dar. (...) Aber nach und nach verkehrt sich die UNO zu einem Ausdruck der herrschenden Machtinteressen. Und so verkümmert auch die Menschenrechtserklärung zu einem Prinzipienkanon, den niemand zu erfüllen und zu respektieren braucht.
Um diesen Niedergang aufzuhalten, haben wir, die Opfer, Beleidigten und Überfallenen, uns an die UNO gewandt, damit diese den Blick auf diejenigen Länder richtet, in denen Menschenrechte nicht existieren. (...) Die Vereinten Nationen müssen sich aber einer vollständigen Überprüfung ihrer Arbeit unterziehen und Reformen auf den Weg bringen. Dazu gehört, daß die wirtschaftlichen, politischen, sozialen und kulturellen Rechte zu einem Bestandteil der Menschenrechte werden. Ebenso müssen die Vereinten Nationen das Thema Selbstbestimmung und der kollektiven Rechte indigener Völker sowie ethnischer und kultureller Minderheiten miteinbeziehen. Denn diese sind in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte nicht enthalten.
Daß die Rechte der indigenen Völker in einer eigenen Erklärung der UNO kodifiziert werden müssen, diese Notwendigkeit kam schon vor etwa drei Jahrzehnten zu Sprache. 1982 schufen die Vereinten Nationen die Arbeitsgruppe für indigene Bevölkerungen (UN Working Group for Indigenous Populations). Eine seiner Hauptanliegen lag darin, die Entwicklung internationaler Normen zu den Rechten indigener Völker voranzutreiben. Von großer Bedeutung war, daß die UNO der direkten Teilnahme von indigenen Repräsentanten Raum gegeben hat. So kam 1995 nach langen Diskussionen, zähem Ringen und vielen schmerzlichen Kompromissen endlich ein Entwurf für die angestrebte Erklärung zustande. So bin ich wenig glücklich darübe, daß die UN-Menschenrechtskommission den Entwurf fünf Jahre nach seiner Überweisung noch immer nicht verabschiedet hat.
Wir hoffen, daß die Vollversammlung in einer entsprechenden Resolution die Notwendigkeit betont, daß die Erklärung sich bis zum Ende des Internationalen Jahrzehnts der indigenen Völker 2004 in einer Konvention über die Rechte indigener Völker wandelt. Mit einer solchen Konvention würden wir endlich (weil verbindlicher als eine Erklärung) ein wirksames Instrument zur Verteidigung unserer kollektiven politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte bekommen.
Aus: pogrom (200/98), Zeitschrift für bedrohte Völker von Rigoberta Menchú, guatmaltekische Menschenrechtlerin, Friedensnobelpreistägerin und Goodwill-Botschafterin der UNO (Angehörige des Quiché-Volkes)



obenIndigene Völker und die UNO

Für indigene Völker sind bisher folgende Rechtsnormen innerhalb des Rechtsinstrumentariums der Vereinten Nationen (UN) erarbeitet worden:

Die internationale Staatengemeinschaft nahm die Probleme der indigenen Völker in der postkolonialen Ära lange nicht zur Kenntnis. Es ist der wachsenden politischen Mobilisierung der Betroffenen und dem Engagement von Unterstützergruppen und -personen zu verdanken, daß die indigenen Völker auch im UN-System ein Thema wurden. 1972 wurde von der "Unterkommission zur Vorbeugung von Diskriminierung und zum Schutz der Minderheiten" der Vereinten Nationen eine ausführliche Studie zum Problem der Diskriminierung indigener Völker in Auftrag gegeben. Die 1983 vorgelegte "Martínez-Cobo-Studie" nannte Diskriminierung von und Menschenrechtsverletzungen an indigenen Völkern beim Namen.
Diese Arbeit gab den Anstoß für die Schaffung der "Arbeitsgruppe für Indigene Bevölkerungen" (Working Group on lndigenous Populations) die 1982 von der "Unterkommission für Verhütung von Diskriminierung und Minderheitenschutz" der UN-Menschenrechtskommission eingerichtet wurde. Sie tagt jährlich in Genf und ist das einzige internationale Forum, in dem Vertreterinnen indigener Völker (und zwar unabhängig davon, ob sie von den Vereinten Nationen formal anerkannt sind oder nicht) ihre lnteressen und Forderungen darlegen und in einen offenen Dialog mit Regierungsvertretern treten können. In der UN-Hierarchie hat die Arbeitsgruppe jedoch wenig Einfluß, denn ihre Beschlüsse müssen von vier übergeordneten Gremien abgesegnet werden: von der Unterkommission zur Vorbeugung von Diskriminierung und zum Schutz für Minderheiten, der Kommission für Menschenrechte, dem Wirtschafts- und Sozialrat (ECOSOC - hier hat die GfbV einen Beobachterstatus) und schließlich die UN-Generalversammlung (die ECOSOC gewährt zwölf Organisationen indigener Völker einen Beraterstatus).
Von dar Arbeitsgruppe gehen allerdings wichtige Impulse aus: Ihre Hauptaufgabe ist die Erarbeitung internationaler Rechtsnormen für indigene Völker. Sie versucht damit ein Vakuum aufzufüllen, da viele der gültigen Menschenrechtsabkommen (siehe oben) nur Individualrechte festschreiben und somit den gemeinschaftlich-orientierten Charakter indigener Völker nicht berücksichtigen. Artikel 1 der Charta der Vereinten Nationen und auch die gleichlautenden Artikel 1 der beiden Menschenrechtspakte lauten: "Alle Völker haben das Recht auf Selbstbestimmung". Allerdings findet sich in der Charta keine rechtsverbindliche Definition des Begriffs "Volk", und die Nationalstaaten verweigern das den indigenen "Völkern" zustehende Selbstbestimmungsrecht.
Außerdem untersucht die Arbeitsgruppe für indigene Bevölkerungen besondere Aspekte der Beziehung dieser Völker zu den Nationalstaaten. Seit 1989 prüfen Experten (angeregt durch eine Empfehlung des früheren Martínez-Cobo-Reports) den völkerrechtlichen Status von Verträgen und bilateralen Abkommen.
Die 1957 verabschiedete IL0-Konvention Nr. 1 07 wurde überarbeitet. In den 50er Jahren strebte man eine möglichst schnelle Integration und Assimilation indigener Völker an. Die Konvention Nr. 107 konzentrierte sich daher auf den Schutz dar Einzelperson und untersagte eine Diskriminierung seitens dar Nationalstaaten. Aber in den letzten Jahren gewannen die Prinzipien dar ldentitätsbewahrung und der Selbstbestimmung international an Gewicht und veranlaßten die IL0, einen Neuentwurf zu erarbeiten. Unter zumindest formaler Mitwirkung indigener Völker (als Beobachter und Berater) verabschiedete die IL0 1989 die neue Konvention Nr. 1 69. Dieser Text bekräftigt, daß kein Staat und keine gesellschaftliche Gruppierung das Recht hat, die ldentität zu leugnen, die ein indigenes Volk für sich beansprucht, und überträgt den Staaten die Verantwortung, unter Beteiligung der indigenen Völker deren Rechte und Integrität sicherzustellen.
Die Konvention Nr. 169 befaßt sich auch ausführlich mit Landrechten und Ressourcennutzung. So heißt es in Artikel 14, Absatz 1:
"Die Eigentums- und Besitzrechte der betreffenden Völker an dem von ihnen seit alters her besiedelten Land sind anzuerkennen. Außerdem sind in geeigneten Fällen Maßnahmen zu ergreifen, um das Recht der betreffenden Völker zur Nutzung von Land zu schützen, das nicht ausschließlich von ihnen besiedelt ist, zu dem sie aber im Hinblick auf traditionelle, der Eigenversorgung dienenden Tätigkeiten, Zugang haben (Nomadenvölkern und Wanderfeldbauern)."

Weiter heißt es in Artikel 15-
1. Die Rechte der betreffenden Völker an den natürlichen Ressourcen ihres Landes sind besonders zu schützen. Dies schließt das Recht dieser Völker ein, sich an der Nutzung, Bewirtschaftung und Erhaltung dieser Ressourcen zu beteiligen.
2. In Fällen, in denen der Staat das Eigentum an mineralischen oder unterirdischen Ressourcen hält oder Rechte an anderen Ressourcen des Landes, haben die Regierungen Verfahren festzulegen oder aufrechtzuerhalten, mit deren Hilfe sie die betreffenden Völker konsultieren, um festzustellen, ob und in welchem Ausmaß ihre lnteressen beeinträchtigt werden würden, bevor sie Programme zur Erkundung oder Ausbeutung solcher Ressourcen ihres Landes durchführen oder genehmigen. Die betreffenden Völker müssen angemessenen Ersatz für alle Schäden erhalten, die sie infolge solcher Tätigkeit erleiden.
Die Konvention Nr. 169 stellt auch fest, daß "unabhängig von ihrem Rechtsstatus, indigene Völker ihre eigenen sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen und politischen lnstitutionen zum Teil oder zur Gänze beibehalten sollten".
Bisher haben allerdings nur sieben Staaten ratifiziert: Mexico, Norwegen, Costa Rica, Bolivien, Kolumbien, Holland und Dänemark. Es waren insgesamt nur zwei Ratifizierungen notwendig, damit die Konvention inkraft trat. Die Konvention 107 bleibt für jene Regierungen gültig, die sie ratifiziert haben und die Konvention 169 aber für "zu weitgehend" halten.
Seit 1985 arbeitet die Arbeitsgruppe für indigene Völker an der "Allgemeinen Deklaration über die Rechte indigener Völker" (Universal Declaration on the Rights of lndigenous Peoples). Erstellt wird der Text von fünf Rechtsexpertinnen, sogenannten "independent experts", unter dem Vorsitz der Völkerrechtsexpertin Erica Daes (Griechenland), mit Hilfe von Vertretern indigener NGOs (Non-governmental Organisations), Menschenrechtsorganisationen und Staaten.
Es soll eine Rechtsnorm gefunden werden, die als internationale Richtlinie für das Zusammenleben mit indigenen Völkern dienen kann und die vor allem deren gemeinschaftlich orientierter Lebensweise Rechnung trägt. Die Arbeit geht sehr langsam voran, weil nicht einmal die Definition indigener Völker unumstritten ist. Viele verschiedene lnteressen müssen berücksichtigt werden, denn die indigenen Völker bilden keine homogene Gruppe. So leben z.B. die Cree im nördlichen Kanada unter ganz anderen Umständen als die Penan im tropischen Malaysia. Nicht zuletzt behindern auch viele Regierungen die Fortschritte in der Arbeitsgruppe.
Der Vorentwurf der Deklaration ist in fünf Abschnitte gegliedert:
Teil I bezieht sich auf die Allgemeinen Universalen Menschenrechte
Teil II behandelt die kulturellen und ethnischen Rechte und den Schutz vor Ethnozid
Teil III betrifft Landrechte und Ressourcen, vor allem "das Recht auf Anerkennung der besonderen und tiefen Beziehung indigener Völker zu ihrer Umwelt, ihrem Land, ihren Gebieten und Ressourcen, die sie traditionell bewohnen oder anderweitig nutzen",

Teil IV beinhaltet wirtschaftliche und soziale Rechte, einschließlich der Erhaltung der traditionellen wirtschaftlichen Strukturen und Lebensweisen
Teil V bezieht sich auf zivile und politische Rechte. Es geht vor allem um die Achtung des eigenständigen Rechtssystems und der politischen und sozio-ökonomischen lnstitutionen indigener Völker, um Mitbestimmung in der nationalen Politik und das kollektive Recht auf Autonomie.
Die Definition des Begriffs Selbstbestimmung und das ausdrückliche Recht indigene Völker, die auf ihren Territorien vorhandenen Ressourcen zu kontrollieren, sind nach wie vor umstritten.
Die Nutzung der Ressourcen soll im Sinne der indigenen Völker an deren Zustimmung gebunden sein. Sie wollen, daß der Rohentwurf zur Deklaration den Begriff Ressourcen ausdrücklich enthält und behandelt. Doch durch die lntervention einiger Staaten droht eine Verwässerung dieser (kollektiven) Kontrollmöglichkeiten.
Besonders die Diskussion um das Selbstbestimmungsrecht wird sehr zäh geführt. Regierungen wollen den indigenen Völkern dieses Recht nur innerhalb nationalstaatlicher Strukturen zugestehen. Indigene Vertreter fordern jedoch vehement, daß der Begriff Selbstbestimmung ohne Einschränkung in der Deklaration verankert werden soll, um ihm dieselbe Qualität zu verleihen, wie sie auch für die anderen Normen der Vereinten Nationen gilt.
1993 wurde von der UNO das "Jahr der indigenen Völker" ausgerufen. Es steht unter dem Motto "Eine neue Partnerschaft". Die Staaten sind aufgefordert, die schon bestehende und rechtskräftige Konvention Nr. 169 "Zum Schutz der indigene Völker" zu ratifizieren. Viele europäische Länder lehnen dies mit der Begründung ab, es gebe keine indigenen Völker auf ihren Territorien. Die Frage der Beziehung indigener Völker zu ihrer Lebenswelt ist eine menschenrechtliche Frage und somit nicht allein die innere Angelegenheit eines Staates. Die weltweiten wirtschaftlichen Vernetzungen tragen - wie im Falle des Tropenholzexportes - dazu bei, die Lebensgrundlagen indigene Völker zu zerstören.

Aus: Bedrohte Völker - Indigene Völker/Menschenrechtsreport der Gesellschaft für bedrohte Völker



obenWird es wärmer?
Klimaänderung durch Treibhauseffekte

Die Quelle nahezu aller Energieumwandlungsprozesse ist die Sonne. Ihre kurzwellige Strahlung wird von der Erdoberfläche und der Atmosphäre teilweise reflektiert, der absorbierte Teil erwärmt die Erde. Die Abgabe (Kühlung der Erde) der Wärmeenergie an den Weltraum erfolgt in Form langwelliger Strahlung. Gäbe es keine Atmosphäre, so wäre es auf der Erdoberfläche abwechselnd glühend heiß und eiskalt. In Bodennähe würde - wie auf dem Mond - eine mittlere Temperatur von lebensfeindlichen -18 Grad C herrschen. Tatsächlich liegt sie jedoch bei rund + I5 Grad C.

Der natürliche Treibhauseffekt (THE)
Diese Temperaturdifferenz ergibt sich, weil bestimmte Gase der Atmosphäre (vor allem Wasserdampf und Kohlendioxid CO 2) für die verschiedenen Wellenlängen nicht gleich gut durchlässig sind. Sie absorbieren die langwellige Abstrahlung der Erde stärker als die kurzwellige (Sonnen-) Einstrahlung. Sie wirken daher wie eine Strahlungsfalle. Das gesamte System Erde erwärmt sich somit. Die mittlere Erdtemperatur ist nun jene, bei der sich Energieabgabe und Energiezufuhr das Gleichgewicht halten. Wird die Energieabgabe, d.h. die Wärmeabgabe durch treibhauswirksame Gase behindert, so erhöht sich die Erdtemperatur.

Der Mensch beeinflußt die Atmosphäre
Durch die zunehmende Industrialisierung und die wachsende Bevölkerungszahl ist die Konzentration einiger Treibhausgase seit etwa 1780 immer stärker angestiegen, und neue treibhauswirksame Gase kamen hinzu. Dieser zusätztiche, antropogene (durch den Menschen verursachte) Treibhauseffekt verstärkt den natürlichen THE.

Klimaänderungen bis heute - Das Klima ist dynamisch
Vor etwa 5.000 Jahren lag die mittlere Temperatur um 2 bis 3 Grad C höher als heute. Die Baumgrenze war in den Gebirgen Europas um einige 100 m höher. Untersuchungen an Eisbohrkernen in der Antarktis belegen den Zusammenhang zwischen CO 2-Gehalt der Atmosphäre und einer globalen Erwärmung bzw. Abkühlung. Deshalb stellt auch CO-2 den bevorzugten Indikator für den antropogenen THE dar.

Gegenwärtiger Trend
In jüngster Zeit (von 1880 bis 1980) ist die globale mittlere Temperatur um 0,6 Grad C angestiegen. Der Anstieg des Meeresspiegels betrug in diesem Zeitraum 10 bis 20 cm, und die Konzentration von CO 2 stieg von 280 ppm 1800 auf 354 ppm 1990 an. (1 ppm - parts per million = 0,0001%).
Solche Werte gab es zuletzt vor einigen 100.000 Jahren. Klimaprognosen können sich daher auf keinerlei Erfahrung stützen, zumal die Anstiege von Temperatur und CO 2-Gehalt in den letzten 10.000 Jahren vermutlich noch nie so schnell erfolgten wie heute.

Zukünftige Klimaänderungen und deren Folgen
Die meisten Klimaforscher gehen von einer Verdoppelung der CO 2-Konzentration gegenüber der vorindustriellen Zeit aus. Dies wäre bei unveränderten Emissionstrends um das Jahr 2025 der Fall. Weitgehende Übereinstimmung unter den Wissenschaftlerlnnen herrscht darüber, daß unter dieser Bedingung ein globaler Temperaturanstieg von etwa 1,5 - 4, 5 Grad C bis zum Ende des nächsten Jahrhunderts erfolgen würde. Extreme Wettererscheinungen (schwere Stürme, Hitzeperioden, Überschwemmungen) würden sich häufen.
Der 1995 veröffentlichte 2. Situationsbericht des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) bestätigt den befürchteten Trend zur globalen Erwärmung:


Klirmaszenario für Italien
Trotz aller Mängel der Klimamodelle kann für die Zeitspanne 2025 - 2030 von folgenden Szenarien ausgegangen werden:
die durchschnittlichen Temperaturen werden im Mittelmeerraum um 1,2 - 3,5 Grad C zunehmen;
die sommerlichen Regenfälle werden weiter zurückgehen, während es im Norden (vor allem in den Wintermonaten) intensiver regnen wird;
der Meeresspiegel wird um 12 - 18 cm ansteigen; die Erosion der Küsten nimmt zu, Salzwasser wird in die Wasseradern eindringen und die Trinkwasserversorgung erschweren;
extreme Wettererscheinungen (z.B. Stürme, Unwetter, Überschwemmungen) werden sich auch in Italien häufen;
die Erhöhung der Durchschnittstemperatur wird sich vor allem auf die sensiblere Pflanzenwelt auswirken; betroffen sind u.a. auch die kältegewohnten Pflanzen der Alpenregion.

Weltweite Folgen
Dramatischer als in Mitteleuropa könnten Klimaänderungen in anderen Gebieten der Erde ausfallen: Dürrekatastrophen, fortschreitende Wüstenbildung, häufigere tropische Stürme, Überschwemmungen großer Küstengebiete. Betroffen davon wären vor allem Länder, die ohnehin schon unter großer Amut leiden.

Man muss jetzt etwas tun - das Toronto-Ziel
Auch Italien muß sich dringend an emissionsmindernden Maßnahmen beteiligen. Für CO 2 empfiehlt die UN-Weltklimakonferenz von Toronto bis zum Jahr 2005 eine Reduktion der Emissionen um 20% (bezogen und berechnet auf 1988). Das würde zwar noch lange keine Reduktion des tatsächlichen CO 2 Gehaltes der Atmosphäre bedeuten, aber Klimaänderungen möglicherweise verzögern. Von diesem Toronto-Ziel sind aber die meisten Staaten weiter entfernt als je. Österreich z. B. lag 1992 um 43% über dieser Vorgabe. Für die Reduktion anderer Treibhausgase, ausgenommen FCKW, fehlen immer noch weltweite, verbindliche Verpflichtungen.

Wer hat Schuld?
Die Verursacher des zusätzlichen THE ( Industrie, Verkehr, Energieerzeugung, Landwirtschaft) sind - trotz geringerer Bevölkerungszahlen - vor allem in den reichen Industrieländern des Nordens zu finden. Der Anteil der Entwicklungsländer dürfte jedoch infolge des Bevölkerungswachstums und der steigenden Industrialisierung stark steigen. Die Forschung wird auch in den nächsten Jahren keine Klimaprognose vorlegen können, die auch die letzten Entscheidungsträger überzeugen wird. Eine abwartende Haltung bedeutet aber, beim größten Experiment, das die Menschheit bisher ausgeführt hat, tatenlos zuzusehen. Selbst wenn sämtliche klimarelevanten Emissionen vollkommen gestoppt werden, würde es wegen der langen Verweilzeit mancher Gase in der Atmosphäre mehr als 100 Jahre bis zu einem Rückgang der Konzentrationen dauern.

Gibt es Lösungen, Alternativen?
Angesichts der gegebenen Situation ist ein anderes Wirtschaften angebracht. Vor allem die reichen Länder des Nordens sind angehalten, nachhaltig zu wirtschaften: sozial- und umweltverträglich sowie ressourcenschonend. Sparsamkeit im Umgang mit Energie und Vorrang für erneuerbare Energien, Forderungen sowohl die Politik wie an jeden einzelnen. Die Entwicklung der südlichen Welt nach dem Vorbild der Industrieländer kann als gescheitert betrachtet werden. Für die nachhaltige Nutzung des Regenwaldes gibt die indigene Bewirtschaftungsform das beste Beispiel. Die - nachwachsenden - Schätze des Regenwaldes sind in der traditionellen Bewirtschaftungsform weit besser nutzbar als durch Holzeinschlag und Viehzucht.

Entschuldung
Ein Verzicht des Nordens auf ungehemmtes Wachstum, aber auch konkrete Schritte zur Entschuldung der drückendsten Schuldenlasten der Entwicklungsländer sind notwendig. Diese verhindern in vielen Ländern eine Befreiung aus Armut und Elend. Der künftige Weg sollte über ein ökologisch schonendes Wachstum, verbunden mit der Sicherung der Grundbedürfnisse der Bevölkerung, führen.

Klimabündnis
Das 1990 initierte Klimabündnis zwischen europäischen Gemeinden und den Ureinwohnergemeinschaften am Amazonas ist ein Versuch, der Klimaveränderung und damit der Zerstörung der Lebensgrundlagen entgegenzuwirken. Die indigenen Völker haben sich in der COICA, der Koordination indianischer Organisationen des Amazonasbeckens, zusammengeschlossen. Das gemeinsame Ziel der Klimabündnispartner ist, Schritte zur Erhaltung des Weltklimas zu setzen. Durch den Beitritt zum Klimabündnis verpflichten sich sowohl die europäischen als auch die amazonischen Bündnispartner initiativ zu werden und Maßnahmen zu setzen.

Was will die COICA?


Die europäischen COICA-Partner haben sich verpflichtet:


Südtirol - Equador
In dieser globalen Partnerschaft arbeiten die Südtiroler Gemeinden und die Landesverwaltung vor allem mit den Indianergemeinschaften im Regenwald Ecuadors zusammen. Diese Völker sind in der Confeniae (Föderation indianischer Organisationen aus dem ecuadorianischen Regenwald) zusammengeschlossen. In diesem Gebiet leben neun Indianervölker mit unterschiedlicher Sprache und Kultur. Einige davon umfassen nur mehr wenige Familien und sind vom Aussterben bedroht; so zum Beispiel die Völker der Zaparos, der Siona, der Secoya und der Cofàn. Das größte Volk sind die Quichas Amazoniens, mit insgesamt 13 verschiedenen Volksgruppen. Außerdem leben noch Shuar und Achuar, die Shiwiar sowie die Huaorani im ecuadorianischen Urwald.
In den siebziger Jahren wurde Erdöl entdeckt. Obwohl die Erdölförderung mit hohen Kosten verbunden ist, begannen dank großzügiger staatlicher Subventionen einige multinationale Konzerne mit den Bohrungen. Dabei wurden weder die Rechte der einheimischen Indianervölker berücksichtigt, noch wurden irgendwelche Umweltauflagen eingehalten. Die Folge ist eine großflächige Vergiftung und Zerstörung des Regenwaldes. Die Indianervölker fordern nun eine Wiedergutmachung der Schäden, die Einstellung der Bohrtätigkeit in den Naturparks und eine Berücksichtigung der Umweltgesetze.
Unterstützt werden sie dabei von ihren Klimapartnern aus Südtirol. In Lago Agrio, einer Kleinstadt im Regenwald, wurde mit Mitteln der Südtiroler Landesregierung und mit Spendengeldern aus dem "Projekt Schmetterling" ein Umweltzentrum errichtet. Dort erhalten die Menschen Unterstützung und Beratung im Kampf für ihre Rechte. Auch in anderen gefährdeten Gebieten Ecuadors sollen ähnliche Beratungs- und Überwachungszentren errichtet werden.

Das Klimabündnis in Südtirol
In Südtirol sind inzwischen 54 Gemeinden dem Klimabündnis beigetreten. Die Koordinationsstelle Klimabündnis Südtirol, die beim Landesamt für Luft und Lärm angesiedelt ist, unterstützt die Mitgliedsgemeinden in ihren Klimaschutzaktivitäten. In der Arbeitsgruppe Klimabündnis sind vertreten:
Landesamt für Luft und Lärm, Öko-Institut, Ecolnet und die Gesellschaft für bedrohte Völker.

Die Klimabündnisgemeinden haben mit der Erstellung der Klimaberichte begonnen. Dies ist ein erster Schritt zur Energieeinsparung, denn durch die Kenntnis des Ist-Zustandes werden die Schwachstellen an Gebäuden, Technik und falsches Nutzungsverhalten deutlich. Die Energiesparmaßnahmen entlasten die Gemeindehaushalte durch Kostensenkung und sind ein Beitrag zum Klimaschutz. Grundpfeiler dieser Strategie sind:
Energieeinsparung, Erhöhung der Energieeffizienz, Verstärkter Ausbau erneuerbarer Energieträger, Verkehrsvermeidung/-verminderung.

Aus: "Klima verbündet" - Informationsheft für Lehrer/Innen/Koordinationsstelle Klimabündnis im Landesamt für Luft & Lärm/Red. Ecolnet



obenDer Treibhauseffekt
Was geht das uns an?

Von den menschlichen Aktivitäten, die zum verstärkten Treibhauseffekt beitragen, machen die Energieerzeugung und Energienutzung mehr als die Hälfte aus. 88% des weltweiten Energiebedarfs stammt dabei aus fossilen Energieträgern, 7% aus erneuerbaren Energiequellen (Wasser, Wind, Biomasse) und 5% aus Kernenergie. Dabei verbrauchen wir Europäer ein Vielfaches der Energie eines Afrikaners oder Asiaten und setzen dabei jährlich 20 Gigatonnen CO-2 frei.

FCKW
Die Verwendung von FCKW als Kühlmittel (in Eiskästen, Klimaanlagen etc.), als Lösungsmittel (in Farben, Lacken und Reinigungsmitteln), als Treibgas (in Spraydosen) oder in Kunststoffen zum Schäumen ist ein weiterer Beitrag zum Treibhauseffekt.
Landwirtschaft
Durch die intensive Landwirtschaft werden immer größere Mengen von Stickstoff in den Boden eingebracht. Ein großer Teil wird durch die Tätigkeit der Bodenbakterien wieder als Lachgas (N 2 0) freigesetzt. Die Fleischproduktion wird zur Massentierhaltung und setzt - genauso wie intensiver Reisanbau - große Mengen an Methan (CH 4) frei. Durch unser Kaufverhalten fördern auch wir die Freisetzung von Treibhausgasen.
Abholzung
Fast 15% nimmt schließlich die Abholzung riesiger Waldflächen in allen Teilen der Erde ein, die den Treibhauseffekt verstärkt: Die Verbrennung des Waldes setzt große Mengen an CO 2 frei und zerstört gleichzeitig diejenigen Lebewesen, die sehr viel CO 2 binden können. Anschließend werden die gewonnenen Flächen oft für intensiven Ackerbau genutzt.

Die Situation in Italien
Laut einer Studie des World Ressources Institute trägt Italien mit einer Verschmutzungsquote von zwei Prozent zur weltweiten Klimaveränderung bei. In dieser Studie liegt Italien weltweit an 11. Stelle bei der Emmission von Kohlendioxyd, FCKW und Methan (die stärksten italienischen C0-2-"Produzenten" sind die Industrie, die privaten Haushalte und die Industrie). Die Umweltberatung des Forums Wiener Hochschulen hat die CO 2-Emissionen eines Zweipersonenhaushalts in Österreich berechnet und festgestlelt, daß jede/r Österreicher/In jährlich 22 Tonnen C0 2 "produzieren".
Den Hauptanteil an C0 2-Emissionen nehmen die Konsumgüter ein: lhre Herstellung, der Verkauf, der Gebrauch und die Entsorgung verbrauchen Unmengen an Energie. Dazu kommt noch die eigene Mobilität - Auto und Flugzeug. Die Hauptverursacher des verstärkten Treibhauseffektes ist der reiche Norden der Welt.

Wie kann ein erfolgreicher Klimaschutz erreicht werden?
Eher ernüchternd ist die Bilanz der bisherigen internationalen Klimaschutzpolitik. Konkrete Reduktionswerte für CO2- Emissionen und zeitliche Ziele wurden zwar immer wieder diskutiert, blieben aber unverbindlich. Der einzige klimarelevante Bereich, in dem bisher Fortschritte erzielt werden konnten, ist die Eindämmung der FCKW. In Montreal beschloß die internationale Gemeinschaft den (zeitverzögerten) totalen Ausstieg.

Maßnahmen in ltalien
Italien hält sich grundsätzlich an die Empfehlung der Toronto-Konferenz von 1988. Mit den anderen europäischen Staaten wurde vereinbart, den Ausstoß von CO 2 zu stabilisieren: Die Emissionen im Jahre 2000 sollten auf den Stand von 1990 eingeschränkt werden.
Das internationale Rahmenabkommen zum Klimaschutz, auf der Umweltkonferenz von Rio de Janeiro 1992 ausgearbeitet und mehr als 150 Staaten unterzeichnet, verpflichtet zu einer Bestandsaufnahme der Emissionen von Treibhausgasen. Es wurde ermittelt, daß die wichtigsten Treibhausgase (CO 2, CH 4 und N 2 0) 1990 eine Nettoemission von umgerechnet 391 Millionen Tonnen CO 2 zur Folge hatten.
Das Klimaschutzprogramm der italienischen Regierung sieht einige Maßnahmen vor wie die bessere der Nutzung der Ressourcen; eine bessere Energieeffizienz in der industriellen Produktion, in den Dienstleistungen und privaten Haushalten; Förderung der technologischen Innovation; den sparsamen Umgang mit Rohstoffen und Wiederverwertung von Abfällen in der Industrie; Energieeinsparung durch Verlagerung der Warentransporte auf die Eisenbahn und Förderung des öffentlichen Verkehrs.
Auf Gemeindeebene konzentrieren sich die wichtigsten Maßnahmen vor allem auf vier Bereiche: Energie, Verkehr, Abfallbeseitigung und Grünschutz .Der Betritt von Gemeinden zum Klimabündnis sorgte für neue Impulse.

Aus: "Klima verbündet" - Informationsheft für Lehrer/Innen/Koordinationsstelle Klimabündnis im Landesamt für Luft & Lärm/Red: Ecolnet



obenLanddemarkation zum Schutz des Regenwalds
Die Südtiroler Klimabündnispartner unterstützen Indianer in Ecuador

In keinem anderen Teil des Amazonasbeckens verschwindet der Regenwald schneller als im amazonischen Teil Ecuadors. Dabei zählt dieses Gebiet von der doppelten Größe Österreichs zu den artenreichsten Regionen der Erde. Viele der Tier- und Pflanzenarten sind endemisch, d.h. sie sind einmalig auf der Welt. Tausende von Arten sind noch gar nicht einmal entdeckt.
Der Regenwald ist aber auch Heimat für sieben eingeborene Indianervölker: die Quichua, Shuar, Achuar, Cofan, Siona, Secoya und Huaorani. Über Jahrtausende haben diese kleinen Völker, die zusammen nicht mehr als 200.000 Menschen zählen, das ökologische Gleichgewicht in diesem Raum bewahrt, mit und von der Natur gelebt. Aber seit 1972 im Amazonasgebiet Ecuadors Erdöl gefunden wurde, ist das sensible Gleichgewicht aus dem Lot gekommen. Weite Gebiete wurden durch Straßen erschlossen, immer mehr Zuwanderer auf der Suche nach schnellem Gewinn kamen ins Land, die Förderung und der Transport des „schwarzen Goldes“ führte zu einer großflächigen Verseuchung. Dazu gesellten sich Holzfäller, auswärtige Siedler, die Ölpalmplantagen und Weiden anlegten, Pharmakonzerne auf der Suche nach biologischen Wirkstoffen. Aber nicht nur das ökologische Gleichgewicht ist bedroht, die Erdölförderung hat auch tiefgreifende Folgen für die Indianer. Nicht nur schwere Umweltbelastungen setzen ihnen zu, sondern auch kulturelle und soziale Entwurzelung.
Die Indianer, obwohl Ureinwohner dieser Gebiete, wurden bei der Ausweisung der Erdölgebiete nie gefragt. Rund ein Drittel der Gebiete in ihrem Besitz sind bis heute noch nicht vermessen und rechtlich zuerkannt worden. So hat die Regierung in Quito leichtes Spiel, immer neue Gebiete für die „Prospektion“ (Tests für Erdölvorkommen) auszuweisen. In vielen Regionen existieren gleich drei Landeigentümer. An viele Indianergemeinschaften sind in den letzten Jahren Landtitel vergeben worden, die sich nur auf die Oberfläche beziehen. Was darunter liegt, ist staatlicher Besitz und wird den Erdölkonzernen in Konzession zur Nutzung vermacht. Gleichzeitig weist der Staat oft Naturschutzgebiete aus, schränkt diese Gebiete jedoch beliebig wieder ein, wenn dort Erdöl oder andere Rohstoffe gefunden werden.
Doch setzen sich die Ureinwohner zur Wehr. Vom Urwald heraus sind sie schon vor 25 Jahren ins Rampenlicht der Öffentlichkeit getreten und haben auf ihre Bedrohung aufmerksam gemacht. Sie haben sich zu Verbänden und Föderationen zusammengeschlossen und kämpfen für ihre Rechte, für ihr Land und für ihre Lebensgrundlagen. Die Absicherung der Landrechte und die Kontrolle der Erdölkonzerne hat dabei Vorrang. Daneben bemühen sich die Indianer um das Recht auf die politische Mitgestaltung der Amazonasprovinzen und auf die Kontrolle der wirtschaftlichen Ressourcen dieser Gebiete.

Demarkiertes Land - sicheres Land
In ihrem Kampf um Landrechte bemühen sich die Indianerorganisationen Ecuadors um internationale Unterstützung. Wie gerufen kam ihnen die Gründung des Klimabündnisses 1992, mit dem sich mittlerweile über 1000 europäischen Gemeinden und Regionen verpflichten, die Erdatmosphäre und die Regenwälder zu schützen.In diesem Sinne waren auch die Südtiroler Klimabündnisgemeinden aufgerufen, konkrete Projekte der Amazonasindianer zu unterstützen. 1997 wurde die Erfassung der Umweltschäden durch die Erdölförderung und die Überwachung der Erdölkonzerne in einem sog. „Monitoring“ mitfinanziert.
1998 entschlossen sich die über 50 Südtiroler Klimabündnisgemeinden, die Demarkation von Indianerland mitzuunterstützen. Nur wenn die Indianergemeinschaften wieder die Kontrolle über ihre Gebiete in Form klar abgesicherter Landrechte erhalten, können sie für eine nachhaltige Nutzung des Regenwaldes sorgen. Die Demarkation (Grenzziehung und Vermessung) und die rechtliche Verankerung dieser Grenzen sind unverzichtbare Voraussetzung für einen echten Schutz. Damit können Enteignungen verhindert und Eindringlinge jeder Art abgewehrt werden. Sie bereitet auch den Weg für die Ausarbeitung eines Schutz- und Entwicklungsplans für indianische Territorien ohne rechtliche Anerkennung. Der Dachverband der ecuadorianischen Indianer CONFENIAE hat sich zum Ziel gesetzt, das gesamte Amazonasgebiet möglichst bald zu demarkieren. Mit dem Landwirtschaftsministerium wurde ein Rahmenabkommen getroffen, aber für die Finanzierung der Projekte müssen die Indianer selbst aufkommen. Und dafür fehlt ihnen das Geld.
Eine der am schwersten betroffenen Provinzen Ecuadors ist die Provinz Sucumbíos am nordöstlichen Eck des ecuadorianischen Amazonasgebiets. Dort treffen mehrere Probleme zusammen: zum einen werden neue Straßen Richtung Kolumbien und Brasilien gebaut; zum andern sind neue Erdölförderungsgebiete ausgewiesen worden und schließlich suchen sich kolumbianische Drogenkartelle dort ein Refugium. Umso dringender war es, die Gebiete der Indianer rechtlich sofort abzusichern, um gegen jede Bedrohung wirksamer vorgehen zu können.
Das Projekt in dieser Provinz umfasste folgende Schritte:

Die Projektträger waren vor Ort die Indianergemeinschaften, die auf provinzialer Ebene von den Verantwortlichen der CONFENIAE unterstützt wurden. Dies ist das Bündnis der sieben indigenen Völker des ecuadorianischen Amazonasgebietes und besteht seit 1980. Sie gehört der COICA an, dem Dachverand aller Indianervölker des Amazonasgebietes und Partner des Klimabündnisses. Technische Unterstützung leistete das FEPP, Fondo Ecuatoriano Populorum Progressio, eine kirchliche Organisation, die seit Jahrzehnten in Ecuador mit großer Kompetenz viele tausend Quadratkilometer Land für landlose Kleinbauern und Indianer demarkiert hat. Finanziert wurde das Projekt von den Südtiroler Klimabündnisgemeinden mithilfe der Südtiroler Landesregierung; betreut wurde das Projekt durch die Gesellschaft für bedrohte Völker. 1999 wurden die Arbeiten mit der amtlichen Registrierung für sieben Gemeinden der Provinz Sucumbios abgeschlossen: Tigre Playa, Santa Rosa, Yana Amarun, Pana Cocha, Riera, Pandu Yacu. Aber noch zahlreiche weitere Indianergemeinschaften warten auf die Demarkierung. Es braucht weitere tatkräftige und finanzielle Unterstützung, um den „Hütern des Regenwaldes“ zu ihrem Recht zu verhelfen.

Von: Thomas Benedikter



obenDas Haus von Accìon Ecologica bei Lago Agrio - Ecuador

Dieses Haus ist sowohl ein Zentrum zur Überwachung und Kontrolle des Territoriums, ein Ausbildungszentrum, als auch ein Arbeitraum für Indigene und Campesinos (Bauern).
Überwachungszentrum: Die Bevölkerung weiss, dass sie sich an dieses Zentrum wenden kann, um Anzeige zu erstatten, oder Informationen zu erhalten, über was sie machen kann, wenn sie Probleme und/oder Auseinandersetzungen mit der Erdölindustrie hat, und wie eine Anzeige erstattet wird.
Ausbildungszentrum: Es werden Kurse und Seminare über die verschiedenen Probleme, die mit der Erdölproduktion zusammenhängen, gehalten.
Arbeitsraum: Vor einem Jahr wurde ein Abkommen zwischen Campesinos und Indigenas unterschrieben, in dem vereinbart wird, dass beide Gruppen gemeinsam zur Verteidigung des Amazonas arbeiten. Es werden regelmässige Versammlungen zur Koordination dieser Arbeit in der Struktur von Accion Ecologica abgehalten. Dabei versucht man, andere Ortsgemeinschaften in dieses Projekt einzubeziehen, und die territoriale Ueberwachungsarbeit selbst zu machen.
Im Laufe des Jahres 1999 wurden mehrere Seminare, immer innerhalb der Indigenas-Campesinos -Arbeit, abgehalten. Die Arbeitsgruppen versuchen, einen Vorschlag zur Aenderung der Energie-politik auszuarbeiten.
Ausbildungskurse über Gesetze und Abkommen, über die Ueberwachungsarbeit und über eine korrekte Handhabung der Umwelt.
Regionales Forum: dient zur Sammlung der Anzeigen aller Geschädigten durch die Erdölgewinnung, und Information/diskussion über die wahren Kosten der Erdölgewinnung.
Das Haus dient ausserdem alks Treffpunkt: z.B. wurde dort das Treffen der Jugendgruppen des Amazonas abgehalten, das Treffen der Missionare der Carmelita-Mission, die Versammlung der Lehrer der Provinz, ein Treffen der arbeiter der gemeinde.
Viele Leute und Delegationen besuchen als erstes das Ueberwachubngszentrum, bevor sie die vom Erdöl beschädigten Zonen und jene, die noch ihre intakte Schönheit bewahrt haben, besuchen.
Während des letzten Ausbildungskurses (über korrekte Umwelthandhabung) haben die Unterzeichner des Abkommens, die diese Struktur auch am Meisten gebrauchen, eine Schätzung derselben gemacht, und dabei hervorgehoben, welche die wichtigsten und nützlichsten Sachen in ihr sind, welche im gegenteil verbessert oder verändert werden müssen.
Besonders hervorgehoben wurden: die Latrinen, die ihrer Mainung nach auch in den eigenen Gemeinden eingeführt werden sollten; die Sonnenenergie, dank der das Zentrum über kostenlose Energie verfügt.
Es wurde vorgeschlagen, ein grösseres und besser leserliches Schild an der Haustür anzubringen, denn es passiert oft, dass Leute das Haus nicht finden. Es wurden Verbesserungen für die Handhabung der Abfälle vorgeschlagen, denn diese werden in der Nähe des Hauses gesammelt und die getrennte Sammlung der Abfälle funktioniert nicht gut.

Indigenas und Campesinos haben gesagt:
"Mir gefällt dieses haus, weil ich mich darin genauso gut wie in meinem eigenen fühle." (Toribio Aguinda - Präsident der Organisation der Cofan-Nation)
"Ich bin ein Indio, ich kann nicht in einem Haus aus Zement leben" (Justino Pillaguaje - Secoya, der einige Monate lang im Haus gelebt hat, während er seine Arbeit als Professor zu Ende brachte)
"Hier kann man sich konzentrieren und gut arbeiten" (Angel Garcia - Bauer)
"Das hier ist gut gedacht und gut gebaut worden" (Angel Nieves - Bauer)
"Hier ist es schön und natürlich, deshalb komme ich auch mit meinen Kindern hierher, damit sie sich auch hier gut fühlen können" (Sra. Eligenia - Köchin bei den Treffen)
Ein solches Haus, mitten im regenwald und mit dem Nutzten, das es hat, benötigt eine kostante Instandhaltung und andauernde Aenderungen: z.B. muss nun das Dach des Hauses, dort wo die Büros und Teil der Schlafsäle sind, neu gemacht werden, denn diese Art von Dächern aus Palmen dauern kurze Zeit, wenn im Haus nicht gekocht wird. Alejandro Criollo, der Schamane, aus der Gemeinde der Cofan Dureno wird das neue Dach flechten. Er wird es mit einer anderen, resistenteren Art von Palme, die man weiter im Inneren des waldes findet, flechten.
Es wurden auch andere Verbesserungen vorgenommen, wie z.B. die elektrischen Leitungen, Reparation der Dächer aufgrund des vielen Regens, der Bewässerungskanäle, etc.
Das Haus ist ein Vorbild für Estethik und Ruhe, in Mitten einer sehr schwierigen Gegend. Dieses Haus ist irgendwie geschützt (laut Alexandra Almeida), denn trotz der schwierigen Verhältnisse in Lago Agrio (Gewalt, ausländische Militärpräsenz, Diebstähle und Druck seitens der Erdölindustrie) ist hier nie etwas passiert. "Es wurde nur vor einigen Tagen eine Schlange gefunden", denn der wald wird rundherum abgeholzt und die Tiere kommen hier her, um Zuflucht zu suchen.

Von: Esperanza Martinez



obenAmazonien
Der Regenwald brennt

Noch vor 200 Jahren waren 11% der Erdfläche von tropischem Regenwald bedeckt. Bis heute hat der Mensch fast die Hälfte davon schon zerstört. Die Geschwindigkeit der Zerstörung ist kaum vorstellbar: Pro Jahr gehen zwischen 100.000-250.000 Quadratkilometer verloren. Pro Minute sind es ca. 50 Fußballfelder.
Das Flußsystem des Amazonas führt ein Fünftel der gesamten Süßwasserreserven der Erde mit sich. Der Regenwald beherbergt eine unvergleichliche Pflanzenfülle. In Amazonien leben 30 bis 50% aller Pflanzen- und Tierarten der Welt. Es ist unumstritten, daß es sich um eine der größten Genreserven der Erde handelt.
Auf zehn Hektar indonesischem Regenwald (ca. zwölf Fußballfelder) fand man nicht weniger als 700 Baumarten - genauso viele, wie wir in ganz Nordamerika kennen. Im Regenwald des kleinen Panama leben genauso viele Arten wie in ganz Europa. Auf einem einzigen Baum im Regenwald von Peru fand der amerikanische Biologe Edward Wilson 43 Arten von Ameisen, genauso viele gibt es in ganz England.

Klimafaktor Regenwald
Durch die Sonneneinstrahlung entstehen gewaltige Mengen an Wasserdampf. Da der größte Teil dieses Wasserdampfes aus der lokalen Verdunstung in Amazonien stammt, hat eine Abholzung des Regenwaldes ein Absinken der Niederschläge und weitere Klimaveränderungen zur Folge.
Berechnungen zufolge nimmt Amazonien jährlich 1,2 Milliarden Tonnen CO 2 auf und absorbiert damit rund ein Viertel der Menge, die weltweit durch die Verbrennung von Kohle, Erdöl und Erdgas freigesetzt wird. Auf der anderen Seite werden in Amazonien - durch Brandrodung - erhebliche Mengen CO2 freigesetzt.

Faktoren der Vernichtung - Kommerzieller Holzeinschlag
Er trägt zwar in geringerem Maße zur Zerstörung des Regenwaldes in Amazonien bei als in Afrika und Asien - immerhin waren 1987 aber allein im brasilianischen Bundesstaat Rondonia 484 Holzfirmen tätig. Sowohl durch das Anlegen der Einschlagschneisen als auch beim Fällen einzelner Bäume werden zahlreiche umstehende Bäume geschädigt. Bei einer vorgesehenen Nutzung von 5% des Baumanteils werden etwa 60% des Waldbestandes in Mitleidenschaft gezogen.

Brandrodung
Der Brandrodungsfeldbau wurde erst problematisch, als zunehmend Farmer den Wald großflächig mit staatlicher Unterstützung zerstörten. Anfang der siebziger Jahre lockte die Regierung hunderttausende landlose Bauern nach Amazonien. Jedem Siedler wurden 100 ha Land versprochen, neue Dschungelstädte entstanden.

Vieh-und Plantagenwirtschaft
Das Weideland in ehemaligen Regenwaldgebieten ist meist nicht sehr ergiebig. Rasch ist der Boden ausgelaugt und nach etwa drei bis fünf Jahren muß neues Land gewonnen werden. Die Rinderzucht wird in Amazonien hauptsächlich von einheimischen Großgrundbesitzern und ausländischen Großkonzernen betrieben. Das Fleisch wird exportiert und vorwiegend zu Tierfutter oder Fastfood verarbeitet. Das gilt auch für die Nahrungs- und Genußmittel, die auf riesigen Plantagen angebaut werden.

Raubbau durch Bergbau
Im brasilianischen Bundesstaat Parà im südöstlichen Amazonasgebiet liegt das größte Eisenerzlager der Erde: Grande Carajàs. Seit Anfang der achtziger Jahre entstehen auf einem Gebiet, das heute immer noch zur Hälfte mit Regenwald bedeckt ist und in dem 13.000 Indianerlnnen leben, zahlreiche Bergwerke und Verhüttungsanlagen einschließlich der notwendigen Infrastruktur. Das sind Eisenbahnlinien und Stauseen zur Energieerzeugung. Beispiel eines solchen Kraftwerkes ist der Staudamm Tucurui. Sein Strom ist für die Aluminiumschmelzen bestimmt. 240.000 ha intakter Regenwald wurden überflutet.
Zu einfach wäre es, den Amazonasstaaten die alleinige Verantwortung für die Regenwaldzerstörung zuzuweisen. Es gibt zahlreiche Verbindungsstränge, die unser Leben mit der Situation in Amazonien in Zusammenhang bringen.

Erze
Europa bezieht große Mengen an Rohstoffen aus Brasilien. Das Land ist nicht nur der größte Exporteur von Eisenerz, sondern auch der billigste Anbieter. Für das Abbaugebiet Grande Carajas wurde die nötige Investitionssumme von vier Milliarden US $ von Banken aus USA, Europa und Japan sowie der Weltbank in Form von Anleihen zur Verfügung gestellt. Brasilien mußte sich verpflichten, diesen Staaten Eisenerz langfristig und zu Preisen unter dem Weltmarktniveau anzubieten.

Aluminium
Bauxit, der Rohstoff zur Aluminiumgewinnung, wird in Amazonien abgebaut und unter enormem Energieeinsatz zu Rohaluminium weiterverarbeitet. Insbesonders für die Aluminiumverhüttung werden riesige Wasserkraftwerke gebaut. Die Industrieländer sind auch direkt an der Erschtießung von Bodenschätzen und deren Verarbeitung beteiligt.

Holz
Österreich z.B. importiert 30.000 t Tropenholz pro Jahr aus verschiedenen Ländern - Holz, das zu 99% aus Raubbau stammt. Im niedrigen Einkaufspreis sind keine Kosten für Aufforstung oder Waldpflege enthalten. Und was wird damit erzeugt? Fensterrahmen, Spielzeug, Leisten, Klobrillen, Särge.

Soia ...
Etwa vier Millionen Kleinbauern und Landarbeiter verloren durch Umbau der Landwirtschaft auf Exportprodukte wie Soja oder Kaffee ihre Existenzgrundlage. Viele von ihnen reihen sich nun in den Strom derer ein, die auf der verzweifelten Suche nach Land in das Amazonasgebiet ziehen, die Indianerlnnen aus ihren Siedlungsgebieten verdrängen und den Regenwald niederbrennen. Die Hälfte der Sojaexporte Brasiliens geht in die Europäische Union. Auch europäische Schweine ernähren sich davon. Pro Jahr werden 65.000 t brasilianisches Soja importiert. In Brasilien wird auf 20% der gesamten Ackeranbaufläche Soja gepflanzt. Seit der Forcierung der Sojaexporte muß Brasilien (teure) Lebensmittel importieren.

... und andere Exportkulturen
Exportkulturen wie Kaffee, Tee, Kakao, Bananen und Ananas wachsen auf ehemaligen Regenwaldgebieten. Auf den Plantagen arbeiten vielfach auch Kinder, Pestizide werden rücksichtslos eingesetzt und die Arbeiter erhalten keine gerechte Entlohnung.

Weltwirtschaft und Verschuldung
Brasilien gehört zu den am höchstenverschuldeten Staaten der Welt. Dadurch sieht sich Brasilien - wie so viele andere Entwicklungsländer - gezwungen, die Rohstoffexporte zu erhöhen, um Devisen für die Rückzahlung der Zinsen zu erwirtschaften. Die Folge ist Raubbau an der Natur.

Ungelöste Landfrage
Die Ursachen für die Zerstörung Amazoniens sind auch im Land selbst zu suchen. Eine gerechtere Verteilung des Landbesitzes (98% der Bauern besitzen nur 13% der bebaubaren Fläche) ist noch immer nicht erreicht.

Ungleichgewicht Nord-Süd
In den Industrieländern lebt nur ein Viertel der Weltbevölkerung, dennoch werden dort 80% der Energie verbraucht. Damit trägt der reiche Norden den überwiegenden Anteil zum künstlichen Treibhauseffekt bei. Unser Lebensstil und Wohlstand werden durch die billigen Rohstoffe mitfinanziert, die wir aus Ländern der Dritten Welt beziehen.

Aus: "Klima verbündet" - Informationshef für LehrerInnen/Koordinationsstelle Klimabündnis im Landesamt für Luft & Lärm/Red: Ecolnet



obenZerstörung von Lebensraum und Kultur der indianischen Völker

Elf Thesen
1) In Lateinamerika stehen sich zwei Kulturen gegenüber. Die westliche Kultur der einheimischen Oberschicht und die Kultur der Kleinbauern, der Landarbeiter, der Straßenhändler. Einen besonderen Stellenwert haben in diesem Zusammenhang die lndianer, die ursprünglichen Bewohner und Besitzer des Landes, die zurückgezogen in den bergigen und waldreichen Regionen leben
2) Die westliche Zivilisation droht, andere Kulturen zu überrollen und verdrängt die einheimische Bevölkerung.
3) Ackerbau und Viehzucht in den Anden sind darauf ausgerichtet, die Selbstversorgung der Gemeinschaft zu erzielen. Mit der Fremdherrschaft begann der Landraub. Die Basis der lndios wurde stark eingeschränkt, ihre wirtschaftliche Autonomie ging zum großen Teil verloren.
4) Auch die Landreformen änderte nicht viel. Die indianischen Gemeinschaften, ursprüngliche Eigentümer, gingen leer aus.
5) Mit der Zerstörung der Subsistenzwirtschaft sind die Indios auf die städtischen Märkte angewiesen. Der Markt ist der Schnittpunkt, an dem den indianischen Kleinbauern ihre Produkte für wenig Geld abgekauft und industrielle Fertigprodukte zu hohen Preisen an sie verkauft werden.
6) Mit der zunehmenden Produktion für den Markt sind weitreichende ökologische Schäden verbunden, die zum Rückgang landwirtschaftlicher Erträge führen und die bäuerliche Existenz bedrohen.
7) Die moderne Eroberung geschieht unter Verwendung moderner Technologien. Die Organisations-, Arbeits- und Lebensformen der unterlegenen Kultur werden verändert und zerstört.
8) Durch die neuen Austauschbeziehungen zwischen Stadt und Land wird die Grundlage und der Kern der andinen Kultur getroffen: die Gemeinschaft. Als Folge werden Besitzverhältnisse stärker individuell fixiert, kollektive Arbeitsformen verlieren an Bedeutung, die sozialen Beziehungen, durch gegenseitige Verpflichtungen und Rechte gekennzeichnet, werden durch eine fortschreitende ökonomische und soziale Differenzierung geprägt. Die Comunidad kann ihren Mitgliedern keine Sicherheit mehr geben und auch nicht dem Ansturm äußerer Einflüsse standhalten.
9) Das Verhältnis zwischen Mensch und Kultur. Stand vorher das Gleichgewicht, der Ausgleich zwischen Mensch und Natur im Vordergrund, wird nun die Natur zum ausbeutbaren Material, was letztlich zur Zerstörung der natürlichen Grundlagen führt.
10) lndianische Lebensformen erscheinen als rückständig, überholt und vergangen. Selbst im mitleidig-helfenden Handeln manifestieren sich vielfach Denken und Gefühle der Überlegenheit - nicht nur der materiellen, sondern auch der intellektuellen und moralischen - über die "Armen". Diese Haltung schließt die Möglichkeit aus, sich auf den anderen einzulassen und von ihm zu lernen.
11) Wenn lsolierung der Kulturen keine Lösung ist, und jede Kultur und jede Gesellschaft das Recht auf eine eigenständige Entwicklung hat, erscheint das Lernen von anderen Kulturen die einzig sinnvolle Perspektive zu sein.

Aus: F.G. Kersting/U. Kersting "Indios" - Misereor/ "Pachacuti - Der Traum einer neuen Welt/Hrsg. Arno Teutsch



obenUrwälder der Erde
Menschen kämpfen für ihre Rechte

Die Diskussionen rund um den Tropenholzimport drehen sich vorwiegend um den Schutz der Erdatmosphäre, Schutz der artenreichen tropischen Fauna und Flora, drohende weltweite Klimaveränderungen, Überbevölkerung und Verschuldung der Entwicklungsländer. Meist wird bei solchen Diskussionen ein wichtiger Punkt vergessen: Es wird den Menschen, die seit Generationen in und von solchen Wäldern gelebt haben, zu wenig Beachtung geschenkt.

Die sogenannten borealen Wälder
Die Wälder in Sibirien bedecken 5,9 Millionen Quadratkilometer, was 57% aller Nadelwälder der Erde ausmacht. Es leben dort 26 verschiedene indigene Völker mit einer geschätzten Einwohnerzahl von 1 Mio. Menschen. Die extremen Wetterbedingungen lassen die Wälder nur langsam wachsen und das ökologische System reagiert auf Störungen sehr empfindlich. Seit Mitte der 50er Jahre werden die traditionellen Jagd- und Fischgründe der Völker Sibiriens holzwirtschaftlich zerstört. 80% aller geschlagene Hölzer stammen aus Kahlschlag, wobei 40% der so gefällten Bäume nutzlos liegen bleiben. Die Schäden sind enorm: lm Osten von Sibirien sind bereits 30% der ehemaligen Waldfläche verschwunden. Seit der Öffnung Rußlands drängen amerikanische, japanische und südkoreanische Holzfirmen nach Sibirien.
In Nordeuropa leben rund 70.000 Sami (Lappen). Auch in den Sami-Gebieten wird Kahlschlag betrieben. Es gibt Kahlschlaggebiete, wo sich auch nach dreißig Jahren noch immer kein Wiederbewuchs eingestellt hat. Die Wälder in schwedischen und finnischen Sami-Land werden vor allem für die Papierindustrie (Zellstoff-Produktion) gefällt, obwohl dieser lndustriezweig unter Überkapazität und Verschuldung leidet.
In der kanadischen Provinz Saskatchewan kämpfen verschiedene Cree- und Dene-Indianer zusammen mit sogenannten Metis (mixed-people) gegen den Holzeinschlag in einem 33.000 Quadratkilometer großen Waldgebiet am Meadow-Lake. Auch die Lubicon Cree-Indianer sind im Bundesstaat Alberta bedroht: 1988 hatte die Provinzregierung eine Waldfläche von 57.000 Quadratkilometer zum Kahlschlag freigegeben. Die Konzession wurde an den japanischen Zellstoffkonzern Daishowa verkauft.

Regenwälder der gemäßigten Zonen
Nur 0,2% der Erdoberfläche sind mit Regenwäldern der gemäßigten Zone bedeckt. 3/4 des Bestandes findet sich in Kanada und den USA, der Rest vorwiegend im Süden von Australien, Neuseeland und Chile. Die Wälder im Süden Chiles werden pro Jahr um rund 1.200 Quadratkilometer reduziert - durch die Anlegung von Plantagen für Zellstoff (1993 an die 30.000 Quadratkilometer) und den Holzeinschlag für den Export von Holzchips nach Japan. 86% der Flächen sind mit der Monterey-Tanne und 7% mit exotischem Eukalyptus bestockt.
An der Pazifikküste in der kanadischen Provinz British Columbia gibt es noch 100.000 Quadratkilometer Regenwald, davon stehen allerdings nur 7.000 Quadratkilometer unter Schutz. Auch diese kanadischen Regenwälder sind Heim für viele lndianer-Völker, wo sie vor allem vom Fischfang und der Jagd leben. Der Holzschlag führt zu Erosion, vertreibt die Tierwelt und verschmutzt die Gewässer mit Pestiziden und mit Abwässern der Zellulose-Fabriken. Pro Jahr werden in British- Colombia 75 Millionen Qubikmeter Holz geschlagen, mittels Kahlschlagpraxis. Einzelne Kahlschlagflächen erreichen zusammenhängende Gebiete von 400 Quadratkilometer. Der größte Teil des kanadischen Holzes wird exportiert: 68% in die USA, 15% nach Europa und 9% nach Japan. 54% der gesamten kanadischen Zellstoff- Produktion wird nach Europa exportiert, wo damit Papier hergestellt wird.

Subtropische und tropische Regenwälder
Eine große Anzahl indigener Völker lebt im tropischen Regenwald am Äquator und werden direkt oder indirekt durch die Folgen des Holzeinschlags geschädigt.
In Brasilien wurden in den Bundesstaaten Para´ und Acre zwischen 1985 und 1990 640.000 Kubikmeter Mahagoni-Hölzer geschlagen und exportiert. Dazu mußten 3.000 km illegale Straßen gebaut werden. Vor allem sind drei große lndianerreservate mit einer Fläche von 33.800 Quadratkilometern betroffen. Pro gefälltem Mahagoni rechnet man mit dreißig weiteren zerstörten Bäumen, ganz zu schweigen vom plattgewalzten Unterholz.
In Papua Neu Guinea hat sich die malaysische ,,Rimbunan Hijau" bereits für 60% der Wälder die Lizenzen gesichert. Seit 1992 hat sich der Holzeinschlag in Papua Neu Guinea vervierfacht und "Rimbunan Hijau" kontrolliert heute 86% des Holzexportes.
Viele europäische Holzfirmen sind in West- und Zentralafrika aktiv und zerstören dort die Lebenswelt der Waldvölker. In Zentralafrika sind bis zu 90% der Waldfläche als Holzeinschlagsgebiete vorgesehen. Von den verschiedenen Pygmäengruppen sind vor allem die Aka im Kongo und die Batwa in Zaire betroffen. Der Holzeinschlag zerstört die traditionelle Wirtschaftsweise der Jäger und Sammler und deren Beziehungen zu den Bauernvölkern der Region, mit denen sie seit Jahrhunderten in enger Wechselbeziehung leben.

Aus: "Vielfalt"; GfbV-Schweiz, von Roger Graf



obenDie grüne Schatzkammer

Wie ein nur durch die Weltmeere unterbrochenes grünes Band umspannt der Regenwald die Erdkugel. Er erstreckt sich in Südamerika vom Äquator aus jeweils 1 000 Kilometer nach Norden und nach Süden und wird hier nur von Fiüssen zerteilt. Fährt man den wasserreichsten aller Ströme, den Amazonas flußabwärts Richtung Osten, durchquert man das größte zusammenhängende Regenwaldgebiet der Erde.
Das grüne Band setzt sich von der Küste Afrikas entlang eines anderen gigantischen Stroms, dem Zaire, fort bis zum indischen Ozean. Wir finden Regenwälder wieder an der Westküste lndiens und Sri Lankas, und er bedeckt in Südostasien Burma, Thailand und das malaysisch-indonesische lnselreich und zieht sich weiter östlich bis hin nach Neuguinea.
Es schließt sich der weite Pazifische Ozean an, mit vielfäitigen Regenwäldern, die über die lnselwelt des Pazifik verteilt sind. Bis an die Ostküste Australiens erstrecken sich noch heute die Ausläufer des Dschungels.
Vor einigen Jahrzehnten waren noch 16 Millionen Quadratkilometer der Landoberfläche der Erde mit tropischem Regenwald bewachsen. Vor allem in den letzten vierzig Jahren haben Menschen die Hälfte davon abgeholzt oder verbrannt. Heute sind schätzungsweise noch 8 Millionen Quadratkilometer stehengeblieben, was etwa der Fläche der USA entspricht.
Der Regenwald ist in mehreren Schichten aufgebaut. Die höchsten Bäume ragen bis zu 70 Metern in den Himmel. Das Dach Millionen Blätter, verwoben zu einem schier endlosen Mosaik. Jedes einzelne Blatt ist zur Sonne ausgerichtet. In 30 bis 50 Metern Höhe befindet sich die Hauptmasse der Regenwaldpflanzen und ihrer Bewohner. Zwei Drittel des Lebens im Regenwald spielt sich in diesen Höhen ab.
Am Boden herrscht eine ziemlich gieichmäßige Temperatur von etwa 28 Grad. Die prasselnden Regengüsse der Tropen kommen als sanfter Sprühregen in die unteren Regionen. Kein Wind bewegt hier die schwüle, mit Feuchtigkeit gesättigte Luft. Auch tagsüber ist es verhältnismäßig dunkel. Nur ein bis zwei Prozent des Sonnenlichts können das dichte Dach der oberen Pflanzenetagen durchdringen.

Kreislauf des Waldes
lm Gegensatz zu den Wäldern, die wir aus Mitteleuropa kennen, liegen auf den Waldböden der Regenwälder wenig abgestorbene Blätter. Pilze und Kleinstlebewesen zersetzen die herabfallenden Pflanzenteile sofort und wandeln sie in Nährstoffe um. Ohne diese Pilze, die beim Abbrennen des Waldes zerstört werden, können die Urwaldpflanzen nicht gedeihen. Durch das ständige Aufbereiten abgestorbener Pflanzen ernährt der Wald seine Bewohner und bildet somit ein weitgehend in sich geschlossenes System. Anders als in den mitteleuropäischen Klimazonen birgt der Boden tropischer Regenwälder oft nur sehr wenig Nährstoffe. Deswegen sind die meisten Regenwaldgebiete für Ackerbau ungeeignet.
75 Prozent der Regenmenge, die über dem Wald niedergeht, verdunstet wieder. Neue Wolken bilden sich. So wird ein Teil der Feuchtigkeit weiter ins Landesinnere getragen, wo sie später als Regen niedergeht.

Ökologische Bedeutung
Obwohl die Regenwälder lediglich den 16. Teil der Landesoberfläche bedecken, speichern sie fast die Hälfte der weltweiten Niederschläge. Welch einen großen Nutzen die Regenwälder für das ökologische Gleichgewicht der Region haben, spüren die Menschen oft erst, wenn die Zerstörung schon weit fortschreitet. In lndien treten immer verheerendere Überschwemmungen auf, weil die Wälder als Wasserspeicher vernichtet wurden. In der sich anschließenden Trockenperiode herrscht Mangel an Trinkwasser und Dürre auf den Feldern. Die Regenwälder der Elfenbeinküste, Ghanas und anderer westafrikanischer Länder haben früher durch ständiges erneutes Verdunsten der Niederschläge für ausreichend Feuchtigkeit gesorgt, die von Winden Richtung Norden in die Sahelzone getragen wurde. Nach der Abholzung dieser Wälder kam es in der Sahelzone zu ungewöhnlichen Dürrekatastrophen. Weltweite Hilfsaktionen wurden für die vom Hungertod bedrohte Bevölkerung organisiert. Auf die Idee, die Waldzerstörung zu stoppen, kam niemand.
Für Brasilien befürchtet sein bekanntester Umweltschützer, der Wissenschaftler José Lutzenberger, daß eine Zerstörung des östlichen Amazonas-Waldes zu einer Austrocknung der gesamten Amazonas-Region führen wird.

Artenreichtum
Man schätzt, daß 50 bis 90 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten in den tropischen Regenwäldern existieren. Die meisten von ihnen sind noch nicht einmal entdeckt, die allerwenigsten auch nur ansatzweise erforscht. Die US National Academy of Sciences schätzt, daß auf einem typischen Urwaldstück von 7 mal 7 Kilometern 1500 Arten Blütenpflanzen, 750 Baumarten, 125 Säugetier-, 400 Vogel-, 160 Kriechtier- und 150 Schmetterlingsarten vorkommen. 42 000 lnsekten pro Hektar könnte man finden, würden entsprechende Forschungen durchgeführt. Panama, gerade so groß wie Osterreich, beherbergt mehr unterschiedliche Pflanzen als ganz Europa. lm malaysischen Bundesstaat Sarawak auf Borneo gibt es 2500 einheimische Baumarten. In Amazonien lebt ein Fünftel der weltweit bekannten 9000 Vogelarten, zehnmal mehr als in Europa.
Die einzelnen Arten kommen jedoch nicht häufig vor. Auf 15 Hektar im malaysischen Regenwald fanden sich 381 verschiedene Baumarten, davon waren 157 jeweils nur mit einem einzigen Exemplar vertreten. Viele der Arten sind endemisch, das heißt, sie sind nur in einem begrenzten Gebiet beheimatet.

Komplexität
Am ehesten werden die komplexen Zusammenhänge noch bei Pflanzen erforscht, die der Mensch für sich nutzen möchte. Nicht selten stellt sich dabei heraus, daß man Regenwaldpflanzen nicht einfach aus ihrem Zusammenhang reißen und in Monokulturen anbauen kann. Paranüsse etwa werden ausschließlich im Wald von wildwachsenden Paranußbäumen geerntet. Vor einigen Jahren versuchte man, die Paranuß in Plantagen anzubauen. Die Bäume blühten, trugen aber keine Früchte. Man fand heraus, daß der Paranußbaum von einer Bienenart bestäubt wird, die wiederum für ihren Fortbestand eine bestimmte Chemikalie benötigt. Diese Chemikalie schlürft die Biene aus einer wild wachsenden Orchideenart, die nur im Regenwald vorkommt. Zusätzlich ist der Paranußbaum bei der Arterhaltung auf das Agouti angewiesen. Nur dieses Nagetier kann mit seinen scharfen Zähnen die harten Schalen der Paranuß knacken und die Nüsse großflächig verteilen.

Aus: "Raubmord am Regenwald - Vom Kampf gegen das Sterben der Erde" von Behrend, Reinhard/Paczian aus "Unterrichtseinheit Yanomami im Amazonas-Regenwald" der GfbV-Deutschland



obenDie Indianer Südamerikas

Das Wort ,,Indio" hat in einigen Ländern Südamerikas einen ähnlichen Beigeschmack erhalten wie die Bezeichnung "Nigger" für Schwarze. Zum Beispiel in Guatemala ist die Bezeichnung "Indio" ein Schimpfwort. Jahrhundertelang drückten die europäischen Eroberer damit ihre Geringschätzung gegenüber den lndianern aus. Respektvoller ist das Wort ,,indigena" (Einheimischer).
Grundsätzlich muß unterschieden werden zwischen Hochlandindianern - den Nachkommen der alten Hochkulturen des Andengebietes - und Tieflandindianern, die sich in eine Vielzahl von voneinander unabhängigen Volksgruppen gliedern und vornehmlich im Amazonasbecken leben.
Die indianische Bevölkerung Südamerikas hat zwar viele Gemeinsamkeiten, aber genauso viele Unterschiedlichkeiten. Man schätzt die Zahl der lndianersprachen auf über 500: Sie sind zum Teil so unterschiedlich wie Deutsch und Chinesisch. Manche Sprachen, wie das Quechua der Aymara der Andenländer, werden von ein paar Millionen Menschen gesprochen, andere nur von einigen wenigen Personen, wie z.B. das Zaparo im Urwaldgebiet von Ecuador.
Die Zahl der Tieflandindianer wird auf eine Million geschätzt. Das ist sehr wenig, wenn man bedenkt, daß das Siedlungsgebiet der Ureinwohner die riesigen Areale von der karibischen Küste über die Urwälder des Orinoco und Amazonas bis hin zum Gran Chaco in Paraguay umfaßt. Allein das Amazonasbecken hat eine Längsausdehnung, die der Entfernung von Lissabon bis zum Ural entspricht.
Nach 500 Jahren kolonialer oder nationaler Beherrschung haben aber nur wenige Stammesgruppen durch Anpassung oder Rückzug der kulturellen Zerstörung entgehen können. Heute kämpfen die indianischen Völker darum, ihre kulturelle und ethnische ldentität bewahren zu können. Die lndianer, die das kulturelle Erbe bewahrten, haben mit ihren Naturkenntnissen und botanischen Entdeckungen einen wertvollen Beitrag zum kulturellen Reichtum der Menschheit geleistet und können ihn weiter leisten, wenn es gelingt, ihre Bedeutung zu erkennen und sie zu bewahren.
Die gesellschaftlichen Prinzipien, die auf Partnerschaft statt auf Privilegien beruhen, und die Einstellung zur Natur, die sie nicht zerstört haben, sondern mit der sie leben, könnten Anregungen zum Überdenken der Lebensweisen der modernen Industriegesellschaft geben.

Aus: GfbV-Unterrichtseinheit "Mit den Wäldern sterben die Menschen" von Siegfried Wevering



obenDie Yanomami

Die Yanomami bewohnen ein Gebiet, das etwa der Größe von Österreich entspricht. In Venezuela liegt ihr Siedlungsraum am oberen Orinoco und im Bereich der Flüsse Mavaca, Ocamo, Putaco und Siapa. Die 1.000 Meter hohe Sierra Parima, die Wasserscheide zwischen Orinoco und Amazonas, bildet die Staatsgrenze zwischen Venezuela und Brasilien und gilt als das Kernland der Yanomami. Auf brasilianischem Territorium umfaßt ihr Verbreitungsgebiet die Flüsse Uraricuera, Catrimani und Dimini.
Die Yanomami, deren Name in ihrer Sprache ,,Mensch" bedeutet, gliedern sich in verschiedene Untergruppen: Schamatari, Waika, Sanema´, Schirischana und Guajahbo. Man schätzt ihre Zahi in Venezuela auf 15.000 und in Brasilien auf etwa 9.000 Menschen. Die meisten Wissenschaftler nehmen an, daß ihre Sprache isoliert, d.h. mit keiner anderen verwandt ist.

Die Shabono-Gemeinschaft
Die Yanomami leben in über 350 kleinen, weit verstreuten Dörfern, die völlig autark sind. Sie bilden Großfamilien von 30 - 100 Mitgliedern, die jeweils eine Maloca - ein langes, großes Rundhaus - teilen; für dieses Rundhaus ist auch der Begriff Shapono oder Shabono gebräuchlich. Seine Bauweise spiegelt gleichzeitig die Weltordnung der Yanomami wider. Dieses Gemeinschaftshaus ist das Zentrum ihrer Welt. Von hier aus gehen die Yanomami auf die Jagd, sammeln Wildfrüchte und pflanzen in der Umgebung verschiedene Nutzpflanzen in Gärten an.

Kleidung und Körperschmuck
Die Kleidung der Männer besteht aus einer Schnur, die um die Hüften gebunden und mit der der Penis an der Vorhaut hochgebunden wird. Bei festlichen Anlässen tragen sie an den Schultern und Oberarmen prächtigen Federschmuck. Die Frauen sind nackt und tragen eine Schnur um die Taille, die zum Befestigen von verschiedenen kleinen Gegenständen dient. Durch die perforierten Ohren und das Nasenseptum stecken sie Blumen bzw. feine Stäbchen.

Nahrung
Die Grundnahrungsmittel (Kochbananen und Cassava) werden wegen ihres schnellen Wachstums (und wegen ihrer Eigenschaft, auch auf nährstoffarmen Böden gut zu gedeihen) geschätzt. Die stickstoffarmen Böden eignen sich nur schlecht für aufwendige Anbauprodukte wie z.B. Mais; aufgrund der schwachen Erträge ist ein Anbau kaum mehr als einmal pro Parzelle möglich. Die Grundnahrungsmittel decken also den täglichen Bedarf an Protein, essentiellen Fetten und Vitaminen nur unzulänglich und bieten keine ausgewogene Ernährung, obwohl es sich um energiereiche Nahrungsmittel handelt. Um eine ausgewogene Ernährung zu garantieren, suchen die lndianer ihren Speisezettel durch Früchte, Wildbret, Fisch und kleinere Tiere, die im Regenwald gesammelt werden, zu ergänzen. Durch diese Kombination der Nahrung, die Wald und Gärten bereitstellen, sind die Yanomami in der Lage, sich mit einem Minimum an Aufwand gesund zu ernähren.

Sammeltätigkeiten
Früchte, Knollen und wilder Honig aus dem Wald, eßbare lnsekten (Larven), Krabben, Frösche und andere kleine Tiere stellen eine wichtige Bereicherung der Ernährung der Yanomami dar.

Fischfang und Jagd
Die Yanomami verstehen sich darauf, Tümpel oder kleinere Flußläufe mit dem Saft von Lianen zu vergiften. Der Saft, der ein mildes Nervengift enthält, lähmt die Kiemenatmung der Fische, so daß sie mit Handnetzen gefangen werden können. Die Jagd wird auf traditionelle Weise mit Pfeil und Bogen durchgeführt. Gejagt werden Affen, eine Vielzahl von Vögeln, Gürteltiere, Tapire, Krokodile etc.

Der Brandrodungswanderfeldbau
Zu Beginn der Trockenzeit roden die Yanomami den Wald. Das Unterholz wird gerodet; anschließend werden die größeren Bäume gefällt. Die geschlagenen Bäume werden liegengelassen, und das Holz trocknet aus. Einige Monate nach der Rodung wird dann das Holz verbrannt. Durch das Abbrennen wird die gesamte Pflanzendecke in Nährstoffe (Asche) umgewandelt, die dann durch den Regen in den Boden gelangen. Außerdem werden durch das Abbrennen Samen und Sämlinge im Boden abgetötet; dadurch dauert es einige Zeit, bis sich das Unkraut wieder ausdehnen kann.
Der Regen wäscht die Nährstoffe aus der ausgebrannten Biomasse sehr schnell in den Boden aus. Um den Nährstoffreichtum zu nutzen, beginnen die Yanonami mit ihren Pflanzungen sofort nach Einsetzen der Regenzeit. Die Saat reift schnell. Bereits nach vier Monaten kann der Mais geerntet werden.
Die Pflanzungen müssen in der Wachstumsphase von Unkraut freigehalten werden, denn die Rückeroberung des Waldes droht von allen Seiten. Trotzdem wuchert Unkraut immer wieder durch und nach ungefähr drei Jahren wird das Jäten zu aufwendig; die Pflanzungen werden aufgegeben und neue werden angelegt.
Nach ca. 50 Jahren sehen die ehemaligen Gärten schon wieder wie Regenwald aus, obwohl es bis zu 100 Jahren dauern kann, bis das ganze Spektrum von Fauna und Flora sich regeneriert hat. Einmal genutzte Pflanzungen werden in der Regel nicht wieder urbar gemacht, zumindest nicht innerhalb der ersten 50 Jahre.

Gesellschaftsleben
Die Yanomami haben einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit und Gleichheit. Ungleichheit im persönlichen Hab und Gut oder im Ansehen und Status in der Stammesgruppe sind minimal. lhre Gesellschaft funktioniert ohne zentralisierte Machtstrukturen oder öffentliche Autoritäten, die mit Machtbefugnissen gegen andere versehen sind. Bei den Yanomami gibt es keinen ,,Häuptling", obgleich Verwandtschaftsgruppen ihre lnteressen durch Sprecher kundtun, die dann bei Konflikten als Führer handeln.
Kleinere Meinungsverschiedenheiten werden problemlos toleriert - bei schwerwiegenden Differenzen kann sich ein Teil des Dorfes trennen und zeitweise wegziehen. lm Sozialleben der Yanomami fällt die starke Betonung der Unabhängigkeit, der Rechte, aber auch der Pflichten des lndividuums auf.

Religion, spirituelle Kultur. Die Schamanen
Bewahrer der Stammestradition sind die Schamanen, die durch Einnahme von Drogen in andere Welten vordringen können, welche gewöhnlichen Sterblichen verschlossen sind. Diese Spezialisten heißen bei den Yanomami schaboliwa und können nur Männer sein. Die bekannteste Droge ist unter dem Namen yopo oder ebena bekannt. Die Schamanen konsumieren große Mengen von ebena, das sich jeweils zwei Männer mittels eines langen, knotenfreien Rohres gegenseitig in kleinen Dosen in die Nasenlöcher blasen. Nachdem sich verschiedene Visionen eingestellt haben, beginnen die Schamanen mit erhobenen Armen zu tänzeln und stimmen dabei einen melodischen Gesang an. Damit rufen sie die Hilfsgeister an, die in ihrer Brust Platz nehmen. Andere knien auf dem Boden und imitieren die mythischen Tiere, in die sie sich verwandeln. Nur im Trancezustand ist es dem schaboliwa möglich, die kosmischen Bereiche zu durcheilen, die Dorfgemeinschaft vor Gefahren zu bewahren und die Ursachen von Krankheiten zu erkennen und zu heilen.
Die wichtigste Therapie eines Schamanen besteht darin, die als materielle Substanz gedachte Krankheit aus dem Körper des Patienten zu saugen. Die wichtigste Aufgabe des Schamanen besteht also in der Heilung von Krankheiten, bei der gewissermaßen die Urformen medizinischer Techniken Anwendung finden.

Das Totenritual
Von größter Bedeutung für die Yanomami sind die magischen Zusammenkünfte anläßlich der Abhaltung von Totenfeiern. Wenn ein Yanomami stirbt, wird sein Leichnam verbrannt. Die Knochenreste werden zu einem Pulver zerstampft und in einer Kalebasse aufbewahrt. Einmal jährlich finden die Totenfeierlichkeiten statt, bei denen diese Überreste des Verstorbenen mit einem Bananenbrei vermengt und von den Familienmitgliedern getrunken werden. Dadurch wird nach den Vorstellungen der Yanomami die Totenseele frei und kann ins Jenseits eingehen.

Wir lndianer sind keine Tiere
Wir sind friedliebende Menschen,
wie ich hier in diesen Versen zeige.
Wir greifen nur an, wenn wir angegriffen werden, und dann sind wir wütend.
Wir empfingen die Lusitaner*,
die hier angekommen sind.
Wir bekamen ihre Geschenke.
Wir gaben andere dafür.
Der Weiße war zufrieden.
Wir wurden geschlagen und ausgebeutet,
auch versklavt.
Man nahm uns Frau und Land.
Wir widersetzten uns - wir flohen
zum Urwald und in die Berge.
Wir bewaffneten uns so gut es ging,
um dem Krieg zu begegnen.
Jetzt nach fast fünfhundert Jahren
merkt die Gesellschaft nicht,
daß wir lndianer weiterhin,
ohne jede Gerechtigkeit,
ausgebeutet werden.
Und die, die weit geflohen
und übrig geblieben sind,
werden von neuen Straßen gestört,
sogar in den entlegensten Winkeln,
auch von Goldgräbern und Farmern
und durch neue Konflikte.
* Portugiesen

von Maxado (Brasilien), Quelle: Kalender 1992 der Gesellschaft für bedrohte Völker



obenDie Kolonialisierung des Amazonasgebiets

Das Eindringen der Weißen ins Amazonasgebiet erfolgte nicht erst im 20. Jahrhundert, sondern setzte viel früher ein. Die erste Phase dieser Eroberung ist gekennzeichnet durch:

Die großen Stämme am Amazonas widersetzten sich dem Vordringen der Weißen. Die Munduruku` und Mauhé zum Beispiel, zwei Stämme, deren Kopfzahl im 18. Jh. auf 40.000 bzw. 20.000 geschätzt wurde, griffen die Städte an. 1795 schlossen die Munduku` mit den Portugiesen Frieden und unternahmen nun ihrerseits Kriegszüge und Sklavenjagden auf indianische Stämme, die den Weißen feindlich gegenüberstanden, bis dann im 19. Jh. eine intensive Missionierung einsetzte. Die Mura, einst ebenfalls ein großer Stamm, gingen ein Bündnis mit aufständischen Brasilianern ein, deren Aufstand 1836 blutig niedergeschlagen wurde. Strafexpeditionen und Krankheiten führten danach zu einer drastischen Dezimierung der Mura und der größte Teil der Überlebenden verschmolz später mit der brasilianischen Landbevölkerung.

Der Kautschukboom
Schon 1827 wurde von Belém aus Rohgummi verschifft. Aber erst die Erfindung des Vulkanisierungsprozesses durch Goodyear (1839) führte zu neuen Verwendungsmöglichkeiten des Kautschuk und zu einem enormen Anstieg der Produktion. Brasilien besaß das Monopol auf Naturgummi bis 1900, als der billigere Plantagenkautschuk Englands auf den Weitmarkt kam. 1942-47 erlebte die brasilianische Kautschukwirtschaft noch einmal einen Aufschwung, ausgelöst durch den Kriegseintritt der USA. Durch die japanische Eroberung der malaiischen Halbinsel waren die Amerikaner von ihrer wichtigsten Rohgummiquelle abgeschnitten worden.
Während der Kautschukboom den Handelshäusern in Manaus und Belém ein Wirtschaftswunder bescherte, etablierte sich in den Wändern ein brutales System der Ausbeutung weißer und indianischer Arbeitskräfte. Der Patron ist Pächter der Kautschukbäume, die entlang einer bestimmten Flußstrecke stehen. Er wirbt durch Vorschuß eine Anzahl Männer an und läßt sie zu ihrem Bestimmungsort, der Feitoria, bringen. In der Feitoria leben die brasilianischen Sammler in der Regel ohne Familie, sie sind chronisch unterernährt und leiden häufig an Krankheiten. Obgleich die große Nachfrage seit 1912 ausblieb, wird in geringerem Umfang bis heute Kautschuk gesammelt. Seit einigen Jahren bemüht sich die Regierung wieder um eine lntensivierung der Kautschukwirtschaft in Nordwest-Amazonien (Bundesstaat Acre, entlang des Rio Jurua und Rio Purus, Gebiet der Flüsse lcana, Vaupés und Japurà) und im Mato Grosso und Rondonia (oberer Madeira, Jiparanà, Guaporé und Nebenflüsse, oberer Tapajos und vor allem dessen Zuflüsse Juruena und Teles Pires.

Kautschukwirtschaft und lndianer
Zur Zeit des Kautschukbooms wurden lndianer versklavt und zur Arbeit im Seringal (Kautschukwald) gezwungen bzw. getötet, wenn sie Widerstand leisteten. Aber auch in der folgenden Zeit versuchten die Patrone, die lndianer an die Nähe der Rohgummidepots zu binden und sie in Schuldknechtschaft zu halten. Einmal an die Waren der Weißen gewöhnt, fiel es den lndianern schwer, auf sie zu verzichten und wieder ein traditionelles Leben aufzunehmen. Zahlreiche Epidemien, ausgelöst durch Kontakte mit den Gummisammlern, dezimierten manche Gruppen so stark, daß es den Überlebenden oft unmöglich war, unabhängig zu bleiben. Für die meisten Gummisammler waren die lndianer Wilde, die ihre Arbeit behinderten oder bedrohten.
Für die Zeit um 1950 ergab sich in bezug auf die indianische Bevölkerung des Amazonasgebietes folgendes Bild: Viele Stämme existierten nicht mehr. Alle, die mit Weißen in Berührung gekommen waren, waren durch Krankheiten erheblich dezimiert worden. Viele Stämme - oder besser gesagt Reste von Stammesgruppen - standen in ständigem Kontakt mit Weißen. Viele standen unter Missionseinfluß. lhre traditionelle Lebensweise hatte sich verändert. Zahlreiche Stämme, unter ihnen auch jene, die vor den Weißen geflohen waren, lebten im lnnern des Landes, das weitgehend unerschlossen war.
Nach einer Zeit relativen Ruhe zwischen 1912 und 1950 brach dann in der 50er Jahren und besonders mit dem Einsetzen der staatlichen Entwicklungsplanung ab 1966 eine neue Phase der inneren Kolonisierung des Amazonasgebietes an. Die neue Entwicklungsphase begann mit dem Bau von Straßen, die auch bisher unzugängliche Gebiete erschlossen. Die staatliche Entwicklungsplanung sah eine großflächige Nutzung des Landes unter Einsatz von Großkapital und -technologie vor. Für die Indianer bedeutete dies, daß ihr Land von Weißen beansprucht wurde und ihnen keine Möglichkeit mehr blieb, in andere Gebiete auszuweichen.

1966 - Beginn der Operation Amazonien
" ... Nichts wird uns in diesem Bestreben aufhalten, das die höchste Aufgabe der zivilisierten Menschheit im 20. Jahrhundert darstellt: die Eroberung und Beherrschung dieses großen Stromtales am Äquator, um seine wilde Kraft und seine außergewöhnliche Fruchtbarkeit in gezähmte Energie zu verwandeln. Durch unseren Willen und unsere Arbeit wird der Amazonas nicht länger ein unbedeutender Bestandteil der Weltgeschichte bleiben, sondern - ebenso wie andere große Flüsse - zu einem Kapitel in der Geschichte der Zivilisation werden ... "
Diese Worte sprach der damalige Präsident Vargas, als er 1940 in Manaus seinen ,,Discurso do Rio Amazonas" hielt. In den 60er Jahren wurde die lntegration des Amazonasgebietes in die gesamtbrasilianische Wirtschaft zunehmend diskutiert. Dabei spielte u.a. die Angst vor einer ausländischen Dominierung eine Rolle:
Der englische Ökonom Boulding hatte 1963 den Vorschlag gemacht, die Überbevölkerung in unterentwickelten Ländern durch eine Umsiedlung ins Amazonasgebiet und andere "Leerräume" der Erde" abzubauen.
Zur selben Zeit tätigten Amerikaner große Landkäufe, nachdem die US-Air-Force eine Studie über das Amazonasgebiet erstellt hatte, in die als erste lndustrielle Einblick erhalten hatten. So erwarben z.B. Rockefeller 500.000 ha, der Holzkonzern Georgia Pacific 400.000 ha und Keith Ludwig über die National Buik Carriers 1,4 Mio. ha am Rio Jari im Bundesstaat Parà.
1966 verkündete die brasilianische Regierung die ,,Operation Amazonien". Die ersten Straßen wurden gebaut (Manaus-Boa Vista/Cuiaba-Pórto Velho).

"Land ohne Menschen für Menschen ohne Land". Ansiedlung von Kleinbauern im Amazonasgebiet
1970 ereignete sich eine der größten Dürren des Jahrhunderts im Nordosten, dem Gebiet, das durch Großgrundbesitz, Bevölkerungswachstum und Trockenheit zum Armenhaus Brasiliens geworden ist. Die ausbrechende Hungersnot führte zu Unruhen und Aufständen. Für die Regierung war damit der Anlaß gekommen, die Erschließung des Amazonasgebietes in Angriff zu nehmen. Entlang neuer Fernstraßen sollten Kleinbauern aus dem Nordosten angesiedelt werden.
Noch im gleichen Jahr (September 1970) wurde mit dem Bau der Transamazonica und der Straße BR-163 (Cuiaba-Santarém) begonnen. Mit großem Aufwand wurde für die Besiedlung des ,,Landes ohne Menschen für Menschen ohne Land" geworben, die innerhalb von 10 Jahren eine Million Familien ins Amazonasgebiet bringen sollte.
Man hatte nicht berücksichtigt, daß große Teile des Amazonasgebietes wenig fruchtbar sind und sich nicht für eine intensive Landwirtschaft eignen. Die Pla ner sprachen jetzt nur noch von 100.000 Familien, und die Besiedlung wurde auf ausgewählte Straßenabschnitte mit etwas fruchtbareren Böden eingeschränkt.
Bis Ende 1974 waren etwa 6.500 Familien an der Transamazonica angesiedelt worden, von denen noch nicht einmal 113 aus dem Nordosten stammte. Die Anwerbung wurde schon 1973 eingestellt, und die staatliche Kleinbauernansiedlung konnte danach als gescheitert gelten. Seitdem drängt ein Strom von Posseiros (Landlosen) auf der Suche nach Neuland weiter in indianische Gebiete vor. Besonders betroffen waren die Bundesstaaten Ceara´, Pernambuco und Rio Grande do Norte

Der erzwungene Wandel
Die Konfrontation der lndianer mit den Weißen erfolgte so abrupt und brachte so einschneidende Veränderungen mit sich, daß kein Stamm die Möglichkeit hatte, sich allmählich auf die Veränderungen einzustellen oder gar eigene Entscheidungen zu treffen. Der psychische Schock und die Hoffnungslosigkeit fanden ihren beklemmendsten Ausdruck in der Reproduktionsverweigerung (Fortpflanzungsverweigerung): Frauen weigerten sich, ihre neugeborenen Kinder aufzuziehen und töteten sie oder wurden steril. Die Krankheiten, die jede Gruppe drastisch reduzierten und die permanenten Störungen durch Straßenbau, Rodungen usw. führten dazu, daß die lndianer sich nicht mehr ausreichend um ihre Pflanzungen kümmern konnten. Der Wildbestand ging zurück, weil Straßenbauer sowie Siedler und Farmarbeiter die Gegend leerschossen oder das Wild vertrieben.
Die Überlegenheit, die die Weißen durch ihre materiellen Güter demonstrierten, führte gleichzeitig zu einer Abwertung der sozialen und geistigen Kultur der lndianer. Die lndianer verzichteten auf Stammeszeichen, wurden häufig dazu angehalten, ihre Gemeinschaftshäuser zugunsten von Kleinfamilienhütten aufzugeben, traditionelle Bräuche wurden lächerlich gemacht, das Schamanentum entwertet, Häuptlinge entgegen der traditionellen Struktur protegiert. Alles in der Absicht, das indianische Gruppenbewußtsein und die Mechanismen zur sozialen Kontrolle zugunsten einer individualistischen Lebensweise nach westlichem Muster außer Kraft zu setzen.

Goldrausch im Regenwald. Die Hoffnungen der Ärmsten bleiben unerfüllt
(...) Schwitzend schleppt José Raimundo de Jesus den Sack mit Steinen nach oben an den Kraterrand. Eine Tonne Abraum schafft er täglich aus der Tiefe. Tausend nackte, schlammverschmierte Männer wühlen wie besessen neben ihm im Dreck. Von der Goldgrube in Amazonien bis zum Haupttresor der Bank in der fernen Schweiz führt ein langer, unwegsamer Pfad. Er beginnt bei den formígas, den menschlichen Ameisen, die das rote Metall suchen, und endet bei den Dunkelmännern, die es horten.
Mehr als zwei Millionen Menschen schürfen, kratzen, hacken und graben in Brasilien nach Gold. Als man vor zehn Jahren in der Sierra Pelada faustgroße Brocken des Edelmetalls fand, brach der Goldrausch in Amazonien aus. (...) Zu den Eldorados im Regenwald kommen alle, die nichts mehr zu verlieren haben. Heerscharen hungernder Landarbeiter, das Lumpenproletariat aus den Favelas, Strandgut der Gesellschaft und das fahrende Volk ziehen nach Westen und Norden. Städte aus Bretterbuden wachsen wie Krebsgeschwüre, Brände fressen sich in den Regenwald. Hemmungslos wird niedergemacht, was im Wege steht. Das Millionenheer der garimpeiros reißt die Erde auf und durchwühlt sie, gräbt Flüsse ab und füllt sie mit Müll, brennt, brandschatzt und mordet und hinterläßt eine einzige Wüste. An den Rändern der Staubpisten und Schlammwege bleiben die Erschöpften zurück, die Kranken, Frauen und Kinder. Die Männer ziehen weiter auf der stetigen Suche nach Gold.
(...) Die,,Facharbeiter", die mit Hacke und Schaufel die Goldadern aufbrechen oder mit scharfem Wasserstrahl das Geröll aufschwemmen, erhalten eine Gewinnbeteiligung, ebenso wie der Aufseher, der am Rand der Grube die Liste führt. Der Löwenanteil geht aber an Besitzer oder Aktionäre der Grube.
(...) Drei Viertel der brasilianischen Goldförderung werden am Fiskus und am Zoll vorbei ins Ausland geschmuggelt. ( ...) lm Gegensatz zu Sibirien und Südafrika wird das Edelmetall in Amazonien nicht mit Baggern und Bulldozern herausgeholt, sondern mit Hacke und Schaufel. Mit besserem Gerät könnte man mehr und schonender Gold in Brasilien fördern, meinen die Manager des staatlichen Minenkonzerns Vale do Rio Doce. (...) Ein mechanisierter Abbau der Goldlager käme wegen der besseren ökologischen und fiskalischen Kontrolle vielleicht dem Wald und dem Staat zugute, aber kaum den vielen Geschäftemachern, die am Goldschmuggel verdienen.
Vor allem aber - was geschähe mit den garimpeiros und ihren Familien? Wo bliebe die Hoffnung dieser Millionen auf das große Glück? ,,Das Amazonasgebiet ist Brasiliens soziale Abfallgrube", schimpft ein Redakteur der Lokalzeitung in Maraba. Abfallgrube - aber auch soziales Ventil: Solange in Amazonien eine bessere Zukunft winkt, gibt es wenig Grund zur Rebellion gegen die Armut auf dem Lande und das Elend in den Städten.

Aus: GfbV-Unterrichtseinheit "Der hohe Preis des Goldes: Den Yanomami-Indianern im Amazonas-Regenwald droht der Untergang" - Die Zeit (3.11.8) von Carl D. Goerdeler



obenGoldsucherinvasion in Malaria
Der schleichende Genozid an Brasiliens lndianern

(...) Die inzwischen über 80.000 Garimpeiros im Stammesgebiet der rund 15.000 Yanomami sind fast durchwegs bitterarme, unterernährte Analphabeten aus Brasiliens unterentwickelten Nordostregionen (...). Als das Schürfgebiet eröffnet wurde, gab es in den Wäldern noch Wild und Vögel sowie Fische in den Bächen. Die ausgehungerten Garimpeiros haben jedoch alles abgeschossen (...). Schmerzlicher als die Yanomami, welche jahrhundertelang Bestandteil einer völlig intakten Natur, eines funktionierenden Ökosystems waren, kann niemand die ungehemmte, sinnlose Zerstörung empfinden. Ein Mitglied des Stammes, Davi Yanomami, spürt jedoch nicht nur Schmerz und Verzweiflung - er steht unter psychischem Druck besonderer Art. 1989 überreichten ihm UN-Vertreter den Umweltpreis "Global 500" (...).
Der Yanomami erhält ständig Morddrohungen der Goldmafia und ist bereits einigen Hinterhalten entronnen. Davi ist Mitarbeiter der staatlichen lndianerschutzbehörde FUNAI und muß mit ansehen, daß nicht nur diese, sondern auch Polizei und Militär, sämtliche Behörden des Teilstaates Roraima und sogar die Regierung in Brasilia Gesetze und sogar Verfassungsartikel offen mißachten, die den Lebensraum, die Kultur und die Lebensweise der letzten etwa 250 000 von einst fünf Millionen brasilianischen lndianern garantieren sollen. Theoretisch dürfte sich kein einziger Garimpeiro im Yanomami-Gebiet aufhalten; die FUNAI hätte mit Unterstützung von Polizei und Militär verhindern müssen, daß (das Schürfgebiet) Malaria und sämtliche anderen ungezählten Schürfgebiete überhaupt installiert werden. Davi sagte, daß nur seine Bekanntheit ihn vor Sanktionen und auch vor der Entlassung durch die FUNAI schützt, die sich auch in Roraima häufig von motivierten und deshalb unbequemen Mitarbeitern getrennt hat. ,,Vier meiner Verwandten sind von Garimpeiros erschossen worden, immer mehr lndios sterben jetzt, durch Krankheiten und durch Schüsse. Wir haben nichts mehr zu jagen und leiden Hunger. Oft werden lndianerinnen von Garimpeiros vergewaltigt. Auch die in den Waldgebieten stationierten Militärpolizisten tun das. Sie bringen Schnaps mit, und wenn sie auf lndiodörfer treffen, geben sie den nichtsahnenden Männern Schnaps. Und wenn diese dann betrunken sind, fallen sie über die Frauen her. Die FUNAI sagt, alles ist gut, alle sind gesund, alle leben in Frieden. Aber es stimmt nicht, es ist eine Lüge."
Die Zusammensetzung des FUNAI-Personals von Roraima läßt nationalen und ausländischen Sympathisanten der lndianer die Haare zu Berge stehen. Abgesehen von Davi ist niemand kompetent; selbst ehemalige Chauffeure und Hilfsarbeiter sollen zur ,,Indianerbetreuung" eingesetzt werden. Der Chefadministrator, der Agronom Raimundu Nonato da Silva, besaß das Vertrauen des Nationalen Sicherheitsrates bereits während der Diktaturzeit - damals wurde er zum Bürgermeister einer Stadt in einer militärischen Sicherheitszone ernannt. Sein Parteifreund von der konservativen Liberalen Front, Romero Juca´, wurde just in dem Moment letztes Jahr vom nationalen FUNAI-Präsidenten zum Gouverneur von Roraima befördert, als die Zeitungen fast täglich über seine Verwicklung in illegale Geschäfte schrieben - unter anderem mit Holzunternehmen, die lndianerwald rodeten. Der ehemalige Präsident der FUNAI, Chagas, betont, keinerlei Kenntnis von Konflikten in den Schürfgebieten, von sterbenden oder kranken lndios zu haben-, die FUNAI habe genügend lmpfaktionen durchgeführt. Maßnahmen gegen die Garimpeiro- lnvasion hält er für nicht realisierbar.

Aus: GfbV-Unterrichtseinheit "Der hohe Preis des Goldes: Den Yanomami im Amazonas-Regenwald droht der Untergang" von Klaus Hart "Goldsucherinvasion in Malaria", NZZ 15.4.89



obenDie Indianerpolitik Brasiliens
Die Besiedlung Brasiliens ist von Anfang an durch die Okkupation indianischen Landes und die Ausrottung und Vertreibung seiner Bevölkerung gekennzeichnet gewesen. Von 1500 bis heute sind 90% der lndianer von der Bildfläche verschwunden. lhr Anteil an der brasilianischen Bevöfkerung beträgt heute 0,2%.
lm 20. Jahrhundert kam es zur Gründung von lndianerschutzorganisationen, und zwar zu Zeiten besonders brutaler Gewalttätigkeiten an lndianern. Als der Direktor des Museu Paulista, Hermann von Hering, die Ausrottung aller feindlichen lndianer postulierte, kam eine heftige Debatte in Gang und 1910 gründete Rondon den SPI. Die Organisation sah ihre Hauptaufgabe darin, friedliche Kontakte zu den lndianern aufzunehmen, unter der Devise "Sterben wenn nötig, töten nie". Rondon ging davon aus, daß sich die lndianer unter dem Schutz des Staates und unter Garantie ihres Landes allmählich zu brasilianischen Bürgern entwickeln würden, bei gleichzeitiger Aufgabe ihrer indianischen Lebensweise. Er stand damit im Gegensatz zur herrschenden Meinung, daß der rückständige lndianer nie zu einem vollwertigen Mitglied der nationalen Gesellschaft werden könne und seine Vernichtung daher legitim sei.
Der SPI pazifizierte Dutzende von indianischen Stämmen und errichtete lndianerschutzposten. Er war jedoch unfähig, den Entwicklungsprozeß in der Folgezeit zu kontrollieren. Vielmehr erleichterte er durch die Befriedung der lndianer das Vordringen der Weißen.
Als Rondon 1958 starb, wurde die Leitung Militärs übertragen. Der SPI verkam zu einer korrupten Organisation. Kriminelle Praktiken innerhalb des SPI wurden 1967 aufgedeckt, sie reichten von der Unterschlagung staatlicher Gelder bis zur Beteiligung an Morden (Dynamitabwürfe auf Indianerdörfer, Verteilung verseuchter Kleidung und vergifteter Lebensmittel), die ihren Höhepunkt in den 60er Jahren hatten. Nach der Aufdeckung der Verbrechen wurde der SPI aufgelöst und 1968 durch die FUNAI ersetzt.
Ebenso wie der SPI befriedete die Funai zahlreiche Stämme und sorgte so dafür, daß die Weißen nur noch auf wenig Widerstand stießen. Die schlechte medizinische Versorgung ließ die lndianer massenweise sterben; man konnte dann getrost einen Teil ihres ehemaligen Territoriums zur Bewirtschaftung durch Weiße freigeben.
Die Landrechte der Indianer sind in der brasilianischen Verfassung verankert und werden auch im Indianer-Statut von 1973 garantiert. Das lndianer-Statut schreibt vor, daß bis 1978 alle Reservate vermessen sein sollten; bis 1980 waren von 41 Millionen Ha gerade 13,7 Mio. ha vermessen worden. Es scheint, als habe die FUNAI eine ausgesprochene Verzögerungstaktik verfolgt. Hatten sich auf lndianerland erst einmal Unternehmen etabliert, dann konnte dieses Land eben nicht mehr von Indianer genutzt werden.

Aus: pogrom 96, Zeitschrift der GfbV-Deutschland



obenDas Massaker von Haximu
Bericht über einen Massenmord

(...) 1993 ist die Beziehung zwischen den Garimpeiros und den Yanomami am oberen Orinoko bei Haximu auf dem Tiefstpunkt. Die Yanomami besuchen die Zeltlager der Garimpeiros häufig und sind aufdringlich. Bei einem dieser Besuche wurde ihnen von zwei Garimpeiroführern Hängematten und Kleidung versprochen. Dieses Versprechen wurde wie viele andere nicht eingehalten. Ein junger Häuptling suchte daraufhin wütend das Zeltlager der Goldsucher auf, um sich das Versprochene abzuholen. Es folgte eine gewalttätige Auseinandersetzung. Die Yanomami verjagten einen der Angestellten des Garimpeiroführers mit Gewehren, durchschnitten die Seile der Hängematten der Goldsucher, warfen Decken und ein Radio in den Wald und nahmen ein paar Töpfe mit.
(...) Am 15. Juni kommt eine Gruppe von sechs jungen Yanomami aus Haximu zu einem Lager der Goldsucher, um Essen, Kleidung und Jagdgewehre zu erbetteln. Sie erhalten lediglich ein wenig Maniokmehl und einen Fetzen Papier mit einer Botschaft für andere Garimpeiros flußabwärts. Die sechs Yanomamimänner gehen zu diesem Lager, wo eine Gruppe von Garimpeiros Domino spielt. Sie werden von der Köchin des Lagers empfangen, die den Zettel liest, ihn ins Feuer wirft und zu den Garimpeiros sagt: "Viel Spaß mit diesen ldioten." lnformiert und ermutigt durch die Köchin entschließen sich die Goldsucher, die jungen Männer sofort zu töten.
Ein unverletzte Yanomami läuft zu seinem Dorf Haximu und berichtet von dem Überfall. Nachdem alle Vorbereitungen getroffen sind, macht sich eine Gruppe von Kriegern aus vier Dörfern auf, um die Toten zu rächen. Ziel dieser Rachezüge sind immer die Männer, die die Morde verübt haben, Frauen und Kinder sind nie das Ziel ihrer Rache. Am 26. Juli haben die Yanomami das Garimpeirolager erreicht. Die Yanomami greifen an, töten einen der Goldsucher, der andere wird am Rücken verwundet.
Die anderen Garimpeiros sind wütend und planen ihrerseits einen Rachefeldzug. Sie erreichen Garimpeiros Haximu, finden ein verwaistes Dorf vor und folgen den Spuren der lndianer. Die Garimpeiros, die das Lager entdeckten, eröffnen plötzlich das Feuer aus Jagdgewehren und Revolvern. Einige Yanomami können fliehen. Die, die geflüchtet sind, können die Angstschreie von den Opfern und die nicht enden wollenden Schüsse von den Garimpeiros hören. Schließlich hören sie auf zu schießen und töten die noch lebenden Yanomami mit Macheten und Messern. Sie massakrieren alle Verletzten, sogar einige Kinder, die unverletzt geblieben waren. 12 Menschen werden umgebracht - drei Frauen, neun Kinder und Jugendliche.

Aus: Archivmaterial der GfbV-Deutschland von Bruce Albert, Anthropologe und ehemaliger Generalsekretär von Survival International



oben"Sie sehen sie als Tiere, nicht als Menschen"
Das Massaker an den Yanomami hat eine Diskussion ausgelöst: Wieviel Land steht den Indianern zu?

Die Welle der Gewalt im Amazonasgebiet hat neben der Scham über das beschmutzte Ansehen in der Welt aber auch einen heftigen Streit darüber ausgelöst, wieviel Land den Ureinwohnern eigentlich zusteht. Nach der brasilianischen Verfassung haben die etwa 300.000 lndianer, die 0,3 Prozent der Bevölkerung ausmachen, ein Recht auf zehn Prozent des Staatsgebietes. Das sei eindeutig zuviel, meint eine Koalition aus Goldgräbern und Politikern. "Wenn es bei der jetzigen Lage bleibt, bricht die Wirtschaft des Bundesstaates Roraima zusammen", warnt Ottomar Pinto, der Gouverneur von Roraima. In dem Land an der Grenze zu Venezuela leben nicht nur die Yanomami, sondern auch die Macuxi-Indianer. Die beiden Reservate mit einer Ausdehnung von insgesamt 107.000 Quadratkilometern machen rund 17 Prozent der Fläche des Bundesstaates aus.
Gouverneur Pinto will nicht eher an den Mord an den Yanomami glauben, bevor er nicht alle Leichen einzeln gezählt hat. "Das Massaker an den Yanomami ist eine Erfindung von Interessengruppen, die lndianergebiete markieren wollen", wittert der Politiker. Sein Amtskollege Jader Barbalho, Gouverneur des Bundesstaates Para´, begnügt sich nicht mit kuriosen Kommentaren. Er kündigte an, daß er gegen die Abgrenzung des 49.000 Quadratkilometer umfassenden Reservats der Menkragnoti vor Gericht ziehen werde.
Amazoniens Gouverneur Gilberto Mestrinho, in ganz Brasilien dafür bekannt, daß er bei Wahlen Motorsägen verteilte, gibt sich versöhnlich. "Wir sind nicht gegen die Abgrenzung von Indianerreservaten", stellt er klar. Doch man müsse sich dagegen wehren, wenn in der Größenordnung übertrieben werde. Außerdem sei es merkwürdig, daß in den Reservaten immer reiche Rohstoff- und Edelmetallvorkommen zu finden seien. Mestrinho sieht den Feind deshalb im Ausland. "Hier in Amazonien darf kein Baum gefällt oder die reichen Bodenschätze ausgebeutet werden. Dies sind internationale Auflagen, um unsere wirtschaftliche Entwicklung zu verhindern", wettert er.
Tatsache ist, daß von den insgesarnt 895.000 Quadratkilometern, die in Brasilien als traditionelle Lebensräume der lndianer gelten, bereits 560.000 Quadratkilometer als Reservate ausgewiesen sind. 238 Gebiete sind noch nicht markiert. Doch selbst wenn alle Reservate markiert wären, eine Garantie für ein sicheres Leben würden sie den Ureinwohnern dennoch nicht bieten, wie die Wirklichkeit in den schon bestehenden Reservaten zeigt. Nach Angaben des katholischen lndianerrates Cimi halten sich in 84 Prozent aller bereits markierten Gebiete Goldgräber und Holzhändler auf, weil die Bundespolizei mangels Geld nicht in der Lage ist, die Riesengebiete zu schützen. "Auch Kleinbauern dringen in der Reservate ein, weil ihnen aufgrund der enormen Landkonzentration in Brasilien keine andere Alternative bleibt", heißt es in einer Schrift, die Cimi anläßlich des UN-Jahres der indigenen Völker herausgab.

Aus: GfbV-Unterrichtseinheit "Der hohe Preis des Goldes: Den Yanomami-Indianer im Amazonas-Regenwald" von Astrid Pange, Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt (27. August 1993)



obenDie unheile Welt von Glücksrittern, Indianern und Soldaten
In Brasilien besteht kaum ein echtes Interesse, die Morde an den Yanomamis aufzuklären.

(...) Obschon die Bundespolizei emsig ermittelt, obschon die Armee den Dschungel nach den Verantwortlichen der Yanomami-Massaker durchkämmt - der Eindruck mangelnden lnteresses und echten Willens auf höchster politischer Ebene am Ausfindigmachen der Täter lasse die blutige Sache wie so viele andere zuvor einfach versanden, trifft wohl zu: ,,Wir werden nicht zulassen, daß ein halbes Dutzend lndianer hier den Fortschritt aufhält", hatte Roraimas Gouverneur Fernando Ramos Pereira schon 1979 proklamiert. Das ist auch die Überzeugung von Elton Röhnelt, einem an der Goldsucherei reich gewordenen Südbrasilianers deutscher Abstammung.
lm indianerfreien, aber längst ausgelaugten ,Serra Pelada" konnte Elton Röhnelt seinen persönlichen Reibach nie gemacht haben - dafür ist er entschieden zu jung. Also ,,empfahl" sich der erfolgreiche Goldschürfer dank einer unbestimmten Anzahl lndianermorde.
Wo denn, außer in lndianerreservaten, liegen die ergiebigsten Goldadern Brasiliens? ,,Hier ein Kraftwerk, dort eine Straßenverbindung", läßt Röhnelt in seiner Eigenschaft als Energie-Staatssekretär Roraimas mit Steuergeldern seit ein paar Jahren bauen - lnfrastruktur für Schürfkonzerne, die nach Überzeugung des schwergewichtigen Zeitgenossen ,schon in den kommenden Jahren in den Yanomami-Reservaten nach Gold suchen werden". "Und dann", ergänzt er, der seine Hemden in London kaufen läßt, "bin auch ich wieder dabei".
Kaum jemandem, der in Brasilien politischen Einfluß hat, will in den Kopf, daß 9.000 Yanomami ein unantastbares Reservat von der Ausdehnung Portugals bevölkern dürfen. Dem Militär paßt das nicht ins Konzept, weil das seine Bewegungsfreiheit im Grenzgebiet der Amazonasregion einschränkt. Andererseits macht das Oberkommando keinen Hehl aus der Sorge über die wachsende soziale Unruhe in Brasilien. Vom Revolutionstrauma geplagt, sähen es die Generale nicht ungern, die Brotlosen dorthin zu schicken, wo es den Reichtum nur auszugraben gilt und Raum in Hülle und Fülle da ist.
Die Elite des Landes kleidet ihr Reichtumsstreben in die entwicklungspolitische Floskel, ein armer Staat wie Brasilien könne es sich nicht leisten, die unter dem Yanomami-Boden schlummernden Reichtümer gar nicht erst anzutasten. Die Rechte und die Armee dringen im Kongreß von Brasilia daher darauf, ein altes Konzept wieder umzusetzen; nämlich das Reservat der Yanomami in 19 zum Teil weit auseinanderliegende Urwaldinseln aufzuteilen und die Zwischenräume dieses Brockens Schöpfung dem Gewinnstreben der Goldsucher anheimfallen zu lassen.

Aus: GfbV-Unterrichtseinheit "Der hohe Preis des Goldes: Den Yanomami-Indianern im Amazonas-Regenwald droht der Untergang" von Ulrich Ackermann in der Frankfurter Rundschau (2.9.93)


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